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Netzwerkplayer/Verstärker Naim Uniti Atom – Stylisch-audiophile All-in-One-Lösung

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Der Anspruch ist hoch: Ein heutiger Netzwerkplayer soll die Files unserer Festplatte verwalten, streamen und konvertieren, unsere Musik in einer Bibliothek organisieren, diese Musiksammlung plus der Angebote der Online-Dienste per App offerieren und sie dann via Multiroom im ganzen Haus verfügbar machen. Könnte er dann noch analoge Zuspieler einbinden, alle Musiksignale selbst verstärken, mit pfiffigen Features punkten, intuitiv zu bedienen sein, reibungslos arbeiten und mit einem megaschicken Design beeindrucken … Zuviel verlangt? Offenbar nicht: Der neue Naim Uniti Atom schickt sich an, die großen Ansprüche auf kleinem Raum zu erfüllen – wir haben getestet, ob ihm das gelingt.

Noble Erscheinung: Der Naim Uniti Atom bietet im kompakt-eleganten Format eine musikmediale All-in-One-Lösung.

Mit der Uniti-Serie ist Naim ein Volltreffer geglückt. Der britische HiFi-Traditionalist hat seine Expertise in punkto hochwertiger Wiedergabe schon frühzeitig auf die Anforderungen des modernen Musikhörens (vulgo: Streaming) angewendet. Das führt zu technisch ausgereiften Lösungen, von denen auch die Uniti-Reihe profitiert. Beim gelungenen Design hat man dann manch Markantes und Elegantes benachbarter Serien aufgegriffen und daraus dann eine neue Produktfamilie von All-in-One-Playern kreiert, in welcher der Uniti Atom das kompakteste Modell ist – und nun in der zweiten Generation auf den Markt kommt. Mit den Maßen 9,5 x 24,5 x 26,5 Zentimeter erweist sich der Uniti Atom als kompakter Kubus, er überrascht aber mit einem Gewicht von sieben Kilogramm. Dies ist dem schwerwiegenden technischen Innenleben geschuldet, aber auch dem betriebenen exzellenten Materialaufwand, dem die Fertigungsqualität in nichts nachsteht. Die Oberseite des Atom ist in millimeterdickem, gebürstetem Aluminium gehalten, aus diesem Material bestehen auch die massiv-markanten Rippenkühlkörper, die eine Reverenz an Naims Referenz-Endstufen der Statement-Serie sind. In den inneren Ausfräsungen der Kühlkörper sind übrigens die WLAN-Antennen integriert. Ihre Unsichtbarkeit bewahrt das nahtlose Design des Uniti Atom – und das ist auch gut so, denn dieser Netzwerkplayer ist ausgesprochen stylisch. Dazu trägt insbesondere die Front aus eineinhalb Zentimeter dickem Plexiglas bei. Die schon in der gegenwärtigen Architektur beliebte Verbindung von Glas und Metall sorgt auch hier beim Produktdesign für eine cool-stylische Anmutung – und sie strahlt eine extreme Hochwertigkeit aus.

Das elegante Design beruht auf einer attraktiven Kombination von Glas und Metall, das perfekt gebürstete, schwarze Aluminium steigert die hochwertige Ausstrahlung.

Exzellentes Farbdisplay, einzigartige Lautstärke-Regelung

Im Zentrum der Scheibe thront ein großes, hochauflösendes LCD-Farbdisplay, hier wird während des Abspielens von Musiktracks das Cover in brillanter Qualität abgebildet, selbst bei einem seitlichen Blick auf den Bildschirm bleibt die hohe Abbildungsgüte samt dem sehr guten Kontrast gewahrt. Natürlich dient dieses Display auch der Information. Hier wird auch je nach Anwendungsfall das Menü samt der aktuellen Einstellungen abgebildet, das Quellenangebot, die aktuelle Lautstärke oder die Angaben zum aktuellen Track: Name des Songs, des Interpreten und des Albums, die gesamte Laufzeit und die verstrichen Zeit des Tracks, dazu die Nennung der Quelle, von der zugespielt wird.
Sehr clever: Durch einen Sensor erkennt der Uniti Atom, dass man sich ihm nähert – und schon springt das Disply von der schicken, reinen Cover-Abbildung zur kombinierten Cover- und Metadaten-Anzeige. Die File-Qualität wird hingegen nur in der App angezeigt, auf diese Tablet-Variante der Fernbedienung kommen wir später zu sprechen. Erst mal zur Nahbedienung: Sie ist über frontseitig über vier Taster für An/Standby, Spielen/Pausieren, Quellenwahl und Favoritenspeicherung möglich. Die Taster sind in die Glasplatte eingelassen, ihre Symbole sind beleuchtet – das sieht richtig schick aus. Getoppt wird die noble Erscheinung nur noch durch das einzigartig inszenierte Volumenrad, das wir schon vom bereits getesteten Naim Mu-so 2 kennen, aber eigentlich von der Statement-Referenzverstärkern stammt: Die analoge Lautstärkeregelung, die über ein präzises digitales Stellsystem angesteuert wird, ist in die Decke des Uniti Atom eingelassen. Sie wird von einer weißen Lichtkorona illuminiert, die zugleich den sanften, kraterförmigen Anstieg der Einfassung markiert. Das eigentliche Rad besteht aus einem zehn Zentimeter durchmessender Ring. Er ist kugelgelagert und lässt sich deshalb mit einer sensationellen Geschmeidigkeit drehen. Was für ein haptisches Erlebnis! Beim genussvollen Drehen des Rings wird nun auf der glänzend schwarzen Scheiben, die er einfasst, die Veränderung der Lautstärke angezeigt – durch nach und nach aufscheinende, feine Kreissegmente. Im Lautstärkeregler ist übrigens die Antenne für den Buetooth-Betrieb untergebracht – damit sind wir schon bei den Streaming-Fähigkeiten und Eingängen des Uniti Atom.

Das große Display liefert ein exzellentes Bild – und erhöht durch die Präsentation des Covers die Attraktivität des Uniti Atom. Die vier Taster zur Rechten dienen der Nahbedienung des Players.

Umfassende Streaming-Möglichkeiten

An Streaming-Möglichkeiten präsentiert der Uniti Atom ein üppiges Angebot. Die höchsten HiRes-Qualitäten gehen dabei über WLAN und LAN: Von der NAS im heimischen Netzwerk oder dem hier vernetzten Computer akzeptiert der Uniti Atom PCM bis 384 Kilohertz / 32 Bit und DSD bis DSD128 im DoP-Verfahren. Naim rät zur kabelgebundenen LAN-Verbindung, da der Stream so stabiler und der Klang besser ist. Ein neues Feature der zweiten Generation des Atom ist Roon Ready, womit eines der ausgereiftesten Musik-Management-Systeme zur Verfügung steht – sofern man einen kostenpflichtigen roon-Acount besitzt. Das nächste neue, aber frei zugängliche Feature ist Chromecast built-in. Dieser Google-Dienst vereinfacht das Streaming von Musik, etwa bei der Einrichtung einer Multiroom-Beschallung, die der Uniti Atom mit seinen Serien-Kollegen eh schon beherrscht: Bis zu sechs Uniti-Player können parallel die gleiche Musik im ganzen Haus wiedergeben. In den Multiroom-Modus lassen sich ebenso die Naim Mu-So All-In-One Lautsprecher und die Naim-Streamer einbeziehen. Über Chromecast built-in kann man aber auch Produkte einiger anderer Hersteller einbinden, zudem lässt sich so Musik vom Smartphone einfach und direkt über den Uniti Atom abspielen. Dafür muss man allerdings Googles Nutzungsbestimmungen akzeptieren und damit die Nutzung der persönlichen Daten. Das kann man ablehnen, dann bleibt Chromecast built-in aber deaktiviert. Für iOS-Affine gibt es als alternative Streaming-Möglichkeit Apple AirPlay, so können Titel von iTunes oder Apple Music abgespielt werden. Für Androiden bietet sich da Bluetooth mit dem Codec aptX HD an, der das Streamen hochauflösender Musik ermöglicht.

Der Bildschirm visualisiert zudem alle aktuellen Informationen – etwa das Angebot an Eingängen und Schnittstellen.

Online-Dienste und Schnittstellen

Über den Uniti Atom lassen sich auch Musik-Online-Dienste einbinden, Spotify Connect und Tidal sind schon vorinstalliert, Deezer und Google Play Music sind über Chromecast built-in anwählbar, ebenfalls Tidal, was sich hier aber bei der Wiedergabe mehrsekündige Pausen zwischen den Tracks gönnt. Wenn man die Musik in bestmöglicher Qualität und ohne Werbeunterbrechungen hören möchte, benötigt man für sämtliche dieser Dienste einen kostenpflichtigen Account. Kostenfrei ist hingegen der Internetradio-Zugang: Via vTuner hat man Zugang zu den Web-Radiostationen dieser Welt. Radioempfang per FM oder DAB+ ist hingegen nur mit einem optional erhältlichen Modul möglich. Über diese Streaming-Fähigkeiten hinaus bietet der Uniti Atom auch die Möglichkeit, klassische Zuspieler in nächster Nähe anzuschließen. Digital präsentiert er eine elektrisch-koaxiale und zwei optische S/PDIF-Schnittstellen, hier lassen sich Fernseher, TV-Receiver, CD-Spieler oder Spielkonsolen anschließen, PCM funktioniert hier bis 192 Kilohertz/24 Bit, über den elektrischen Input läuft außerdem DSD64 (DoP). Alternativ geht dies auch über die optionale HDMI-Schnittstelle, die in der Grundausstattung allerdings nicht eingebaut ist. Dafür bietet der Uniti Atom noch front- und rückseitig jeweils einen USB-A-Port, hier nimmt der Player eine externe Festplatte oder einen USB-Stick in Empfang. Auf der analogen Seite verfügt der Uniti Atom über einen unsymmetrischen Audio-Eingang, hier funktionieren alle Komponenten mit Line-Pegel-Signal.

Das zweite optische Highlight ist die illuminierte Lautstärkeregelung auf der Oberseite: das exzellent gängige Volumenrad zeigt über kreisförmig angeordnete, schmale Leuchtsegmente die Lautstärke an.

Verstärker und Ausgänge

Auf analoger Seite gibt es zudem einen ebenfalls unsymmetrischen Ausgang, falls man einen Subwoofer ansteuern möchte oder den Uniti Atom mit einer leistungsstärkeren Endstufe betreiben will und nicht mit dem Vollverstärker, den der All-in-One-Player an Bord hat. Zur der Amplifikation verfügt er über eine zweimal vierzig Watt starke Verstärkersektion. Hier hat man sich bei der Entwicklung von dem bestens beleumundeten Naim NAIT-Vollverstärker inspirieren lassen und dessen Schaltung für den Uniti Atom adaptiert und aktualisiert. So kommt auch hier eine Class-AB-Schaltung zu Zuge. Dies ist die verbreitetste Verstärkerbauart, denn sie vereint die saubere, sehr verzerrungsarme Arbeitsweise der Class A-Schaltung mit der Effizienz und hochgradigen Verstärkungsfähigkeit der Class B-Schaltung. Nach getanem Verstärkungswerk gibt der Uniti Atom das Signal über vier Lautsprecherbuchsen aus, die den Anschluss eines Boxenpaares ermöglichen. Dafür muss das Lautsprecherkabel mit Banana-Steckern ausgerüstet sein, blanke Litze oder Kabelschuhe passen nicht. Naim legt dem Uniti Atom deshalb zur Kabelkonfektionierung Lautsprecherstecker bei, die im Falle eines Falles die Umrüstung ermöglichen. Wer die Musik nicht über Boxen hören möchte oder zu leisen Zeiten trotzdem laut hören möchte, wird sich über den Kopfhörerausgang freuen, auf der Front steht dafür eine 3,5-Millimeter-Klinkensteckerbuchse bereit.

Die rückseitigen Anschlüsse umfassen digitalseitig einen LAN/Ethernet-Anschluss in Form einer RJ45-Buchse, einen USB-A-Port, der durch einen zweiten USB-Eingang auf der Front ergänzt wird, sowie zwei optische und einen elektrischen S/PDIF-Input. Analogseitig kommt ein Line-Eingang hinzu, ein Subwoofer/Endstufe-Ausgang in Cinch-Ausführung und ein Lautsprecher-Anschluss in Form von vier Bananas-Buchsen runden das Anschluss-Angebot ab.

Fernbedienung und App

Der Uniti Atom lässt sich nicht nur nah-, sondern auch fernbedienen. Das ist komfortabler und geht auf zwei Arten: Per App oder via klassischem Befehlsgeber. Er setzt sehr schön den Style des Players fort. Mit der Kantigkeit des Gehäuses, der glänzenden Oberfläche, dem matt abgesetzten Kopfende und dem identischen Tastendesign greift diese Fernbedienung die Gestaltung es Atom auf. Die Kommunikation mit dem Player läuft über den Funknetz-Standard ZigBee, deshalb braucht man auch keine freie Sichtachse zum Atom, zudem funktioniert der Datenaustausch bidirektional: Die Fernbedienung gibt über die Tasten, die mechanisch einen guten Druckpunkt haben, Befehle aus, sie reagiert aber auch auf Veränderungen am Player. So wird die Erhöhung oder Reduzierung der Lautstärke hier ebenfalls durch hinzutretende oder verschwindende LED-Kreissegmente angezeigt. Sehr schick! Überhaupt sorgt die Beleuchtung, die auch die Symbole der Tasten erhellt, für einen richtigen Wow-Effekt: Sobald man den Ferngeber leicht anhebt, erstrahlen kurzzeitig alle Bedienelemente in weißem Licht. Die Bedien-Alternative ist die Naim-App, die es sowohl für iOS als auch für Android gibt und im jeweiligen App Store kostenfrei heruntergeladen werden kann. Sie läuft hochstabil, ist optisch ansprechend und übersichtlich, sie ermöglicht die Einrichtung einer Musikbibliothek, das Anlegen von Playlists und das Msuik-Management beim Multiroom-Betrieb. Eine Sortierfunktion für die Musiktracks, etwa für die Filterung nach der File-Qualität oder für die Suche nach anderen Metadaten, fehlt allerdings.

Stimmig: Die Fernbedienung harmoniert perfekt mit dem Uniti Atom und beeindruckt wie der Player durch die effektvolle Beleuchtung – selbst bei der Lautstärke-Anzeige durch LED-Segmente.

Vorbildlich einfach: Anschluss und Einrichtung

Bei der Einrichtung zeigt sich besonders deutlich, dass Naim das Metier schon lange beherrscht und deshalb ausgereifte Lösungen präsentiert: Die Installation könnte leichter kaum sein. Der Uniti Atom führt uns mit einer vorbildlichen Schritt-für-Schritt-Anleitung durch die Installation. Dabei ist das Display mit den bebilderten Anweisungen natürlich eine große Hilfe. Die Einrichtung funktioniert wahlweise mit der mittgelieferten Fernbedienung am Player oder über die von uns favorisierten App. Nach der Wahl der Netzwerkanbindung – kabelgebunden über LAN oder strippenfrei per WiFi, wofür wir uns entscheiden – wird der Uniti Atom sofort gefunden, mit einem Fingertipp ist das Redaktions-Netzwerk entdeckt, nach der Passworteingabe ist der Player im Netzwerk. Sofort werden wir informiert, das unsere Software auf dem neuesten Stand ist – wenn nicht, geht das Update per Knopfdruck, ohne irgendwelche Verkabelung. Prima! Wir können unserem Testgerät jetzt noch einen Namen geben, wir taufen ihn auf „Uniti Atom lite media“. Schon wird uns mitgeteilt, das Chromecast built-in integriert ist und genutzt werden kann. Ja, machen wir! Danach fragt uns der Uniti Atom, ober er auch als UPnP-Musikserver arbeiten soll – ja, bitte! Damit sind die grundlegenden Einrichtungsschritte erledigt. Prompt erscheint der Startbildschirm und bietet uns alle möglichen Quellen zur Auswahl an. Das beginnt bei den per Kabel angeschlossenen analogen oder digitalen Zuspielern, reicht über die via Chromecast built-in eingebundenen oder direkt über die App verfügbaren Online-Musikdiensten (für die man natürlich einen Account besitzen muss) und mündet im weltweiten Musikangebot des Web-Radios – und dazu kommt natürlich unsere eigene Musiksammlung auf dem Server unseres Netzwerks. Es kann also losgehen!

Die Naim-App erweist sich als ausgereift: Die Schritt-für-Schritt-Einrichtung führt uns über die Auswahl deraktuellen Komponente (Bild 1) über die Paarung mit der Fernbedienung (Bild 2) zur prompten und problemfreien Einbindung des Uniti Atom (Bild 3).

Der Naim Uniti Atom in der Praxis

Weil wir den Naim Uniti Atom zuerst am Redaktionsschreibtisch auf seine Funktionsvielfalt hin abgeklopfen, läuft der Netzwerkplayer die erste Zeit über Kopfhörer – und das ist schon ein Genuss. Wir hören mit dem von uns bereits getesteten High End-Kopfhörer MrSpeakers Ether 2, uns geht die wunderbare Aufnahme „A Trace Of Grace“ durch den Kopf, die Monteverdi-Hommage des Serpent-Spielers Michel Godard, der hier mit seiner Begleitcombo einen begnadeten Brückenschlag von Alter Musik zum Jazz betreibt. Serpent? Ja, das ist ein historische Blasinstrument mit schlangenförmig gewundenem Rohr – und mit diesem eigentlich als Bassinstrument verwendeten Serpent bläst Godard nun eine wunderbar wehmütige Improvisation. Wir sind gefangen von diesem eigentümlichen Instrumentenklang, den der Uniti Atom uns mit allen Details präsentiert: Wir erleben eine flügelhornartige Weichheit, ein gedämpftes Anblasgeräusch, das von den Lippen am Kesselmundstück erzeugt wird, einen gedeckten Ton, der durch die Lederbekleidung des geschlängelten Rohrs entsteht – das ist schlichtweg faszinierend! Godard soliert über ein Monteverdi-Motiv, das der Theorbist Bruno Helstroffer dem gesamten Stück unterlegt, aber darüber selbst erst mal eine kunstvolle Einleitung spielt. Auch diese Langhalslauten-Intro klingt voll und rund, der Uniti Nova bildet neben dem drahtig-metallischen Ton sehr gut den Bassreichtum des Instruments ab. Naim hat hier einen Kopfhörerverstärker mit deutlich erweiterter Basswiedergabe versprochen – und Wort gehalten. Das ist gut so, denn der Uniti Atom besitzt keinerlei Klangregelung auch das ist ein selbstbewusstes Statement von Naim. Auch dem großen Serpent kann man so selbst in leisen Passagen sein Volumen und die im innewohnende Kraft anmerken. Dazu trägt natürlich auch die gelungene Wiedergabe bei: Die in hochauflösendem DSD128 vorliegende Aufnahme wird vom Atom mit Klarheit und Transparenz wiedergegeben, die Instrumente besitzen eine schöne Plastizität. Das macht das Entdecken von so exotischen Instrumenten wie Serpent und Theorbe, die man vielleicht hier zu ersten mal hört, leicht und spannend – und zu einem aufschlussreichen Kennenlernen, weil man jedes Detail ihres Charakters wahrnehmen kann. Weil wir deshalb auch ordentlich laut hören, vernehmen wir ein Rauschen bei der Wiedergabe – das zum großen Teil der Aufnahmen zuzuschreiben, die in der Abteikirche des französischen Klosters Noirlac entstanden ist, andererseits dem höheren Lautstärkebedarf dieser etwas leise gepegelten Produktion, es ist aber auch in zartem Umfang eine Zutat des Uniti Atom, wie wir beim Vergleich mit der bestechend sauberen Aufnahmen des Songs „Liberty“ von Annette Askvik feststellen – dafür müssen wir aber schon ordentlich aufdrehen. Wie klingt es nun es sich nun über Lautsprecherboxen?

Wer Chromecast built-in nutzen möchte, muss den Nutzungsbedingungen zustimmen (Bild 1) – und sollte dann in der App unter „Sonstiges“ prüfen, ob „Google Analytics“ aktiviert ist. Danach präsentiert die App das Quellenangebot des Uniti Atom (Bild 2). Aktuell laufende Tracks werden mit Cover und den Metadaten angezeigt, dazu kommen alle notwendigen Player-Infos und-Bedienmöglichkeiten (Bild 3)

Verfeinerte Transparenz

Wir haben den Uniti Atom dafür an die Focal Aria 926 angeschlossen, den es momentan im Bundle mit dem Netzwerkplayer gibt. Der passive Drei-Wege-Schallwandler ist die kleinsten Standlautsprecher der Aria-900-Serie, sorgt aber mit der für Focal typischen Hochton-Inverskalotte, dem Mittel- und Tieftöner mit Glasfaser/Flachsfaser-Sandwich-Membran und seiner Bassreflex-Abstimmung für einen vollen Klang mit schneller Ansprache. Wenn wir nah an die Boxen herangehen, ist auch hier das leichte Rauschen zu vernehmen, aber am Hörplatz spielt es keine Rolle mehr. Prima! An den Focal-Lautsprechern macht der Uniti Atom nun eine noch viel bessere Figur: Die Transparenz ist verfeinert, „Liberty“ von Annette Askvik hat jetzt genau jene Klarheit, für die wir diesen Song so lieben, auch jene Offenheit, die diese von sphärischen Elektronik-Klängen unterlegte und mit einem grandiosen Hall versehen Aufnahme auszeichnet: Insbesondere die Töne des Saxofonisten Petter Wettre, der ein grandioses Gänsehaut-Solo spielt, schwirren im Raum und entschwinden schließlich am akustischen Horizont. Sehr gut! Im Bass erleben wir eine schlank-konturierte Wiedergabe mit gutem Punch, die untersten Bässe sind mit der Focal-Box ein wenig unterrepräsentiert. Wir tauschen sie gegen unsere bewährten Canton Reference 7.2 DC aus – da sind sie, die ganz tiefen Töne. Und dafür, dass der Uniti Atom nur über 40 Watt Leistung verfügt, übt er bis zu überraschend hohen Pegeln richtig Duck und Kraft aus. Natürlich ist da eine Grenze, der Uniti Atom glänzt eher als fein- denn als grobdynamischer Verstärker, deshalb harmoniert er insgesamt mit den Focal-Schallwandlern noch besser als mit den eher leistungshungrigen Canton-Schallwandlern. Seine audiophile Klangqualität beweist der Uniti Atom auch abseits des Netzwerk-Streamings an den andern Eingängen. Die Wiedergabe über den analogen Eingang ist ebenfalls amtlich, aber besonders bemerkenswert finden wir die richtig gute Qualität über die Bluetooth-Verbindung: Durch die Verwendung des Codec aptX HD erweist sich dieser Funkstandard als absolut vollwertiger Übertragungsweg, der den Musikspaß, den wir mit dem Uniti Atom haben, eindrucksvoll akustisch abrundet. Am Ende des Tests fällt uns auf: Wir haben nicht einmal mit der Technik gehadert, es gab weder beim Streamen der Musik noch bei der Bedienung der App Aussetzer oder verzögerte Reaktionen, Davon ist der Uniti Atom frei, hier zahlt sich die neue selbstentwickelte Streaming-Plattform mit hoher Prozessorleistung aus – wir haben selten einen so stressfreien Test einer Digitalkomponente erlebt.

Der schicke Netzwerkplayer passt besonders zu einem modernen Ambiente, hier spielt er im Verbund mit der Focal Aria 926 als Lautsprecher.

Fazit

Der Naum Uniti Atom erweist sich als exzellente All-in-One-Lösung, die nur noch zweier Lautsprecher Bedarf um, als audiophile, komplette und überaus schicke Musikzentrale modernen Stils zu glänzen. Äußerlich beeindruckt der Atom durch das stylische, megaschicke Design, das erstklassige Farbdisplay und die geniale Lautstärkerad-Lösung. Technisch überzeugt er durch seine HiRes-Fähigkeit bis PCM 384 kKilohertz/32 Bit sowie DSD128 (DoP), sein Anschluss-Portfolio umfasst die digitale Schnittstellen von WLAN und LAN über USB und S/PDIF bis hin zu Bluetooth aptX HD, dazu kommt ein analoger Input. Zur Vielseitigkeit gehört auch die Integration von Chromecast built-in und Roon Ready, die Multiroom-Einbindbarkeit in ein Hausbeschallungs-Netzwerk, hier als Musikserver einsetzbar zu sein – und die Fähigkeit, mit dem integrierten 40-Watt-Verstärker selbst die Amplifikation zu übernehmen. Klanglich zeigt sich der Atom als neutral und ausgewogen, er bietet ein wunderbar offenes und transparentes Klangbild. Nicht zu überschätzen ist die zudem Reibungslosigkeit des Streamings und der gesamten Bedienung. Was oft versprochen wird, löst der Uiniti Atom ein: Ein absolut leichtes Handling.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 94/95
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

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190901Focal-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Naim
Uniti Atom
Produktkategorie:Netzwerk-Player/Streaming-Amp
Preis:- Naim Uniti Atom: 2.759,00 Euro
- Bundle: Naim Uniti Atom + Lautsprecher Focal Aria 926 (Finish nach Wahl) 4.499,00 Euro
Garantie:- 2 Jahre (nach Registrierung: 5 Jahre)
Ausführungen:Schwarz
Vertrieb:Focal Naim Deutschland, Rosengarten
Tel.: 04105 7705-0
www.music-line.biz
Abmessungen (HBT):95 mm x 245 mm x 265 mm
Gewicht:7,1 kg
Eingänge digital:1 x Apple AirPlay
1 x Bluetooth aptX HD
1 x WLAN
1 x LAN (Ethernet, RJ45)
2 x USB-A
2 x S/PDIF optisch (TosLink)
1 x S/PDIF elektrisch (Koax)
Eingänge (analog):1 x Line (Cinch)
Ausgänge (analog):1 x Subwoofer/Endstufe (Cinch)
1 x 3,5-mm-Kopfhörerbuchse
1 x Lautsprecher
Unterstützte Audio-Dateiformate:- PCM: FLAC, Apple Lossless (ALAC), WAV, AIFF
- DSD: DSF, DFF, DoP
- MP3, AAC, Ogg Vorbis, WMA
Maximale Samplingraten/
Auflösungen:
- WAV: PCM 384 kHz / 32 bit
- FLAC, AIFF, ALAC: 384 kHz / 24 bit
- MP3, AAC, OGG, WMA: 48 kHz / 320 kBit (16 Bit)
- DSD: DSD128 (DoP)
Maximale Samplingrate/
Auflösung der verschiedenen Schnittstellen:
- LAN, WLAN, USB: PCM 384 kHz / 32 bit, DSD128 (DoP)
- S/PDIF elektrisch: PCM 192 kHz / 24 bit, DSD64 (DoP)
- S/PDIF optisch: PCM 96 kHz / 24 bit
Unterstützte Streamingprotokolle/-dienste:UPnP, Roon Ready, Apple Airplay, Bluetooth apt X HD, Spotify Connect, Tidal, vTuner
Leistung:2 x 40 Watt/8 Ohm
Lieferumfang:- Naim Uniti Atom
- Fernbedienung + 4 Batterien (AAA)
- Netzkabel (1,8 m)
- 2 Lautsprecher-Stecker
- Reinigungstuch
- Quick Start Guide (Englisch), Sicherheitsinformationen (mehrsprachig)
Optionales Zubehör:- HDMI-Modul (HDMI ARC)
- Radio-Modul (FM, DAB+)
Pros und Contras:+ ausgezeichneter Klang
+ exzellentes Design
+ hervorragende Verarbeitung
+ HiRes bis PCM 384 kHz / 32 bit und DSD128 (DoP)
+ ausgereifte, stabile Performance ohne Aussetzer
+ sehr gute, intuitive Bedienung
+ großes, hochqualitatives Farbdisplay
+ Roon Ready

- Radiomodul für FM DAB+ nur optional
- kein USB B-Port für kabelgebundenen Computeranschluss
Benotung:
Klang (60%):93/95
Praxis (20%):95/95
Ausstattung (20%):94/95
Gesamtnote:93/95
Klasse:Spitzenzklasse
Preis-/Leistunggut

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Kopfhörer-Verstärker SPL Phonitor xe – Mit der Matrix zum natürlichen Musikgenuss

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Die Musik spielt mitten im Kopf? Die Abbildung besitzt wenig Tiefe? Die Musiker stehen unnatürlich weit auseinander? All diese Effekte können beim Musikgenuss mit Kopfhörer den Hörspaß trüben. Der SPL Phonitor xe verspricht hier audiophile Abhilfe mit seiner Matrix, die für ein natürliches Hörempfinden sorgt – und jetzt ist der clevere Kopfhörer-Verstärker auch mit einem Klasse-Konverter zu haben, der HiRes bis PCM 768 Kilohertz/32 Bit sowie DSD265 ermöglicht. Wie die Matrix funktioniert und was der Phonitor xe noch alles kann, haben wir getestet.

Der Phonitor xe ist ein echter Hingucker. Dafür sorgen die gerundete Formgebung, die rote Front sowie das Design, das Cockpit-Flair und Retro-Charme vereint. Hier fallen insbesondere die analogen VU-Meter ins Auge.

Phonitor? Klingt wie eine Kofferwort – und ist auch eins: Es verbindet „Phones“, das englische Kurzwort für Kopfhörer, mit, „Monitor“, dem im Tonstudio verwendeten Lautsprecher zum Abhören von Aufnahmen und Produktionen. Für den Studio-Bereich hat SPL der Phonitor auch ursprünglich entwickelt: Hier soll er das Mixen und Mastern mit einem Kopfhörer ermöglichen – aber ohne dessen harte Trennung der Kanäle und weiterer Nachteile, die zu einer unnatürlichen, Super-Stereoeffekt genannten Abbildungsweise führt. Die Darstellung soll statt dessen so sein, wie sie von zwei Lautsprechern im Raum erzeugt wird – aber bitte ohne die akustisch negativen Einflüsse, die ein realer Raum meist mitbringt. Dieser Ansatz hat gezündet: Im Profi-Bereich ist SPL längst mit verschiedenen Phonitor-Varianten und -Generationen erfolgreich, nun möchte die Niederkrüchtener Manufaktur auch uneingeschränkt die privaten Audiophilen für sich gewinnen. Deshalb bietet das neueste Modell Phonitor xe einen frischen DAC, der mit seinen deutlich gesteigerten HiRes-Qualitäten dem anspruchsvoll-modernen Musikhören mit hochauflösenden Files Rechnung trägt.

Die analogen, beleuchteten VU-Meter tragen zu dem Retro-Look bei. Die Intensität des Zeiger-Ausschlags ist über den VU-Schalter, der rechts vom großen Lautstärke-Drehgeber sitzt, veränderbar.

Cockpit-Flair und Retro-Chic

Rein optisch ist der Phonitor xe ein wohnzimmerisiertes Studio-Gerät: Einerseits betont der Verstärker das Funktional-Technische und verströmt durch die Art und Anordnung der Knöpfe, Schalter und Anzeigen fast schon ein Cockpit-Flair. Andererseits beweist der xe seine Einpassungsfähigkeit in das heimische Ambiente. Dafür sorgen die sofort erkennbare exzellente Verarbeitungsqualität, wodurch der Verstärker seine Hochwertigkeit förmlich ausstrahlt, und das ansprechende Design – sofort ins Auge fallen hier die gerundete Formgebung des stabilen Aluminiumgehäuses, die metallic-rote Front unseres Testgeräts (alternativ gibt es den xe mit mattsilberner oder mattschwarzer Stirnseite) sowie der Retro/Analog-Chic. Er zeigt sich im Verzicht auf Taster, Digitalanzeigen und Leuchtdioden, einzige Ausnahme ist die als Positionsmarkierung dienende LED auf dem zentralen, großen Lautstärkeknopf. Der Retro/Analog-Style zeigt sich zudem im Einsatz zweier zeigerbewehrter VU-Meter, welche an die Verstärker vergangener Dekaden erinnern. Diese Stereo-Anzeige ist in zwei Stufen an die Stärke des Eingangssignal anpassbar, sodass ein optisch optimaler Ausschlag zu sehen ist. Das Zucken der Zeiger wird durch die zugespielte Musik erzeugt – und diese Einspeisung ist auf mehreren Wegen möglich.

Der große Volumenregler ist zentral platziert, mit einer roten LED gibt er selbst im Dunklen eine gute Orientierung über die eingestellte Lautstärke. Diese LED leuchtet auch, wenn der Phonitor xe mit dem frontseitigen Standby-Schalter deaktiviert ist, erst die Betätigung des rückseitigen An/Aus-Schalters lässt die Lampe erlöschen. Unter dem Phonitor erkennt man die schockabsorbierenden, mit Gummipuffern versehenen Standfüße.

Amtliche Eingänge, exzellenter HiRes-DAC

Analog bietet der Phonitor xe einen symmetrischen XLR- und einen unsymmetrischen Cinch-Eingang. Ist das hier angeschlossene Signal schwach, kann man mit einem Schalter, der im Boden des Phonitors untergebracht ist, die Eingangsempfindlichkeit steigern. Trotzdem ist der symmetrische Signalweg aufgrund der per se besseren Qualität immer zu bevorzugen. Nun zur Digitalsektion: Sie ist Dank des frischen Digital-Analog-Konverters, der den alten und limitierten DAC ablöst, das neue Highlight dieses Kopfhörerverstärkers. Dieser Wandler ist klanglich auf kleinste Verzerrungen und größtmögliche Dynamik getrimmt, er ist in der Lage, HiRes-Files bis PCM 768 Kilohertz/32 Bit und DSD265 wandeln. Das sind Wahnsinnswerte, damit ist der Phonitor xe absolut zukunftsfest. Diese Maximalqualitäten sind allerdings nur über den USB-B-Port möglich. Wer hier einen Computer oder Laptop anschließt, legt im Falle eines Mac oder iDevice, direkt los, Windows-Rechner hingegen benötigen eine Treibersoftware , die auf der SPL-Homepage bereitgestellt wird (hier geht es zum Download). Die anderen digitalen Inputs des Phonitor xe akzeptieren Files im Rahmen ihrer festgelegten Spezifikationen: Über die AES/EBU-Schnittstelle, die im Profibereich Standard ist, geht PCM 192 Kilohertz/24 Bit. Diese File-Güte meistert auch der elektrische S/PDIF-Eingang. Der optische Toslink-Input arbeitet bis PCM 96 Kilohertz/24 Bit. Sehr schön: Der DAC kann auch alle Vielfache der natürlich ebenfalls akzeptierten CD-Samplingrate 44,1 Kilohertz verarbeiten, so funktionieren am USB-Port PCM-Files, die die Abtastraten 88,2 Kilohertz, 176,4 Kilohertz, 352,8 Kilohertz oder 705,6 Kilohertz benötigen. Die Format-Diversität, Audio-Qualität und Anschluss-Vielfalt der Digitalsektion möchte man eigentlich nicht missen, trotzdem bietet SPL den xe auch ohne den DAC 768 an – für alle, die bereits einen exzellenten Konverter besitzen.

Der Phonitor xe präsentiert seine Kopfhörerausgänge zusätzlich auch rückseitig. Das bietet sich an, wenn man seinen Kopfhörer dauerhaft angeschlossen lässt. Neben den analogen symmetrischen und unsymmetrischen Eingängen bietet der Verstärker digitalseitig – sofern man ihn mit DAC-Modul erwirbt – einen AES-Input, eine optische und eine koaxiale S/PDIF-Schnittstelle sowie einen USB-B-Port. Bei der Beschriftung SPL hat mitgedacht: Die wichtigsten Angaben sind auch umgedreht aufgetragen. Das Erleichtert die oft kopfüber erledigten Anschlussarbeiten. Der mit „IR PGM Volume“ beschriftete Taster (links) wird betätig, um eine Infrarot-Fernbedienung für die Lautstärkeregelung anzulernen.

Class-A-Verstärker und Voltair-Technologie für saubersten Klang

Das Wandelwerk des DAC, aber auch die analog zugespielten Signale werden für die Kopfhörerwiedergabe von einer Verstärkersektion in Class A-Schaltung aufbereitet. Class A ist wegen der linearen Verstärkung und der Freiheit von Verzerrungen die klanglich beste Amplifikationsart. Dafür ist sie leider alles andere als effizient. Der Wirkungsgrad, also der Faktor der möglichen Verstärkung, ist gering, die Verluste sind hingegen hoch: Ein Gutteil der zugeführten Energie wird nicht in Verstärkerleistung umgesetzt, sondern in Hitze umgewandelt. Deswegen wird der Phonitor xe im Betrieb auch deutlich mehr als handwarm. Zur Kräftigung der Class-A-Schaltung und zur klanglichen Optimierung auch anderer Baugruppen setzt SPL zudem auf die selbstentwickelte „Voltair-Technologie“: Die für die Verarbeitung der Audiosignale zuständigen Operationsverstärker arbeiten hierbei mit einer deutlich höheren Betriebsspannung als üblich. Dadurch kann die Schaltung höhere Maximalpegel verarbeiten. Dies resultiert klanglich in einer geringeren Übersteuerungsanfälligkeit, einer größeren Dynamik und einem Plus beim Rauschabstand. So liefert der Phonitor xe an einem 32 Ohm-Kopfhörer 2,7 Watt und an einem 600 Ohm-Kopfhörer immer noch ein Watt. Der Verstärker dürfte also mit allen gängigen Modellen des Marktes harmonieren. Zudem hat der xe auch noch einen doppelten Turbo in petto: Auf der Unterseite finden wir zwei DIP-Schalter, mit dem einen können wir, wie schon erwähnt, beim analogen Cinch-Input die Eingangsempfindlichkeit von HiFi-Pegel (-10 dBV) auf Studio-Pegel (0 dBu) umstellen, mit dem anderen hingegen lässt sich der Kopfhörerausgang um 22 Dezibel anheben – damit beherrscht der Amp auch die ganz kapriziösen oder schwierig anzutreibenden Modelle. Die Lautstärkeregelung des Phonitor-Verstärkers ist übrigens nicht nur über das große Lautstärkerad auf der Front möglich, sondern auch mit jeder verfügbaren Infrarot-Fernbedienung: Der Phonitor kann auf zwei beliebige Taster des Ferngebers konditioniert werden, so lässt sich das Volumenrad wie von Geisterhand aus der Distanz drehen – der Drehgeber ist nämlich motorisiert.

Der Phonotor xr bietet wahlweise einen symmetrische Ausgang in Form einer vierpoligen XLR-Buchse oder einen unsymmetrischen Ausgang, dessen große Klingekn-Buchse mit „Standard“ bezeichnet ist. Der dazwischen sitzende und mit „F – R“ beschriftete Schalter dient der Umschaltung zwischen front- und rückseitigen Kopfhöreranschlüssen. So bleibt die Vorderseite der Verstärkers kabelfrei, das sorgt für eine aufgeräumtere Optik.

For Your Ears Only: symmetrischer und unsymmetrischer Kopfhörerausgang

Zum Anschluss eines Kopfhörers stehen zwei Buchsen zur Verfügung: Sowohl ein symmetrischer XLR- als auch unsymmetrischer Cinch-Ausgang. Hier ist nach Möglichkeit der symmetrische Ausgang zu bevorzugen. Er wird von zwei Endstufen beliefert und bietet deshalb die doppelte Leistung, was für eine straffere Basswiedergabe und entspanntere Höhen sorgt. Die beiden Ausgänge sind auch noch einmal auf der Rückseite des xe zu finden, so kann man seinen Kopfhörer optisch unauffälliger anschließen. Eine Doppelnutzung – sei es vorn und hinten, sei es symmetrisch und unsymmetrisch – ist nicht möglich. Der Kopfhöreranschluss ist auch der einzige Ausgang des xe. Wer ein Line-Signal abgreifen möchte, etwa für den Betrieb von Aktivboxen, sollte die mit einem entsprechenden Vorverstärker ausgestatteten Schwestermodelle Phonitor x, Phonitor e oder Phonitor 2 in Betracht ziehen.

Die Schalter und Regler der „Matrix“, die für eine lautsprechergleiche Wiedergabe sorgt: Mit „Crossfeed“ stellt man die gewünschte Pegeldifferenz ein, mit „Angle“ legt man die Laufzweitdifferenz fest – und damit den Winkel der imaginierten Boxen in Bezug zum Hörer. Welches Signal über diese virtuellen Lautsprecher Wiedergegeben wird, bestimmt man mit dem Quellenwahlschalter („Source“).

Lautsprechergleiche Wiedergabe mit der Matrix

Wer Musik über Kopfhörer genießt, erlebt eine ungemein intensive, detailreiche Wiedergabe – aber ebenso Effekte, die dem natürlichen Empfinden und der Abmischung der Aufnahme zuwider laufen. Die Musik erklingt mitten im Kopf statt vor uns, die imaginäre Bühne ist nicht übermäßig tief, dafür aber ungemein breit: Die Musiker stehen viel zu weit auseinander. Diese Phänomene heißen Im-Kopf-Lokalistation und Super-Stereo-Effekt. Sie entstehen, weil unsere Ohren die rechten und linken Signalanteile der Stereo-Wiedergabe knallhart getrennt zugeführt bekommen – ohne das Übersprechen, das bei einer Wiedergabe mit einem Lautsprecherpaar stattfindet. Über Boxen gelangt immer auch der links abgegeben Schall an das rechte Ohr und der rechts abgegebene Schall an das linke Ohr. Dies geschieht aufgrund des weiteren Weges mit einer leichten Verzögerung, auch mit etwas geringerem Pegel und – weil unser Kopf dem Schall im Weg ist und ihn bei seiner Ausbreitung ein wenig hindert und verändert– mit eingeschränkten Frequenzumfang. Aus den Laufzeit- und Lautstärkeunterschieden errechnet unser Hirn nun die Information, wo ein Schallereignis herkommt. Dadurch können wir diese Quelle genau orten. So funktioniert die Wiedergabe über Lautsprecher – und für diese Beschallungsweise werden auch fast alle Musikaufnahmen produziert. Deshalb bieten manche Kopfhörerverstärker eine sogenannte Crossfeed-Schaltung: Sie gibt etwas vom rechten Kanal auf das linke Ohr und umgekehrt. Dadurch soll eine lautsprechergleiche Wiedergabe erreicht werden. Dies macht auch die Matrix von SPL – allerdings ist diese Simulation deutlich elaborierter.

Mit dem Mode-Schalter wählt man die Wiedergabe-Weise: Mono, Stereo – oder Stereo mit einer speziellen, sehr sensiblen Panorama-Regelung. Sie wird über den mit „Laterality“ bezeichneten Drehknopf vorgenommen.

Imaginierte Räume, virtuelle Lautsprecher

Wer die Matrix mit dem Kippschalter aktiviert, bekommt gleich zwei Werkzeuge an die Hand: „Crossfeed“ für die Pegeldifferenz und „Angle“ für die Laufzeitdifferenz. Mit „Crossfeed“ verändert man hier also allein die Lautstärke des zum linken Ohr geführten rechten Signalanteils sowie des zum rechten Ohr geführten linken Signalanteils. Diese Über-Kreuz-Fütterung ist in sechs Stufen möglich, so simuliert der Crossfeed-Drehschalter den Einfluss verschiedener Raumgrößen samt ihrer Reflexions- und Dämpfungseigenschaften. Mit „Angle“ hingegen legt man fest, in welchem Winkel die virtuellen Boxen vor uns aufgestellt sind: Bei 22 Grad stehen sie ziemlich eng beieinander, bei 55 Grad hingegen weit auseinander, die Einstellungen „30°“ und „40°“ bewegen sich zwischen diesen Maximalwerten. Der Winkel erscheint uns umso größer, je höher die Laufzeitdifferenz zwischen linkem und rechtem Signal ist. Mit der Veränderung dieser Verzögerungszeit, aber auch mit der Pegelveränderung per „Crossfeed“ können wir also die Illusionsboxen im imaginierten Raum herumschieben und die Größe der abgebildeten Bühne beeinflussen. Sowohl die Pegel- als auch die Laufzeitdifferenz werden dabei frequenzkorrigiert vorgenommen. Das wiederum simuliert den Einfluss unsers Kopfes, der den Schall reflektiert und absorbiert, sodass am rechten Ohr etwas anderes ankommt, als die linke Box abgestrahlt hat und das linke Ohr etwas anderes empfängt, als der rechte Schallwandler gesendet hat. Die Matrix-Schaltung des Phonitors ist also insgesamt ziemlich ausgefuchst – und sie hat gleich zwei positive Auswirkungen: Einerseits bewirkt sie eine lautsprechergleiche Wiedergabe, andererseits vermeidet sie den klanglich schlechten Einfluss eines akustisch unzulänglichen Raums, wie er bei einer echten Boxen-Wiedergabe in einem realen Zimmer auftreten kann. Ein dritter positiver Effekt zeigt sich bei Kopfhörern, die dem Musik-im-Kopf-Effekt durch einen leicht gewinkelten Einbau der ohrennahen Membranen begegnen. Eine normale Crossfeed-Schaltung würde hier zuviel des Guten bewirken und ein verengtes Klangbild erzeugen, die Matrix hingegen kann durch „Crossfeed“ die gestauchte Bühne mit „Angle“ wieder auf Normalmaß weiten. So aufwändig die Matrix ist, so ausgearbeitet ist auch die nun noch zusätzlich angebotene Justiermöglichkeit: die Balance-Reglung, die SPL mit „Laterality“ bezeichnet: Wo andere Schaltungen zur Panoramaveränderung schlicht eine Seite im Pegel absenken, bewirkt der Laterality-Drehschalter, dass nicht nur ein Kanal leiser wird, sondern der andere Kanal im gleichen Maß lauter. Dadurch ist zwar der Einstellbereich deutlich geringer als bei einer üblichen Balance-Regelung, dafür kann man den Links-Rechts-Ausgleich viel sensibler einstellen.

Mäuseklavier im Boden: Mit den beiden DIP-Schaltern auf der Geräteunterseite hebt man einerseits den Kopfhörerausgang um 22 dB an (Schalter 1), andererseits erhöht man den Pegel des unsymmetrischen Cinch-Eingangs von -10 dBV (HiFi-Pegel) auf 0 dBu (Studio-Pegel).

Der SPL Phonitor xe in der Praxis

Wir wollen erst mal wissen, was der Phonitor xe im Normalbetrieb, also ohne die Matrix-Anwendung, als reiner Kopfhörerverstärker leistet. Dafür nehmen wir Eva Cassidys Interpretation von „Bridge Over Troubled Water“, die amerikanische Sängerin hat diesen Klassiker mit ihrer Begleitband live im berühmten Blues Alley-Club in Washington aufgenommen. Eine wunderschöne Interpretation und eine erstklassige Produktion, weshalb wir den Song sehr gerne hören und zum Testen verwenden – und der Phonitor xe verwandelt unsere diesmalige Hörsession in einen absoluten Hochgenuss. Als Kopfhörer wählen wir zuerst den von uns bereits getesteten MrSpeakers Ether 2 – und sofort sitzen wir in dem Blues-Club, denn gleich zu Beginn ist über das Intro der E-Gitarre ganz leise das Klirren von Gläsern und Flaschen zu hören, wir erleben also gleich die Atmosphäre und das Ambiente im Blues Alley-Club, wir sind mittendrin und live dabei! Was nun auf der Bühne passiert, ist ebenfalls grandios wiedergegeben: Die Feinheit und Transparenz, mit der das musikalische Geschehen abgebildet wird, ist schlicht herausragend – was für ein Detailreichtum! Famos, wie gut man ausklingenden Tönen und abebbenden Schwingungen etwa der Schlagzeug-Becken etliche Sekunden lang nachhören kann, das schwingende Metall wird nicht nur leiser, sondern ändern dabei auch seine Klangfarbe – faszinierend! Dazu gesellt sich eine immense Kraft und Dynamik der Darstellung: Die Drums besitzen einen herrlichen Punch und eine exzellente Präzision, wir hören feinste Abstufung einzelner Fell-Anschläge, aber ebenso mühelos klingt die Wiedergabe von satte Wirbeln, mit denen Drummer Raice McLeod über das ganze Drumset jagt. Das ist exzellent! Dann setzt Chris Biondo mit seinem Viersaiter ein – und nun beeindruckt uns der Phonitor xe mit dem Bassvolumen, das er liefern kann. So kraftvoll und tieftonreich haben wir diese Aufnahme über Kopfhörer noch nicht erlebt! Beim Ausprobieren der Einstellmöglichkeiten zahlt sich nun schnell der „Turbo“ des Phonitor xe aus: Die gesteigerte Eingangsempfindlichkeit des analogen unsymmetrischen Eingangs hebt das doch etwas schwache Signal von unserem Zuspieler auf ein amtliches Niveau, wie der direkte Vergleich gerade mit dem elektrischen S/PDIF-Input zeigt. Auch die Pegelanhebung des Ausgangs beschert uns gerade mit unserem nicht sonderlich laut wiedergebenden magnetostatischen Ether 2-Kopfhörer einen komfortablen Headroom, also mehr Spielraum beim Volumen, um sehr leise Passagen oder Aufnahmen deutlich lauter abspielen zu können. Sehr gelungen ist auch Laterality-Regelung: Die feine Verschiebung der Symmetrie gelingt gegenüber den üblichen Balance-Regelungen außerordentlich harmonisch und deutlich organischer.

Wer den Phonitor xe per USB mit Files versorgt, kann die höchstmöglichen File-Qualitäten PCM 768 und DSD256 einspeisen. Mit Mac-Rechnern geht das per Plug&Play, Windows-Computer hingegen benötigen einen Treiber, den spl auf der Homepage zur Verfügung stellt. Zum Abspielen wählt man einen audiophilen und HiRes-fähigen Audio-Player wie Audirvana Plus.

Raus aus dem Kopf, rauf auf die Bühne: die Matrix-Wiedergabe

Nun sind wir jetzt natürlich gespannt, was die Matrix macht. Wir wählen dafür eine Aufnahme der Kings Singers. Das legendäre Gesangsensemble intoniert a cappella den Song „The Boxer“ von Simon & Garfunkel, zur Steigerung der Wirkung ihrer Stimmenartistik sind die sechs Musiker bei dieser Aufnahme extrem im Panorama von links nach rechts aufgestellt. Nach und nach setzen die Vokalisten bei dem Song ein – und im Normalbetrieb scheinen die Herren quer durch unseren Kopf hindurch aufgereiht zu sein, die beiden äußersten Sänger erweisen sich gar als seitliche Einflüsterer: Direkt in unser linkes Ohr singt der Countertenor David Hurley, ins rechte Ohr brummt der Bass Stephen Connolly. Das ist der Super-Stereo-Effekt: Die Sänger stehen unnatürlich weit auseinander und singen nicht vor uns, sondern mitten in und direkt neben uns. Kaum legen wir den Matrix-Schalter um, passiert Verblüffendes: Die sechs Herren haben plötzlich fünf Schritte nach hinten gemacht und sind zusammengerückt – auf einmal steht das Sextett so da, wie wir es von einer Aufführung als normal und natürlich empfinden und wie wir es von einer Wiedergabe mit Lautsprechern kennen. Mit den Schaltern „Crossfeed“ und Angle“ können wir die Musiker nun noch verschieben: Je kleiner wir den Aufstellungswinkel der virtuellen Boxen wählen, desto enger stehen die Vokalisten beieinander, mit dem „Crossfeed“-Schalter können wir den Effekt sehr fein variieren. Nach dem Wechsel des Kopfhörers wird der Unterschied zwischen Normal- und Matrix-Modus noch gravierender: Der nun angeschlossene Focal Utopia vermeidet mit seinen leicht eingewinkelten Beryllium-Treibern zwar die völlige Im-Kopf-Lokalisation, liefert aber eine brillantere und noch detailreichere Wiedergabe. Gerade die räumlichen Veränderungen mit dem „Crossfeed“-Schalter entfalten dadurch eine stärkere Wirkung. Auch mit hochauflösenden Files ist der Effekt der Matrix noch durchschlagender. Das zeigt sich beim Largo aus dem Winter der „Vier Jahreszeiten“ von Antoni Vivaldi in der ausgezeichneten Interpretation von Rachel Podger und dem Ensemble Brecon Baroque. Die Aufnahme steht uns als DSD256-File zur Verfügung – und dank des vorzüglichen DAC des Phonitor xe ist dieses Largo nun ein atemberaubendes Klangerlebnis: Die Transparenz und die Klarheit sind schlicht grandios. Hier sorgt die Matrix nun für eine gekonnte Strukturierung und Fokussierung des Orchesters, das uns zuvor zu nah kam – und außerdem viel zu breit aufgestellt war. Auch die Tiefe der Bühne ist nun deutlich größer. Ist also alles mit der Matrix besser? Nein. Mit dieser Simulation sind die Bässe nicht mehr ganz so tiefreichend, auch die Dynamik erfährt eine geringfügige Zügelung, und wer sich eine hundertprozentige „Wie mit Lautsprechern“-Wiedergabe verspricht, erwartet dann doch etwas zuviel. Das ist nun aber alles Meckern auf allerhöchstem Niveau, insbesondere wenn man die Crossfeed-Lösungen anderer Hersteller zum Vergleich heranzieht und sich in Erinnerung ruft, mit welch herausragender Wiedergabequalität der Phonitor xe uns hier seit Tagen verwöhnt – und damit auch verwöhnt gemacht hat.

Der Phonitor xe passt in der Ausführung mit roter Front am besten in ein modern eingerichtetes Ambiente. Alternativ ist die Stirnseite in Mattsilber oder Mattschwarz ausgeführt, in diesen optisch dezenteren Varianten harmoniert der Kopfhörerverstärker auch mit anderen Einrichtungsstilen.

Fazit

Mit dem Phonitor xe hat SPL ein Spitzen-Studio-Gerät für private High End-Hörer wohnzimmertauglich gemacht. Optisch punktet dieser Kopfhörer-Verstärker mit seinem Cockpit/Retro-Style und der sichtbar hohen Material- und Verarbeitungsgüte. Akustisch glänzt er mit mit toller Transparenz, immenser Kraft, großer Dynamik und beeindruckendem Bass. Diese Top-Qualitäten bietet er nicht nur mit analogen Zuspielern, sondern auch über seine Digitalsektion, mit der er optional ausgestattet ist. Diese Option sollte man ziehen, denn der DAC ist ausgezeichnet, er ermöglicht HiRes bis PCM 768 kHz/32 bit sowie DSD256 – und er trägt mit den vier digitalen Schnittstellen USB, AES/EBU, S/PDIF Toslink und S/PDIF koaxial dem anspruchsvoll-modernen Musikhören mit hochauflösenden Files zukunftsfest Rechnung. Günstiger wird eine gleichwertige externe Lösung sicher nicht, allerdings ist der DAC ausschließlich für den Kopfhörerbetrieb nutzbar. Hier punktet er dafür zusätzlich mit seiner „Matrix“: Diese aufwändige Crossfeed-Schaltung entkräftet weitgehend die als Manko angeführte Im-Kopf-Ortung und sorgt für eine größere räumlich Tiefe der Darstellung, die einer Lautsprecher-Wiedergabe durchaus ähnelt. So dürfte der Phonitor xe auch Kopfhörer-Skeptiker von dieser Art des Musikgenusses überzeugen.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 97/100
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut

98

96

97

190906.SPL-Testsiegel

Technische Daten

Modell:SPL
Phonitor xe
Produktkategorie:Kopfhörerverstärker / (DAC)
Preise:- mit DAC: 2.799,00 Euro
- ohne DAC: 2099,00 Euro
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Front: Metallic-Rot, Gehäuse/Bedienknöpfe: Mattschwarz
- Front: Mattsilber, Gehäuse/Bedienknöpfe: Mattschwarz
- Front: Mattschwarz, Gehäuse/Bedienknöpfe: Mattschwarz
Vertrieb:SPL electronics GmbH, Niederkrüchten
Tel.: +49 2163 98340
spl.audio
Abmessungen (HBT):100 (inkl. Füße) x 278 x 330 mm
Gewicht:5,1 kg
Eingänge (analog):1 x Line symmetrisch (XLR, Impedanz: ca. 20 kΩ)
1 x Line unsymmetrisch (Cinch, Impedanz: ca. 10 kΩ)
Eingänge (digital):1 x USB Typ B
1 x AES/EBU (XLR)
1 x S/PDIF optisch (Toslink)
1 x S/PDIF elektrisch (Cinch, koaxial)
Maximale Samplingrate/
Auflösung:
- USB: PCM 768 kHz/32 bit, DSD256
- AES/EBU: PCM 192 kHz/24 bit
- S/PDIF elektrisch: PCM 192 kHz/24 bit
- S/PDIF optisch: PCM 96 kHz/24 bit
Ausgänge (analog):1 x Kopfhörer symmetrisch (XLR, Impedanz: 0,36 Ω)
1 x Kopfhörer unsymmetrisch (6,35 mm-Klinke, Impedanz: 0,18 Ω)
max. Ausgangsleistung (+30 dBu/1 kHz):- 2 x 1 W bei 600 Ω Anschlussimpedanz
- 2 x 2 W bei 300 Ω Anschlussimpedanz
- 2 x 3,7 W bei 120 Ω Anschlussimpedanz
- 2 x 2,9 W bei 47 Ω Anschlussimpedanz
- 2 x 2,7 W bei 32 Ω Anschlussimpedanz
Frequenzgang:10 Hz - 300 kHz (-3 dB)
Rauschabstand:- Kopfhörer symmetrisch: -98 dB-A
- Kopfhörer unsymmetrisch: -103 dB-A
Lieferumfang:- SPL Phonitor xe
- Netzkabel (1,5 m)
- Bedienungsanleitung (Englisch, Deutsch)
Optionales Zubehör/Module:- DAC 768
Pros und Contras:+ exzellente Wiedergabe mit großer Dynamik und Basskraft
+ ausgezeichneter DAC für HiRes bis PCM 768 kHz/32 bit und DSD256
+ ausgefeilte Crossfeed-Schaltung zur Simulation einer Lautsprecher-Wiedergabe
+ symmetrischer sowie unsymmetrischer Kopfhöreranschluss
+ Kopfhöreranschlüsse front- oder rückseitig nutzbar

- kein Line-Ausgang für den Anschluss an Aktivboxen oder für die Nutzung des DAC mit einem HiFi-Verstärker
Benotung:
Klang (60%):98/100
Praxis (20%):96/100
Ausstattung (20%):97/100
Gesamtnote:97/100
Klasse:Referenzklasse
Preis/Leistung:gut

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Dali Oberon 3 – Kompaktes Klangwunder für kleines Geld

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Wer sich als Einsteiger im HiFi-Bereich umsieht, steht angesichts des oft begrenzten Budgets häufig vor einem Dilemma. Investiert man in „echte“ Lautsprecher oder wählt man die das Konto schonende Option eines günstigen Bluetooth-Speakers? Wer hier ambitioniert unterwegs ist, hat es natürlich auf ein Stereo-Setup abgesehen – und könnte mit der Oberon 3 von Dali genau die richtige Lösung finden.

Die Oberon 3 von Dali verkörpert all das, was man von einem Kompaktlautsprecher erwartet.

Die Oberon 3 von Dali verkörpert all das, was man von einem Kompaktlautsprecher erwartet.

 

Die kürzlich mit dem Roast-Award als „Kompaktlautsprecher des Jahres“ ausgezeichnete Oberon 3 von Dali verkörpert all das, was man von einem Lautsprecher erwartet: Moderne Optik, hochwertiges Material in einem sorgfältig erarbeiteten Konzept und natürlich ein audiophiler Klang. Damit ist sie nicht allein. Die Oberon-Serie umfasst jeweils zwei Stand- und Regallautsprecher, dazu kommen ein Center und ein On-Wall-Speaker. Letztere sind vor allem für den Heimkino-Betrieb prädestiniert, wovon auch wir uns bereits im Test des 5.1-Setups überzeugen konnten. Natürlich sind die (meisten) Familienmitglieder auch problemlos als Stereo-Paar für die Musikwiedergabe geeignet. Die beiden Standboxen, das Flaggschiff Oberon 7 und die etwas kleinere Oberon 5, haben uns diesbezüglich bereits zum Test besucht.

Nun soll also die Oberon 3 als größere der beiden Regallautsprecher die bisherigen, positiven Eindrücke bestätigen. Mit dem günstigen Stückpreis von 279 Euro verkörpert auch sie den primären Ansatz der Oberon-Familie, die sich vor allem als Einsteiger-Serie versteht. Jahrelang war dafür die Zensor-Linie zuständig, die nun eine Ablösung erfährt. Überhaupt geht Dali – die Abkürzung steht für Danish Audiophile Loudspeaker Industries – in letzter Zeit öfter mal ein paar neue Wege, was unter anderem der Schritt Richtung Streaming mit dem ebenfalls bereits getesteten Soundsystem Callisto 6 C verdeutlicht. Mit der Oberon-Serie wird das Rad aber auch nicht unbedingt neu erfunden, sondern vielmehr modernisiert und punktuell verbessert. Dabei bleibt sich Dali aber auch in gewissen Punkten treu und die Oberon 3 ist sofort als Kind der Dänen zu erkennen.

Design als Wohlfühlfaktor

Fast schon selbstverständlich glänzt auch die Oberon 3 mit ihrem Look im skandinavischen Design. Darunter versteht man vor allem klare Linien und eine grundsätzlich unverschnörkelte Struktur. Dieser eher schlichte und neutrale Look kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn man die Integration in viele unterschiedliche Wohnraumwelten ermöglichen möchte. Dabei muss es aber nicht unbedingt langweilig und uniform werden. Die Oberon 3 sorgt mit insgesamt vier verfügbaren Ausführungen für eine attraktive Farbpalette. Neben der besonders zurückhaltenden Variante in Weiß sind auch drei Versionen in Holzoptik zu haben: Schwarze Esche, helle Eiche und dunkle Walnuss verleihen den kompakten Schallwandlern direkt ein edles Antlitz.

Die Oberon 3 glänzt mit ihrem Look im skandinavischen Design.

Die Oberon 3 glänzt mit ihrem Look im skandinavischen Design.

Dass dabei aufgrund der finanziell gesteckten Grenzen statt Echtholz eine preisgünstigere Vinylfolie zum Einsatz kommt, tut dem hübschen Äußeren der Oberon 3 keinen Abbruch. Dafür sorgt auch die Option, auf Wunsch gegen einen Aufpreis von ca. 30 Euro pro Stück die Farbgebung der sanft abgerundeten Frontabdeckung zu variieren. Standardmäßig gibt es zu Weiß und heller Eiche eine graumelierte Stoffblende, für die schwarze Esche und die dunkle Walnuss ist eine schwarze Variante vorgesehen. Zusätzlich zu diesen beiden Optionen gibt es auch eine weiße Abdeckung, die jedoch in jedem Fall zugekauft werden muss.

Mit der graumelierten Stoffblende bricht Dali bei der Oberon 3 mit der klassischen Farbgebung.

Mit der graumelierten Stoffblende bricht Dali bei der Oberon 3 mit der klassischen Farbgebung.

Die Oberon 3 sieht allerdings auch ohne Frontblende gut aus, die lackierte Schallwand selbst und die darin positionierte Holzfasermembran des Mitteltieftöners setzen nämlich bereits gelungene Akzente. Hinter dem grauen Stoff ist die Front stets weiß gehalten, die beiden dunklen Alternativen verfügen über ein schwarzes Gegenstück. Damit aber nicht genug, mit einer kleinen Fuge setzt sich die Schallwand vom restlichen Gehäuse ab. Hier lässt sich dann auch die wie üblich exzellente Verarbeitung der Oberon 3 ablesen. Die Folierung ist sehr sauber aufgetragen und trägt damit effektiv zum hervorragenden Gesamtbild bei.

Griff ins obere Regal

Die Basis für die ansehnliche Optik bildet ein Gehäuse aus stabilem MDF, das im Inneren sorgfältig gedämpft ist. So werden unerwünschte Schallwellen verhindert und die Treiber tun das, was man von ihnen erwartet. Die Oberon 3 ist im Zwei-Wege-Prinzip konstruiert, wir haben es also mit einem Hochtöner und eine Mitteltieftöner zu tun. Ersterer misst 29 Millimeter im Durchmesser und verfügt über eine Gewebekalotte. Das kennt man in der Form bereits von Dali, trotzdem soll es sich hier nicht um einen simplen Technologietransfer aus höherpreisigen Serien handeln. Stattdessen sei die Neuentwicklung erfolgt, um das Gewicht des verhältnismäßig großen Hochtöners zu reduzieren und ihm dadurch einen höheren Schalldruck bei geringerer Auslenkung zu ermöglichen.

Beim Hochtöner handelt es sich um eine Neuentwicklung für die Oberon 3.

Beim Hochtöner handelt es sich um eine Neuentwicklung für die Oberon 3.

Zudem sollte die Bandbreite im unteren Frequenzbereich optimiert werden, um den Übergang zum Mitteltieftöner möglichst fließend zu gestalten. Dabei kommt auch die Frontplatte ins Spiel, die für ein Abstrahlverhalten in großem Winkel sorgen soll. So ergibt sich – reguläre räumliche Bedingungen vorausgesetzt – ein relativ großer Sweet Spot, was die Aufstellung der Oberon 3 vereinfacht. Lediglich ungefähr auf Ohrhöhe sollte sich der Tweeter befinden, hier machen ein paar Zentimeter Höhenunterschied einen deutlichen Unterschied. Ansonsten sind die Kompaktlautsprecher weitgehend anspruchslos, auch bei der Eindrehung zum Hörplatz muss nicht millimetergenau experimentiert werden. Sogar der angesichts des rückseitigen Bassreflexports notwendige Wandabstand fällt ziemlich gering aus. Einige Zentimeter reichen hier schon, um dem kraftvollen Mitteltieftöner ein adäquates Arbeitsumfeld zu bieten.

Ein Novum sorgt für Antrieb

Hier haben wir es mit einem 18-Zentimeter-Exemplar zu tun, das natürlich die für Dali-Schallwandler typische, rötlich-braune Holzfasermembran besitzt. Dieses Material sorgt für eine hohe Steifigkeit bei niedrigem Gewicht und ist für klaren und präzisen Klang bekannt. Durch die verhältnismäßig große Membranfläche kommt zudem ein kraftvolles Auftreten zustande, das auch vom Antrieb des Chassis profitiert. Hier sorgen die Oberon-Lautsprecher für Aufsehen, da sie trotz des günstigen Preisrahmens mit einem SMC-Magnetsystem ausgerüstet sind. Hier kommt dann wieder der Technologie-Transfer zum Tragen, von dem die preisgünstigen Modelle der großen Hersteller profitieren. Die Abkürzung SMC steht für „Soft Magnetic Compound“ und beschreibt ein magnetisches Pulver, das zu Magneten geformt wird und dabei nicht elektrisch leitet. Dadurch sollen Verzerrungen reduziert werden und der Antrieb effektiver und zielgerichteter ausfallen.

Der Mitteltieftöner besitzt die für Dali-Schallwandler typische, rötlich-braune Holzfasermembran.

Der Mitteltieftöner besitzt die für Dali-Schallwandler typische, rötlich-braune Holzfasermembran.

Um diesen Vorteil nicht gleich wieder zu verlieren, verfügt der Mitteltieftöner über eine besonders weiche und flexible Gummisicke, die weder Hub noch Schwingverhalten im Wege steht und so für knackigen Mitten und druckvollen Bass sorgen soll. Dazu gehört auch das Zusammenspiel mit dem rückseitig ins Gehäuse eingelassenen Bassreflexport, der die Tieftonqualitäten der Oberon 3 noch einmal verstärkt. Ein hohes Anspruchsniveau, das auch von den robusten Schraubklemmen unterstrichen wird. Natürlich handelt es sich hier nicht um besonders spektakuläre Exemplare, die in dieser Preisklasse aber auch längst nicht selbstverständlich sind. Die spannende Frage ist nun also, ob die Kompaktlautsprecher auch klanglich mit größeren und/oder höherpreisigen Modellen mithalten können.

Angenehm mitreißend

Angesichts des eher unaufgeregten Designs der Oberon 3 lassen wir es auch im Hörtest zunächst etwas ruhiger angehen. Mark Knopfler macht deshalb den Anfang und wir spielen den Kompaktlautsprechern „Broken Bones“ zu. Der Titel schafft mit dem entspannten Groove des voluminösen Basses und der tiefen, warmen Gesangsstimme Knopflers direkt eine angenehme Atmosphäre. Die passt hervorragend zu den Qualitäten der Dalis, die hier ebenfalls sehr souverän und warmherzig aufspielen. Beste Voraussetzungen für lange Hörsessions also, zumal die Stimmenwiedergabe stets natürlich wirkt und sich nicht künstlich aufdrängt. Zwar sind die Oberon 3 durchaus in der Lage, das Hörzimmer großflächig zu vereinnahmen – sie tun das jedoch auf eine sehr angenehme Art und Weise.

Die robusten Schraubklemmen ermöglichen einen sicheren Anschluss der Lautsprecherkabel.

Die robusten Schraubklemmen ermöglichen einen sicheren Anschluss der Lautsprecherkabel.

Dabei hilft ihnen auch die große und sauber gestaffelte virtuelle Bühne, die sogar bei höheren Pegeln nicht an Präzision verliert. Angesichts der kompakten Abmessungen ist das nicht selbstverständlich, unter Berücksichtigung der Ausstattungsqualitäten aber auch nicht völlig überraschend. Größere Standlautsprecher mit entsprechendem Qualitätsanspruch sind den kompakten Oberon 3 natürlich zwangsläufig noch einen Schritt voraus, die verhältnismäßig große Membranfläche ihrer Treiber zahlt sich jedoch absolut aus. Das macht sich unter anderem bei „Sway“ und „Naive“ von The Kooks bemerkbar. Die Instrumente verteilen sich auch in der Tiefe des Raums punktgenau, ohne dabei die Bindung zueinander zu verlieren. Selbst bei quantitativ hoher Band-Besetzung wird der stets im Zentrum positionierte Gesang nicht bedrängt, sondern darf sich auf einem satten Tieftonfundament entfalten. Dabei klingen sie dank des exzellenten Grundtons stets ernstzunehmend und voluminös.

Spielfreude bis ins letzte Eck

Auch die Dynamik kommt bei den Oberon 3 nicht zu kurz. Ihre Spielfreude und Agilität verleiht dem „Changing Of The Guards“-Cover von The Gaslight Anthem eine ganz neue Qualität. Schon im relativ zurückhaltenden Intro versprühen die Dalis eine mitreißende Energie, bis nach rund dreißig Sekunden alle Stricke reißen. Sofort legen die Kompaktboxen mit Vollgas los, mit sattem Bass, knackigen Drums und einem offenen Hochtonbereich, der scheinbar keine Grenzen kennt. Die verzerrten Gitarrenmelodien und -soli tanzen hier förmlich durch die Luft, ohne dabei unkontrolliert davonzufliegen. Egal, wie wild es auch werden mag, die Oberon 3 behält jederzeit mit langer Leine die Kontrolle.

Die besonders weiche und flexible Gummisicke soll für knackigen Mitten und druckvollen Bass sorgen.

Die besonders weiche und flexible Gummisicke soll für knackigen Mitten und druckvollen Bass sorgen.

Diese Souveränität stellt sie sogar beim hymnischen „Howl“ von Biffy Clyro unter Beweis, obwohl sie es hier nicht nur mit der Stimme von Sänger Simon Neil zu tun bekommt. Dessen teilweise fast schon ins aggressive Shouten kippender Gesang wird durch etwas gesetztere, aber umso voluminösere Backing Vocals begleitet, die so manche Box der Einstiegsklasse etwas stiefmütterlich behandelt. Für die Oberon 3 stellt diese Konstellation jedoch keinerlei Probleme dar. Mit überschäumender Begeisterung widmen sie sich auch diesem Aspekt und schaffen es so, dem opulenten Charakter des Titels wirklich gerecht zu werden. Ihre hohe Detailtreue bringt jede noch so kleine Nuance kristallklar zum Vorschein, rückt sie an den richtigen Platz und präsentiert folgerichtig ein exzellentes Klangbild, mit dem sie sich angesichts ihres hervorragenden Preis-Leistungsverhältnisses schon ziemlich deutlich unter Wert verkaufen.

Die kompakte Oberon 3 beweist, dass ein schmales Budget nicht zwangsläufig mit Kompromissbereitschaft einhergehen muss.

Die kompakte Oberon 3 beweist, dass ein schmales Budget nicht zwangsläufig mit Kompromissbereitschaft einhergehen muss.

Fazit

Der im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Kompaktlautsprecher Oberon 3 mag auf dem Papier ein Einsteiger-Modell sein, entpuppt sich aber schnell als auch für ambitionierte Ansprüche geeigneter Schallwandler. Dali stellt hier einmal mehr unter Beweis, dass ein schmales Budget nicht zwangsläufig mit Kompromissbereitschaft einhergehen muss. In Sachen Optik und Verarbeitung sind die Oberon 3 sowieso über jeden Zweifel erhaben. Klanglich liefern sie eine sehr präzise Detailzeichnung, eine überaus natürliche Stimmenwiedergabe und einen satten, kraftvollen Tiefton. So liefern sie ein Paradebeispiel dafür, was mit ausgeprägtem Know-How machbar ist.

Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 79/80
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: hervorragend

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Technische Daten

Modell:Dali Oberon 3
Produktkategorie:Kompaktlautsprecher
Preis:558 Euro / Paar
Garantie:5 Jahre
Ausführungen:- Esche Schwarz
- Eiche hell
- Walnuss dunkel
- Weiß
Vertrieb:DALI GmbH, Bensheim
Tel.: 06251 / 9 44 80 77
www.dali-deutschland.de
Abmessungen (HBT):350 x 200 x 315 mm
Gewicht:6,3 kg / Stück
Prinzip:Zwei-Wege, Bassreflex
Hochtöner:1 x 29 mm (Gewebekalotte)
Mitteltieftöner:1 x 180 mm (Holzfaser-Membran)
Frequenzbereich:47 Hz - 26 kHz (Herstellerangabe)
Trennfrequenz:2.400 Hz (Herstellerangabe)
Lieferumfang:- Dali Oberon 3
- Lautsprecherabdeckung
- Bedienungsanleitung
- Gummifüße
Pro und Kontra:+ exzellente Verarbeitung
+ flexible Aufstellung
+ sehr gute Stereo-Bühne
+ kraftvoller Tiefton
+ feine Hochtonauflösung
+ attraktiver Preis
Benotung:
Klang (60%):79/80
Praxis (20%):79/80
Ausstattung (20%):79/80
Gesamtnote:79/80
Klasse:Mittelklasse
Preis-/Leistunghervorragend

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High End optimiert auf meinen Raum – mit dem Dutch & Dutch 8c-Testpaket

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Wie klingen die Boxen denn bei mir zuhause? – Diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn man seinen Traumlautsprecher im eigenen Ambiente hört. Deshalb gibt es für die von uns bereits vorgestellte Dutch & Dutch 8c ein Testpaket. So kann man diese High End-Schwallwandler in Ruhe und in der gewohnten Umgebung ausprobieren – dazu noch optimal abgestimmt auf das eigene Zimmer, denn zum Testpaket gehört eine Raumeinmessung und Klanganpassung. Das ist sogar online möglich. Wir haben das alles in diesem Video mit dem Dutch & Dutch-Testpaket durchgespielt..

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Komplettes Paket

Wir haben das Testpaket bei CM-Audio bestellt – und erhalten zwei Flightcases mit den Lautsprechern und zwei stabile und versiegelte Boxen, in denen alles an Equipment steckt, was wir zum Einmessen und Ausprobieren brauchen. Das sind folgende Komponenten:
– die Schallwander Dutch & Dutch 8c
– zwei Standfüße zur Aufstellung der 8c
– zwei Netzkabel
– zwei LAN-Kabel und ein LAN-Switch zur Netzwerkanbindung der 8c
– das Raumanpassung-Equipment: ein Mess-Mikro samt Stativ und Anschlusskabel, ein Audio-Interface mit USB-Kabel und ein Notebook samt Netzteil.

Die Dutch & Dutch 8c

Dieser High End-Lautsprecher löst das übliche Aufstellungsproblem von Lautsprechern. Normale Boxen beschallen uns nämlich nicht nur auf direktem Weg, sie strahlen zudem den Schall auch in Richtung aller Wände ab. Dies führt zu Reflexionen des Raums. Wir hören also immer eine Mischung aus dem gewünschten Direktschall und dem teilweise störenden Raumschall – vor allem, wenn der Raum akustisch unzulänglich ist. Die 8c setzt deshalb auf optimale Schallführung und gezielte Vermeidung von Reflexionen. Dies gelingt durch die Waveguides der geschwungenen Front, aber auch durch die Öffnungen auf den Gehäuseseiten: Hier tritt jener Schall aus, den der Mitteltöner in die Box abstrahlt. Er trifft auf jenen Schall, den der Mitteltöner in den Raum nach vorne und nach allen Seiten abgibt. Beide Schallanteile löschen sich hier weitgehend aus, deshalb strahlt die 8c keine Mitten nach hinten ab. Es gibt also keine Reflexionen, die den Klang verschlechtern. Durch diesen Kniff kann man die Lautsprecher auch wandnah aufstellen. Dies ist auch gewollt, denn auf der Rückseite der 8c sitzen zwei Subwoofer, die in Richtung Wand strahlen und mit ihr ein akustisches System für die Basswiedergabe bilden. Die 8c nutzt in diesem Fall also den Raum als Verstärker. Hinzu kommen ihren eigenen, elektrischen Kraftwerke: Die eingebauten Class-D-Verstärker liefern in Summe satte 1.000 Watt. Mehr Details zu der Dutch & Dutch 8c findet ihr in dem ausführlichen Test.

Aufbau und Einmessung

Mit dem Inhalt des Testpakets baut man diese High End-Lautsprecher nun auf – und dazu auch das Einmess-Equipment, denn zum Paket gehört ja die Raumoptimierung. Diese Anpassung nimmt der Fachhändler per Fernwartung vor: Mit dem Mikrofon wird am Hörplatz aufgezeichnet, wie es klingt, wenn die Lautsprecher ein definiertes Referenzsignal im Raum des Ausprobierenden wiedergeben. Aus dem Unterschied zwischen dem Referenzsignal und der Raumwiedergabe ergibt sich, welche Klangoptimierungen nötig sind. Nach diesen Anpassungen sind die Einflüsse des Raums weitgehend egalisiert. Die Dutch & Dutch 8c spielt nun frei von den Verfremdungen des Raums auf Referenzniveau.

So funktioniert die Testpaket-Bestellung

Wer das Dutch & Dutch 8c-Testpaket auch mal ausprobieren möchte, kann es kostenlos und für die Dauer von einer Woche bei cm-Audio ausleihen. Die Bestellung geht per e-Mail oder telefonisch. Die Kontaktdaten und Konditionen sind auf der Homepage von CM-Audio zu finden.

Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Technische Daten

Modell:Dutch & Dutch
8c
Gerätekategorie:Kompaktlautsprecher, aktiv
Preis:ab 9.950,00 Euro / Paar
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Korpus: Eiche natur, Front: Weiß
- Korpus: Eiche natur, Front: Schwarz
- Korpus: Schwarz, Front: Schwarz (+ 400,00 Euro)
- Korpus: Braun, Front: Schwarz (+ 400,00 Euro)
Vertrieb:Dutch & Dutch, Rotterdam
Tel.: +31 10 737 0863
info@dutchdutch.com
Abmessungen (H x B x T):480 x 270 mm x 380 mm
Gewicht:26 kg / Stück
Prinzip:3 Wege, aktiv
Hochmitteltöner:1 x 25,4 mm Kalottenmembran (Aluminium-/Magnesium-Legierung)
Mitteltöner:1 x 200 mm Konusmembran (Polypropylen-Gewebe-Membran)
Tieftöner: 2 x 200 mm Langhub-Subwoofer, Konusmembran (Aluminium)
Frequenzgang:30 Hz - 20 kHz (+/- 1 dB)(Herstellerangabe)
Übergangsfrequenzen100 Hz, 1.250 Hz
Schalldruckpegel (max.):106 dB (Herstellerangabe)
Leistung der Verstärkermodule:2 x 250 W + 1 x 500 W (Herstellerangabe)
Eingänge/Schnittstellen:1 x analog (symmetrisch, XLR)
1 x digital (AES3, XLR)
1 x RJ45 (nur Daten)
Ausgänge:- 1 x analog (symmetrisch, XLR) für Subwoofer
- 1 x digital (AES3, XLR) zur Signalweiterleitung
Maximale Samplingrate/Auflösung:PCM 96 kHz/24 Bit
Lieferumfang der getesteten Konfiguration:- Dutch & Dutch 8c
- Bedienungsanleitung
Pros und Contras:+ exzellente räumliche Darstellung
+ höchst präzises, natürliches Klangbild
+ akkurater Bass
+ digitale Raumakustik-Korrektur und Klangregelung
+ Eingänge mit Studio-Standard (symmetrischer Analog-Eingang, digitale AES3-Schnittstelle
- einstellbare Eingangsempfindlichkeit

- keine S/PDIF-Schnittstelle
- HiRes nur PCM bis 96 Kilohertz/24 Bit möglich
Benotung:
Klang (60%):98/100
Praxis (20%):96/100
Ausstattung (20%):96/100
Gesamtnote:97/100
Klasse:Referenzklasse
Preis/Leistungangemessen

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Accustic Arts Power I – Vollverstärker der vollendeten Art

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Accustic Arts fängt da an, wo andere aufhören: Die auf High End-Niveau angesiedelte Top-Serie ist gerade mal die Einstiegsreihe der Schwaben. Deshalb gibt es hier selbstverständlich Optimierungspotenzial – und darum kommt jetzt mit dem 260 Watt starken Power I die neue Versionen des Vollverstärkers dieser Serie. Was macht er denn nun noch besser?

Blitzender Chrom, gebürstet-poliertes Aluminium: Die Bedienelemente und die Front weisen den Power I als Accustic Arts-Komponente aus.

Traum, Teil zwei: Nachdem wir vor Kurzem die edle Vor-/Endstufenkombination Tube Preamp II MK2/Mono II aus der Reference-Serie getestet haben, kommt nun mit dem Power I und dem als Zuspieler gleich mitgelieferten CD-Spieler/DAC Player I abermals ein nobles Gespann in unsere Redaktion. Auch diese Kombination verströmt durch ihre Chrom/Aluminium-Optik Hochwertigkeit und Erhabenheit, zumal Accustic Arts auch hier jenen immensen Aufwand betreibt, für den die Baden-Württemberger bekannt sind. Die Fertigung erfolgt durch und durch in Handarbeit, angefangen vom Gehäuse über den peniblen Schaltungsaufbau bis hin zur den pedantischen Anforderungen an die Bauteile. Deshalb lautet der ausgeschriebene Firmenname „Accurate Acoustic Arts“, die „richtige Klangkunst“ resultiert dabei aus dem akustischen Anspruch an Akkuratesse und Klangtreue. Diesen Zielen ist also auch der Power I aus der Top-Serie verpflichtet – mal sehen, ob aus der Pflicht eine Kür wird.

Absoluter Hingucker: Das aufwändig gefräste Firmenemblem ziert die Oberseite des Player I.

Aus dem Vollen

Der Power I ist allein schon durch sein optisches Auftreten, sein Haptik und sein Gewicht von knapp 19 Kilo eine imposante Erscheinung. Front, Seiten und Decke des dickwandigen Gehäuses bestehen aus eloxierten, gebürsteten und schließlich polierten Aluminium-Platten. Die Ganzmetall-Ausführung sorgt mit den innenliegenden, groß dimensionierten Kühlkörpern für eine niedrige Betriebstemperatur des Verstärkers – und sie erfüllt auch einen akustischen Sinn: Die Metallhülle dient der Abschirmung der Elektronik. Das Design-Highlight der edlen Alu-Hülle ist für uns auch diesmal wieder die Gestaltung der Oberseite: Sie wird durch eine perfekte Gravur des Firmennamens sowie die akkurate Ausfräsung des Logos veredelt, die geschwungene durchbrochen Arbeit ist dabei mit einem Metallgitter unterlegt. Das ist schlicht superb gefertigt – und erfüllt ebenfalls einen Zweck: Die Durchbrüche dienen der Wärmeabfuhr. Die matten Flächen des Gehäuses werden nun von den glänzenden Applikationen der Front kontrastiert. Hier fallen vor allem die großen, massiven und chromveredelten Messsingknöpfe auf, die links und rechts sitzend die Front beherrschen. Kein Wunder: Es gibt nämlich keine anderen Bedienelemente, der Power I kommt hier ohne Schalter und Taster aus, wodurch die Stirnseite schön aufgeräumt wirkt. Alle Funktionen werden also mit diesen schwergewichtigen Knöpfen ausgeführt. Nachdem man auf der Rückseite den An-Schalter betätigt hat, befindet sich der Verstärker im Standby-Modus, und mit einem kurzen Drücken des linken Knopfs auf der Front erwacht der Amp zu Leben. Die bislang rein als Spiegel dienende Blende im Zentrum der Front entpuppt sich nun als Display, das uns mit blauen LED-Segmentanzeigen über den ausgewählten Eingang und die aktuelle Lautstärke informiert. Den Eingang wechselt man mit dem linken, die Lautstärke mit dem rechten Knopf. Durch Drücken und Drehen gelang man dann auch zum Menü und damit zu den weiteren Einstellmöglichkeiten des Amps: Hier kann man die Balance regeln, die Startlautstärke bestimmen, die Helligkeit des Displays festlegen – und weitere feine Features einstellen, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen. Widmen wir uns erst mal der Kernkompetenz des Verstärkers.

Die neuen Modelle sind auch vorderseitig mit einer Gravur des Firmenlogos statt mit einer eingelassenen Medaille versehen.

Exzellentes Kraftwerk

Beim Power I setzt sich die äußere Qualität im Inneren fort: Die Elektronik erweist sich als schlicht vom Feinsten. Es beginnt bei der Stromversorgung, hier sorgt eine stark stromglättende Kondensator-Macht mit einer Kapazität von 54.000 Mikrofarad im Verbund mit dem geschirmten 500 VA Ringkern-Netztransformator für üppige Leistungsreserven des Power I – bei einer Verstärkersektion, die satteste zweimal 260 Watt an Vier-Ohm-Lautsprechern liefert. Dafür kommt in der aktuellen Version des Amps ein völlig neues Kraftwerk zum Zuge: Waren früher acht MOSFET für die Leistung verantwortlich, so sorgen in der neuen Version zwölf selektierte bipolare Leistungstransistoren dafür, dass der Power I nun fast 100 Watt mehr liefert und seinem Namen alle Ehre macht. Der hohe Dämpfungsfaktor der Verstärkerschaltung spricht dafür, dass der Power I selbst über schwierig anzutreibende Lautsprecher die volle Kontrolle hat. Auch die Pegeleinstellung ist neu: Statt des ehemaligen normalen Potentiometers bietet der Verstärker nun eine ausgefeilte, mikroprozessorgesteuerte Lautstärkeregelung. Sie erlaubt mit einem Widerstandsnetzwerk nicht nur eine wunderbar feingängige Einstellung des Pegels zwischen Null und 99, sondern ermöglicht auch eine individuelle Anpassung der Eingänge: Um verschieden starke Signalpegel der Quellgeräte auszugleichen, kann jeder Input in Ein-Dezibel-Stufen bis + /-12 Dezibel abgesenkt oder angehoben werden. So werden Lautstärke-Sprünge beim Umschalten zwischen den verschiedenen Zuspielern vermieden. Sehr gut! Beim Wechsel des Eingangs hört man stets ein beruhigend sattes Klacken von Relais, das bürgt für ein absolut sicheres Trennen und sauberes Umschalten zwischen den Quellen. A propos Sicherheit: Der Power I besitzt eine Integrierte Schutzschaltung, sie schaltet die Ausgänge bei zu hoher Temperatur oder bei Signalverzerrungen, die auf einen Defekt hindeuten oder einenAchaden auslösen können – zum Bespiel bei Clipping/Verzerrungen, zu hohem DC-Offset oder gar bei Hochfrequenzschwingungen, ab.

Die massiven Bedienknöpfe sind bei der aktuellen Geräte-Generation die einzigen Bedienelemente auf der Front.

Analoges Anschluss-Portfolio

Was kann nun angeschlossen werden? Der Verstärker bietet zwei symmetrische Hochpegel-Eingänge, erkennbar an den XLR-Buchsen. Dieser Input ist ein audiophiles Aushängeschild, symmetrische Eingänge findet man nämlich nur bei hochwertigen Geräten und Profi-Komponenten. Im Studiobereich sind sie Standard, weil sie die beste Übertragungsqualität garantieren. Das Signal wird nämlich gleich zweimal durch das Kabel geschickt, einmal auf normalem Weg (nicht invertiert) und einmal um 180 Grad phasengedreht (invertiert). Dadurch lassen sich etwaige Störungen, die auf das Kabel einwirken und sich als Sirren oder Brummen bemerkbar machen, aufheben und somit auslöschen. Wenn Ihr Zuspieler einen symmetrischen Ausgang bieten, sollten Sie diese hochwertige Signalübertragungsvariante bevorzugen. Zu diesem Eingang kommen nun noch drei unsymmetrische Line-Inputs in Gestalt von Cinch-Buchsen. Sie lassen sich auch als „Surround Bypass“ einrichten. In diesem Betriebsmodus wird die Lautstärkeregelung des Power I umgangen, so kann man ihn als Endverstärker für einen Receiver mit Lautstärkeregelung nutzen. Ausgangsseitig stellt der Power I sein Signal an einem Pre Out zur Verfügung, falls man eine externe Stereo-Endstufe, zwei Monoblöcke oder einen aktiven Subwoofer anschließen möchte. Dieser Ausgang kann auch als Rec Out mit fixem Pegel konfiguriert werden, wenn man das Signal einem Aufnahmegerät oder einem externen Kopfhörerverstärker zuspielen möchte.

Die Anschlüsse des Verstärkers: Er bietet zwei symmetrische XLR- und drei unsymmetrisch Cinch-Eingänge. Ein Pre Out ermöglicht den Einsatz als reinen Vorverstärker. Die Lautsprecherklemmen erlauben den Anschluss eines Boxenpaars.

Kopfhörer-Verstärker inklusive

Das ist eigentlich nicht nötig, denn der Power I besitzt bereits einen vollwertigen, hochqualitativen Kopfhörerverstärker und bietet auf der Front einen entsprechenden Ausgang. Den sieht man nicht sofort, denn die Buchse für den Anschluss eines großen Klinkensteckers ist geschickt mit einem verchromten Knopf kaschiert, der den Ausgang gegen Staub schützt. Dieser Kopfhörer-Ausgang kann über das Menü permanent zu- oder abschaltet werden, ebenso können davon unabhängig die Lautsprecherausgänge aktiviert oder deaktiviert werden. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise sind Verstärker so ausgelegt, dass sie entweder den Kopfhörer- oder den Lautsprecherausgang freischalten. Beim Power I gehen also alle Spielarten. Für den Musikgenuss über Lautsprecher bietet der Power I ein Klemmen-Quadrupel von amtlicher Qualität, es erlaubt das Anklemmen eines Schallwandler-Paars. An die vergoldeten Klemmen kann man Kabeln mit Bananas-Steckern oder Gabelschuhen anschließen, und durch großen Aufnahmen lässt sich auch blanke Litze mit starkem Querschnitt einführen. Die Klemmen sind mit freilaufenden Andruckscheiben ausgestattet – das ist sehr gut, denn so werden beim Anziehen der Klemmen die feinen Drähtchen geschont, weil sie nur angepresst, nicht aber gezogen werden.

Clever gelöst: Der Kopfhörer-Ausgang ist mit einem massiven verchromten Knopf optisch verblendet und gegen eindringenden Staub geschützt. Für den optimalen Halt in der Buchse ist der Knopf mit einem Klinkenstecker versehen.

Der Zuspieler Player I: CD-Spieler und HiRes-DAC in einem

Auch wenn der Player I nicht zum Test gehört, wollen wir ihn hier kurz vorstellen. Zum einen ist er unser Zuspieler, und zum anderen setzt Accustic Arts in Zeiten, in denen alle vom Streaming reden und der Tod der Silberscheibe beschlossene Sache zu sein scheint, mit dem CD-Spieler ein Zeichen – gut so, denn wenn wir an unsere CD-Bestände denken, die noch längst nicht zu Files gewandelt und auf Festplatte abgelegt sind, wird sich der Daten-Diskus noch etliche Jahre in unserem Medien-Portfolio behaupten. Zum Abspielen der CDs bietet der Player I ein Schubladenlaufwerk, das für eine hochwertige Audio-Wiedergabe resonanzoptimiert ist. Diese Lade wird seitlich von zwei stabilisierenden Metallschienen flankiert, sie sorgen für eine extrem stabile Bewegung des Schlittens beim Rein-und Rausgleiten – und für anerkennendes Nicken in der Redaktion ob der Solidität. Chapeau! Accustic Arts setzt mit dem Player I aber noch ein zweites Zeichen: Neben der alten CD kann er auch frische HiRes-Files handhaben, er ist also ebenso als eigenständiger Digital-Analog-Wandler einsetzbar. Dafür besitzt der Player I einen USB 2.0-Port sowie drei unsymmetrische S/PDIF-Schnittstellen in Form zweier elektrisch-koaxialer Eingänge und eines optischen Toslink-Inputs. Über die S/PDIF-Schnittstellen gehen PCM-Files bis 192 Kilohertz/24 Bit, der USB-Zugang verheißt uns PCM bis 384 Kilohertz/32 Bit und DSD bis DSD128 im DoP-Verfahren. Zur Klangoptimierung werden eingegangenen Signale einem Upsampling auf 384 Kilohertz/32 Bit unterzogen. Von dieser Konvertierung und Erhöhung der Abtastrate kann der Klang profitieren, so wird vor allem der Jitter reduziert, also die Samplingfrequenz-Schwankung, die beim Abtasten zu Fehlern führt. Die gewandelten Analogsignale stellt der Player I nun sowohl an einem symmetrischen Ausgang mit XLR-Buchsen als auch an einem unsymmetrischen Ausgang mit Cinch-Buchsen bereit. Digital kommen noch ein elektrischer und ein optischer S/PDIF Out hinzu, falls man eine weitere Komponente anschließen möchte, die die Musik in Form von Nullen und Einsen braucht. Wir gehen aber analog weiter zum Verstärker – und jetzt geht es endlich los.

Der Player I passt als Zuspieler optisch perfekt zum Verstärker. Hier ist der Player mit geöffneter CD-Schublade zu sehen. Der Schlitten wird durch zwei metallene Führungsschienen stabilisiert.

So klingt der Accustic Arts Power I

Für den Hörtest haben wir mit der Focal Scala Utopia EVO einen exzellenten Schallwandler, an dem der Power I mit seinem Zuspieler Player I seine Qualitäten zeigen kann. Wir starten mit der Zuspielung über den unsymmetrischen Eingang des Verstärkers und beginnen mit einem Song der dänischen Jazzsängerin und Komponistin Sinne Eeg: „The Bitter End“. Bei dieser Aufnahme muss der Amp gleich zu Beginn seine Kraft und Kontrolle beweisen. Die Nummer startet mit einem Intro von Bass und Schlagzeug – und beide Instrumente sind hier durchaus speziell bis knifflig: Der Viersaiter ist ein Kontrabass, dementsprechend hat er den für dieses Instrument typisch knurrig-drahtigen Sound, der zwar ein schönes Klangfundament liefert, aber in manchem Frequenzbereich eher schlank klingt – also ziemlich anders als der E-Bass, der elektrisch verstärkte Bruder. Dafür liefert der Kontrabass, je nach Spielweise, Anschlagsart und Aufnahme, ein Mehr an Klangfarben und Dynamikabstufungen – wenn der Verstärker genügend Power samt Reserven bietet, denn sonst klingt ein Kontrabass mitunter anämisch-trocken. Beim Power I ist die Wiedergabe des Viersaiters ein Fest: Gleich der erste Ton hat Druck und Volumen, und in der folgenden Einleitung lässt Scott Colley binnen acht Takten seine Virtuosität aufblitzen. Er führt uns mit seinem behenden Spiel über alle Register und Lagen des Griffbretts in den Klang des Kontrabasses ein. Wir erleben dabei wunderbar, wie er die Saiten anzupft, mal hart, so dass der erzeugte Ton fast scharf und perkussiv klingt, mal zart, so dass der Klang rund und warm ist, dazu Saiten-Bendings, mit denen der Tieftöner wie eine Stimme singt – der Power I gibt uns die Möglichkeit, alle faszinierenden Facetten und Spielarten dieses Instruments zu erleben, als stünde Colley mit seinem Kontrabass vor uns. Das ist schwer beeindruckend!

Der Power I wird mit einer einfachen Kunststoff-Fernbedienung geliefert. Ihre Fähigkeit beschränkt sich auf die Lautstärke-Veränderung, die Quellenumschaltung ist mit ihr nicht möglich.

Kraft, Kontrolle und Dynamik

Der Bassmann Scott Colley wird nun von einem nicht minder dynamisch spielenden Schlagzeuger begleitet: Joey Baron setzt mit gut platzierten Akzenten in seinem Spiel das gesamte Drumset in Szene. Gleich der zweite Schlag im Auftakt macht uns mit seiner Stand Tom vertraut: Diese voluminöse Trommel hat Baron so gestimmt, dass sie nahezu wie ein Pauke klingt. Das ist ebenfalls ein Herausforderung bei der Wiedergabe, weil der Paukenton im Moment des Anschlag ungemein impulsstark und sehr laut ist und danach beim Ausklingen durch zahlreiche Frequenzen wandert – so kommt es zu diesem eigenartig-charakteristischen Ton, den Baron hier mit seiner Standtrommel imitiert. Der Power I lässt uns gleich mit diesen ersten Schlägen zusammenzucken, weil sie wie aus dem nichts kommen, sofort präsent sind, Punch und Volumen besitzen. Das alles zeigt uns schon, welche Kraft der Power I besitzt, und ein Blick auf das Display verrät uns, welche Reserven er noch hat: Wir sind gerade mal bei Pegelstufe 40 von 99 – und haben schon die Lautstärke einer Live-Aufführung erreicht. Die Focal Scala Utopia EVO ist zudem ein Lautsprecher, der durchaus für einen kraftvollen Antrieb dankbar ist, zugleich merkt man bei der anspruchsvollen Wiedergabe, wie gut der Power I diesen Schallwandler unter Kontrolle behält. Nun nutzt Drummer Baron ebenfalls die Gelegenheit, uns sein Set zu zeigen: Das Schlagzeug hat eine wunderbare Plastizität, die einzelnen Trommeln, sei es die Snare, seien es die Toms, wirken ungemein real, ihr Anschlag klingt sowohl bei sanften als auch harten Schlägen so, wie man ein echtes Drumset live erlebt. Der Power I agiert sowohl in der Feindynamik als auch in der Grobdynamik exzellent. Die Faszination setzt sich mit dem Einsetzen des Gesangs fort: Sinne Egg besitzt eine angenehme, tragende, aber auch leicht angerauhte Stimme. Mit diesem attraktiven Organ stellt sich die Chanteuse vor ihre Band, vor das hinten postierte Schlagzeug, den ebenfalls im Hintergrund links stehenden Bass und dem mittlerweile eingestiegenen, rechts verorteten Klavier – ein wunderbarer Raum wird uns durch diese Wiedergabe imaginiert, mit Sinne Eeg in Frontposition, direkt vor uns. Geht’s noch besser? Ja! Wir wechseln vom unsymmetrischen Input zum symmetrischen Eingang – und nun gewinnt das Schlagzeug an Punch und Knackigkeit, der Bass besitzt nun einen noch runderen, volleren Ton, das Klavier klingt hingegen etwas klarer, definierter. Auch Sinne Eegs Stimme ist nun noch präsenter: Wir vernehmen ganz zarte Artikulationen, kleinste Anatmer direkt vor der nächsten Gesangszeile, leicht gutturale Endungen, die eine sanfte Erotik ausstrahlen, zarte Vibrati auf verebbenden Vokalen – all das ist nun noch deutlicher zu hören und gibt uns das überaus angenehme Gefühl, dass diese Sinne Egg den Song nicht nur vor uns, sondern auch für uns singt.

In unserem Test war der Player I (rechts) der Spielpartner des Power I (links), dahinter steht der Kopfhörer Focal Utopia, mit dem wir den Kopfhörerausgang des Power I unter die akustische Lupe haben.

Exzellente Bühnenabbildung

Wir verlassen diese intime Atmosphäre und begeben uns in die Weiträumigkeit der Orchesterwelt. Wie wählen Edvard Griegs Klavierkonzert mit dem Pianisten Herbert Schuch und dem WDR Sinfonieorchester Köln unter der Leitung von Eivind Aadland. Das eröffnende Allegro beginnt – mit der Pauke: Ein sich bis ins Furiose steigernder Wirbel mit finalem Tutti-Schlag des Orchesters zeigt uns abermals, zu welchen dynamischen Großtaten der Power I fähig ist. Das ist grandios! Nun präsentiert uns Schuch seinen Flügel – und dieser Steinway erklingt mit üppigem Klangfarbenreichtum. Es ist ein Gedicht, gerade bei den ausgehaltenen, vollgriffigen Akkorden dem Zusammenklingen der vielen Metallsaiten und dem Resonieren von Metallrahmen und Holzkorpus zuzuhören. Iin dieser Klarheit und Prägnanz haben wir den Flügel selten gehört. Auch die zupackenden, aber trotzdem abgestuften Anschläge von Schuch erweisen sich bei dieser Wiedergabe als dynamische Meisterleistung. Dann setzt das Orchester ein – und wir nehmen nun die ganz Tiefe wahr, die dieser Aufnahme innewohnt. Die Einspielung fand in der Kölner Philharmonie statt, wir sitzen in diesem Konzertsaal vorn, nah beim Klavier, die nun beginnenden Bläser hingegen sitzen etliche Meter dahinter, im Halbrund des Orchesters. Hier können wir nun bei dem auf Bläser- und Streichergruppen verteilten Frage- und Antwortspiel mühelos die einzelnen Instrumentengruppen heraushören und verorten. Das Orchester ist also wunderbar in der Tiefe wie in der Breite gestaffelt, auch im Tutti klingt es nicht amorph, sondern macht der Bezeichnung „Klangkörper“ alle Ehre. Auch die Höhe der Philharmonie können wir in dieser Wiedergabe wunderbar erfahren, weil der Power I nicht nur in der Dynamik alle Feinheiten beherrscht, sondern auch in der Auflösung – und so ist die Wiedergabe ungemein natürlich und trotz aller Akkuratesse nicht analytisch, sondern organisch und selbstverständlich. So muss eine Konzertwiedergabe klingen! Zum Abschluss wechseln wir zur Kopfhörerwiedergabe – und hier kann der Power I den exzellenten Eindruck unterstreichen: Auch hier erleben wir eine überaus gelungene Wiedergabe, die mit den Markenzeichen des Verstärkers – Kraft und Dynamik, Präzision und Natürlichkeit – punktet.

Der Accustic Arts Power I kann seine Klangqualität an höchstwertigen Lautsprechern wie den Focal Scala Utopia EVO besonders gut ausspielen.

Fazit

Der Power I macht seinem Namen alle Ehre: Dieser Vollverstärker bietet mit seiner Leistungsstärke von 260 Watt eine kraftvolle Wiedergabe,die dank der üppigen Reserven über die Feindynamik hinaus auch im Grobdynamischen schlicht exzellent ist. Mit dieser Kraft der Verstärkung, der großen Stromlieferfähigkeit seiner Versorgung und dem hohen Dämpfungsfaktor hat der Power I auch anspruchsvolle Lautsprecher unter Kontrolle. Das führt zu einer überaus akkuraten, präsenten und feinauflösend-detailreichen Wiedergabe, die in einer herausragenden räumlichen Darstellung gipfelt. Über den symmetrischen Eingang kann der Power I seine Qualitäten noch besser entfalten als über den unsymmetrischen Eingang. Hier wird aus der selbstauferlegten Accustoc Arts-Pflicht, dem Anspruch an Akkuratesse und Klangtreue, eine Kür.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote: 98/100
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

98

98

96

190913.Accustic Arts-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Accustic Arts
Power I
Produktkategorie:Vollverstärker (Stereo)
Preis:6.900,00 Euro
Garantie:3 Jahre
Ausführungen:Silber, Schwarz
Vertrieb:IDC Klaassen, Lünen
Tel.: 0231 / 9 86 02 85
www.idc-klaassen.com
Abmessungen (HBT):145 x 482 x 450 mm
Gewicht:19,4 kg
Leistung:- 2 x 260 Watt bei 4 Ω
- 2 x 170 Watt bei 8 Ω
Eingänge (analog):2 x symmetrisch (XLR)
3 x unsymmetrisch (Cinch)
Ausgänge (analog):1 x Kopfhörer (Klinke, 6,35 mm), Ausgangsimpedanz: >25 Ω
1 x Pre/Rec Out (Cinch)
1 x Lautsprecher
Lieferumfang:- Accustics Arts Power I
- Fernbedienung RC 2
- 2 Batterien (AAA)
- Netzkabel (2 m)
- Bedienungsanleitung
Pros und Contras:+ herausragende Klangqualität
+ Kraft und Kontrolle auch bei fordernden Lautsprechern
+ exzellente Verarbeitung
+ Symmetrische sowie unsymmetrische Eingänge
+ separate Pegeleinstellung für jeden Eingang
+ Integrierter Kopfhörerverstärker

- keine Phono-Vorstufe
- Fernbedienung ist qualitativ nicht angemessen und ermöglicht keine Quellenumschaltung
Benotung:
Klang (60%):98/100
Praxis (20%):98/100
Ausstattung (20%):96/100
Gesamtnote:98/100
Klasse:Referenzklasse
Preis-/Leistungsehr gut

Der Beitrag Accustic Arts Power I – Vollverstärker der vollendeten Art erschien zuerst auf lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN.

Pro-Ject Pre Box RS2 Digital – High End-Klangzentrale mit Vorverstärker, Kopfhörer-Amp und DAC

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Kleiner Quader, großer Inhalt: Der Pro-Ject Pre Box RS2 Digital bietet auf kompaktem Raum einen Kopfhörerverstärker, einen HiFi-Preamp mit amtlichen Analog- und Digital-Anschlüssen sowie Bluetooth-Streaming und einen High End-Konverter, der HiRes-Files bis PCM 768 Kilohertz/32 Bit und DSD512 wandelt. Besonderes Schmankerl: Der Verstärker arbeitet wahlweise als reiner Transistoramp oder mit Röhrenstufe. Dazu kommen noch feine Features wie Reclocking, Upsampling und Digitalfilter-Wahl. Was noch alles in der kompakten Klangzentrale steckt, zeigen wir in diesem Test.

Die Pro-Ject Pre Box RS2 Digital ist mit seinen kompakten Maßen leicht in in das heimische Ambiente integrierbar.

Wer Pro-Ject sagt, denkt sofort an Plattenspieler, dabei haben die Österreicher längst ihr Portfolio auf Schallwandler und HiFi-Elektronik ausgeweitet. Bei der Elektronik pflegt Pro-Ject eine Eigenart: Alle Komponenten heißen „Box“ – und über den spezifischen Inhalt und Zweck dieser Box gibt dann der Rest der Modellbezeichnung Aufschluss. Bei der Pre Box RS2 Digital handelt es sich also um einen Pre-Amp, einen Vorverstärker, er stammt aus Pro-Jects Top-Serie RS2, und das „Digital“ ist der Fingerzeig, dass auch ein Nullen- und Einsen-Wandler im Gehäuse Quartier bezogen hat.

Die Taster und das Volumenrad passen perfekt zur eloxierten Aluminium-Optik des Gehäuses.

Top Of The Box

Bleiben wir erst mal beim Gehäuse: Den Titel „Box“ hat sich dieser kompakte, gerade mal sieben Zentimeter hohe, rund zwanzig Zentimeter breite und etwa 22 tiefere Quader durch seine Form und seine Plattenbauweise verdient. Die Metallpaneele und die vorgesetzte Front bestehen aus eloxiertem Aluminium, Wangen und Deckel sind dabei mit zahlreichen Lüftungsschlitzen durchbrochen. In den Ecken der matten Platten sind die glänzenden Verschraubungen deutlich zu sehen. Bei der schwarzen Version der Pre Box RS2 ist diese Verschraubung hingegen optisch nicht auffällig. Die Front hingegen präsentiert sich angenehm fixiermittelfrei. Hier sorgen die ebenfalls in matter Alu-Anmutung gehaltenen Bedienelemente für eine stimmige und ansprechende Optik, allein der glänzende, einfasslungslose An/Aus-Schalter fällt aus dem Rahmen. Eine darüber eingelassene blaue Mini-LED scheint auf, wenn die Pre Box RS2 eingeschaltet ist. Die weitere Handhabung geschieht auf der rechten Frontseite: Vier flache Taster mit gut definiertem Druckpunkt erlauben die Navigation durch das Menü und damit auch die Auswahl des Eingangs. Der darunter positionierte Drehgeber dient allein der Lautstärkeeinstellung.

Das große Display präsentiert seine Informationen wahlweise mit schwarzem Hintergrund und weißer Schrift oder weißem Background und schwarzen Lettern.

Fernbedienung und Großdisplay

Alternativ lässt sich die Pre Box RS2 aber auch bequem aus der Ferne bedienen, Pro-Ject liefert dafür einen optisch perfekt passenden Aluminium-Ferngeber. Zurück zur Stirnseite der Pre Box RS2: In ihrem Zentrum sitzt ein großes, hochauflösendes Display. Es liefert gleich mit dem Startbildschirm eine Vielzahl an Status-Informationen – Schwarz auf Weiß und teils mit Logo- sowie Stecker-Piktogrammen. Das Display zeigt uns den aktuell gewählte Eingang, das an diesem Eingang anliegende digitale Signalformat (also PCM oder DSD), die Bittiefe und die Samplingfrequenz des Eingangssignals, bei aktiviertem Upsampling die Ziel-Samplingfrequenz von 384 beziehungsweise 352,8 Kilohertz, die Upsampling-Einstellung (aus/alle/MQA), den Reclocking-Modus (aus/einfach/zweifach), die Einstellung des digitalen sowie des digitalen Filters – und schließlich die aktivierte oder deaktivierte Röhrenstufe. Das sind viele Informationen – und dies deutet schon an, welche Funktionsvielfalt die Pre Box RS2 bietet. Bei den Analog-Eingängen beschränkt sich die Display-Info hingegen auf die Angabe des Inputs (XLR oder RCA) sowie eine Abbildung der zugehörigen Steckerart.

Mit dem optisch perfekt passenden Aluminium-Ferngeber sind alle Funktionen und Einstellmöglichkeiten erreichbar, und ausschließlich über die Fernbedienung ist die Versetzung der Pre Box in den Standby-Modus und die Stummschaltung möglich.

Amtliche Anschlüsse

Bevor wir uns angucken, was die Pre Box RS2 alles aus einem Signal machen kann, schauen wir erst mal, was für Signale sie denn überhaupt entgegennimmt. Starten wir bei der analogen Abteilung: Das rückseitige Anschlussfeld bietet zwei Line-Level-Eingänge, nämlich einen symmetrischen mit XLR-Buchsen und einen unsymmetrisch mit Cinch-Buchsen. Dann folgen schon die digitalen Schnittstellen: Der Königsweg ist der USB-B-Port, denn hier kann man per Computer PCM-Signale bis 768 Kilohertz/32 Bit zuspielen und DSD bis DSD512 – sowohl im DoP (DSD over PCM)-Verfahren als auch nativ. Das sind Wahnsinns-Werte, durch diese extreme HiRes-Fähigkeit ist die Pre Box RS2 absolut zukunftsfest. Dann folgt ein AES/EBU-Eingang in Form einer XLR-Buchse für den Anschluss eines symmetrischen Signalkabels. Dies ist die im professionellen Studiobereich als Standard etablierte digitale Anschlussnorm, weil sie eine hochwertige Signalübertragung garantiert. Dazu kommen nun noch ein elektrisch-koaxialer S/PDIF-Input in Gestalt einer Cinch-Buchse sowie zwei optische S/PDIF-Eingänge, die wie üblich als Toslink-Anschlüsse ausgelegt sind. Über all diese Eingänge akzeptiert die Pre Box RS2 PCM-Signale bis 192 Kilohertz/24 Bit. Über sämtliche Inputs – also auch über USB – wird zudem in vollem Umfang das Format (richtiger: das Encoder/Decoder-System) MQA unterstützt.

Die Pre Box RS2 bietet zahlreiche Anschlussmöglichkeiten: Eingangsseitig stehen analog ein symmetrische XLR- und ein unsymmetrischer Cinch-Buchsen bereit, digital kommen ein USB-Port, ein AES-Input, zwei optische und eine koaxiale S/PDIF-Schnittstelle hinzu – und als Streaming-Möglichkeit Bluetooth, erkennbar an der angeschraubte Antenne. Ausgangsseitig geht es wahlweise symmetrisch oder unsymmetrisch zu einer Endstufe oder zu aktiven Lautsprechern. Die I²S-Schnittstelle in Form eine HDMI-Buchse dient dem Anschluss des CD-Players Pro-Ject CD Box RS2, die Trigger-Buchsen ermöglichen die Ferneinschaltung über andere Box Design-Komponenten sowie deren Ferneinschaltung über die Pre Box.

Bluetooth-Streaming und samt Kopfhörer-Ausgang

Zu diesen kabelgebundenen Zuspielwegen gesellt sich jetzt noch eine Streaming-Möglichkeit: Die Pre Box RS2 bietet Bluetooth in der Version 4.0 und mit dem Codec aptX. Damit kann Musik etwa von Smartphone in sehr guter Qualität strippenfrei zugespielt werden. Ein zur Serie passender vollwertiger Streamer für die WLAN/LAN-Einbindung ist laut Pro-Ject bereits in Planung. Was nun in die Pre Box RS2 reingeht, kommt gewandelt und verstärkt auch wieder raus: Zu einer nachfolgenden Audio-Endstufe oder einem Paar Aktivboxen geht es wahlweise symmetrisch oder unsymmetrisch. Alternativ bietet die Pre Box RS2 aber auch einen vollwertigen Kopfhörerverstärker, als Anschluss steht auf der Front eine Buchse für 6,3 Millimeter-Klinkenstecker zur Verfügung. Dieser Kopfhörerverstärker ist gleichstromgekoppelt und kommt ohne klangbeeinflussende Koppelkondensatoren aus, Dank seine Ausgangsleistung soll er für alle Arten von Kopfhörern geeignet sein.

Die Pre Box RS2 kann auch Streamen: Mit Bluetooth aptX Kann man einfach und kabellos Musik vom Smartphone zuspielen.

High End-DAC und Preamp mit Röhrenstufe

Anhand der digitalen Schnittstellen kann man es schon erahnen: Im der Pre Box RS2 arbeitet ein Digital/Analog-Konverter höchster Güte. Pro-Ject setzt hier auf einen Wandler des bestens beleumundeten Halbleiter-Spezialisten ESS, der insbesondere mit seiner Sabre-Reihe hochwertigste IC für Audio-Anwendungen bietet und in etlichen High End-Stand-alone-Geräten zu finden ist. Im der Pre Box RS2 wird dieser DAC in einer Dual-Mono-Konfiguration betrieben. Hier gibt es gleich zwei Wandler und separate Signalpfade für den linken und den rechten Kanal. Dieser Chip und diese Schaltungstopologie kommen bereits im erfolgreichen Pre Box RS2 S2 Digital zum Zuge, sollen aber hier, beim großen Bruder, klanglich und funktional weiter ausgereizt worden sein. Das zeigt sich auch in der äußersten Rauscharmut und Linearität der analogen Halbleiter-Verstärkerschaltung. Ein Fremdspannungsabstand von über 113 Dezibel und eine Verzerrung, die im vierstelligen Nachkomma-Bereich angesiedelt ist, sprechen für eine absolut saubere Signalaufbereitung. Damit der Verstärker unbeeinflusst von den Störeinflüssen einer Stromversorgung bleibt, ist das Netzteil ausgelagert worden – sehr gut! Wer den Klangcharakter einer Solid-State-Schaltung, wie sie der Pre Box RS2 innewohnt, als analytisch, kalt oder hart empfindet, kann nun noch den Sound verändern: Der Verstärker besitzt eine zuschaltbare Röhrenausgangsstufe. Ein Verbund von vier 6922-Trioden sorgt nicht nur für ein wohliges Glimmen unter der Haube des Verstärkers, sondern auch für einen wärmeren Klang.

Das Gehäuse ist mit zahlreichen Lüftungsschlitzen versehen, so kann die insbesondere beim Betrieb mit Röhre entstehende Wärme gut abgeführt werden.

Die Features: Filtering …

Neben der Röhrenschaltung bietet die Pre Box RS2 zahlreiche weitere Möglichkeiten, den Klang zu verändern. Da ist zuerst das Filtering. Als Analogfilter stehen drei Lowpass-Filter bereit. Sie sieben bei der Wiedergabe von PCM-Files mit den Einstellungen „LPF 25kHz“ oder „LPF 120kHz“ alle Frequenzen oberhalb von 25 Kilohertz (ab hier gesellen sich zum Originalsignal Störfrequenzen, die durch die Digital/Analog-Wandlung entstehen) beziehungsweise 120 Kilohertz heraus, alternativ ist im „LPF Auto“-Modus durchgängig der 120 Kilohertz-Filter aktiv – außer beim Abspielen von DSD64-Files, dann ist stets der 25 Kilohertz Filter im Einsatz. Noch vielfältiger ist die Digitalfilter-Sektion: Hier bietet die Pre Box RS2 sogar acht Filter-Modi. Sie vermeiden oder reduzieren unliebsame, nicht zur Musik gehörende Schwingungen sowie Vor- und Nachechos, die etwa bei der Rückwandlung der digitalen Daten in analoge Musik entstehen und den Klang verunklaren. Um den diversen Wandlungsartefakten beizukommen, reicht das Filterportfolio von „Linear phase fast“ über „Apodizing fast“ bis zu Brick Wall“. Die Anleitung beschreibt – leider sehr kurz und damit nur für digitaltechnisch Bewanderte verständlich –, welchen Effekt die einzelnen Filter bewirken. Also: Am besten einfach ausprobieren, welcher Filtermodus klanglich optimal ist.

Die Pre Box RS2 punktet mit einem eigenen Kopfhörer-Verstärker, der nicht aus einem bloßen IC besteht, sondern als diskreter Amp aufgebaut ist.

… sowie Reclocking und Upsampling

Ein weiterer technischer Kniff zur Klangverbesserung ist das Reclocking. Damit wird dem Digitalsignal wieder ein präzises Timing verpasst, nachdem es von einem externen Rechner, etwa über USB, üblicherweise ziemlich unsauber übermittelt worden ist. Deshalb wird das Signal frisch aufbereitet, mit einem neuen Takt versehen, sodass die Datenverarbeitung aller beteiligten Bausteine wieder einem synchronen, absolut exakten Takt folgt. Diese Maßnahme zeitigt laut Pro-Ject zwar kaum Verbesserungen beim Jitter, wohl aber Änderungen im Frequenzspektrum gerade bei höheren Abtastfrequenzen ab 384 Kilohertz, wodurch das Hörerlebnis verbessert werden könne. Ein dritter technischer Kniff zur möglichen Klangverbesserung ist das Upsampling. Hier wird die Abtastrate des Signals hochgerechnet, das erleichtert den Verarbeitungsprozess der Daten: Digitale Artefakte lassen sich leichter und behutsamer vom Originalsignal abscheiden, das Rückwandeln der Daten und das Rekonstruieren des Musiksignals gelingt exakter. Bei der Pre Box RS2 ist dieses Upsampling zuschaltbar, falls man seine Files nicht mit der eventuell schon hohen Original-Abtastrate behandelt und gewandelt hören möchte. Das Upsampling funktioniert bei PCM- und MQA-Inhalten, sie werden auf eine sogenannte „Ziel-Samplingfrequenz“ von 384 Kilohertz beziehungsweise 352,8 Kilohertz gebracht. 352,8 Kilohertz ist ein Vielfaches der CD-Samplingrate von 44,1 Kilohertz, durch diese genaue Hochrechnung der Abtastfrequenz werden abermals Ungenauigkeitsfehler bei der Signalrekonstruktion vermieden.

Mit verschiedenen analogen und digitalen Filtereinstellungen lässt sich der Klang optimieren.

Die Pro-Ject Pre Box RS2 Digital in der Praxis

Wir haben die Pro-Ject Pre Box RS2 zum Kennenlernen erst mal auf den Redaktionsschreibtisch gestellt und beim Ausprobieren der Funktionen über den Kopfhörerausgang betrieben. Dafür steht uns mit dem Focal Utopia ein exzellenter High End-Kopfhörer zur Verfügung, an dem die Pre Box RS2 ihr Klangvermögen zeigen kann. Dabei fangen wir mit der Zuspielung per Bluetooth an. Diese kabellose Streaming-Möglichkeit hat sich ja, seit der Codec aptX eingesetzt wird, zum klanglich ernstzunehmenden Ausspielweg gemausert – und das erleben wir auch mit der Pre Box RS2. Wir wählen „Morph The Cat“ von Donald Fagen, weil dieses Stück exzellent produziert ist – und weil wir es sowohl auf dem Smartphone LG V30 als auch auf der Festplatte unseres Rechners und als CD haben, womit wir die verschiedenen Zuspielmöglichkeiten der Pre Box RS2 testen können. Zuerst also Bluetooth: Die Kopplung mit dem Handy ist in wenigen Sekunden erledigt, und schon starten Gitarrist Frank Vignola, Bassist Freddy Washington und Schlagzeuger Keith Carlock den Song mit einer knochentrockenen Sechssaitigen, einem druckvollen Drumset und jenem voluminös-tiefen Bass, für den der Song berühmt-berüchtigt ist. Diese Kraft und Präzision, aber auch die Transparenz der bald satt instrumentierten Fusion-Nummer, an der insgesamt dreizehn Musiker mitwirken, bildet der Focal Utopia mithilfe der Pre Box RS2 auch amtlich ab. Bluetooth sammelt hier also wieder Bonus-Punkte. Wir wechseln nun vom Blauzahn zur CD und spielen den Song mit dem Oppo UDP-203 über den analogen Eingang zu. Hier verdeutlicht unsere Top-Klangkette nun den klanglichen Qualitätszugewinn: Der Bass hat an Volumen zugelegt, die abgrundtiefen Frequenzen kommen jetzt erst richtig zur Geltung. Das Schlagzeug klingt schlicht knackiger, mit mehr Punch, als wäre Keith Carlock jetzt erst so richtig warmgespielt. Insgesamt hat die Wiedergabe prägnant an Präzision und an Auflösung gewonnen. Pro-Ject hat sein Versprechen, hier einen kraftvoll-klaren Kopfhörer-Ausgang zu bieten, gehalten: Wir haben den Lautstärkeregeler gerade mal ein Drittel aufgedreht. Beim Wechsel zu den digitalen Eingängen drehen wir allerdings am Rad: Sowohl über den elektrischen als auch über den optischen S/PDIF-Input ist die Wiedergabe doch merklich leiser als über den analogen Weg. Das gleiche gilt den USB-Port, über den wir den Track via Laptop als File zuspielen. Das Drehen des Volumenrads erzeugt ab der Hälfte des Regelwegs ein leichtes Geräusch, dies fällt aber nur im Leerlauf auf, es ist bei laufender Musik jedoch nicht mehr wahrnehmbar und für die Wiedergabe völlig unerheblich.

Bei den analogen Eingängen illustriert das Display den zugehörigen Stecker (hier „RCA“, was hierzulande meist als „Cinch“ bezeichnet wird). Unten rechts sieht man die stilisierte Röhre als Zeichen, dass die Röhrenausgangsstufe aktiviert ist.

Klar und knackig, rein und rauscharm

Zurück zu Morph The Cat: Der Track klingt, wenn man die Lautstärke ausgleicht, über den analogen Weg kerniger, über den digitalen Weg hingegen verfeinerter und kontrollierter. Das gilt auch, wenn man statt des Kopfhörerausgangs den analogen Line Out der Pre Box RS2 wählt und Aktivboxen ansteuert. Wir haben dafür mit den Quadral Aurum Alpha ein Paar Edelst-Schallwandler in unserem Testraum, in den wir mittlerweile umgezogen sind. Hier erleben wir nun eine Wiedergabe vom Feinsten: Gab es vorher „nur“ was auf die Ohren, so bekommen wir jetzt auch was in die Magengrube. Im Verbund mit den aktiven Alphas zeigt uns die Pre Box RS2 die ganze Durchschlagskraft dieser Aufnahme, insbesondere des Anfangs. Dessen wunderbare Wucht zaubert uns ein Grinsen ins Gesicht, weil bei aller Kraft die Klarheit und Transparenz gewahrt bleibt. Wie beim Kopfhörer erleben wir eine absolut saubere, rauscharme und nebengeräuschfreie Wiedergabe, wobei der symmetrischen Weg dem unsymmetrischen klar überlegen ist, hier hat das Musiksignal mehr Pegel, wir hören auch deshalb einen kräftigeren Klang. Für beide grundsätzlichen Ausspielwege – Kopfhörer und Lautsprecher – stellt sich nun die knifflige Frage: Was gefällt uns denn besser? Analog zugespielt erleben wir etwas mehr Frische, digital eingespeist werden hingegen manche Feinheiten exakter abgebildet, so ist etwa der Hall, der auf der Schlagzeug-Snare liegt, nun deutlicher hörbar, auch die kleinen Einwürfe des dritten Gitarristen Wayne Krantz sind jetzt sauberer herausgearbeitet. Hier fällt uns die Wahl zwischen analoger und digitaler Zuspielung echt schwer – vor allem, weil die Pre Box RS2 ja in der Digitalsektion noch einige Optimierungsmöglichkeiten bietet.

Der An/Aus-Schalter dient der Komplett-Abschaltung der Pre Box RS2. Die kleine Blaue LED über dem Schalter zeigt der Betriebszustand an. Rechts neben dem Schalter sitzt der Sensor für die Fernbedienung. Über sie kann der Verstärker nur in den Standby-Modus versetzt werden.

Filter-Feinheiten, Taktgefühl und Röhren-Sound

Um mit den Filtern, dem Reclocking und dem Upsampling ordentlich spielen zu können, schicken wir „Morph The Cat“ nun über den USB-Port, Absender ist unser Laptop, auf dem die audiophile und höchst HiRes-fähige Playersoftware Audirvana installiert ist. Nehmen wir uns zuerst die Filter vor: Bei den analogen Lowpass-Filtern erscheint die Wiedergabe etwas offener und zupackender, wenn wir von 25 Kilohertz auf 125 Kilohertz gehen. Das wird unser Favorit. Bei den digitalen Filtern muss man noch genauer hinhören, um die Veränderungen zu begreifen, aber an Feinheiten – etwa dem zischenden Klang der Schlagzeug-Hi-Hat – bemerkt man dann die Unterschiede. Der voreingestellte „Linear Phase Fast“ muss nicht das Ideal bleiben, mit der „Minimum Phase Slow“-Eintellung etwa wirkt die Wiedergabe etwas weicher, bei dem „Apodizing Fast Filter“ gewinnt die Hi-Hat an Prägnanz, im „Brick Wall“-Modus ist dann sogar die gesamte Wiedergabe etwas präsenter. Hier können Luchsohren sich stundenlang an der Suche nach dem besten Filter austoben. Auch beim Upsampling muss man die Lauscher spitzen: Beim genauen Hinhören merkt man, wie hier die Verfeinerung abermals fortschreitet Dazu gewinnt die Wiedergabe wieder an jener Frische, die uns vorhin bei der analogen Wiedergabe so beeindruckt hat. Das Upsampling lohnt sich also – aber es macht natürlich nur Sinn bei Files, die nicht von Haus aus schon mit einer Abtastrate von 384 Kilohertz oder höher daherkommen. Neben dem Upsampling bietet das Reclocking die zweite Möglichkeit, das das Taktgefühl bei der Digital-Analog-Wandlung zu steigern. Doch hier hören wir, ehrlich gesagt, keinen Unterschied – egal, ob wir das Reclocking auf „einfach“, „zweifach“ oder „aus“ stellen. Anders sieht es bei der zuschaltbaren Röhrenausgangsstufe aus: Sie dient keiner Leistungs- und damit Lautstärkesteigerung, sondern sorgt für einen anderen Charakter: Der Klang wird etwas weicher und runder. Bei diesem Sound bleiben wir schließlich und hören uns nun mit Hochgenuss durch etliche HiRes-Files unserer Musikbibliothek, denn die Pre Box RS2 ist ja sowohl bei PCM als auch bei DSD fit bis zu den höchsten Abtastraten – auch das zeigt sich in der Klarheit, Reinheit und Transparenz der Wiedergabe.

Die Pro-Ject Pre Box RS2 Digital bietet eine komplette Klangzentrale auf kleinem Raum: Mit einem Zuspieler (hier ein Laptop) und Aktivboxen bildet sie eine komplette Musikanlage.

Fazit

Die kleine Pro-Ject Pre Box RS2 Digital trumpft groß auf: Der Klang-Quader bietet verstärkerseitig einen hervorragenden HiFi-Preamp und einen ausgezeichneten, diskret aufgebauten Kopfhörerverstärker, wandlerseitig punktet die Pre Box RS2 mit einem High End-DAC, der HiRes-Files bis PCM 768 Kilohertz/32 Bit und DSD512 vorzüglichst konvertiert. Dazu bietet die Box mit Upsampling, Reclocking sowie acht digitalen und drei analogen Filtern zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten für Klanggourmets und Luchsohren. Die zuschaltbare Röhrenausgangsstufe rundet das Klangangebot im wahrsten Sinn des Wortes ab. Bei den Ein- und Ausgängen lässt die Pre Box RS2 kabelgebunden keine Wünsche offen: Sie bietet einen symmetrischen und einen unsymmetrischem Analog-Eingang, digital offeriert sie einen USB-Port, eine AES/EBU-Schnittstelle, zwei optische und einen elektrischen S/PDIF-Input – und wer den CD-Player der RS2-Serie anschließen will, findet dafür noch einen I²S-Zugang. Als kabelloser Zuspielweg kommt sogar noch ein amtliches Bluetooth-Streaming hinzu. Damit das Wandel- und Verstärkungswerk angemessen weitergereicht werden kann, besitzt die Pre Box RS2 auch in der Ausgangssektion einen symmetrischen XLR-Anschluss – zusätzlich zu den gängigen unsymmetrischen Cinch-Buchsen. Mit diesem Leistungspaket und der wunderbar klaren, rauscharmen und transparenten Audio-Performanz erweist sich diese Pre Box klanglich wie preislich als höchst attraktive Top-Box.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote:
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: ausgezeichnet

96

96

96

190919.Pro-Ject-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Pro-Ject
Pre Box RS2 Digital
Produktkategorie:Vorverstärker/ Kopfhörerverstärker/DAC
Preise:1.995,00 Euro
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Silber
- Schwarz
Vertrieb:ATR, Mülheim an der Ruhr
Tel.: +49 208-882 66 0
www.audiotra.de
Abmessungen (HBT):72 x 206 x 222 mm
Gewicht:1,7 kg (ohne Netzteil)
Eingänge (analog):1 x Line symmetrisch (XLR)
1 x Line unsymmetrisch (Cinch)
1 x Trigger (2,5mm-Klinke) zur Ferneinschaltung über andere Box Design-Komponenten
Eingänge/Schnittstellen (digital):1 x Bluetooth 4.0 aptX
1 x USB Typ B (USB2.0)
2 x S/PDIF optisch (Toslink)
1 x S/PDIF elektrisch (Cinch, koaxial)
1x AES/EBU symmetrisch (XLR)
1 x I²S (HDMI) für Anschluss des CD-Players Pro-Ject CD Box RS2
Maximale Samplingrate/
Auflösung:
- USB: PCM 768 kHz/32 bit, DSD512 (DoP sowie nativ)
- AES/EBU: PCM 192 kHz/24 bit
- S/PDIF elektrisch: PCM 192 kHz/24 bit
- S/PDIF optisch: PCM 192 kHz/24 bit
Ausgänge (analog):1 x Pre-Out symmetrisch (XLR)
1 x Pre-Out unsymmetrisch (Cinch)
1 x Kopfhörer unsymmetrisch (6,35mm-Klinke)
1 x Trigger (2,5mm-Klinke) zur Ferneinschaltung anderer Box Design-Komponenten
Kopfhörer-Verstärkerleistung:- 2 x 6,6 mW bei 600 Ω Anschlussimpedanz
- 2 x 68 mW bei 32 Ω Anschlussimpedanz
Frequenzgang:20 Hz - 20 kHz (-0,3 dB, -0,25 dB)
Fremdspannungsabstand:113 dB
Lieferumfang:- Pro-Ject Pre Box RS2 Digital
- Fernbedienung
- externes Netzteil + Netzkabel
- CD mit Windows-Treiber
- Bedienungsanleitung (Deutsch, Englisch)
Pros und Contras:+ sehr sauberer und extrem rauscharmer Klang
+ HiRes bis PCM 768 kHz/32 bit, DSD256 (nativ und DOP)
+ vollsymmetrisches Dual-Mono-Schaltungsdesign
+ symmetrische sowie unsymmetrische Analog-Ein- und Ausgänge
+ bietet alle gängigen Digitalschnittstellen
+ Upsampling-Möglichkeit von PCM- und MQA-Inhalten
+ Ausgang umschaltbar zwischen Röhre und Solid State
+ externes Netzteil

- Pegelunterschiede zwischen analoger und digitaler Sektion
- Darstellung der Anzeige nutzt nicht die Möglichkeiten des hochauflösenden Displays
- Anleitung erklärt nur rudimentär die Wirkung/Einsatzmöglichkeit der Filter- und Upsampling-Modi
Benotung:
Klang (60%):96/100
Praxis (20%):96/100
Ausstattung (20%):96/100
Gesamtnote:96/100
Klasse:Referenzklasse
Preis/Leistung:ausgezeichnet

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Aktive Standlautsprecher Canton Smart A 25 – Wireless, aber schwer auf Draht

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Kompakt, kabellos und komfortabel, so soll moderner Musikgenuss sein. Lange HiFi-Ketten sind heutzutage vor allem im Wohnzimmer nicht mehr so gern gesehen. Folgerichtig sind Aktivlautsprecher interessant, insbesondere wenn sie eigentlich komplette HiFi-Systeme darstellen. Das trifft auch auf die Smart A 25 von Canton zu – das Stereo-Paar kann aber noch eine Menge mehr.

Die Smart A 25 sind moderne Aktivlautsprecher in Gestalt klassischer HiFi-Schallwandler.

Die Smart A 25 sind moderne Aktivlautsprecher in Gestalt klassischer HiFi-Schallwandler.

 

Mit der noch relativ jungen Smart-Serie verfolgt der hessische Lautsprecher-Gigant Canton den Ansatz, „die Ansprüche moderner Hörer [und] großartige Klangqualität“ miteinander zu verknüpfen. So soll der Entwicklung in Richtung Streaming und Wireless HiFi Rechnung getragen werden, ohne die hohen Ansprüche audiophiler Wiedergabe zu vernachlässigen. Kein einfaches Unterfangen, doch in der Entwicklungsabteilung des 1972 gegründeten Unternehmens weiß man, was zu tun ist.

Acht Modelle umfasst die Smart-Serie bereits. Zum Portfolio gehören aktuell unter anderem die netzwerkfähigen Smart Soundbar 9 und Smart Soundbox 3 sowie der Subwoofer Smart SUB 8, die wir bereits gemeinsam als Surround-Test zum Test begrüßen durften. Auch eine Kombination mit dem Kompaktlautsprecher-Duo Smart Vento 3 ist möglich, ebenso sind neben der Smart A 25 auch die größeren Standlautsprecher Smart Vento 9 und Smart A 45 sowie die sogar für Dolby Atmos geeignete Smart Soundbar 10 bereits verfügbar.

Filigranes Kraftpaket

Optisch kommen die Smart A 25 wie von Canton gewohnt eher minimalistisch daher, bestechen allerdings mit ihrer hervorragenden Verarbeitung. Der matte Lack ist makellos aufgetragen und wahlweise in Schwarz oder Weiß verfügbar. Die gerundeten Gehäusekanten sorgen für einen fließenden Look und lockern die klassische Grundstruktur effektiv auf. Besonderes Highlight ist die schraubenlose Front, die in Kombination mit dem LED-Display besonders modern wirkt. Letzteres ist absolut sauber und bündig in die Schallwand eingelassen und im unteren Bereich platziert. So drängt sich die Anzeige nicht ständig ins Blickfeld, ist aber bei Bedarf dank ihrer großen Buchstabend und Ziffern stets gut lesbar.

Sanfte Rundungen und makelloses Lackkleid machen die Smart A 25 zum optischen Highlight.

Sanfte Rundungen und makelloses Lackkleid machen die Smart A 25 zum optischen Highlight.

Insgesamt ist die Smart A 25 genau einen Meter hoch, die Sockelplatte inklusive. Diese sorgt nicht nur für einen sicheren Stand des 21 Kilogramm schweren Lautsprechers. Da sie mit einer Breite von rund 30 Zentimetern über das wesentlich schlankere Gehäuse hinausragt, lässt sie letzteres trotz seiner robusten Konstruktion noch filigraner wirken. Einer Aufstellung im Wohnzimmer steht also nichts im Wege, zumal die Standlautsprecher keinen großen Wandabstand benötigen. Auch das verdanken sie ihrer Sockelkonstruktion, die dem nach unten abstrahlenden Bassreflexport den nötigen Freiraum ermöglicht.

Bevorzugt kabellos

Die Rückseite der Smart A 25 ist folgerichtig dem Anschlussfeld vorbehalten. Hier unterscheiden sich Master und Slave nur geringfügig, Beide weisen selbstverständlich einen Stromanschluss auf, ebenso einen An/Aus-Kippschalter. Eingangsseitig stehen jeweils eine XLR-Schnittstelle und ein Stereo-Cinch-Eingang sowie digitale Anschlüsse für jeweils ein optisches und ein Koaxial-Kabel zur Verfügung. Der Master besitzt zudem einen USB-B-Port, über den zum Beispiel ein Computer seine Tonsignale direkt an die Smart A 25 ausgeben kann. Drahtlos nehmen die Canton-Boxen Signale via Bluetooth 3.0 entgegen, selbstverständlich inklusive aptX-Codec.

Die Smart A 25 halten reichlich Anschlüsse bereit - unter anderem auch eine USB-Schnittstelle.

Die Smart A 25 halten reichlich Anschlüsse bereit – unter anderem auch eine USB-Schnittstelle.

Ebenfalls kabellos erfolgt die Kommunikation der beiden Lautsprecher untereinander, wenngleich sie auch über ein Koaxialkabel miteinander verbunden werden können. Die drahtlose Variante ist allerdings die bevorzugte Option, zumal sie dabei auch mit Auflösungen bis hin zu 96 kHz/24-Bit operieren. Auch eine zusätzliche Erweiterung ist möglich, indem man ihnen zum Beispiel im Heimkino-Bereich weitere Modelle der Smart-Serie zur Seite stellt. So lässt sich auch ein 4.1-Surround-Set realisieren, in dem sich der „Movie“-Modus („MOV“) mit seinem virtuellen Center auszahlt.

Im Drei-Wege-System der Smart A 25 arbeiten unter anderem zwei Tieftöner.

Im Drei-Wege-System der Smart A 25 arbeiten unter anderem zwei Tieftöner.

Selbstverständlich spielt die Smart A 25 ihre Stärken auch als Stereo-Paar aus. Der integrierte Verstärker der Canton-Box arbeitet mit jeweils 350 Watt und treibt ein vollwertiges Drei-Wege-System an. Gleich zwei 160 Millimeter große Keramik-Wolfram-Tieftöner mit Wave-Sicke versprechen in Kombination mit dem Downfire-Bassreflexport kraftvollen Tiefton. Darüber werden sie von einem nahezu baugleichen Mitteltöner und einem 25 Millimeter großer Hochtöner aus Aluminium-Oxyd-Keramik ergänzt. Deren Tätigkeit lässt sich dank Equalizer-Funktionen sogar noch optimieren, was mithilfe der Fernbedienung geschieht.

Mit Fernbedienung und LED-Display

Beim Signalgeber der Smart A 25 handelt es sich um das bekannte Canton-Modell, das kompakt und nicht zu leicht gut in der Hand liegt. Wie üblich ist oben links der rote Knopf zum Ein- und Ausschalten positioniert, rechts liegt die Stummschaltung. Die vier Pfeiltasten darunter dienen der Quellenwahl (oben/unten) und der Lautstärkeregelung (links/rechts).
Ebenfalls sinnvoll ist eine Taste für den „Play Mode“, über die ohne Umwege zwischen den Wiedergabe-Optionen für Film und Musik gewechselt wird. Der zentral positionierte Knopf mit dem „M“ dient dem Aufruf des Hauptmenüs, wo erneut mit den Pfeiltasten navigiert wird. Dabei kommt auch die in ihrer Mitte liegende „OK“-Taste zum Einsatz, um die finale Auswahl zu bestätigen.

Mit der handlichen Fernbedienung lassen sich die Smart A 25 auch bequem vom Sofa aus steuern.

Mit der handlichen Fernbedienung lassen sich die Smart A 25 auch bequem vom Sofa aus steuern.

Über die rechts liegende Taste „Sound Mode“ können gezielt Höhen, Mitten und Bässe justiert werden, über die Zifferntasten darunter (1-3) lassen sich beispielsweise auch diese Einstellungen einspeichern. Zu guter Letzt sind auch noch Buttons zur Wiedergabesteuerung vorhanden, ebenso wie eine Taste zur Kopplung via Bluetooth. Ob man sich mit all diesen Möglichkeiten auch direkt vertraut macht, darf natürlich jeder selbst entscheiden. Für den Anfang genügt auch ganz simpel der An/Aus-Knopf links oben, um die Smart A 25 in Betrieb zu nehmen.

Zwei Minuten und schon geht’s los

Grundsätzlich empfiehlt sich nach dem Anschließen zunächst das Einschalten des Master-Lautsprechers. In unserem Test wurde sein Spielpartner dann automatisch erkannt und drahtlos verbunden. Auch die Kopplung via Bluetooth gelang spielend einfach über das Smartphone-Menü. Zwischen dem Einstecken der Stromkabel und den ersten Klängen der Wiedergabe vergingen nicht einmal zwei Minuten. Kabelgebundene Quellen sind natürlich noch einfacher anzuschließen. Selbst das per USB-Kabel gekoppelte Laptop mit Windows 10 erkennt die Smart A 25 sofort und gibt den Sound umgehend über die Aktivboxen aus.

Klassisches HiFi-Setup oder moderne Klangkette? Mit den Smart A 25 geht beides problemlos.

Klassisches HiFi-Setup oder moderne Klangkette? Mit den Smart A 25 geht beides problemlos.

Je nach Betriebssystem könnte dazu allerdings noch die Installation von Treibern notwendig sein. In dem Fall hilft ein Blick in die ausführliche Bedienungsanleitung. Sie liefert im unwahrscheinlichen Fall von Problemen detaillierte Beschreibungen, um das Aktiv-Duo in Betrieb zu nehmen. Folgt man den Anweisungen, navigiert man mittels Fernbedienung und LED-Display zielsicher durchs Menü. Hier lohnt sich übrigens direkt der Blick in die Equalizer-Einstellungen. Standardmäßig sind die Smart A 25 nämlich für eine freie Aufstellung im Raum optimiert (Einstellung „EQ1“), können aber per Knopfdruck auch spielend leicht auf eine wandnahe Position („EQ2“) oder einen Platz in einer Zimmerecke („EQ3“) eingerichtet werden. So müssen selbst Laien nicht vor den vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten der Smart A 25 zurückschrecken – obwohl der Klang auch in den Werkseinstellungen schon hervorragend ist.

Raumfüllende Harmonie

Die Smart A 25 sehen nicht nur vergleichsweise filigran aus, genauso gehen sie auch klanglich zu Werke. Die beiden Standlautsprecher spielen mit hoher Akkuratesse auf. Mit „Sunrise“ von Norah Jones wird die hohe Qualität ihrer präzisen Wiedergabe deutlich. Die sanfte Stimme der amerikanischen Sängerin löst sich absolut klar und exakt auf den Punkt von den Boxen, die zugleich die instrumentale Unterstützung nicht vernachlässigen. Die Smart A 25 präsentieren ein wunderbar harmonisches Gesamtbild, in dem die einzelnen Elemente der Musik klar konturiert identifizierbar bleiben. Herausfordernd wird das offenbar erst bei höheren Pegeln und wir wechseln zu Kavinsky feat. Lovefoxxx mit „Nightcall“.

Das Display der Smart A 25 gibt jederzeit Aufschluss über den Betriebszustand, ohne sich ständig ins Blickfeld zu drängen.

Das Display der Smart A 25 gibt jederzeit Aufschluss über den Betriebszustand, ohne sich ständig ins Blickfeld zu drängen.

Der Titeltrack des Films „Drive“ setzt weniger auf sanfte Melodien als vielmehr auf effektgeladene Dynamik. Trotzdem spielen die Canton-Lautsprecher auch hier kristallklar auf, schwungvoll und absolut pegelfest noch dazu. Selbst die in tiefe Oktaven verzerrte männliche Gesangsstimme stellt für die Smart A 25 keine Herausforderung dar, wie die mitreißende Atmosphäre spontan beweist. Die virtuelle Bühne präsentiert sich raumfüllend und voluminös, bei einer gleichzeitig sehr sauberen Staffelung und absolut robustem Tieftonfundament.

Mit Anlauf zur Höchstform

Diese Qualität macht sich auch beim ausdauernden Titel „Pneuma“ von Tools langerwartetem Album „Fear Innoculum“ positiv bemerkbar. Angesichts der stets spektakulären Kompositionen der Band sind Räumlichkeit und Detailreichtum genau die Eigenschaften, die ein Lautsprecher mitbringen sollte, um dieser Herausforderung gewachsen zu sein. Im Fall der Smart A 25 kann es nur ein absolut positives Urteil geben. Schon nach wenigen Takten deutet sich ihr Potenzial an, das sich im ausgiebigen Intro stetig entfaltet. Spätestens nach rund 80 Sekunden wird dann endgültig klar, zu welch hervorragender Leistung die Canton-Boxen imstande sind. Mit exzellenter Impulstreue reagieren sie auf Taktwechsel, mit perfekter Präzision erfahren selbst kleinste Details die verdiente Aufmerksamkeit. Dazu gesellt sich eine exzellente Stimmenwiedergabe, die plastischer nicht sein könnte.

Die Smart A 25 ist wahlweise in Schwarz oder Weiß verfügbar.

Die Smart A 25 ist wahlweise in Schwarz oder Weiß verfügbar.

Nach rund dreieinhalb Minuten, wenn so manch anderer Titel bereits in den letzten Zügen ins Ziel stolpert, läuft „Pneuma“ erst zur Hochform auf und die Smart A 25 stehen dem in nichts nach. Nun tritt der brillante Tiefton in Szene und sorgt für ordentlich Antrieb im Bassbereich. Inmitten purer Dynamik ist bereits allein die Wiedergabe des Schlagzeugs eine Offenbarung. Auch ohne sich konkret darauf zu konzentrieren, ist nicht zu überhören, wie druckvoll und zugleich auf technisch höchstem Niveau Danny Carey hier agiert. Das Beste daran: Die Qualität der Smart A 25 bleibt sogar bei höherem Pegel bestehen und macht die schlanken Standlautsprecher auch definitiv zu geeigneten Kandidaten für größere Räume jenseits der 30 oder sogar 40 Quadratmeter.

Für die Membranen der Smart A 25 greift Canton unter anderem auf Keramik zurück.

Für die Membranen der Smart A 25 greift Canton unter anderem auf Keramik zurück.

Fazit

In Weilrod werden bekanntlich hervorragende Lautsprecher gebaut, das ist kein Geheimnis. Trotzdem übertrifft Canton mit jedem neuen Modell immer wieder die hohen Erwartungen. Die Smart A 25 sind wieder einmal das perfekte Beispiel dafür. Moderne Aktivlautsprecher in Gestalt klassischer HiFi-Schallwandler mit zeitgemäßem Komfort und traditionsbedingt hervorragendem Klang – so lässt sich das kraftvolle, aber schlanke Stereo-Paar wohl am besten charakterisieren. Canton beweist erneut, dass nur das Beste gut genug ist, und liefert in allen Belangen auf höchstem Niveau ab.

Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote: 94/95
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: gut - sehr gut

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Technische Daten

Modell:Canton Smart A 25
Gerätekategorie:Standlautsprecher, aktiv
Preis:2.400 Euro / Set (=Master-/Slave-Paar)
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Schwarz seidenmatt
- Weiß seidenmatt
Vertrieb:Canton, Weilrod
Tel.: 06083 / 2870
www.canton.de
Abmessungen (H x B x T):100 x 29,5 x 33 cm (inkl. Sockel)
Gewicht:21 kg/St.
Prinzip:aktiv, 3-Wege, Bassreflex
Hochtöner:1x 25 mm, Aluminium Oxyd Keramik
Mitteltöner:1x 160 mm, Keramik-Wolfram (Wave-Sicke, TCC)
Tieftöner:2x 160 mm, Keramik-Wolfram (Wave-Sicke)
Übertragungsbereich:24 - 30.000 Hz
(Herstellerangabe)
Übergangsfrequenz:160 / 3.100 Hz (Herstellerangabe)
Leistung:350 Watt pro Lautsprecher (Herstellerangabe)
Eingänge:1x Analogeingang (Cinch)
1x Bluetooth 3.0 aptX
1x Digitaleingang (koaxial)
1x Digitaleingang (optisch)
1x USB-Eingang mit XMOS® Technologie
1x XLR (Balanced)
Ausgänge:1 x Digital (koaxial)
Dekoder:- Dolby Audio
- DTS Digital Surround
- Virtual Surround
- Virtual Center im 4.0-Heimkinobetrieb
Maximale Samplingrate/Auflösung:PCM 96 kHz/24 Bit
Lieferumfang:- 1x Smart A 25 (Master)
- 1x Smart A 25 (Slave)
- Fernbedienung
- Netzkabel
- optisches digitales Audiokabel (3,0m)
- koaxiales digitales Audiokabel (3,0m)
- analoges Stereo Audiokabel (3,0m)
- Bedienungsanleitung
Pro und Kontra:+ einfache Installation
+ kabellose Übertragung zwischen den Lautsprechern
+ hervorragender Klang
+ USB-Wiedergabe von PC & Co
+ LED-Display
+ integrierter Verstärker
+ Equalizer-Funktion
+ Anpassung von Lautstärke und Hörabstand pro Lautsprecher
+ magnetische Stoffabdeckung
+ makellose Verarbeitung
+ übersichtliche Fernbedienung

- kein WLAN
Benotung:
Klang (60%):95/95
Praxis (20%):94/95
Ausstattung (20%):94/95
Gesamtnote:94/95
Klasse:Spitzenklasse
Preis-/Leistunggut - sehr gut

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Vollverstärker Cyrus 8.2 DAC QXR – Audiophiler HiRes-Crack mit englischer Exzentrik

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Cyrus gilt als Inbegriff des legendären englischen Schuhkarton-Verstärkers – doch die Traditions-Optik täuscht: Im Inneren des Amps sitzt modernste Technik, und nun haben die audiophilen Angelsachsen ihren Verstärker auch digital noch einmal ordentlich aktualisiert: Mit der neuen Konverter-Karte wird der Amp zum HiRes-Crack, der PCM 768 Kilohertz/32 Bit und natives DSD512 beherrscht. Zur neuen Wandel-Fähigkeit gesellt sich eine unglaubliche Power: Nominelle 70 Watt sorgen für reelle Vollbedienung – wir haben es erlebt.

Kompakter Quader: Der Cyrus 8.2 DAC QXR ist ein Vollverstärker im Halbformat.

Wer Cyrus verstehen will, sollte kurz in die HiFi-Historie eintauchen: In den 1980ern dominierten Verstärker aus Fernost den HiFi-Markt, diese Boliden waren groß, schwer, wattstark und schalterübersät – allerdings gingen diesen Kraftmeiern Charme und Charakter ab. In England formierte sich daraufhin eine Gegenbewegung. Das Credo der hiesigen Hersteller lautete: Reduktion auf das Wesentliche. Die Amps von der Insel boten deshalb weniger Leistung, eine puristische Technik und eine asketische Ausstattung. Die neue Enthaltsamkeit ging einher mit englischer Exzentrik: Die Verstärker frönten einer eigenwilligen Optik und waren gerade mal halb so breit wie die konventionellen Kollegen. Das Halbformat wurde schnell auch unter der Bezeichnung „Shoe Box“ bekannt. Diese Schuhschachtel-Verstärker genossen bald einen exzellenten Ruf: Sie erfüllten zu einem erschwinglichen Preis hohe audiophile Ansprüche, „Made in England“ stand nun für eine überaus musikalische Wiedergabe. Zum Kreis dieser Hersteller gehörte Cyrus – und drei Dekaden später sind die Komponenten der Briten immer noch bestens beleumundet. Zu den Erfolgsmodellen gehören etwa die von uns bereits getesteten Verstärker Cyrus 6 DAC, Cyrus One und Cyrus One HD, aber ebenso der Cyrus 8.2 DAC, also der direkte Vorgänger des aktuellen Amps. Was hat sich denn nun mittlerweile verändert – und was ist geblieben?

Edle Gravur, integrierte Rippen: Neben dem Halbformat und der markanten Front sind das in die Decke gefräste Firmenlogo und die in das ultramassive Gehäuse gefrästen Kühlkörper des Gehäuses Cyrus-typisch.

Britisches Understatement

Geblieben ist erst einmal die Fertigung im Vereinigten Königreich. Cyrus produziert als mittelständische Manufaktur in der kleinen Ortschaft Huntingdon. Die geschieht zum Teil noch in Handarbeit, das Ergebnis ist eine makellose Material- und Verarbeitungsqualität. Cyrus hat natürlich das traditionelle Halbformat beibehalten, so bringt es der Verstärker auf die ungewöhnlichen Maße 7,5 mal 22 mal 37 Zentimeter. Bei der wahlweise silbernen oder schwarzen Behausung setzt Cyrus seit vielen Jahren auf ein ultramassives, wahrscheinlich weltuntergangsresistentes Gehäuse aus Magnesium-Druckguss. Diese Mantelung immunisiert den Cyrus 8.2 DAC QXR gegen mechanische Schwingungen und elektromagnetische Störungen. Zur Abfuhr der erzeugten Wärme ist in den hinteren Bereich der Decke und der Seiten ein Kühlrippen-Bereich integriert. Dies trägt im Zusammenspiel mit dem eingravierten Cyrus-Schriftzug zu der markanten Optik bei. Das Design wird aber vor allem von der charakteristischen Front geprägt. Das hervorstehende und geschrägte untere Areal ist eine Reverenz an den allerersten Cyrus-Verstärker: Er besaß unter seinen Drehgebern eine abgewinkelte Leiste, die mit ihren Beschriftungen die Funktion der Stellräder verriet. Diese Leiste ist im aktuellen Amp stilisiert – und deutlich stimmiger in die kantige Stirnseite des Verstärkers integriert. Zudem dient sie nun auch gleich als Trägerin der Funktionstasten. Hier betreibt Cyrus abermals Traditionspflege und britisches Understatement: Der Cyrus 8.2 DAC QXR kommt mit gerade mal sechs Tasten aus – plus dem Standby-Taster sowie einem dreh- und drückbaren Stellrad für die Lautstärke und die Setup-Anpassung. Traditionspflege modernerer Art bietet Cyrus beim Display: Die kleine LCD-Anzeige, die ihre Informationen mit schwarzen Pixeln auf grüngelbem Grund präsentiert, ist seit Jahren fester Bestandteil des Cyrus-Designs und trägt mittlerweile zum Retro-Charme des Verstärkers bei.

Die traditionell abgewinkelte Leiste und das kantige Frontdesign prägen seit etlichen Jahren das Design der Cyrus-Komponenten. Das QXR-Logo weist den den Cyrus 8.2 DAC als das aktuelle Modell mit eingebauter QXR-Platine aus.

Kompaktes Kraftpaket mit Power-Option

Die Moderne des Cyrus 8.2 DAC QXR beginnt im Inneren – und hier zuallererst bei der Verstärkersektion. Dass Cyrus trotz des Halbformats keine halben Sachen macht, merkt man sofort, wenn man den Verstärker hochhebt: Satte sieben Kilogramm bringt der Amp auf die Waage, und einen beachtlichen Teil dieses Gewichts verursacht der üppige Ringkerntransformator. Er ist das Herzstück der Stromversorgung, von ihrer Dimensionierung wiederum hängen die Stromlieferfähigkeit und die Reserven ab, die den Verstärkerstufen zur Verfügung gestellt werden können, damit sie kraftvoll arbeiten können. Mit einem 350 VA-Transformator ist der Cyrus 8.2 DAC QXR hier satt ausgerüstet, zumal er über eine zweite Stromversorgung verfügt, die einzig für das Display und die digitale Steuerelektronik zuständig ist. Dies verhindert jeglichen Einfluss auf die sensible analoge Audiosektion. Gegenüber der vorherigen Geräte-Generation wurden einige Modifikationen insbesondere an der Stromversorgung vorgenommen, dafür steht die „.2“ im Produktnamen. Es geht aber trotzdem noch besser: Man kann den Cyrus 8.2 DAC QXR auch mit einer externen Stromversorgung betreiben, für diese Power-Option bietet die Rückseite eine fünfpolige Abschlussbuchse, an die das rund 1.000 Euro kostende PSX-R.2-Netzteil angeschlossen werden kann. Mit diesem zusätzlichen Netzteil wird das Strom-Management optimiert: Die Peripherie-Komponenten und die Vor- und Endstufensektion werden nun absolut getrennt versorgt. Dies resultiert in einem klanglichen Performanz-Plus des Cyrus 8.2 DAC QXR. Doch schon die integrierte Standard-Stromversorgung ist aufwändig: Hier sind bereits fünf separate Spannungsregelungen allein für die Eingangsstufen im Einsatz. Deren Schaltungsdesign ist vom DAC XP Signature abgeleitet, dem Premium-Preamp/DAC der Briten. Die Endstufensektion des 8.2 DAC QXR ist komplett diskret aufgebaut, hier verzichtet Cyrus auf integrierte Chips und setzt durchweg auf echte Einzelbauteile. Nominell bietet der in Class-AB-Schaltung realisierte Verstärker zweimal 70 Watt an Acht-Ohm-Boxen – das klingt erst mal wenig beeindruckend, aber wir haben schon beim Test des Vorgängers Cyrus 8.2 DAC gelernt, dass Watt-Angaben und nur die halbe Wahrheit sind. À propos Vorgänger: Was hat sich denn nun verändert?

Das Display zeigt die Abtastfrequenz des zugespielten Files an. Der USB-Port firmiert unter „Input 11″, die Benennung des Eingangs ist aber leicht veränderbar.

HiRes auf Top-Niveau

Die Novität des Verstärkers und seine Nobilitierung zum „QXR“ beruht auf einem Upgrade: Er ist mit einer neuen Konverter-Karte ausgerüstet, die ihn extrem HiRes-fähig macht. Dank des neuen DAC, dessen Technik ebenfalls vom Cyrus-Flaggschiff DAC XP Signature abgeleitet ist, kann der Amp nun PCM bis 768 Kilohertz/32 Bit und DSD bis zu nativem (!) DSD512 verarbeiten. Das sind absolute Top-Qualitäten, mehr ist derzeit nicht realisierbar. Dies geht natürlich nur über den USB-Port, weil die anderen digitalen S/PDIF-Schnittstellen aufgrund ihrer Normung per se auf PCM 192 Kilohertz/24 Bit begrenzt sind. Doch egal, von welchem Digital-Eingang die Signale kommen: Die eingehenden Signale werden direkt einem Upsampling unterzogen. Sie werden also umgetaktet, die Abtastraten erfahren dabei eine deutliche Erhöhung. Der Sinn der Sache: Durch die Vervielfachung der Samplingrate können die eingesetzten Filter subtiler arbeiten. Die Filter sind beim Umwandeln der digitalen Daten in analoge Töne unverzichtbar, denn sie halten alle Audio-Artefakte fern, die bei der Konvertierung entstehen und nicht zur originalen Musik gehören. Je höher die Samplingrate, desto flacher können diese Filter ausgelegt werden, sie müssen nicht so radikal steilflankig filtern. Dieser Kniff verbessert den Klang. Zudem wird der ebenfalls klangschädliche Jitter reduziert, der durch fehlerhafte Abtastung entsteht. Aus diesem Grund ist auch der USB-Port asynchron ausgelegt. Das bedeutet: Er ist bei der Datenverarbeitung nicht mehr von dem mitunter ungenauen Takt des angeschlossenen Computers, der die Musikfiles liefert, abhängig. Stattdessen hat der DAC eine eigene „Uhr“, die für ein exaktes Timing sorgt. Auch das reduziert den Jitter, der vor allem die Folge von Taktungenauigkeiten ist. Von all diesen Meriten der neuen Konverter-Karte profitiert übrigens nicht nur der Cyrus 8.2 DAC QXR, auch ältere Cyrus-Modelle können mit der QXR-Platine, die solo 750 Euro kostet, nachgerüstet werden (hier der Link zu den infrage kommenden Cyrus-Komponenten).

Mit einer audiophilen und HiRes-fähigen Playersoftware wie Audirvana auf dem Rechner kann der Cyrus 8.2 DAC QXR seine klangliche Klasse ausspielen.

Buchsen, Buchsen, Buchsen: die Ein- und Ausgänge

Haben wir der Vorderseite des 8.2 DAC QXR Reduktion und Understatement attestiert, so gilt für die Rückseite das Gegenteil: Hier trumpft der Verstärker mit einer ungeahnten Anschlussmenge und Buchsendichte auf. Die Analog-Abteilung bietet sechs Line-Level-Eingänge, die Digitalsektion offeriert zwei elektrische und zwei optische S/PDIF-Eingänge, dazu kommt der USB-Port. Er ist als Typ-B-Buchse realisiert, hier wird also keine externe Festplatte angeklemmt, sondern ein Computer oder ein Laptop. Das funktioniert im Plug-and-Play-Verfahren, also ohne Installation eines Treibers. Zu den insgesamt elf Audio-Eingängen kommen nun noch die fünfpolige Buchse für das optionale externe Netzteil, die Netzbuchse für die integrierte Stromversorgung und vier Ausgangsbuchsen für die Lautsprecher. Der 8.2 DAC QXR ist also Bi-Wiring-fähig, auch dies ist ein Fingerzeig für seinen audiophilen Anspruch. Bei den Lautsprecheranschlüssen zeigt Cyrus abermals britische Exzentrik: Die Buchsen sind ausschließlich mit Hohlbananen-Steckern nutzbar. Cyrus legt als Zubehör einen solchen Stecker-Satz bei, so kann man die eigenen Kabel gegebenenfalls schnell umrüsten. Der Cyrus 8.2 DAC QXR besitzt nun noch weitere Ausgänge, die ihn flexibel einsetzbar machen. Mit gleich zwei Vorverstärker-Ausgängen ermöglicht er den Anschluss von Subwoofern und sogar den Bi-Amping-Betrieb mithilfe zweier Endstufen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Lautsprecher einen solchen Bi-Amping-Betrieb zulassen. Mit dem „Zone 2 Out“ des 8.2 DAC QXR kann man die Musik per Kabel zu einem weiteren Verstärker samt Boxenpaar oder zu Aktivboxen weiterleiten, um einen anderen Raum oder eine zweite Hörzone zu beschallen. Alternativ lässt sich hier ein Tape Deck oder ein anderes analog anzusteuerndes Aufnahmegerät anzuschließen – Stichwort: Traditionspflege … Zudem besitzt der Verstärker einen Ein- und Ausgang für das MC-Bussystem von Cyrus, so werden andere Komponenten gemeinsam mit dem 8.2 DAC ein- und ausgeschaltet. À propos: Einen An/Aus-Schalter, der den Cyrus 8.2 DAC QXR komplett vom Netzt nimmt, gibt es nicht. Der Verstärker geht also nach der Betätigung des frontseitigen Power-Tasters nach getaner Arbeit in den Standby-Modus.

Anschlüsse satt: Der Cyrus 8.2 DAC QXR punktet mit sechs analogen Eingängen, fünf digitalen Inputs und diversen Ausgängen. Rechts unten befindet sich der fünfpolige Anschluss für das optionale externe Netzteil. Links neben den digitalen Schnittstellen sitzt der Kopfhörerausgang.

Gut versteckt: Der Kopfhörerausgang

Zum Abschluss der Anschluss-Armada finden wir auf der Rückseite eine kleine Klinkenbuchse, die mit „Headphone“ beschriftet ist – ja, der 8.2 DAC QXR verfügt auch über einen Kopfhörerverstärker! Die eher unpraktische Positionierung auf der Rückseite kann man abermals als englische Exzentrik abtun, sie ist in Wirklichkeit aber dem Konverter-Modul geschuldet: Auf dieser Platine ist auch der ebenfalls modifizierte Kopfhörerverstärker untergebracht, dementsprechend sitzt die Kopfhörerbuchse direkt neben den digitalen Anschlüssen. Wer die Front des Verstärkers ordentlich studiert, stößt auch schnell auf den zugehörigen „Phones“-Taster, mit ihm kann man dezidiert den Kopfhörer einschalten und die Lautsprecherausgänge zugleich ausschalten. Ein pfiffiges Feature, denn so kann man den Kopfhörer permanent eingesteckt lassen.

Mit seinen dualen Speaker-Anschlüssen pro Kanal ermöglicht der Verstärker sogar Bi-Wiring. Die Lautsprecher-Buchsen sind ausschließlich für Hohlbanana-Stecker ausgelegt, welche im Zubehör enthalten sind.

Feature-Vielfalt

Wo wir gerade bei den Features sind: Davon hat der Verstärker noch einige zu bieten. Für den Komfort sorgt erst einmal die mitgelieferte System-Fernbedienung, die auch die Befehlsgewalt über andere Cyrus-Komponenten bietet. Für den 8.2 DAC QXR ermöglicht sie die Auswahl der Quellen, die Aktivierung des Kopfhörereingangs, die Stummschaltung des Amps und die Lautstärkeeinstellung. Das alles lässt sich natürlich auch über die Tasten und den Drehgeber auf der Gerätefront einstellen. Ausschließlich über diese Bedienelemente sind die Setup-Möglichkeiten des Verstärkers erreichbar. So lassen sich zum Beispiel die Eingänge nach einer Liste mit vorgegebenen Begriffe benennen – CD, Tuner oder PC ist doch aussagekräftiger als Input 1, Input 2 oder Input 3. Einen nicht belegten Input kann man mit „No Source“ betiteln – und dann bleibt er beim normalen Durchsuchen der Quellen ausgeblendet. Das ist clever! Mit „Auto-Hide“ wird zudem der USB-Port nur dann sichtbar, wenn er an eine aktive USB-Quelle angeschlossen ist. Ein echter Ohrenschoner ist die Trim-Funktion: Mit ihr kann man für jeden Input die Eingangsempfindlichkeit einstellen, um Unterschiede zwischen den einzelnen Quellen ausgleichen. So gibt es beim Wechsel des Inputs keinen Lautstärke-Sprung. Schließlich ist auch das Display veränderbar, mit drei verschiedenen Darstellungsmodi entscheidet man sich entweder für mehr Details oder für größere Schriftzeichen. All diese Einstellungen sind schnell erledigt, und deshalb kann es nun auch gleich losgehen.

Mit dem Offset-Trimmer gleicht man alle Eingänge ab, so werden Pegelunterschiede verschiedener Quellgeräte ausgeglichen.

So klingt der Cyrus 8.2 DAC QXR

Natürlich wollen wir als Erstes wissen, was der neue DAC denn bewirkt. Dafür haben wir als Vergleichsmöglichkeit unseren bewährten, aber nicht aufgerüsteten Cyrus 8.2 DAC-Redaktionsverstärker herangezogen, als Schallwandler wählen wir die bereits von uns getesteten Quadral Aurum Orkan, als Zuspieler dient zuerst das CD-Laufwerk Cyrus CD t, das wir über die elektrische S/PDIF-Schnittstelle an den alten Cyrus-Amp anschließen. Der klingt nach wie vor ausgezeichnet, wie wir mit dem Song „Hey Now“ von London Grammar merken: kraftvolle Wiedergabe, satter Bass, runder, schön auflösender Klang – was will man mehr? Jetzt wechseln wir zum Cyrus 8.2 DAC QXR – also: gleiche Verstärkertechnik, aber völlig neue Konverter-Platine. Schon nach den ersten Takten kommen wir aus dem Staunen kaum heraus: Die gleiche Aufnahme klingt, als wäre sie einem (geglückten) Remastering unterzogen worden! Die einleitenden Keyboards, die das Thema vorstellen, haben mehr Präsenz – und das gilt erst recht für die nun einsetzende unverzerrte Gitarre von Dan Rothman. Er wirft nur ein kurzes Motiv ein, dämpft beim Spielen die Töne mit dem Ballen seiner rechten Hand ab, um einen perkussiven Effekt zu erzeugen. Darunter leidet eigentlich die Durchsetzungsfähigkeit der Gitarre, aber mit dem 8.2 DAC QXR perlen die wenigen Töne noch erlesener als mit dem alten Amp. Auch der Raum der Aufnahme, der mit einem künstlichen Hall kreiert worden ist, erscheint nun größer und intensiver wahrnehmbar. Das merken wir an den ersten Trommelwirbeln, die zusätzlich mit Delay versehen als clever eingesetzter Perkussion-Effekt durch den Raum schwirren, bis die Schläge schließlich in weiter Ferne verklingen – jetzt ist es das fernere Fern, denn mit dem neuen QXR-DAC erleben wir eine größere Ausbreitung in alle Dimensionen des Raums und damit eine größere Offenheit. Durch die bessere Auflösung sind auch Nebengeräusche der Produktion besser zu hören, etwa das zarte Rauschen des Gitarrenverstärkers, über den Dan Rothman spielt. Durch solche Details gewinnt die Wiedergabe an Realismus. Das erleben wir noch intensiver mit dem Einsatz des Gesangs: Hannah Reid intoniert mit ihrer melancholischen, leicht rauchigen Stimme gerade mal die beiden Worte „Hey Now“ – aber mit dem QXR-veredelten Verstärker klingt es schon jetzt, als wäre uns die eh schon in Fleisch und Blut vor uns stehende Sängerin noch einen Schritt näher gekommen. Die Stimme hat an Prägnanz gewonnen, die Sängerin an Präsenz und Körperhaftigkeit zugelegt. Wie gesagt: Wir hören die gleiche Aufnahme, „nur“ über einen anderen Digital-Analog-Wandler – aber der Unterschied ist gewaltig!

Platzsparer: Cyrus setzt auch bei anderen Komponenten auf das Halbformat. Hier spielt der 8.2 DAC QXR zusammen mit dem CD-Laufwerk Cyrus CD t – und auch hier gewinnt die Wiedergabe dank der neuen Konverter-Karte des Verstärkers.

Unglaubliche Kraft

À propos gewaltig: Bei kleinformatigen Verstärkern neigt man ja dazu, die Gehäusegeometrie auf das Leistungsvermögen zu projizieren und den Verstärker zu unterschätzen, insbesondere, wenn das Datenblatt Watt-Werte ausweist, die man dem Kleinen nicht so recht zutraut. Eine solche Fehlannahme passiert uns natürlich nicht – weil sie uns bereits beim Test des Vorgängers Cyrus 8.2 DAC unterlaufen ist. Da sich in der Verstärkersektion des Cyrus-Amps nichts geändert hat, sind wir also gewarnt, und das ist gut so. Mit dem Einsatz des Basses bekommen wir nämlich ordentlich was auf die Ohren und in den Magen. „Hey Now“ ist für seine synthetischen Sub-Bässe bekannt, und diese Tiefsttöne drückt uns der Cyrus mit immenser Kraft und mithilfe der Quadral Aurum Orkan auf unsere Organe. Die Schallwandler machen ihrem Namen alle Ehre, fordern dafür aber auch einen ordentlichen Antrieb – und den liefert der Cyrus. Mit seinen zweimal 150 Watt an vier Ohm hat der 8.2 DAC QXR die Schallwandler absolut unter Kontrolle, und während bei uns alles vibriert, klingt die Musik sauber und klar, ohne jegliche Kompressionseffekte. Das zeugt von einer souveränen Stromlieferfähigkeit. Dabei haben wir noch satte Reserven: Wir befinden uns bei minus 30 Dezibel – und könnten uns bis null Dezibel steigern. Der Cyrus 8.2 DAC erweist sich also auch in der QXR-Version als unglaubliches Kraftpaket.

Die große System-Fernbedienung ermöglicht die Steuerung des Verstärkers und weiterer Cyrus-Komponenten, aber auch von anderen Geräte wie Flatscreen oder TV Set Top-Box.

HiRes in großartiger Auflösung

Wir verlassen wir die CD-Wiedergabe und wechseln zu den hochauflösenden Musikfiles die wir von unserer NAS ziehen und und über unser Laptop abspielen, auf dem der audiophile HiRes-Player Audirvana installiert ist. Dank des neuen QXR-Konverters beherrscht der Cyrus nun ja auch DSD512 – das ist Quad-DSD, also die vierfache Abtastung gegenüber normalem DSD, und das wiederum funktioniert mit der 64-fachen Abtastrate der CD. Gibt es dafür Musik? Wir haben da das kürzlich erschienene Album „Feenbrothers Play Dave Brubeck“ in petto, aufgenommen im dafür üblichen PCM-Format DXD 352,8 Kilohertz/24 Bit-File, konvertiert und zu kaufen im Format DSD512. Die vier Feenbrothers spielen selbstverständlich Brubecks legendäres „Take Five“, live im Hilversum Studio vor 80 ausgesuchten Gästen – und wir sind nun bei diesem exklusiven Konzert livehaftig dabei. Der 8.2 DAC QXR führt uns vor Ohren, was eine hohe HiRes-Qualität samt exakter Wandlung bewirkt: mehr akustische Informationen, mehr Details, die den Höreindruck noch realistischer und intensiver machen. Wir registrieren das Wispern des Publikums, das Rutschen ihrer Füße über den Boden, erfahren alle atmosphärischen Eindrücke, die uns die Illusion geben, wirklich in diesem imaginierten Raum zu sein.

Der Cyrus 8.2 DAC bieten die Möglichkeit, einen AV-Video-Decoder oder -Receiver anzuschließen. Besonderheit: Im AV-Direct-Modus steuert der AV-Receiver die Lautstärke, nicht der Cyrus. So lässt sich eine AV-Anlage mit dem Cyrus und Stereo-Lautsprechern um klanglich hochwertige Front-Stereo-Kanäle erweitern.

Transparenz und Nuancenreichtum

Hier legen nun die Feenbrothers los – und die Realistik setzt sich damit musikalisch fort: Rechts von uns sitzt der Pianist Marc van der Feen, kaum fünf Meter entfernt, und spielt die ostentative, kurze 5/4-Akkordfolge, die die gesamte Nummer durchzieht. Wir hören seinen variierender Tastenanschlag, mit der er das Thema dynamisch abstuft, auch den Pedaleinsatz, mit dem er die Saitendämpfung verändert – das ist grandios! Auch das mittig positionierte Schlagzeug ist ein Genuss, wir verfolgen gebannt, wie Matthijs van der Feen mit den Schlägeln über sein Ride-Becken fährt, die Anschlagsstelle variiert und damit dem gedengelten Metall verschiedenste Klangfarben von silbrig rauschend bis hell glockig entlockt. Auch die gut gesetzten Akzente auf seinen Trommeln sind durch ihre Ansatzlosigkeit und Direktheit ein dynamisches Fest. Im Fokus steht natürlich der Saxofonisten Paul van der Feen, der nun das berühmte Take Five-Thema spielt und dann darüber soliert: Jede noch so kleine Nuancen beim Anblasen der Töne ist hörbar, faszinierend sind auch die changierenden Klangfarben, die sich mit der Spieltechnik und der Atemstärke verändern. Die Transparenz und Auflösung dieser Wiedergabe sind exzellent, und spätestens hier wird uns klar, wie rauscharm der Cyrus sein Verstärkungswerk vollbringt – selbst bei gehobenster Lautstärke. Wir haben nun den Phones-Schalter auf der Front gedrückt und wechseln damit von der Lautsprecherwiedergabe zum Kopfhörer-Betrieb. Dafür schließen wir den Beyerdynamic DT 1990 Pro an – und prompt geht der Genuss weiter: Der Kopfhörerverstärker braucht sich nicht zu verstecken, wie es seine rückseitige Anschlussbuchse suggeriert: Hier findet das Konzert seine gutklassige Fortsetzung bis zum abschließenden Applaus.

Der 8.2 DAC QXR sorgt in Kombination mit einem Laptop und einem Paar hochwertiger Boxen wie den Quadral Aurum Orkan 9 für audiophilen HiRes-Musikgenuss.

Fazit

Der halbformatige Cyrus 8.2 DAC QXR bietet mit seiner neuen Konverterkarte noch mehr Vollformat: Dank des neuen DAC wandelt der Verstärker hochauflösende Files bis PCM 768 Kilohertz/32 Bit und DSD512, das konverterseitig bewerkstelligte Upsampling veredelt auch digital zugespielte Files mit niedriger Abtastrate, so klingen selbst CDs deutlich detailreicher. Dazu gesellen sich die bewährten Klangqualitäten, denn verstärkerseitig hat Cyrus sein bestens gelungenes 70 Watt-Kraftwerk unverändert gelassen: Auch in der QXR-Version klingt der 8.2 DAC klar, dynamisch und musikalisch, dazu bietet er eine Kraft und Kontrolle, mit der er selbst anspruchsvolle Schallwandler antreiben kann und satteste Lautstärken bietet, ohne dabei an Agilität und Transparenz zu verlieren. Da der Verstärker auch seine große Anschlussvielfalt mit sechs analogen und fünf digitalen Eingängen sowie einem Kopfhörer-Ausgang beibehalten hat, erweist sich der Cyrus 8.2 DAC QXR als komplette Klangzentrale für höchstgradigen Musikgenuss.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Simone Maier, Philipp Thielen

Gesamtnote: 94/95
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

95

94

92

190925.CyrusTestsiegel

Technische Daten

Modell:Cyrus
8.2 DAC QXR
Produktkategorie:- Vollverstärker/DAC
Preis:2.845,00 Euro
Garantie:- 2 Jahre
- 3 Jahre bei Registrierung
Ausführungen:- Schwarz
- Silber
Vertrieb:Bellevue Audio, Unna
Tel.: 02303 / 3050178
www.bellevueaudio.de
Abmessungen (HxBxT):75 x 215 x 365 mm
Gewicht:6,9 kg
Eingänge (analog):6 x Line unsymmetrisch (Cinch)
1 x MC Bus
1 x externe Stromversorgung PSX-R.2
Eingänge (digital):2 x elektrisch(Cinch, koaxial, S/PDIF)
2 x optisch (Toslink, S/PDIF)
1 x USB Typ B (für Anschluss an Computer oder Laptop)
Ausgänge (analog):1 x Kopfhörer (Klinke, 3,5 mm)
2 x Vorverstärker (Cinch)
1 x Zone 2
2 x Lautsprecher
1 x MC Bus
Maximale Samplingrate/
Auflösung
- USB: PCM 768 kHz / 32 bit, DSD512
- S/PDIF: PCM 192 kHz / 24 bit
Verstärkerleistung:- 2 x 70 W (8 Ohm)
- 2 x 115 W (4 Ohm)
(Herstellerangaben)
Lieferumfang:- Cyrus 8.2 DAC QXR
- Fernbedienung
2 Batterien (AAA)
- 1 Satz Hohlbanana-Stecker
- 2 Netzkabel (Euro/UK)
- Mantelwellenfilter für Netzkabel
- CD mit Bedienungsanleitungen (Deutsch, Englisch, Französisch)
- Quick Start Guide (Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch)
- Garantiekarte
Pros und Kontras:+ sehr musikalischer, feinauflösender und kraftvoller Klang
+ HiRes bis PCM 768 kHz / 32 bit und DSD512
+ extrem stabiles Magnesium-Druckgussgehäuse
+ erstklassige Verarbeitung
+ einfache Bedienung
+ Upgrade-Möglichkeiten: Betrieb mit optionalem externem Netzteil PSX-R.2 / modulares Upgrade älterer 8.2-Verstärker zum 8.2 DAC QXR per QXR-Konverterplatine

- Display ist grobpixelig
- Kopfhörerausgang rückseitig und nur für 3,5 mm-Klinke ausgelegt
Benotung:
Klang (60%):95/95
Praxis (20%):94/95
Ausstattung (20%):92/95
Gesamtnote:94/95
Klasse:Spitzenklasse
Preis-/Leistungsehr gut

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Phono-Vorverstärker Lehmannaudio Black Cube SE II – Der Zauberwürfel

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Man muss sich steigern können – und bei Lehmannaudio sieht das so aus: Auf den Erfolgsklassiker Black Cube folgte der Black Cube SE, dessen Veredelung nun wiederum der Black Cube SE II ist: ein Phono-Vorverstärker für MM- und MC-Systeme, der in Kapazität, Impedanz und Gain an verschiedenste Nadelsysteme anpassbar ist, mit einen Bassfilter Trittschall und Rumpeln fernhält und eine separate Stromversorgung zur klanglichen Steigerung besitzt. Was er kann, haben wir getestet.

Der Black Cube SE II ist ein kompakter Phono-Vorverstärker, der sich geschmeidig in das Wohnambiente einfügt.

Als der Black Cube Mitte der 1990er erschien, sorgte der kleine schwarze Kasten schnell für Furore: Der nach audiophilem Maßstab sehr erschwingliche Phono-Vorverstärker wurde ob seiner sensationellen Performanz unter Vinylisten schnell populär und gilt heute als Klassiker. Aus dem Black Cube ist mittlerweile eine ganze Serie geworden. Der aufs Wesentlichste reduzierte schwarze Kubus hat in den nachfolgenden Versionen optisch, technisch und damit auch akustisch zugelegt – das gilt auch für den Black Cube SE II.

Der Black Cube SE II besteht aus dem Audioteil (links) und dem externen Netzteil (rechts).

Edler Auftritt

Dieser Phono-Amp hat sich – ebenso wie die in der Cube-Serie noch höher angesiedelten Top-Modelle Decade und Silver Cube – im Aussehen deutlich von dem ursprünglichen Design entfernt. Aus dem kleinen schwarzen Kästchen ist ein zwar immer noch kompakter, jetzt aber bei Weitem edler auftretender Phono-Preamp geworden, dessen Front nun eine vorgesetzte, fünf Millimeter dicke Platte aus gebürstetem Aluminium ziert. Sie ist wahlweise in Schwarz oder Silber zu haben. Gegen Aufpreis blitzt die Front in noch edler aussehendem Chrom. Dann ist die äußerst aufgeräumt Stirnseite, auf der allein eine kleine blaue LED als Nachweis der Betriebsamkeit leuchtet, auch zusätzlich von jeglichen Befestigungsschrauben befreit. Die Anschlüsse sind also komplett auf die Rückseite des Gehäuses gewandert. Dieser mattschwarz lackierte Korpus besteht wie die vorgesetzte Front aus Aluminium. Damit ist das gesamte Gehäuse nichtmagnetisch. Dies kommt der störungsfreien Funktion der empfindlichen Elektronik ebenso zugute wie die innere Bedämpfung des Deckels: So werden mikrofonische Effekte und mechanische Resonanzen vermieden, die sich in Form von Störgeräuschen bemerkbar machen können. Noch ein Wort zu den Anschlüssen: Die vier Cinch-Buchsen – zwei für das vom Plattenspieler kommende Signal und zwei für das zum HiFi-Verstärker hingeführte Signal – sind von dem Decade übernommen. Sie sind vergoldet, was für besten Kontakt und geringen Übergangswiderstand sorgt, und außerdem teflonisoliert, was die Reinheit des Signals bewahrt – wie auch die direkte Verlötung auf der Platine, die die gesamte Elektronik beherbergt. Damit sind wir schon beim Innenleben des Black Cube SE II.

Schicke Schale: Mit der vorgesetzten Front – hier in silberbelassenem Aluminium – sieht der Black Cube SE II deutlich edler aus als der Ur-Cube.

Bestbewährtes bleibt: Die Audio-Schaltung

Lehmannaudio bleibt auch beim Black Cube SE II seinem Anspruch treu: beste Bauteile, durchdachter Schaltungsaufbau. Die Treue fällt leicht, denn die Audioschaltung geht auf den in jeder Beziehung ausgezeichneten Black Cube SE zurück. So glänzt auch der „II“ mit einem präzisen, passiven Entzerrungsnetzwerk, das eine exakte Rückverwandlung des ankommenden Phono-Signals bewerkstelligt. Was vom Plattenspieler kommt, ist ja nach dem RIAA-Standard codiert und muss wieder sorgsam entschlüsselt und wieder in die ursprüngliche Form versetzt werden. Plattenspieler liefern aber nicht nur ein codiertes, sondern auch ein sehr zartes Signal, es entsteht ja allein aufgrund der Schwingung der Nadel und bedarf deshalb der Päpelung. Zur Kräftigung dieses Phono-Signals kommen zwei lineare Verstärkerstufen zum Zuge, die auf hohe Rauscharmut getrimmt sind. Das ist, eben wegen der Schwäche des ankommenden Signals, schwerer zu erreichen als bei einem deutlich stärkeren Line-Pegel-Signal – und deshalb ein zentraler Exzellenzausweis eines Phono-Vorverstärkers. Bei den Bauteilen der Verstärkerschaltung hat Lehmannaudio nur hochwertige Komponenten eingelötet, die innerhalb enger Toleranzen arbeiten. Die Platine, auf der alle Baugruppen positioniert sind, wird doppelseitig genutzt, so ist die Leiterbahnführung zugunsten kurzer Signalwege optimiert. Soweit der Blick unter die Haube, nun der Blick auf die Unterseite dieses Verstärkers.

Auf der Unterseite des Audioteils sind drei blaue Mäuseklaviere eingelassen. Mit diesen DIP-Schaltern stellt man die passenden Werte für MM- oder MC-Plattenspieler ein, aber auch den Bassfilter und die Gain-Anhebung.

Flexibel und vielseitig für MM und MC

Wer den Black Cube SE II umdreht, entdeckt sechs sogenannte „Mäuseklaviere“: blaue Blöcke mit weißen Schiebeschaltern, je drei Klaviere sind für den linken und rechten Signalkanal zuständig. Mit diesen sogenannten DIP-Schalter wird der Phono-Verstärker zum Allrounder, denn er bietet so zahlreiche Einstellmöglichkeiten, die sich aus der Kombination der Schalterstellungen ergeben. Die erste und grundlegendste: Der Black Cube SE II ist sowohl für MM- als auch für MC-Nadelsysteme geeignet. Dies sind die beiden gängigsten Abtastsysteme für Plattenspieler. MM steht dabei für Moving Magnet, MC für Moving Coil. Beide Abtastsysteme erfordern andere Betriebsweisen, aber auch innerhalb dieser Systeme gibt es große Unterschiede: Verschiedene Modelle verlangen jeweils andere Voraussetzungen, damit sie optimal arbeiten. Dafür besitzt der Black Cube SE II etliche Einstellmöglichkeiten, mit denen man verschiedenste Kapazitäts- und Impedanzwerte realisieren kann. So kommt der Black Cube SE II mit den meisten auf dem Markt gängigen MM- und MC-Systemen klar. Die jeweils benötigten Werte weisen die Hersteller der Abtastsysteme auf ihren Datenblättern aus. Bei der Eingangskapazität ist der Verstärker auf 100 Pikofarad festgelegt, damit funktioniert das Große der MM-Systeme, die durchaus auf die Kapazität des verwendeten Anschlusskabels reagieren. Beim Abschlusswiderstand hingegen bietet der Black Cube SE II die Einstellungen 100 Ohm, 1 Kiloohm und 47 Kiloohm. MM-Systeme funktionieren eigentlich immer mit dem letztgenannten Maximalwiderstand optimal, bei MC-Systemen sind hingegen auch andere Werte möglich. Mit welchen Schalterstellungen der Mäuseklaviere man welchen Wert einstellt, erklärt die Bedienungsanleitung. Sie listet sogar Schalterkombinationen für eine Wahlimpedanz auf, falls das Abtastsystem doch einen spezielleren Wert verlangt. Den erreicht man, indem man im Geräteinneren dafür vorgesehene Steckplätze mit entsprechenden RC-Bauteilen bestückt – die liefert Lehmannaudio auf Wunsch auch gleich mit. Diese Sondereinstellung lässt man im Falle eines Falles besser von einem Fachmann vornehmen. Für ihn liegt als Zubehör ein Inbusschlüssel zum Lösen der Gehäuseschrauben bei. Dem Experten überlässt man es dann auch, mit den ebenfalls mitgelieferten Jumpern die außerdem mögliche Überbrückung der Ausgangskondensatoren vorzunehmen, falls man die Kondensatoren aus klanglichen Gründen aus dem Signalweg heraushalten möchte. Das sollte man aber nur machen, wenn der nachfolgende Verstärker eingangsseitig einen Gleichspannungsfilter besitzt – wie gesagt: das ist ein Fall für den Fachmann.

Das Audio-Teil ist mit ausgezeichneten Buchsen bestückt, die kanalweise angeordnet sind: Links sitzen die Ein- und Ausgänge des linken Stereo-Kanals, rechts finden wir die Ein- und Ausgänge des rechten Stereo-Kanals.

Mehr Pegel, weniger Rumpeln

Abseits von diesen Ausnahmefällen bietet der Black Cube SE II nun noch zwei gerne genutzte Features. Da ist zum einen der Gain: Wer ihn mithilfe des DIP-Schalters aktiviert, hebt die Verstärkung um zehn Dezibel an. Damit kann man Nadelsystemen, die einen eher geringen Output liefern, zu einem höheren Signalpegel verhelfen. Dann muss man später am nachgeschalteten HiFi-Verstärker nicht so weit aufdrehen. Das wäre der schlechtere Weg, denn so würden auch sämtliche Einflüsse, die über alle Verstärkerstufen, Signal- und Kabelwege der Klangkette hinzugekommen sind, mitverstärkt. Deswegen sollte man ein Signal möglichst früh auf einen amtlichen Pegel bringen – und der Black Cube SE II macht’s möglich. Zum anderen verfügt der Phono-Verstärker über einen „Soft Bass Rolloff-Filter“. Früher nannte man das „Rumpelfilter“, weil man damit den mechanischen Geräuschen des Plattenspielers begegnete – allerdings mit sehr stark wirksamem Filter zur Beschneidung der tiefen Bässe. Moderne Vinyldreher sind zumeist so gut konstruiert, dass das Filter eher gegen Trittschall hilft. Es minimiert also störende Schwingungen, die über den Boden und das Regal zum Plattenspieler gelangen. Dieses Subsonic-Filter nützt aber auch bei verwellten Schallplatten, die durch ihre Deformation zuviel tieffrequente Energie liefern. In allen Fällen lohnt es sich, zum Schutz der Lautsprecher und zur Schonung der Ohren das Filter zu aktivieren – insbesondere, weil es 16 verschieden starke Einstellungen bietet. Sie haben ihren Angriffspunkt zwischen sieben Hertz und etwa 90 Hertz, so erreicht man im Tiefton eine Absenkung von zart bis hart. Damit gelingt eine individuell passende und deshalb optimale Filterung. Die Anleitung liefert zu allen möglichen Einstellungen auch gleich eine Abbildung, die die Wirkweise der jeweiligen Filtereinstellung verdeutlicht.

Die mittelharten Gummifüße absorbieren bis zu einem gewissen Grad klangschädliche Vibrationen, die entweder vom Gerät selbst erzeugt werden oder über den Untergrund hereingetragen werden.

Externe Stromversorgung

Um eine optimale Performanz zu erreichen, ist das Netzteil des Black Cube SE II ausgelagert. So wird das schwache und dementsprechend für Störeinflüsse anfällige Audiosignal des Plattenspielers nicht in Mitleidenschaft gezogen. Für diese Störungen in Form von Brummen oder Sirren sorgen nämlich besonders gerne Stromversorgungen durch ihre elektromagnetische Strahlung. Ein gut abgeschirmtes und entfernt stehendes Netzteil ist deshalb eigentlich Pflicht. Lehmannaudio liefert zum Verstärker sein bewährtes PWX-Netzteil, das mit seinem durchweg schwarzen Gehäuse optisch am besten zu der rein schwarzen Version des Verstärkers passt. Mit einem Kilogramm Gewicht ist das Netzteil deutlich schwerer als der Amp – kein Wunder, denn im Inneren thront ein properer 30 Voltampere-Ringkerntrafo als Herzstück der Versorgung. Zusammen mit großzügig ausgelegten Glättungskondensatoren sorgt er für eine Stromlieferfähigkeit, die den Bedarf des Amps deutlich übersteigt. Eine solche Überdimensionierung resultiert zumeist in einer sehr entspannte Wiedergabe, den dank des Power-Plus gibt es selbst bei starken und plötzlichen Impulsen keine Lieferengpässe. Neben dem Job einer stabilen Stromversorgung übernimmt das PWX auch die Aufgabe eines Filternetzteils, das Gleichtaktstörungen fernhält, welche von anderen elektrischen Geräten über das Stromnetz eingeschleust werden. Die Verbindung zwischen Netzteil und Audioteil geschieht über ein abgeschirmtes Kabel. Es misst zwei Meter und bietet damit die Möglichkeit, die beiden beiden Komponenten weit entfernt voneinander aufzustellen, somit kann man den Verstärker ruhigen Gewissens nah am Plattenspieler aufstellen.

Auf der Rückseite der Stromversorgung sitzen der Anschluss für den Netzstecker und die vierpolige XLR-Buchse, in die das lange und isolierte Kabel des Audioteils eingesteckt wird. Durch diese Trennung von Verstärker und Stromversorgen können die beiden Komponenten weit voneinander entfernt positioniert werden.

Der Black Cube SE II in der Praxis

Der Black Cube SE II in der Praxis
Das haben wir auch getan – zuerst im Verbund mit dem AVM Revolution R 5.3 Cellini, vor allem aber mit dem Avid Acutus, den wir demnächst im Test vorstellen. So hat der Black Cube SE II einiges an Einspielzeit erfahren, die bei Komponenten von Lehmannaudio generell zu einer Klangsteigerung führen. Auch das Nadelsystem des Acutus, das in der 1.100 Euro-Liga spielende Goldring Ethos, dankt das tagelange Plattenauflegen mit einem deutlichen Performanz-Plus. Da das Ethos ein MC-System ist, das mit einer Impedanz von 100 Ohm betrieben werden möchte und einen mittleren Output liefern soll, stellen wir diesen Impedanzwert am vierschaltrigen Mäuseklavier ein und schalten am dreischaltrigen Mäuseklavier den Pegelboost, der ab Werk aktiviert ist, erst mal ab. So hören wir nun den Police-Klassiker „Walking On The Moon“ – allerdings in einer coolen Jazzrock-Version des Yuri Honing-Trios. Um auf eine ordentliche Lautstärke zu kommen, müssen wir unseren bewährten Hegel H360, den wir hinter den Black Cube SE II geklemmt haben, aber schon deutlich aufdrehen. Doch trotzdem ist kaum ein Rauschen zu hören, erst als wir im Leerlauf mal ganz nah an unsere Redaktions-Canton-Lautsprecher herangehen, ist ein geringer Rauschteppich zu vernehmen. Respekt! Wir nehmen nun also doch den Gain-Boost in Anspruch, um das Plattenspieler-Signal möglichst früh auf einen ordentlichen Pegel zu bekommen – und sofort zucken wir zusammen, kaum dass die Nadel in der Rille liegt: Völlig unvermittelt startet der Song mit einigen einleitenden Snare-Schlägen des Schlagzeugs, die uns in üppiger Lautstärke mit einer satten Dynamik serviert werden. Holla! Schrecksekunde! So geht es im Stück auch weiter: Der dazustoßende Kontrabass von Tony Overwater und das Saxophon von Yuri Honing bilden mit dem Drumset von Joost Lijbaart ein Trio, das gerne den Laut-leise-Kontrast auskostet – und der Black Cube SE II kann diese Dynamik mit toller Spritzigkeit mühelos liefern

So sorgt der Black Cube SE II für mehr Pegel: Einfach nur bei den dreischaltrigen Mäuseklavieren die bereits auf „ON“ gesetzte Nummer 1 aktiv lassen.

Impulsivität mit Entspannung

Bei aller Impulsivität bleibt die Wiedergabe sehr entspannt, so dass wir die atmosphärische Spannung, die dieser Interpretation innewohnt, genießen. Der Kontrabass kann aufgrund der reduzierten Besetzung seinen eigenen, knurrigen Ton wunderbar entfalten, das gilt auch für die ganz subtil angezupften, sanften Töne und ebenso für die Tapping-Passagen, bei denen der Ton allein durch impulsives Niederdrücken einer oder mehrerer Saiten entsteht. Der Phonoverstärker glänzt hier mit einer detailreiche Wiedergabe, deren Krönung die Flageoletts sind. Das sind absichtlich erzeugte Obertöne, ihre changierenden Klangfarben beim gemeinsamen Verklingen können wir fasziniert nachspüren. Andererseits punktet der Bass mit gut gesetzten tiefen Tönen, auch die Drums liefern mit der fetten Bass ein volles Fundament, dass der Phono-Amp voluminös wiedergibt. Hier lässt der Black Cube SE II ebenfalls nichts anbrennen und liefert den vollen, runden Ton. Das sonore Tenorsaxophon von Yuri Honing rundet den Genuss ab: sein herrliches Solospiel ist in allen Feinheiten vernehmbar, Anblasgeräusche, leichtes Vibrato, Klappengeräusche – der Bandleader steht in plastischer Abbildung mit seinen Mitmusikern vor uns, gut in der räumlichen Tiefe gestaffelt. Was uns auffällt, während wir beim mehrmaligen Hören des Tracks die Nadel immer wieder von Neuem in die Einlaufrille setzen und dann kurze Zeit keine Musik tönt: Zur Rauscharmut gesellt sich eine schöne Brumm- und Sirrfreiheit. Das ist natürlich auch den exzellenten Mitspielern der Klangkette geschuldet, aber ebenso der Erdung des Black Cube SE II über die rückseitige Klemme – und nicht zuletzt der Trennung von Audio- und Netzteil. So können wir den Phono-Verstärker problemlos direkt neben dem Plattenspieler stehen lassen, sogar das Netzteil erzeugt in unmittelbarer Nähe keine Einstreuungen. Das spricht für die sehr gute Schirmung beider Black Cube SE II-Komponenten, insbesondere der potenziell kritischen Stromversorgung.

Der Black Cube SE II uíst mit einer Erdungsklemme ausgestattet. Hier wird die Erdungsleitung des Plattenspieler-Kabels angeschlossen. Durch diese Maßnahme beseitigt man das Brummgeräusch, das sonst oft beim Plattenspielerbetrieb zu hören ist.

Frische und Fülle

Wir haben mit dem Yuri Honing-Trio nun aber genug Weg auf dem Mond zurückgelegt und gehen nun vom intimen kammermusikalischenRahmen zum orchestralen Format: Die Berliner Philharmoniker unter Bernard Haitink spielen die herrlich lebendige Tarantella aus Igor Stravinskys „Pulcinella“-Suite. Der Black Cube SE II transportiert die Atmosphäre der Berliner Philharmonie, die schöne Räumlichkeit der Aufnahme – und er beherrscht die große musikalische Bühne, wie wir mit dem Einsatz des Orchesters hören. Wir behalten deshalb den Überblick über die einzelnen Instrumentengruppen des großen Klangkörpers, hohe und tiefe Streicher, Holz- und Blechbläser konzertieren in der Einleitung frisch und beschwingt, Stimmen und Motive werden weitergereicht, ergänzt und kontrastiert – bis dann die russische Sängerin Olga Borodina mit ihrem wunderbar anschmiegsamen Mezzosopran einsetzt und ihre traurige Klage „Se tu m’ami“ innig an uns richtet. Eine Aufnahme zum Schwelgen und Seufzen – und der Black Cube SE II gönnt uns dafür die nötige Muße und Ruhe. Ab dem zweiten Durchhören spielen wir mal die Optionen der Bassfilterung durch. Ja, mit zunehmender Stärke der Absenkung und Beschneidung merken wir die allmähliche Verschlankung im Tiefton, netter Nebeneffekt: Die tieffrequenten Geräusche, die beim Abheben und Niederlassen des Tonarms entstehen, wenn die Nadel das Vinyl verlässt beziehungsweise wieder Kontakt mit der Platte hat, werden immer geringer. Doch selbst bei der Bassfilter-Einstellung 16, die unter 50 Hertz praktisch nichts mehr durchlässt, ist der Tiefton bei der Musikwiedergabe überraschend akzeptabel, auch wenn die Kontrabässe nun mit ihren zwischenzeitlich markanten Einwürfen verhaltener wirken. Das hat Lehmannaudio also gut gelöst, zumal bei Schallplatten oft sehr tiefe Frequenzanteile unterhalb von 40 Hertz aus technischen Gründen gar nicht in der Rille verewigt sind. Wer allerdings so stark filtern muss, weil der Trittschall sonst nicht zu bändigen ist, sollte sich über den Fußboden und das Regal, in dem der Plattenspieler steht, ernsthafte Gedanken machen. Wir sind hier problemfrei und nutzen den Black Cube SE II deshalb auch gleich wieder in der niedrigsten Filterstufe – und schon verwöhnt uns dieser Verstärker wieder mit voller Frische und Fülle des Klangs.

Der Black Cube SE II im Verbund mit dem Avid Acutus SP, der mit einem SME IV ausgestattet ist, der wiederum ein Goldring Ethos unter seiner Kopfplatte trägt. Als Vollverstärker dient der Hegel H360.

Fazit

Mit dem Black Cube SE II präsentiert Lehmannaudio seinen erfolgreichen Klassiker in der komfortreichen Edel-Version. Der kleine schwarze Kubus ist nun dank der Aluminiumfront und der Verlegung aller Anschlüsse auf die Rückseite optisch wesentlich gediegener. Akustisch glänzt der Phono-Amp mit der auf den vielgelobten SE zurückgehenden Verstärkerschaltung, die eine rauscharme, detailreiche und voluminöse Wiedergabe liefert. Für den komfortablen und vielseitigen Einsatz sorgt ein Ensemble von Einstelloptionen. Sie ermöglichen den passgenauen Einsatz mit eigentlich allen gängigen MM- und MC-Systemen, eine Anpassung des Pegels bei schwachem Phono-Signal und eine 16-stufige Filtermöglichkeit gegen tieffrequenten Trittschall und Rumpeln. Mit seiner externen Stromversorgung bewahrt der Black Cube SE II die klangliche Reinheitdes Audiosignals, dazu ebnet das überdimensionierte Netzteil mit seiner hohen Stromlieferfähigkeit den Weg für eine kraftvoll-impulstreue Verstärkung. Dieses Klangvermögen und dieser Komfort erheben den Black Cube SE II, gerade in Anbetracht des mehr als moderaten Preises, geradezu zum Zauberwürfel.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 90/90
Klasse: Oberklasse
Preis/Leistung: ausgezeichnet

90

88

90

191002.Lehmannaudio-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Lehmannaudio
Black Cube SE II
Gerätekategorie:Phono-Vorverstärker
Preise:949,00 Euro (Aufpreis Chromfront: 99,00 Euro)
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Audioteil: - Korpus: Schwarz:
- Front: Aluminium schwarz oder silber (eloxiert und gebürstet) oder Chrom
- Netzteil: Schwarz
Vertrieb:Lehmannaudio, Köln
Tel.: +49 221 29493320
www.lehmannaudio.com
Abmessungen (HBT):- Audioteil: 50 mm x 114 mm x 124 mm
- Netzteil: 45 mm x 93 mm x 233 mm
Gewicht:- Audioteil: 0,6 kg
- Netzteil: 1,0 kg
Eingänge (Audioteil):1 x Line unsymmetrisch (Cinch)
1 x Stromversorgung (XLR)
Ausgänge:- Audioteil: 1 x Line unsymmetrisch (Cinch)
- Netzteil: 1 x Stromversorgung (XLR, 4-polig)
Verstärkung 1 kHz:- MM: 46 dB
- MC: 66 dB
Max. Eingangspegel 1 kHz:- MM: 45 mV
- MC: 4,5 mV
Rauschabstand (effektiv unbewertet)- MM: 71 dB
- MC: 63 dB
Kanaltrennung:> 80 dB bei 10 kHz
Eingangsimpedanz:- 47 kΩ, 1 kΩ, 100 Ω
- 1 x Wahlimpedanz
- 1 x Hardwire-Steckplatz
Ausgangsimpedanz:47 Ω
Eingangskapazität:100 pF
Kanalungleichheit:
typ. max. 0,5 dB
Bassfilter:16 Einstellungen zw. 7 Hz und ca. 90 Hz
Lieferumfang:- Lehmannaudio Black Cube SE II (Audioteil + Netzteil PWX)
- XLR-Verbindungskabel zwischen Netzteil und Audioteil (2 m)
- Netzkabel
- 2 Jumper zur Überbrückung der Ausgangskondensatoren
- Inbusschlüssel
- Bedienungsanleitung
- Garantieschein
Pros und Kontras:+ sehr gute Klangqualität, sehr rauscharm
+ für MM und MC, selbst für ausgefallene MC-Systeme geeignet
+ Impedanz anpassbar
+ Bassfilter gegen Trittschall/tieffrequente Schwingungen mit 16 Einstellmöglichkeiten
+ Schalter zur Erhöhung des Ausgangspegels um 10 dB
+ externes Netzteil

- kein Schalter für An/Aus oder Standby
- Anordnung der Ein- und Ausgänge birgt Verwechslungsgefahr
- komplexe DIP-Schalter-Kombinationen für die Bassfilter-, MM- und MC-Einstellungen
Benotung:
Klang (60%):90/90
Praxis (20%):88/90
Ausstattung (20%): 90/90
Gesamtnote:90/90
Klasse:Oberklasse
Preis/Leistung:ausgezeichnet

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Aktivlautsprecher Dynaudio Xeo 20 – Grenzenlose Neuentwicklung

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Aktivlautsprecher sind mittlerweile im Portfolio fast aller seriösen HiFi-Hersteller zu finden. Bei Dynaudio ist das allerdings nicht die spontane Folge eines modernen Trends. Die neue Xeo-Serie ist vielmehr die konsequent überarbeitete Version einer bereits in den letzten Jahren sehr beliebten Lautsprecher-Familie. Mit den Xeo 20 wollen wir feststellen, was diese Neuentwicklungen zu bieten haben. So viel sei vorweg genommen: Das ist ganz schön viel.

Die Xeo 20 sind die größeren Kompaktlautsprecher der überarbeiteten Xeo-Serie von Dynaudio.

Die Xeo 20 sind die größeren Kompaktlautsprecher der überarbeiteten Xeo-Serie von Dynaudio.

 

Bei der Xeo-Serie handelt es sich also wie erwähnt nicht um eine gänzlich neue Lautsprecher-Familie. Stattdessen führen nun nahezu komplett überarbeitete Modelle die Ahnenreihe fort. Konkret sind das die Exemplare Xeo 10, Xeo 20 und Xeo 30. Im Unterschied zu ihren Vorgängern Xeo 2, 4 und 6 glänzen die neuen Boxen der dänischen Lautsprecher-Experten mit einem moderneren Design, verbesserter Ausstattung und einer damit einhergehenden höheren Klangqualität sowie umfangreichere Anschluss-Möglichkeiten. Geblieben ist die Funkverbindung zwischen den beiden Lautsprechern des Master/Slave-Paars, die natürlich auch die HiRes-Wiedergabe mit 24 Bit/96 kHz ermöglicht.

Für unseren Test haben wir uns die goldene Mitte in Form der Xeo 20 ausgesucht, die mit einem Paarpreis von rund 2.200 Euro durchaus berechtigte Erwartungen wecken. Bei den kompakten Schallwandlern handelt es sich laut Hersteller um „Stativ-Lautsprecher“ und folgerichtig besuchen uns die Xeo 20 nicht allein. Der „Stand 20“ bietet den beiden Boxen ein adäquates Fundament und der zusätzlich im Gepäck befindliche Transmitter Dynaudio Connect erweitert das Anschluss-Spektrum der Xeo 20 auf eine keine Wünsche offen lassende Palette. Zunächst nehmen wir jedoch die Hauptdarsteller unseres Tests genauer in Augenschein.

Etwas schlichter, aber wie gewohnt sehr elegant: Die Xeo 20 greifen das bewährte Design der Serie auf.

Etwas schlichter, aber wie gewohnt sehr elegant: Die Xeo 20 greifen das bewährte Design der Serie auf.

Geradliniger Stil

Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass Dynaudio das Design seiner Xeo-Serie verfeinert, aber nicht grundlegend verändert hat. Die Kontinuität gefällt und spricht für die zeitlose Gestaltung. Abgerundete Kanten und eine auf den letzten Millimetern trapezförmig zulaufende Front verpassen der Xeo 20 eine ebenso moderne wie elegante Optik. Farblich kommen die neuen Xeos sogar noch etwas reduzierter daher als ihre Vorgänger, was ihnen allerdings sehr zum Vorteil gereicht. Seidenmattes Schwarz oder Weiß ist als Grundfarbe verfügbar, dazu gesellen sich in beiden Fällen mattschwarze Chassis und Frontblenden mit Stoffbespannung. Direkt darunter ist hübsch unauffällig ein ebenfalls schwarzes Element integriert, das Infrarot-Empfänger und Status-LEDs beherbergt.

Die Xeo 20 können sowohl auf einem Möbelstück als auch auf Stativen platziert oder sogar an die Wand montiert werden.

Die Xeo 20 können sowohl auf einem Möbelstück als auch auf Stativen platziert oder sogar an die Wand montiert werden.

Im Vergleich zu ihren direkten Vorgängern sind die Xeo 20 etwas größer, fallen mit einer Breite von 18 Zentimetern und einer Höhe von 30 Zentimetern aber immer noch mehr als wohnraumtauglich aus. Folglich sind sie auch nicht streng darauf angewiesen, inklusive Stativ aufgestellt zu werden. Ein Blick auf die Rückseite der Xeo 20 verrät, dass sie dank VESA-Halterung sogar zur Wandmontage geeignet sind. Wer es besonders unkompliziert mag, kann die Dynaudio-Boxen selbstverständlich auch einfach auf einem Möbelstück platzieren.

Tradition und Moderne

Angesichts dieser Optionen überrascht es nicht, dass Dynaudio auch gleich entsprechend vorgesorgt hat. Über einen Regler auf der Rückseite des Xeo-20-Masters kann das Duo direkt auf eine freistehende, wandnahe oder in einer Ecke gewählten Aufstellung optimiert werden. Besonders relevant ist in dem Zusammenhang der rückseitige Bassreflexport, der sich als flacher Schlitz im oberen Teil der Rückwand zeigt. Er unterstützt den frontseitig montierten Mittel-Tieftöner, bei dem es sich um ein 14 Zentimeter großes MSP-Exemplar handelt. Dessen Membran besteht aus Magnesium-Silikat-Polymer, von dem sich Dynaudio eine perfekte Mischung aus Leichtigkeit, Steifheit und innerer Dämpfung verspricht. Klanglich soll sich das in einer ausgewogenen und ebenso feinen wie kraftvollen Wiedergabe äußern. Angesichts der Tatsache, dass die Dänen bereits seit mehr als vierzig Jahren auf dieses Membranmaterial zurückgreifen, darf man also hohe Erwartungen an die klanglichen Qualitäten der Xeo 20 haben.

Für die Membran des Mitteltieftöners greift Dynaudio auf das bewährte Material Magnesium-Silikat-Polymer zurück.

Für die Membran des Mitteltieftöners greift Dynaudio auf das bewährte Material Magnesium-Silikat-Polymer zurück.

Dabei soll der Hochtöner selbstverständlich nicht vergessen werden. In der Xeo 20 kommt ein 28 Millimeter messender Gewebehochtöner zum Einsatz, der von einer eigenen Endstufe angetrieben wird. Somit verfügt die Xeo 20 über gleich zweimal 65 Watt. Angesichts dieser im Vergleich zur Xeo 4 höheren Kraftreserven erhielten auch die digitale Signalverarbeitung und die Klangabstimmung ein umfangreiches Makeover. Dadurch soll konkret die Wiedergabe bei höheren Pegeln optimiert werden und ganz allgemein die Reinheit und Natürlichkeit des Klangs profitieren.

Das Anschlussfeld der Xeo 20 hält zwei analoge und einen digitalen Eingang bereit.

Das Anschlussfeld der Xeo 20 hält zwei analoge und einen digitalen Eingang bereit.

Aus diesem Grund kommunizieren die beiden Xeo-Modelle untereinander drahtlos mit bis zu 24 Bit/96 kHz. Die dafür notwendigen Signale empfängt das Master/Slave-Duo über den optischen Digitaleingang. Dieser ist auf der Rückseite der Master-Box zu finden und wird von analogen Anschlüssen für 3,5-Millimeter-Klinkenkabel und Stereo-Cinch ergänzt. Netzwerk- oder USB-Anschlüsse gibt es an den Xeo 20 zwar nicht, sie lassen sich allerdings problemlos durch den optional erhältlichen Wireless-Transmitter Dynaudio Connect (mehr dazu weiter unten) ergänzen. Bluetooth samt aptX-Technologie ist hingegen selbstredend an Bord und steht stellvertretend für den möglichst kabellosen Ansatz der Xeo 20.

Drei Zonen ohne Kabel

Damit die drahtlose Kommunikation der beiden Schallwandler funktioniert, müssen sie derselben Zone zugewiesen werden. Wir haben es hier also mit einem (zugegeben noch recht übersichtlichen) Multiroom-System zu tun, das folgerichtig auch erweiterbar ist. Für unseren Test belassen wir es mangels zusätzlicher Komponenten allerdings bei unserem Xeo-Duo und greifen jeweils zum entsprechenden Regler auf der Rückseite. Hier können wir die Boxen einer von insgesamt drei Zonen zuordnen, namentlich der „Red Zone“, „Green Zone“ oder „Blue Zone“. Diese Bezeichnungen könnten einigen HiFi-Freunden eventuell auch in anderen Bereichen schon einmal begegnet sein.

Daher steht auch bei uns zunächst die Frage im Raum, was die Xeo 20 mit den letzten 20 Yards eines Football-Felds, der Internationalen Zone Bagdads oder einem eine hohe Lebenserwartung versprechenden Wohnort zu tun haben. Die Antwort ist leicht: Nichts. Die drei Farben bilden ganz einfach die Grundordnung des Multiroom-Konzepts von Dynaudio. Eigentlich auch nicht überraschend, schließlich hat Dynaudio bei der Entwicklung der neuen Xeo-Serie besonders viel Wert auf eine benutzerfreundliche Bedienung gelegt – definitiv mit Erfolg. Falls trotzdem Fragen offen bleiben, hilft eine FAQ-Sammlung weiter. Wir folgen allerdings erst einmal unser Intuition und wählen spontan die „Red Zone“, stecken die Stromkabel der beiden Xeo 20 ein und nach wenigen Sekunden hat sich das Duo schon selbständig miteinander verbunden.

Die Regler auf der Rückseite der Xeo 20 dienen unter anderem der Klanganpassung und der kabellosen Funkverbindung der beiden Lautsprecher.

Die Regler auf der Rückseite der Xeo 20 dienen unter anderem der Klanganpassung und der kabellosen Funkverbindung der beiden Lautsprecher.

Erweiterung per Zauberkasten

Ebenfalls drahtlos kann die Anschlussvielfalt der Xeo 20 wie schon erwähnt mithilfe des optional erhältlichen Transmitters Dynaudio Connect (UVP: ca. 350 Euro) erweitert werden. Dazu wird zunächst ein Übertragungskanal festgelegt, was mittels Schieberegler auf der Rückseite des Connect geschieht. Als Optionen stehen die Kanäle A (2,4 GHz), B (5,2 GHz) und C (5,8 GHz) zur Verfügung. Der Grund für diese unterschiedlichen Frequenzen ist simpel: Stören andere Funksysteme die Übertragung, weicht man ganz einfach auf eine Alternative aus. Die Kopplung von Connects und Xeo-Paar geschieht anschließend auf Knopfdruck mit der Fernbedienung der Lautsprecher. Hier wird nur die Taste mit dem Buchstaben des oben gewählten Kanals gedrückt und innerhalb weniger Sekunden sind die Komponenten miteinander verbunden.

Mit dem optional erhältlichen Dynaudio Connect werden die Xeo 20 u.a. um Netzwerkfähigkeit und USB-Anschluss ergänzt.

Mit dem optional erhältlichen Dynaudio Connect werden die Xeo 20 u.a. um Netzwerkfähigkeit und USB-Anschluss ergänzt.

Damit erweitert der Connect die Anschlussvielfalt der Aktivlautsprecher um weitere analoge Eingänge (3,5-Millimeter-Klinke und Stereo-Cinch) und einen optischen Digitaleingang sowie eine koaxiale Schnittstelle und einen USB-Port. Für letztere Option liegt ein passendes Kabel bei, um den Connect zum Beispiel direkt mit einem Computer zu koppeln. Unser Windows-10-Laptop erkennt den Connect nach wenigen Sekunden selbständig und akzeptiert ihn ohne Diskussion als neue Soundkarte. Beachten sollte man allerdings, dass die Lautstärke der auf diesem Wege gestarteten Wiedergabe nur per Fernbedienung der (aus diesem Grund vorsichtshalber lieber etwas heruntergeregelten) Xeo-Lautsprecher steuerbar ist. Deren Signalgeber dient zugleich dazu, die gewünschte Quelle auszuwählen. Aus diesem Grund sind die Anschlüsse des Connect von 1 bis 4 nummeriert, entsprechend der Tasten auf der Fernbedienung rechts neben der Lautstärkeregelung. Hier kann per Knopfdruck Line-In (1), optischer Digitaleingang (2), Coax (3) und die USB-Schnittstelle (4) ausgewählt werden.

Die Fernbedienung der Xeo 20 dient auch zur Kopplung und Quellenwahl des Connect.

Die Fernbedienung der Xeo 20 dient auch zur Kopplung und Quellenwahl des Connect.

Auf Knopfdruck gekoppelt

Abgesehen von den kabelgebundenen Optionen bringt der Connect mit Bluetooth und WLAN auch zwei drahtlose Zuspielmöglichkeiten mit. In beiden Fällen sind kleine Tasten auf der Rückseite des Connect zu finden, mit denen eine Kontaktaufnahme initiiert wird. Wir haben zunächst die Bluetooth-Verbindung ausprobiert, die auf dem altbekannten Wege hergestellt wird. Zudem erweist sie sich als hilfreich, wenn der Connect ins lokale Heimnetzwerk eingebunden werden soll. Dafür verfügt er nämlich über ein eigenes WLAN, mit dem man sich zunächst verbinden muss. Falls dieses Drahtlos-Netzwerk nicht sofort angezeigt wird, hilft es, sich zunächst per Bluetooth mit dem Connect zu koppeln. Anschließend sollte das WLAN sofort verfügbar sein. Da der Connect zudem barrierefrei und konfiguriert wird, öffnen wir nun direkt den Internet-Browser, um dort die Adresse „192.168.1.1“ aufzurufen.

Barrierefrei ins WLAN

Dort erwartet uns ein Interface, über das wir unser WLAN auswählen und das dazugehörige Passwort eingeben können. Nach erfolgreicher Einbindung des Connect wechselt unser Smartphone selbständig wieder zum lokalen Netzwerk und wir können den Connect nun beispielsweise über die Spotify-App direkt als Wiedergabegerät ansteuern. Die Voraussetzung dafür ist allerdings ein Premium-Account. Wer nicht darüber verfügt, kann mit iOS die „Dynaudio Control“-App zur Steuerung der Wiedergabe nutzen. Für Android-User bietet sich eine unabhängige Kontroll-App wie zum Beispiel „Hi-Fi Cast“ oder „Bubble UPnP“ an, um dem Connect per WLAN Musik von Netzwerklaufwerken oder dem lokalen Speicher zuzuspielen.

Letzteres gelingt selbstverständlich wie erwähnt auch „klassisch“ per Bluetooth. Empfängt der Transmitter auf diesem Weg ein Signal, schaltet er sogar direkt automatisch auf die drahtlose Quelle um, auch wenn gerade eine der kabelgebundenen Optionen genutzt wird. Kappt man die Bluetooth-Kopplung (oder das Zuspielen per WLAN) wieder, wechselt der Connect ebenso spontan auch wieder zum vorher aktiven Eingang zurück.

Neben den Schnittstellen verraten die kleinen Tasten auf der Rückseite des Connect, dass er auch mit kabellosen Quellen kombiniert werden kann.

Neben den Schnittstellen verraten die kleinen Tasten auf der Rückseite des Connect, dass er auch mit kabellosen Quellen kombiniert werden kann.

Falls dabei übrigens einer der HiRes-fähigen Anschlüsse zum Einsatz kommt, sollte man auch den kleinen Regler im Gehäuseboden des Connect beachten. Hier kann zwischen den Optionen „High Resolution“ und „Multiroom“ gewählt werden. Wer den Connect wie wir nur mit einem einzelnen Xeo-Paar kombiniert, kann beruhigt erstgenannten Modus einstellen. Bei mehreren Zonen hingegen ist die Variante „Multiroom“ erforderlich, die allerdings die Auflösung auf 16 Bit/48 kHz beschränkt. Doch selbst mit dieser Deckelung sind die Xeo 20 absolut hörenswert.

Aus dem Stand auf Höchstniveau

Beim Hörtest gehen wir mit „The Man“ von den Killers direkt in die Vollen. Die opulente Rockhymne stellt aus dem Stand die räumliche Darstellungskraft der Xeo 20 auf die Probe. Dabei erweisen sich die dänischen Schallwandler der Herausforderung als absolut gewachsen und bringen den voluminösen Titel hervorragend zu Gehör. Die Kraftreserven der Aktivboxen bringen die nötige Power mit, um den Amerikanern fruchtbaren Boden zu bereiten. Die Staffelung auf der weitläufigen  virtuellen Bühne gelingt hervorragend und auf breiter Front, während Sänger Brandon Flowers stets als Fixpunkt im Zentrum des Geschehens zu verorten ist.

Der Hochtöner der Xeo 20 trägt seinen Teil zum hervorragenden Klang der Dynaudio-Aktivboxen bei.

Der Hochtöner der Xeo 20 trägt seinen Teil zum hervorragenden Klang der Dynaudio-Aktivboxen bei.

Ebenfalls sehr kraftvoll und dynamisch geht es bei „Alter Strand“ von Bosse zu, wenngleich hier weniger Theatralik im Spiel ist. An Gefühl mangelt es dem deutschen Rocker aber definitiv nicht und auch die Xeo 20 bringen die Emotionen sehr natürlich und authentisch zur Geltung. Insbesondere die Live-Version sorgt für eine greifbare Konzert-Atmosphäre, die das Publikum vom Sofa in eine imaginäre Besuchermenge katapultiert. Dazu trägt neben dem sehr sauberen Sound der Gitarren vor allem die Rhythmusfraktion aus Bosses Band bei. Der Tiefton beweist hier gleichermaßen viel Gespür für Groove und knackigen Punch, wenn Bass und Schlagzeug das Bremspedal links liegen lassen und voll auf die Tube drücken.

Kraftvoll auch in ruhigen Momenten

Angesichts dieser Vorzüge stellt sich nur noch die Frage, ob die Xeo 20 auch in entspannter Atmosphäre und bei niedrigeren Pegeln genauso beeindruckende Ergebnisse abliefern können. Daher lassen wir es zum Abschluss mit Dermot Kennedys „Power Over Me“ etwas ruhiger, aber nicht minder kraftvoll angehen. Obwohl die Xeo 20 hier nicht mehr wild drauflos galoppieren dürfen, bleiben sie absolut souverän und robust. Von Anfang an sorgt der Beat für einen packenden Groove und die tiefen Gesangspassagen im Intro und der ersten Strophe fluten den Hörraum mit ihrem Gänsehaut-Timbre bis in den letzten Winkel.

Der rückseitige Bassreflexport der Xeo 20 unterstützt die kraftvolle Performance.

Der rückseitige Bassreflexport der Xeo 20 unterstützt die kraftvolle Performance.

Im Chorus legen Sänger und Lautsprecher dann noch einmal ordentlich nach und sorgen für eine fast schon – im positiven Sinne – explosive Stimmung. Trotzdem verlieren die Xeo 20 auch in diesem Moment der überschwänglichen Begeisterung nicht die Kontrolle. Das schnelle Schlagzeug-Spiel passt auf den Punkt perfekt und die zusätzlichen Backing Vocals fügen sich hervorragend in die Staffelung ein. So bleibt auch der Gesang von Kennedy auf beständig hohem Niveau, ohne von irgendeiner Seite eingeengt zu werden. Ganz im Gegenteil, obwohl er insgesamt reservierter klingt als Bosse zuvor, transportieren die Xeo 20 auch das kontrollierte Ausbrechen seiner Stimme mitsamt dem leicht kratzigen Unterton in absoluter Perfektion.

Dank der Klanganpassung der Xeo 20 ist auch eine wandnahe und etwas eingeengte Position gar kein Problem.

Dank der Klanganpassung der Xeo 20 ist auch eine wandnahe und etwas eingeengte Position gar kein Problem.

Fazit

Dynaudio steht seit Jahrzehnten für hochwertige HiFi-Produkte und somit überrascht es nicht, dass auch die Xeo 20 den hohen Ansprüchen an Klangqualität und Design absolut entsprechen. Die konsequente und sorgfältige Weiterentwicklung des bereits vorher hohen Xeo-Standards macht die nun zum Test geladenen Aktivlautsprecher aus Dänemark zu besonders eindrucksvollen Vertretern ihrer Zunft. Dank der trotz vielfältiger Einstellungsmöglichkeiten noch sehr simplen Handhabung genießen auch absolute Laien aus dem Stand ein hervorragendes Klangerlebnis. Wer darüber hinaus zusätzliche Signalquellen nutzen möchte, findet mit dem optional erhältlichen Connect eine ebenso einfach einzusetzende Erweiterung, die das Einsatzspektrum der Xeo 20 nahezu grenzenlos gestaltet.

Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote: 98/100
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut

98

98

97

Gesamtnote: 78/80
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

78

78

78

Technische Daten

Modell:Dynaudio Xeo 20
Gerätekategorie:Kompaktlautsprecher, aktiv
Preis:2.200 Euro / Set (=Master-/Slave-Paar)
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Schwarz seidenmatt
- Weiß seidenmatt
Vertrieb:Dynaudio Germany GmbH, Rosengarten
Tel.: 04108 / 4 18 00
www.dynaudio.de
Abmessungen (H x B x T):320 x 180 x 265 mm (inkl. Standfüßen und Abdeckung)
Gewicht:6,2 kg/St.
Prinzip:aktiv, 2-Wege, Bassreflex
Hochtöner:28 mm, Gewebehochtöner
Mittel-Tieftöner:1x 14 cm, Magnesium-Silikat-Polymer
Übertragungsbereich:40 - 21.000 Hz
(Herstellerangabe)
Übergangsfrequenz:4.700 Hz (Herstellerangabe)
Leistung:2x 65 Watt pro Lautsprecher (Herstellerangabe)
Eingänge:1x Analogeingang (Cinch)
1x Analogeingang (3,5-mm-Klinke)
1x Digitaleingang (optisch)
Bluetooth aptX
Maximale Samplingrate/Auflösung:PCM 96 kHz/24 Bit
Lieferumfang:- 1x Xeo 20 (Master)
- 1x Xeo 20 (Slave)
- Fernbedienung
- Netzkabel
- Bedienungsanleitung
Optionales Zubehör:- Lautsprecherstativ Stand 10
- Lautsprecherstativ Stand 20
Pro und Kontra:+ einfache Installation
+ kabellose Übertragung zwischen den Lautsprechern
+ hervorragender Klang
+ wohnraumtaugliches Design
+ makellose Verarbeitung
+ integrierter Verstärker
+ integrierte Multiroom-Funktion
+ Equalizer-Funktion
+ magnetische Stoffabdeckung
+ übersichtliche Fernbedienung

- kein WLAN
- kein USB
Benotung:
Klang (60%):98/100
Praxis (20%):98/100
Ausstattung (20%):97/100
Gesamtnote:98/100
Klasse:Referenzklasse
Preis-/Leistunggut
Modell:Dynaudio Connect
Gerätekategorie:Wireless Transmitter
Preis:ca. 350 Euro
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Schwarz
Vertrieb:Dynaudio Germany GmbH, Rosengarten
Tel.: 04108 / 4 18 00
www.dynaudio.de
Abmessungen (H x B x T):32 x 140 x 105 mm
Gewicht:0,2 kg/St.
Eingänge:1x Analogeingang (Cinch)
1x Analogeingang (3,5-mm-Klinke)
1x Digitaleingang (optisch)
1x Digitaleingang (koaxial)
1x USB (Mini)
WiFi
Bluetooth aptX
Maximale Samplingrate/Auflösung:PCM 96 kHz/24 Bit
Lieferumfang:- 1x Dynaudio Connect
- Netzkabel
- Anschlusskabel
- Bedienungsanleitung
Pro und Kontra:+ einfache Installation
+ Netzwerk-Quellen per App steuerbar
+ kabellose Verbindung zu Xeo-Lautsprechern
+ wohnraumtaugliches Design

- keine Ethernet-Schnittstelle
- kein Display
Benotung:
Klang (60%):78/80
Praxis (20%):78/80
Ausstattung (20%):78/80
Gesamtnote:78/80
Klasse:Mittelklasse
Preis-/Leistungsehr gut

Der Beitrag Aktivlautsprecher Dynaudio Xeo 20 – Grenzenlose Neuentwicklung erschien zuerst auf lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN.

Avid Acutus SP – Referenzlaufwerk für magischen Musikgenuss

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Manche starten gleich mit dem Opus Magnum: Der erste Plattenspieler, den Avid 1999 präsentierte und der prompt den exzellenten Ruf des britischen Analog-Spezialisten begründete, ist der Avid Acutus. Mit seiner einzigartigen Subchassis-Konstruktion, dem speziellen Federungssystem, dem außergewöhnlichen Inverslager, dem Doppelriemen-Antrieb und der Auslagerung von Netzteil und Motor bietet dieses Referenzlaufwerk alle Features, für die ein audiophiler Avid steht. Was sie in Summe bewirken und in welch grandioser Klangqualität der Acutus mit einem edlen Arm und einem noblen Nadelsystem die Musik aus der Plattenrille holt, erleben wir in diesem Test.

Ein Traum in Chrom: Der glänzende Avid Acutus SP hat trotz seines gewichtigen Tellers eine ästhetisch-luftige Anmutung.

Natürlich passiert auch bei Avid nichts von jetzt auf gleich. Dem sofortigen Erfolg des Erstlings-Laufwerks gingen etliche Jahre des Studierens, Ausprobierens und Perfektionierens voraus. Conrad Mas, Gründer, Geschäftsführer und Entwickler von Avid, hat für seine Vision, den bestmöglichen Plattenspieler zu bauen, Universitäten und Ingenieurbüros sowie Gießereien und Kunststoff fertigende Firmen konsultiert, mit dem gewonnenen Know-How die Konstruktion gestartet – und den daraus resultierenden Prototypen dann knapp eine Dekade lang optimiert. Herausgekommen ist der Acutus, der etliche ungewöhnliche Lösungen mit bewährten Prinzipien kombiniert.

Das Subchassis ist auf drei Federn gelagert, sie sitzen in den drei Chromtürmen des Acutus. Unter jedem Zylinder sitzt ein schraubbarer Standfuß, so ist das Laufwerk an drei Punkten höhenverstellbar.

Bewährtes bleibt: das Subchassis-Prinzip

Zum Bewährten gehört das grundlegende Subchassis-Prinzip, nach dem der Acutus funktioniert: Bei dieser Plattenspieler-Art werden alle unerwünschten Vibrationen buchstäblich abgefedert. Deshalb besteht ein solcher Plattenspieler aus einem äußeren Gehäuse und einem inneren Gehäuse, dem Subchassis. Es ist auf Federn gelagert, sie sind die einzigen Kontaktpunkte zum äußeren Gehäuse. Auf dem Subchassis sind nun alle Teile des Plattenspielers montiert, die empfindlich auf mechanische Schwingungen reagieren, also der Tonarm und der Plattenteller samt Lager. Durch die Federung sind sie geschützt: Externe Einflüsse wie Bodenvibrationen werden ebenso absorbiert wie feine interne Schwingungen, die der Plattenspieler beim Abspielvorgang selbst erzeugt. All diese Vibrationen können nun nicht mehr auf die Plattenspielernadel einwirken. Das Abtastsystem überträgt also allein das Musiksignal. Daraus resultiert ein unverfälschtes, stabiles und ruhiges Klangbild. Wie ist das Subchassis-Prinzip nun beim Avid Acutus SP realisiert?

In jedem Chromturm sitzt eine Feder, sie sorgt für die vertikale Lagerung.

Ästhetisch-luftiges Design

Während die meisten Subchassis-Hersteller ihre Vibrationen hemmende Mechanik in einer kompakten Kiste mit Holz- oder Chromverkleidung verstecken, stellt Avid seine Federung mit einem ästhetisch-luftigen Design geradewegs zur Schau. Das beginnt schon bei dem Außengehäuse, dessen Basis aus einer 1,8 Zentimeter dicken, metallenen Grundplatte besteht. Ihre elegante Form ist im Prinzip ein tailliert-geschwungenes Dreieck. Doch zur Linken ist diese Platte um eine halbrunde Einfassung für den Motor erweitert, und zur Front hin führt eine sich verjüngende Zunge zu einer kleinen, eingelassenen Libelle. Mit dieser Wasserwaage kann man überprüfen, ob die Basis des Avid Acutus horizontal ausgerichtet ist. Diese Nivellierung nimmt man über die drei höhenverstellbaren Füße vor, die als verchromte, zahnbewehrte Edel-Rondelle unter die Basis geschraubt sind. Oberseitig ragen hier nun drei Zylinder in die Höhe. In ihnen sitzt der Federmechanismus, auf dem das Subchassis ruht. Die Spannung dieser Federn lässt sich mit einem mitgelieferten Sechskant-Schraubendreher justieren, so bekommt man einerseits das Subchassis exakt in die Waagerechte, andererseits lässt sich so die Schwingfrequenz der Federn verändern und auf den eingebauten Tonarm abstimmen. Diese Federlagerung auf drei Punkten sorgt für ein kontrolliertes Schwingen des Subchassis nach oben und unten.

Gegen seitliche Bewegungen wirkt jeweils ein Gummiring – so wird das Subchassis in Position gehalten.

Kontrollierte Bewegung

Seitliche Bewegungen hingegen werden mit einem besonderen Kniff kontrolliert: Von jedem federführenden Zylinder des äußeren Gehäuses wird ein Gummiring zum Subchassis gezogen. Dadurch entsteht eine definierte dreifache Verspannung, sie unterbindet laterale Auslenkungen und stabilisiert damit die gesamte federnde Aufhängung. Gummiriemen spielen beim Avid Acutus also mehrfach eine Rolle – so ist auch der Motor von einem Gummiring umgeben, er fungiert als dämpfende Kontaktfläche zwischen der zylindrischen Motordose und der Aufnahme der Basisplatte, in die der Antrieb eingepasst wird. Damit der ebenfalls höhenverstellbare Motor hier fest und präzise sitzt, wird er mithilfe eines weiteren Gummirings an das Chassis angepresst. Schließlich gibt es noch zwei weitere Gummiringe: Der Motor treibt den Plattenteller über Riemen an – und zwar ungewöhnlicherweise gleich über ein Rundring-Duo. Durch die Verdopplung der Riemen erhöht sich die Zugkraft. Diese Veränderung der Kraftverhältnisse beeinflusst auch den Klang und äußert sich in einem leichten Zugewinn an Bass und Dynamik.

Das federnd gelagerte Subchassis ist aus spezialbeschichtetem Alu-Druckguss gefertigt. Dies macht die komplexe Pfeilform mit Vertiefungen und Verstrebungen möglich.

Staunenswertes Stockwerk: das Subchassis

Auf die federbewehrte Basis wird nun das Subchassis aufgesetzt – quasi als erste Etage. Dieses „Stockwerk“ ist ein staunenswertes Gebilde aus Aluminium-Guss: Die Pfeil-förmige Plattform für das Lager und den Tonarm wird dreidimensional durch etliche Verstrebungen und Vertiefungen mechanisch stabilisiert und klanglich neutralisiert. Dieses Subchassis ist absolut klangtot. Die linke Pfeil-Flanke besitzt eine Aussparung, damit das Subchassis keinen Kontakt zum benachbarten Motor hat. Auf dem Schaft des Pfeils, also dem Ausleger, sitzt die Aufnahme für den Tonarm, der hier montiert wird. Diese Aufnahme wird beim Avid Acutus SP standardmäßig für Modelle des britischen Premium-Herstellers SME gefräst. Sie ist aber auch für Arme anderer Hersteller geeignet, die sich an die SME-Maße als Quasi-Norm halten. Avid bietet außerdem verschiedene Adapter für andere Arme an. Die brauchen wir aber nicht, denn unser Testmodell ist mit dem SME IV bestückt. Er ist die etwas preisgünstigere und für ausgesprochene Subchassis-Laufwerke zumeist als besser erachtete Alternative zum SME-Flaggschiff „V“. Der kardanisch aufgehängte Tonarm des IV besteht aus einem Druckguss-Magnesiumrohr. Es wird in einem Stück gefertigt, die Kopfplatte ist also nicht angesetzt. Unter diese Headshell kommt bei unserem Testmodell das Goldring Ethos, dies ist das neue Top-Moving Coil-System des deutschen Tonabnehmer-Spezialisten. Das Ethos besitzt einen aus dem vollen gefrästen Aluminium-Korpus mit nackt auf den Nadelträger geklebtem Diamant. Er besitzt einen „Vital-Linienkontakt“-Schliff, das ist ein Schliff der „Line-Contact“-Art, bei der eine mehr oder minder lange und sehr schmale Fläche auf den Rillenflanken der Platte aufliegt. Flaggschiff von Goldring, Top-Modell von SME – Avid setzt sowohl beim Nadelsystem als auch beim Tonarm gerne auf renommierte Hersteller. Conrad Mas arbeitet aber längst an der Vollendung eigener Arme und Abtaster. Prototypen wurden schon auf diversen Messen vorgestellt, es laufen in der Branche Wetten, wann der Perfektionist Mas sie endlich zur Serienreife bringt.

Auf der konischen Spindel des Inverslagers thront eine ultraharte Kugel aus Wolframcarbid.

Präzisions-Wunderwerk: das Lager

Ausgereift ist hingegen das exzellent gemachte Lager. Dessen Präzision und Gleitfähigkeit ist mitentscheidend für die Laufruhe des Plattenspielers. Avid setzt hier prinzipiell auf ein aufwändiges Inverslager, das mit einer Toleranz von einem halben Tausendstel Inch gefertigt wird. Dieses Präzisions-Prunkstück haben wir erstmals bei dem von uns getesteten Avid Sequel SP kennengelernt. Beim Inverslager ist die Lagerachse in das Laufwerk eingebaut und ragt nach oben heraus, der Plattenteller wird auf diese Spindel aufgesetzt. Um die Kontaktflächen und damit die Reibung möglichst gering zu halten, ist die Edelstahlspindel konisch geformt, aufgrund dieser sanften Verjüngung zur Spitze hin hat sie nur wenig Berührungsfläche zu den Seiten der Trägerhülse, die über die Spindel gestülpt wird. Auf diese Trägerhülse wird dann der Teller aufgesetzt. Die Spitze der Spindel und das Kanalende der Trägerhülse bilden die wichtige Kontaktstelle, die über Wohl und Wehe entscheidet – weniger pathetisch gesagt: Dieser Übergang bestimmt, wie leicht der Plattenteller sich drehen kann. Bei Avids Inverslager ist diese Kontaktfläche auf einen Punkt minimiert: ein kleiner Saphir, der in den Boden der Hülse eingelassen ist, berührt eine Kugel aus Wolframcarbid, die auf der Spindelspitze thront. Wolframcarbid ist außerordentlich hart, darum verträgt es die punktuellen Belastung mit einem Saphir als Gegenstück. Dank dieser material- und fertigungsintensiven Ein-Punkt-Lagerung dreht sich der Plattenteller nahezu reibungsfrei. Die Masse der metallenen Trägerhülse – sie wiegt 732 Gramm – steigert die Stabilität der Drehung.

Die Lagerbuchse ist das Gegenstück zur Spindel. In den Boden der Lagerbuchse ist ein kleiner Saphir eingelassen, er allein hat Kontakt mit der Wolframcarbid-Kugel.

Plattenteller und Klemme: Ableit-System für Vibrationen

Dazu trägt in noch größerem Maß der Plattenteller bei. Beim Avid Acutus wiegt er knapp neun Kilogramm. Damit der mit Nickel und Chrom beschichtete Aluminium-Teller nicht in Schwingung gerät, ist er oberseitig mit einem Kunststoff-Granulat überzogen, welches die darunter liegende, schwarz anodisierte Aluminium-Schicht bedeckt. Durch diese Materialfolge mit abgestuft zunehmender Härte sollen Resonanzen erst gar nicht durch den Teller wandern, sondern den widerstandsärmeren Weg nehmen und direkt über das Lager abgeleitet werden. Wichtig ist dafür die mächtige, schwergewichtige Plattenklemme aus verchromtem Edelstahl. Wenn man sie auf den bronzene Gewindedorn der Lagerhülse aufschraubt, entsteht eine feste, Vibrationen leicht abführende Verbindung zwischen Lager, Langspielplatte und Plattenteller. Damit das Vinyl optimal auf den Teller angedrückt wird, ist die Klemme mit gleich zwei Anpressmechanismen versehen. Mit dem oberen Knauf stellt man den optimalen Kontakt zum Lager her, mit der unteren Scheibe erzeugt man den perfekten Anpressdruck auf die LP. Das Plattenlabel bleibt dabei unversehrt, dafür sorgt die freilaufenden Andruckscheibe der Klemme.

Die Unterseite des Plattentellers: Hier werden die beiden Rundriemen aufgespannt. Der zwischenzeitlich eingesetzte silberne Führungsstift hilft, die Riemen nun auch über das Antriebsrad des Motors zu ziehen.

Stark-stabiler Antrieb: ausgelagerter Motor …

Damit alles rund läuft, muss neben der Mechanik des Plattenspielers auch die Motorik stimmen – und die hängt nicht unwesentlich vom Motor und dem ihn mit Strom versorgenden Netzteil ab. Zuerst zum Motor: Hier ist ein ausgelagerter Antrieb, der vom Gehäuse mechanisch entkoppelt ist, von Vorteil. Avid löst das beim Acutus so: Der Motor ist in einer eigenen Dose untergebracht, die wiederum mit einem Gummiring umgeben ist. Er ist der Vibrationspuffer zum Chassis, denn der Motor wird in die linke Aussparung der Basisplatte eingepasst und, wie vorhin schon beschrieben, durch einen Gummi-Spannring an das Chassis angepresst. Dieser in Handarbeit gefertigte Motor ist ein echtes Kraftwerk: Er ist etwa zehnmal stärker ausgelegt, als er für den Betrieb des Plattenspielers sein müsste, zudem punktet er mit der großen Stabilität seiner Drehgeschwindigkeit.

Der kräftige Antrieb ist in einer separaten Motordose untergebracht, sie schmiegt sich in die Aussparung des Chassis. Dazwischen sitzt ein Gummiring für die Vibrationspufferung, der andere Ring presst den Motor an die Basis. Damit alles perfekt passt, ist auch die Motordose höhenverstellbar.

… und externe Stromversorgung

Der exakte Gleichlauf ist aber ebenso von einer konstant-stabilen Stromversorgung abhängig. Die besorgt beim Acutus mittlerweile eine DSP Vari-SPeed Steuereinheit. Sie ist, seit der Acutus auf dem Markt ist, die einzige wirkliche Veränderung des Plattenspielers. Deshalb ist seine Bezeichnung seither um das Kürzel „SP“ erweitert. Das DSP-Netzteil verwandelt mit seiner Schaltung den alles andere als sauberen Strom, der aus der Steckdose kommt, in die nötige schwankungsfrei-saubere Wechselspannung für den Motor. Außerdem sorgt eine elektronische Steuerung dafür, dass der Antrieb eine ultragenaue und vollkommen stabile Drehzahl aufweist. Diese DSP Vari-SPeed Steuereinheit ist dem Plattenspieler in punkto Solidität und Verarbeitung absolut ebenbürtig. Durch die aufwändig gearbeitete und gestaltete Front aus schwarzem, gebürstetem Aluminium ist das Netzteil auch optisch sehr präsentabel. Zum Motor führt ein stoffummanteltes und robustes Kabel, das mit einer Länge von 1,30 Metern eine Aufstellung in ziemlicher Entfernung vom Plattenspieler erlaubt. Das ist gut, weil Netzteile – auch bei sorgsamer Gehäuseabschirmung – durch ihre elektromagnetischen Felder dem überaus zarten Audiosignal des Plattenspielers ein Brummen oder Sirren beifügen können. So hingegen kann man das Netzteil auf Distanz halten, zudem bietet die Kabellänge mehr Freiheit bei der Aufstellung. Damit die Steuereinheit ihre Arbeit aufnehmen kann, muss man aber erst mal den Netzschalter finden: Er sitzt auf der Gehäuseunterseite. Die Einstellung der Geschwindigkeit geschieht hingegen über die Front: Hier gibt es zwei Taster für 33 1/3 und 45 Umdrehungen pro Minute. Sehr schön: Wer beide Tasten zugleich und über eine längere Zeit drückt, kann dann die Geschwindigkeit kalibrieren. Für diese Feineinstellung ist allerdings zusätzlich ein Stroboskop nötig.

Das externe Netzteil liefert dem Acutus hochsauberen Strom und sorgt mit seiner Steuerungselektronik für perfekt-stabilen Gleichlauf.

Aufbau und Einstellung

Wer ein Laufwerk in dieser Preisliga erwirbt, darf für den Aufbau und die Justierung gerne den Händler in Anspruch nehmen. Als testende Redaktion nimmt man diese Einstellarbeiten hingegen mitunter selbst vor. Als Erstes bringen wir den Avid Acutus SP in eine absolut horizontale Standposition. Die kleine Libelle an der Grundplatte ist leider nicht besonders präzise, hier sollte man eine ausgewachsenere Wasserwaage einsetzen. Die bietet der Fachhandel als Zubehör an, auch Avid hat dafür mit dem Level 45 ein Edel-Werkzeug im Portfolio. Eine Libelle benötig man sowieso noch einmal, um ebenso das Subchassis samt aufgesetztem Plattenteller in die Waagerechte zu bringen. Diese Nivellierung gelingt auch durch leichte Veränderung der Spannung der drei Federn mit dem mitgelieferten Sechskant-Schraubendreher. Tip vom Vertrieb: Diese Federspannung sollte grundsätzlich so eingestellt sein, dass die Gummiringe von den Rondellen zum Chassis hin eine leichte Steigung aufweisen. Später kann man hier dann ein klangliches Feintuning mit Abstimmung auf das Nadelsystem betreiben. Nachdem das Chassis steht, schrauben wir unter die Kopfplatte des Arms das Abtastsystem, dabei achten wir sehr genau darauf, dass der Abtaster in alle Richtungen absolut gerade sitzt, also weder zu den Seiten noch nach vorn oder hinten eine Neigung hat, und auch keinen Spurwinkelfehler aufweist: Das System muss parallel zur Rille ausgerichtet sein. Dafür gibt es eine Einstellschablone. Sie liegt dem SME IV-Arm ebenso bei wie das nötige Werkzeug, um den Tonarm auf die richtige Höhe zu bringen und ihn auch in der Horizontalen soweit nach vorn oder hinten verschieben zu können, bis laut Einstellschablone die korrekte Position der Nadel erreicht ist. Nun balancieren wir den Arm aus, bis er in der Waagerechten schwebt, danach erlaubt ein kleines Rädchen am hinteren Ende des Arms die feine Verschiebung seines Gewichtsblocks hin zur Nadel. So wird beim SME IV sehr geschmeidig, aber mechanisch auch sehr aufwändig die richtige Auflagekraft für das Nadelsystem eingestellt. Für das Goldring Ethos beträgt der Nennwert 1,75 Gramm, wir haben die Auflagekraft aber später ein wenig erhöht, das zeitigt einen voluminöseren Bass. Abschließend wählt man die Antiskating-Kraft, die beim SME IV praktischerweise den gleichen Wert haben soll wie die nominell eingestellte Auflagekraft.

Der Avid Acutus ist für Neun-Zoll-Tonarme ausgelegt, standardmäßig wird er für Modelle des renommierten britischen Herstellers SME vorbereitet – in unserem Test ist der SME IV montiert.

So klingt der Avid Acutus SP

Wir bieten dem Acutus zur Entfaltung seines Klangvermögens eine angemessene Klangkette: Als Phono-Vorverstärker kommt der SteinMusic Stateline Phono 2 Signature zum Zuge. Die weitere Amplifizierung übernimmt dann der Hegel H360. Als Schallwandler dienen zwei Focal Scala Utopia EVO. Damit sich alles einspielen kann und das Abtastsystem genügend Rillendurchläufe absolviert, lassen wir tagelang eine LP laufen und betreten dabei alle 17 Minuten den Hörraum, um die Plattenseite wieder von vorne abzuspielen. Dabei bekommt man natürlich schon mit, wie der Avid Acutus grundlegend klingt: Wir erleben gleich bei der ersten Runde, mit welch fantastischer Entspanntheit der Plattenspieler „Walking On The Moon“ in der Jazzfusion-Version des Yuri Honing-Trio präsentiert. Eine ungemeine Ruhe geht von dieser Wiedergabe aus, als hätten die Musiker sich alle Zeit der Welt genommen. Wir haben diese Aufnahme schon mit anderen Plattenspielern gehört, wo dieses relaxte Feeling schlicht fehlt. Vor allem: Es wird von Mal zu Mal besser, und nachdem die Nadel eingespielt ist, hat man das Gefühlt, die Musiker hätten sich zu einer zweiten Aufnahme entschlossen, weil die erste dem Warmspielen gedient hat und erst jetzt alles rund läuft. Diese Entspanntheit ist natürlich auch auf die große Laufruhe des Acutus zurückzuführen. Dazu gesellt sich eine immense Klarheit und Transparenz: Das exzellente Goldring Ethos sorgt in Exzellenz für eine störungsfreie Abtastung. Da ist kein nervig-nervöses Knistern oder Knacken zu hören, obwohl die Platte schon einige Abspielungen auch mit dieser Nadelschliffart hinter sich hat. Ebenso hören wir kaum ein Rauschen und keine tieffrequenten Laufgeräusch. Dabei haben wir am Phono-Vorverstärker noch nicht mal den Subsonic-Filter aktiviert. Der Acutus liefert uns also den reinen Musikgenuss – und der ist gewaltig, weil wir mit einem unglaublichen Detailreichtum verwöhnt werden. Schon die einleitenden Schlagzeug-Schläge auf die Snare kommen mit einer derartigen Präsenz, Präzision und Dynamik, dass wir unwillkürlich zusammenzucken. Holla! Selbst den Snare-Teppich, der für das Rasselgeräusch dieser Trommel charakteristisch ist, kann man nach jedem Schlag noch ganz leise nachklingen hören. Das ist grandios! Auch das Anschlagen der Felle mit den Holzschlegeln und das Ausklingen der Trommeln – angefangen von der High Tom rechts bis zur Stand Tom links – präsentiert uns der Acutus mit atemberaubendem Realismus und herausragender Plastizität. Wer je ein echtes Schlagzeug aus nächster Nähe erlebt hat, wird hier nickend und staunend zustimmen: So klingt es live!

In unserem Test ist der Acutus mit dem Edel-Abtaster Goldring Ethos bestückt.

Atemberaubende Transparenz

Diese Livehaftigkeit gilt natürlich auch für den Bass: Der Tieftöner von Tony Overwater hat genau jene knurrig-knochige Trockenheit, die für einen Kontrabass charakteristisch ist. Der tolle Ton wird durch Overwaters ungemeine Virtuosität komplettiert: Der Bassist zeigt sein ganzes Können, das von Ausflügen über das Griffbrett über das gekonnte Spiel mit Obertönen bis hin zu Tapping-Passagen reicht, bei denen der Ton allein durch das plötzliche Niederdrücken einer oder mehrerer Saiten mit der Greifhand entsteht. Wir haben das Gefühl, direkt vor Overwater zu stehen und ihm auf die Finger sehen zu können – diese exakt-detailreiche akustische Wiedergabe ruft geradezu optische Bilder hervor. Wow! Das gilt erst recht für den Saxofonisten Yuri Honing, der in der tollen räumlichen Staffelung des Trios im Vordergrund steht: Hier fasziniert uns das Vibrieren des Rohrblatts, das mitverantwortlich für die Tonbildung und für den typische Saxofon-Klang ist: Dieses rauhe Anblasen, gepaart mit der Tonformung durch den metallenen Saxofon-Korpus, ist wunderbar wahrzunehmen, abgerundet wird die Abbildung durch das leichte Klacken, sobald Honing mit der Klappenmechanik die Tonlöcher verschließt. Es ist alles da, um die perfekte Illusion zu bieten. Aus Neugier haben wir nun mal die Plattenklemme abgeschraubt – und der Unterschied ist verblüffend: Die Ruhe ist nun wirklich gestört. Wir hören mehr Nebengeräusche, die Klarheit erfährt dadurch eine leichte, aber merkliche Trübung, die Wiedergabe wirkt ein wenig nervöser. Also: Schnell wieder die Klemme drauf! Da wir gerade beim Ausprobieren sind, nehmen wir auch mal einen der beiden Riemen ab. Ja, da geht schon ein wenig an dynamischer Durchschlagskraft verloren. Der Verlust ist nicht dramatisch, aber merklich. Die erwarteten Basseinbußen hingegen können wir nicht attestieren. Trotzdem: Mit dem zweitem Riemen ist es schöner – und so gönnen wir uns nun noch die Wanderung in andere Genres.

Der fertig montierte und justierte Avid Acutus SP ist mit dem SME IV-Tonarm und dem Goldring Ethos ein audiophiles Referenz-Laufwerk.

Immenser Tiefton

Wir legen die von schön tiefen, synthetischen Bässen durchzogene Elektronik-Nummer „Desert Island“ von Oh Land auf, allein um zu testen, wie es um die Tieftonwiedergabe steht. Die war bei der Mondbeschreitung mit dem Yuri Honing-Trio doch etwas begrenzt, obwohl wir, wie gesagt, das Auflagegewicht schon ein wenig erhöht haben. Bei „Desert Island“ hingegen zeigt der Acutus, dass er einen Bass liefern kann, der das Mobiliar zum Zittern bringt. Dabei bleibt der Plattenspieler aber Herr der Lage, er spielt immer noch ruhig und transparent, der Klang ist – bei aller Basskraft – wunderbar ausgewogen. Ausgezeichnet! Wir nutzen deshalb diese Aufnahme, um noch ein wenig mit der Impedanz- und Kapazitätsanpassung zu experimentieren, dafür haben wir mal den einen, mal den anderen Wert erhöht, der Phono-Vorverstärker bietet hier eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die Auswirkungen halten sich allerdings im Rahmen: Das Goldring Ethos bestätigt seinen Ruf, hier ziemlich tolerant zu agieren und sich sein exzellentes Abtastergebnis nicht so leicht verderben zu lassen. Am Ende kehren wir zu den Anfangswerten 100 Ohm und 150 Pikofarad zurück, so ist die Wiedergabe am stimmigsten – und so hören wir nun noch ein wenig Klassik.

Die massive Klemme besitzt mit dem schraubbaren Knauf und der gerändelten Mutter einen zweiteiligen Anpress-Mechanismus. Die Klemme stellt einerseits den optimalen Kontakt von Platte und Teller her und leitet andererseits Vibrationen in Richtung Achse ab.

Perfekte Illusion

Wir legen „Il core vi dono“ auf, die Mezzosopranistin Eline Denice Risager und der Bariton Thomas Sigh singen, begleitet von den LiveStrings unter der Leitung von Jesper Nordin, diese Arie aus Wolfgang Amadeus Mozarts Treuetest-Oper „Così fan tutte“. Thomas Sigh eröffnet die Arie in der Rolle des verkleideten Guglielmo, der mit Charme und schmeichelnden Worten Dorabella, die Verlobte seines Freundes, verführen will – und er wickelt auch uns um den Finger: Wir genießen eine ungemein intensive, herrlich körperhafte und nuancenreiche Darstellung. Thomas Sigh und die kurz darauf einsetzende Eline Denice Risager wirken derart realistisch, dass unser Fotograf, der gerade im Raum mit dem Rücken zur Anlage steht und eigentlich mit etwas ganz anderem beschäftigt ist, sich mit großen Augen umdreht, weil die Illusion so perfekt ist. Kein Wunder: Wir hören nahe vor uns ihren Atem, ihr Luftholen und können geradezu spüren, wie sich bei den beiden Sängern der Brustkorb beim Luftholen weitet – wer je in einer Oper nahe der Bühne saß, wird diese physische Wirkung von Sängern kennen. Auch das hinter dem Sängerpaar positionierte Kammerorchester ist absolut plastisch. Durch die kleine Besetzung können wir einzelne Streicher aus dem Geigenverbund orten und hören, wie der Bogenstrich mal mit mehr Schärfe, mal mit sanfter Geschmeidigkeit ausgeführt wird, wobei die Violinen schön von den seitlich sitzenden Celli und Kontrabässen gestützt werden. Nun spielen wir mithilfe des Sechskantschraubendrehers ein klein wenig mit der Federspannung – und so erreichen wir noch ein wenig mehr Klarheit. Davon profitiert auch die räumliche Wiedergabe: Die Distanz zwischen Orchestern und Sängern und der fein wiedergegebene Hall spannen uns nun in Perfektion einen herrlichen Konzertsaal auf – und der Avid Acutus setzt uns hier auf die besten Plätze.

Ambiente
Der Avid Acutus SP mit seinen Spielpartnern: die Verstärkung übernehmen die Phono-Vorstufe SteinMusic Stateline Phono 2 Signature und der Vollverstärker Hegel H360, die Schallwandlung besorgen zwei Focal Scala Utopia EVO.

Fazit

Der Acutus SP bietet alle Top-Features, die einen Avid ausmachen: die außergewöhnliche Subchassis-Konstruktion mit speziellem Federungssystem samt Stabilisierung gegen seitliche Schwingungen, das außergewöhnliche und aufwändige Inverslager, welches kleinste Kontaktflächen und damit geringste Reibung aufweist, den Doppelriemen-Antrieb für mehr Dynamik – und nicht zuletzt den kraftvoll-überdimensionierten, gleichlaufoptimierten Motor sowie die ausgelagerte Stromversorgung, die für hochreine Spannung sorgt und dank elektronischer Steuerung für eine überaus konstante Drehzahl bürgt. In Summe ergeben diese Features ein audiophiles Referenzlaufwerk, das sich durch eine enorme Laufruhe auszeichnet und bei passender Tonarm- und Abtasterwahl eine exzellente Schallplatten-Wiedergabe ermöglicht. In unserem Test kamen der SME IV und das Goldring Ethos zum Zuge – und derart komplettiert bietet der Acutus ein natürlich-entspanntes Klangbild mit atemberaubender Plastizität, exzellenter Dynamik, wunderbarer Transparenz, herrlichem Detailreichtum und toller Räumlichkeit. Im Test haben wir mit diesem Plattenspieler einen magischen Musikgenuss erlebt – und dieser Hörspaß versöhnt auch mit dem Preis, denn mit dem Avid Acutus SP hat man ein Laufwerk fürs Leben.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 98/100
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen

98

96

98

191018.Avid Acutus-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Avid
Acutus SP
Produktkategorie:Plattenspieler
Preis:Testmodell-Ausstattung:
- Avid Acutus SP: ab 15.000,00 Euro
- SME IV: auf Anfrage
- Goldring Ethos: 1.100,00 Euro
Garantie:5 Jahre
Ausführungen:Chrom, Schwarz (Special Edition)
Vertrieb:IDC Klaassen, Lünen
Tel.: +49 231 / 9 86 02 85
www.idc-klaassen.com
Abmessungen (HBT):- Laufwerk (Aufstellfläche): 410 x 360 mm (B x T)
- Laufwerk (über alles): 210 x 460 x 400 mm
- Netzteil: 95 x 250 x 215 mm
Gewichte:- Teller: 8,8 kg
- Klemme: 0,3 kg
- Motor: 1,5 kg
- Chassis: 9,3 kg
- Laufwerk komplett: 19,9 kg
- Netzteil: 3,5 kg
Prinzip:- Laufwerk: Subchassis-Prinzip (Drei-Punkt-Federlagerung)
- Lager: Inverslager (Spindel: Edelstahl, Lagerdorn: Wolframcarbit / Saphir)
- Antrieb: Riemenantrieb (Doppelriemen)
Tonarmbasis:standardgefräst für SME (Adapter auf Bestellung)
Tonarm (optional):SME IV o.a. 9-Zoll-Tonarm
Tonabnehmer (optional):Goldring Ethos o.a.
Geschwindigkeiten:33 ⅓ und 45 UpM
Lieferumfang:- Avid Acutus SP
- externes Netzteil inklusive Steuerelektronik
- Motor-Stromversorgungskabel (1,30)
- Netzkabel (2,00 m)
- Signalkabel (DIN-Stecker, 1,10 m)
- 2 Antriebsriemen, rund
- 1 Fitting zum Anlegen der Antriebsriemen
- 3 Fixierungsringe
- Plattenklemme
- Sechskant-Schraubendreher für die Einstellung der Federung
- Handschuhe
- Bedienungsanleitung (Englisch)
Pros und Kontras:- überragender Klang
- edles Design
- ausgezeichnete Verarbeitung
- aufwändiges Motorkonzept mit externem Netzteil und kalibrierbarer Geschwindigkeitssteuerung
- Doppelriemen-Antrieb
- höhenverstellbare Füße für den Niveauausgleich
- Federspannung des Chassis einstellbar

- Libelle des Chassis ist unpräzise
- Aufziehen der beiden Riemen erfordert Fingerspitzengefühl
Benotung:
Klang (60%):98/100
Praxis (20%):96/100
Ausstattung (20%):98/100
Gesamtnote:98/100
Klasse:Referenzklasse
Preis-/Leistungangemessen

Der Beitrag Avid Acutus SP – Referenzlaufwerk für magischen Musikgenuss erschien zuerst auf lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN.

Streamer Volumio Primo – Vom Open-Source-Projekt zum audiophilen Multitalent

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Fortschritt entsteht durch Unzufriedenheit in Kombination mit Tatendrang. Das gilt auch für vergleichsweise banale Dinge wie die drahtlose Übertragung von Musikdateien. In diesem Segment steht der Streamer Volumio Primo als perfektes Beispiel dafür, wie sich Leidenschaft und gebündeltes Know-How verselbständigen können, um neue Meilensteine zu setzen.

Der Volumio Primo ist aus einem Open-Source-Projekt entstanden.

Der Volumio Primo ist aus einem Open-Source-Projekt entstanden.

 

Dabei ist zu betonen, dass der Primo besagte Meilensteine nicht bloß symbolisiert, sondern tatsächlich selbst einer ist. Warum das so ist? Beginnen wir mit dem vollen Namen unseres aktuellen Testkandidaten. Dieser lautet Volumio Primo HiFi-Edition. Volumio selbst war allerdings ursprünglich gar kein Hersteller aus der HiFi-Branche, sondern eine Entwickler-Community. Folgerichtig ist die Website auch immer noch unter volumio.org erreichbar. Ende 2013 wurde das gleichnamige Software-Projekt gestartet, um mangels passender Angebote den eigenen Ansprüchen an audiophiles Streaming gerecht werden zu können. Das Vorhaben stieß schnell auf positive Resonanz und mit der Zeit arbeiteten immer mehr Entwickler an der Linux-basierten Software mit, die nun auch im Primo ihren Dienst verrichtet.

Damit sind wir auch schon beim zweiten Teil des Namens, der die Hardware bezeichnet. Aus dem einstigen Nebenprojekt ist nämlich inzwischen ein echtes Unternehmen entstanden, das im italienischen Florenz beheimatet ist. Da eine Software immer auch Hardware benötigt, liegt es natürlich nahe, zusätzlich in diesem Bereich tätig zu werden. Die Volumio-Software selbst ist zwar grundsätzlich auch auf anderen Systemen einsetzbar, aber es bastelt eben nicht jeder Audio-Fan gleichzeitig gerne mit einem Raspberry Pi oder ähnlichen Mini-Computern herum. Also kommt der Primo ins Spiel, der uns für diesen Test wie erwähnt als HiFi-Edition zur Verfügung steht.

Das Herzstück des Volumio Primo ist die Software und folgerichtig fällt sein Design absolut minimalistisch aus.

Das Herzstück des Volumio Primo ist die Software und folgerichtig fällt sein Design absolut minimalistisch aus.

Diese Variante des Primo ist auf das Lizenzmodell von Volumio zurückzuführen. Die Basis-Version der Software an sich ist als Open-Source-Produkt zwar kostenlos zu haben, inzwischen gibt es mit den beiden MyVolumio-Lizenzen „Virtuoso“ (28,99 Euro/Jahr) und „Superstar“ (66,99 Euro/Jahr) allerdings auch noch Varianten mit zusätzlichen Funktionen. So kann mithilfe der „Superstar“-Lizenz und einem MyVolumio-Account zum Beispiel ein sechs Geräte umfassendes Multiroom-System eingerichtet werden. Genau das trifft auf den Volumio Primo HiFi-Edition zu, der sogar mit einer Lifetime-Version der „Superstar“-Lizenz ausgerüstet ist, die im Kaufpreis von rund 600 Euro bereits enthalten ist. Der Vertrieb für Deutschland liegt übrigens bei audioNEXT aus Essen, die sich bekanntlich (aber nicht ausschließlich) im Segment des High-End-Streamings sehr gut auskennen und unter anderem Marken wie Auralic, MrSpeakers, Warwick Acoustics oder Woo Audio betreuen.

Es geht um die inneren Werte

Im Gegensatz zu beispielsweise den Auralic-Komponenten geht es beim Volumio Primo aber vorrangig um die Software und das sieht man dem kleinen Streamer auch tatsächlich an. Selten konnten wir zur visuellen Erscheinung eines Testgerätes so wenig sagen wie in diesem Fall. Das kompakte, schwarze Gehäuse ist so schlicht wie nur irgend möglich gehalten. Kein Display, keine Status-LED, nicht einmal eine Taste oder ein Schalter sind vorhanden. Eine Optik ganz im Sinne von Industriedesign-Legende Dieter Rams, der unter anderem die These „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich“ aufstellte. Im Falle des Primo beschränkt sich die gestalterische Arbeit quasi auf sanft abgerundete Kanten und Ecken. So macht der Streamer einen sympathischen Eindruck und fügt sich auch spielend leicht in bestehende HiFi-Setups ein.

Der Volumio Primo ist ein echter Teamplayer und hält eine ganze Palette unterschiedlicher Anschlüsse bereit.

Der Volumio Primo ist ein echter Teamplayer und hält eine ganze Palette unterschiedlicher Anschlüsse bereit.

Anschlussvielfalt

Ohnehin ist der Volumio Primo grundsätzlich als Teamplayer konzipiert, er kann auch gar nicht anders. Lautsprecher-Anschlüsse besitzt er nämlich nicht. Stattdessen gibt er nach getaner Arbeit die Ergebnisse seiner Produktivität in Form von Signalen an Mitspieler weiter. Dafür stehen ihm vier USB-2.0-Schnittstellen zur Verfügung (die auch als Eingang für Speichermedien dienen können), ebenso ein digitaler Koax-Ausgang sowie ein analoges Stereo-Cinch-Gegenstück. Über einen HDMI-Port kann auch ein externer Monitor angeschlossen werden, der allerdings eher ein nettes Gimmick darstellt und nicht die beste Option zur Bedienung darstellt – aber dazu später mehr.

Ein weiterer Kabelanschluss steht in Form einer Ethernet-Schnittstelle bereit. Alternativ gelangt der Primo auch per WiFi-Antenne ins WLAN. Hier könnte er allerdings unter Umständen anfällig für Störungen sein, wenn er sich dabei in übermäßiger Gesellschaft anderer Netzwerkgeräte befindet. Im Normalfall stellt das jedoch kein Problem dar und der Streamer nimmt via UPnP/DLNA auch kabellos Kontakt zu NAS-Laufwerken, Online-Diensten und Internet-Radios auf. Dabei werden alle gängigen Audio-Formate wie MP3, FLAC und DSD unterstützt. Bluetooth wird aktuell übrigens noch nicht offiziell unterstützt, soll allerdings dank bereits bestehender Voraussetzungen noch als Zuspielmöglichkeit ergänzt werden. Apple-Nutzer können derweil alternativ auf AirPlay zurückgreifen.

HiRes an Bord

Für die Prozesse zwischen den Ein- und Ausgängen des Primo ist im Wesentlichen der Einplatinencomputer Tinkerboard S von Asus verantwortlich. Er stellt die Basis des Streamers dar und arbeitet mit einem 1,8-GHz-Quadcore-Prozessor und zwei Gigabyte Arbeitsspeicher. Angesichts der beschriebenen Anschlüsse überrascht es nicht, dass der Primo auch über einen integrierten Digital-Analog-Wandler verfügt. Dabei handelt es sich um den ES9028Q2M-Chip von ESS Technology, der auch HiRes-Signale bis 192 kHz/24 Bit beziehungsweise DSD128 unterstützt. Die Volumio-Software selbst unterstützt sogar Auflösungen bis 768 kHz/32 Bit, wenn man den internen DAC übergeht und per USB einen externen Wandler nutzt.

Der Lieferumfang des Volumio Primo ist übersichtlich und enthält neben dem Streamer selbst nur Netzteil, WLAN-Antenne und eine Bedienungsanleitung.

Der Lieferumfang des Volumio Primo ist übersichtlich und enthält neben dem Streamer selbst nur Netzteil, WLAN-Antenne und eine Bedienungsanleitung.

Zwei Wege zum Glück

Bevor wir aber die Fähigkeiten des Volumio Primo auf die Probe stellen, kümmern wir uns erst einmal um die Installation beziehungsweise die Einbindung ins lokale Netzwerk. Das geschieht standardmäßig per Web-Interface oder alternativ über die dezent kostenpflichtige Smartphone-App. Letztere ist für iOS (2,29 Euro) und Android (2,39 Euro) erhältlich. Sie spielt ihre Stärken vor allem in der späteren Steuerung des Volumio Primo aus, die hier trotz gelegentlich etwas ruckelnden Animationen intuitiver von der Hand geht als im Browser. Grundsätzlich sieht man der manchmal etwas technisch anmutenden Benutzeroberfläche und dem Funktionsumfang allerdings recht deutlich an, dass hier ausgefuchste Entwickler am Werk sind – echte Laien könnten ob der Vielfalt an Optionen und teilweise etwas umständlich wirkenden Schritten doch etwas überfordert sein. Angesichts der vermutlich Computer-affinen Volumio-Zielgruppe dürfte das aber keine große Rolle spielen.

Nur noch fünf Minuten

Bei der Einrichtung hilft zudem der übersichtliche und per PDF-Download verfügbare Quick-Start-Guide effektiv weiter. Wir folgen den Anweisungen und stecken Ethernet-, Audio- und schließlich das Stromkabel an. Laut Anleitung benötigt der Volumio Primo nun rund fünf Minuten, um den Initialisierungsprozess zu durchlaufen. Anschließend ist er startklar und stellt ein eigenes WLAN namens „Volumio“ bereit. Per Smartphone nehmen wir unter Eingabe des Passworts „volumio2“ Verbindung zum Netzwerk auf und landen im Interface, das auch manuell per Browser und der Eingabe „192.168.211.1“ erreicht werden kann. Hier wählen wir nun die Betriebssprache, einen individuellen Gerätenamen, den gewünschten Audio-Ausgang und das eigentliche Heimnetzwerk aus, in das wir den Volumio Primo einzubinden gedenken. Sobald dieser Schritt erfolgreich abgeschlossen ist, können wir das LAN-Kabel auch wieder ausstöpseln. Nun ist der Streamer auch drahtlos dank seiner kleinen WiFi-Antenne ansprechbar.

Steuerung per Smartphone

Für die Steuerung des Volumio Primo wechseln wir nun zur Smartphone-App, die selbstverständlich auch für die Installation genutzt werden kann. Das haben wir bereits erledigt, nun wollen wir dem Streamer auch Zugang zum NAS-Laufwerk gewähren. Dazu öffnen wir das Hauptmenü über das Zahnrad-Symbol unten rechts und wählen den Punkt „Meine Musik“. Hier können wir Netzwerklaufwerke hinzufügen (je nach Umfang dauert das Einlesen gegebenenfalls etwas länger) und zugleich Streaming-Einstellungen und Darstellungs-Optionen wählen. Auch diverse Klanganpassungen sind per App schnell erledigt (Menüpunkt „Wiedergabe“). Die Menüpunkte „Aussehen“, „Netzwerk“ und „System“ erklären sich quasi selbst. Interessant ist noch der Punkt „Plugins“, über den sich Zusatzfunktionen wie zum Beispiel Spotify, Youtube, TuneIn oder Pandora installieren lassen.

Außerdem empfehlenswert ist die Option, den Volumio Primo wieder zurückzusetzen, wenn man ihn in ein neues WLAN integrieren möchte. In dieser Hinsicht erweist er sich nämlich als ziemlicher Sturkopf: Einmal mit einem Drahtlos-Netzwerk verbunden, hält er hartnäckig daran fest, auch wenn es gar nicht mehr verfügbar ist. In dem Fall hilft nur das Zurücksetzen auf Werkseinstellungen per Datei-Download und USB-Stick. Auch uns blieb dieser Weg nicht erspart, nachdem der Volumio Primo zunächst in den Redaktionsräumen zum Einsatz kam und am neuen Einsatzort den erneuten Einrichtungsprozess verweigerte. Im Zuge des Praxistests sollte er auch bei meinen Eltern daheim sein Können präsentieren, da mein Vater aufgrund seiner Affinität zu Linux folgerichtig auch das Volumio-Projekt interessant fand.

Netzwerktreu

Allerdings schlug das Zurücksetzen per USB-Stick zunächst fehl, was letztendlich auf ein Problem mit dem verwendeten Speichermedium zurückzuführen war. Mangels Display oder sonstiger Indikatoren konnte der Primo jedoch nicht auf den Fehler aufmerksam machen. Erst der väterliche Vorschlag, einfach noch einen zweiten Stick mit der Reset-Datei zu bestücken, führte schließlich zum gewünschten Ergebnis – wenngleich der Primo anschließend wieder komplett neu eingerichtet werden musste. Die Moral dieser Geschichte: Lieber vorab per App oder Web-Interface die nötigen Vorkehrungen treffen beziehungsweise – noch besser – den Streamer gar nicht erst aus seiner gewohnten Umgebung reißen.

Aber egal ob Erstinstallation oder neuerliches Setup: Sind alle Einstellungen wunschgemäß gespeichert, führen die drei Symbole ganz oben in der Benutzeroberfläche bequem und auf direktem Wege zur Auswahl einer Quelle (Notensymbol, links), zur Wiedergabeliste (Listensymbol, rechts) und zur aktuellen Wiedergabe (Volumio-Logo, Mitte). Selbstverständlich werden in letztgenannter Ansicht standardmäßig Informationen und Cover zum jeweiligen Titel angezeigt. Die Dauer der Wiedergabe wird durch einen kreisrund verlaufenden Fortschrittsbalken hübsch visualisiert. Bleibt also nur noch die Frage, ob der Volumio Primo jetzt auch klanglich hält, was er verspricht.

Kleiner Streamer, ganz gelassen

Natürlich ist hinsichtlich der klanglichen Qualitäten des Streamers auch zu beachten, in welcher Gesellschaft er sich befindet. Schließlich steht er sehr weit vorn in der Wiedergabe-Formation. Es braucht aber längst keine wahnwitzig teure HiFi-Kette aus externem HiRes-D/A-Wandler, Premium-Verstärker und High-End-Lautsprecher, um angenehmen Klängen lauschen zu können. Prinzipiell genügt es sogar, den Primo einfach nur an einen Aktivlautsprecher anzuschließen. Angesichts der Open-Source-Grundlage ist individuelles Experimentieren hier im Prinzip sogar ausdrücklich erwünscht. Wie auch immer man sich dabei entscheidet, darf man sich sicher sein, dass der Primo seinen Job stets auf gleichermaßen hohem Niveau erledigt.

Mit seinem schlichten äußeren passt der Volumio Primo auch optisch hervorragend in jede HiFi-Kette.

Mit seinem schlichten äußeren passt der Volumio Primo auch optisch hervorragend in jede HiFi-Kette.

Grundsätzlich zeichnet den Volumio Primo ein sehr klarer, unaufgeregter und ausgewogener Sound aus, der aber alles andere als eintönig wirkt. Er bringt Bass, Mitten und Höhen gleichermaßen gut zur Geltung, ohne dabei durch die Betonung eines Frequenzbereichs eventuelle Schwächen auf anderer Ebene kaschieren zu müssen. Folgerichtig ist der Streamer auch keinem Musikgenre speziell zugetan, sondern zeigt sich als sehr aufgeschlossener Spielpartner. Völlig problemlos beherrscht er sowohl sanfte Klänge als auch forschere Töne und rückt sanft gezupfte Saiten ebenso ins rechte Licht wie kraftvoll bearbeitete Drums.

Mit Punch und Präzision

Letztere dürfen sich dann auch direkt mit Tools „Ticks and Leeches“ beweisen. Der Primo demonstriert dabei ein hervorragendes Timing und setzt jeden Anschlag exakt auf den Punkt. Die Ortung der einzelnen Drums gelingt fast spielend einfach und die Bass-Drum sorgt mit ordentlichem Punch für die nötige Power. Als sich nach dem reinen Schlagzeug-Intro auch noch die übrigen Instrumente dazugesellen, stellt der kleine Streamer eine eindrucksvolle Stereo-Bühne in den Hörraum und flutet ihn mit einem satten Bassfundament. Diesen positiven Eindruck können auch höhere Pegel nicht schmälern. Ganz im Gegenteil bleibt der Klang auch jetzt noch äußerst angenehm. Von einer angestrengten Spielweise ist der Primo selbst deutlich oberhalb der Zimmerlautstärke noch weit entfernt.

Auch anspruchsvolle Staffelungen bereiten dem Volumio-Streamer keine Probleme. Mit „Sway“ von The Kooks stellt er auch seine räumliche Tiefe hervorragend unter Beweis. Alle Instrumente sind auf der virtuellen Bühne präzise zu verorten und grenzen sich klar voneinander ab, ohne dabei aber die Bindung zueinander zu verlieren. Groove und Dynamik stimmen hier perfekt und der Gesang klingt dank feiner Nuancierung völlig natürlich. Generell werden die vielen kleinen Details der Aufnahme vom Primo hervorragend wiedergegeben, ohne dass er an den entscheidenden Stellen an Volumen oder Energie einbüßt. Das gilt sogar bei überaus komplexen Stücken wie „Pain“ von The War On Drugs. Auch hier begeistert der Streamer mit seiner hohen Detailtreue, wenngleich er im Verlauf des sich immer mehr entfaltenden Titels dann doch ein wenig hinter auch preislich im High-End-Segment angesetzten Konkurrenten zurückstecken muss. Diese Differenzen sind allerdings auch nicht anders zu erwarten und in seiner Preisklasse muss sich der Primo wahrlich nicht verstecken.

Fazit

Die Geschichte des Volumio Primo ist durchaus ungewöhnlich, könnte aber zukünftig echten Vorbild-Charakter für die Branche haben. Aus einem reinen Hobby-Projekt hat sich ein ernst zu nehmendes HiFi-Produkt entwickelt. Die Open-Source-Grundlage musste für den professionellen Vertrieb zwar teilweise weichen, ist aber noch immer ein wesentlicher Teil des Streamers. Schließlich stellt die Volumio-Software das Herzstück des Primo dar, der damit kein Endprodukt im eigentlichen Sinne darstellt. Über die wahlweise per Browser oder App erreichbare Benutzeroberfläche können nicht nur Quellenwahl, Wiedergabe und Klanganpassungen gesteuert werden. Hier stehen bei Bedarf auch diverse Zusatzfunktionen zur Installation bereit und wer Code-Editoren nicht abgeneigt ist, kann sogar selbst Teil der Volumio-Community werden. Für alle anderen stellt der Volumio Primo ganz einfach einen erschwinglichen, leistungsstarken und leicht zu integrierenden Streamer dar, der auch klanglich ein Gewinn für jede HiFi-Kette ist.

Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 78/80
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

78

77

78

Technische Daten

Modell:Volumio Primo HiFi-Edition
Produktkategorie:Streamer/Multimedia-Player
Preis:599 Euro
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:Schwarz, matt
Vertrieb:audioNEXT, Essen
Tel.: +49 (0)201 – 507 39 50
www.audionext.de
Gewicht:300 g
Abmessungen (HBT):45 x 170 x 120 mm
Prozessor:Quad-Core, 1,8 GHz
Arbeitsspeicher:2 GB
Digital-Analog-Wandler:ESS SABRE ES9028Q2M
Auflösung:- bis zu 768 kHz/32 Bit (PCM, via USB)
- bis zu 192 kHz/24 Bit (PCM, via Koax)
- bis zu DSD128
Anschlüsse:- 4x USB 2.0
- 1x Stereo-Cinch-Ausgang
- 1x digitaler Koaxial-Ausgang
- 1x HDMI (Monitor-Ausgang)
- 1x Ethernet
- WiFi
- AirPlay
Lieferumfang:- Volumio Primo
- externes Netzteil
- WLAN-Antenne
- Bedienungsanleitung
Pro und Kontra:+ flexibel einsetzbar
+ einfache Inbetriebnahme
+ integrierter Digital-Analog-Wandler
+ HiRes-Wiedergabe (PCM und DSD)
+ hervorragende Räumlichkeit
+ hohe Detailtreue
+ optionale Zusatzfunktionen verfügbar
+ Steuerung per Web-Interface oder App

- keine kostenlose App
- (noch) kein Bluetooth
- kein Display/Statusanzeige
Benotung:
Klang (60%):78/80
Praxis (20%):77/80
Ausstattung (20%):78/80
Gesamtnote:78/80
Klasse:Mittelklasse
Preis/Leistungsehr gut

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Vollverstärker Mark Levinson № 5802– HiRes und High End für digitale Delikatessen

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Manchmal werden Träume wahr: Der amerikanische High End-Hersteller Mark Levinson, bekannt für überragende, aber kontostrapazierende Audiokomponenten, verspricht mit seiner neuen 5000er-Serie den Klang der Referenz-Modelle zu erschwinglicheren Preisen. Den Start macht der Vollverstärker № 5802, der mit seinen rein digitalen Schnittstellen vor allem moderne Musikgenießer anspricht: Er kann HiRes bis PCM 384 Hertz/32 Bit und DSD256, bietet als Schnittstellen USB-B, AES/EBU sowie je zwei optische und elektrische S/PDIF-Inputs und beherrscht kabelloses Streaming via Bluetooth apt X HD. Der 125 Watt-Amp in Class AB-Schaltung hat aber noch mehr Highlights in petto – wir haben alles getestet.

Kraftvolle Anmutung: Der Mark Levinson № 5802 bietet mit seinen stattlichen Maßen eine imposante Erscheinung.

Mit der neuen 5000er-Serie möchte Mark Levinson eine neue Kundenschicht erschließen, ohne dabei Kompromisse in punkto Klang und Qualität einzugehen. Mit diesem Ziel sind bislang drei Modelle entwickelt worden, die auf der aktuellen High End vorgestellt wurden: Der Network Streamer/SACD-Player № 5101, der Ende des Jahres auf den Markt kommen wird, und zwei eng verwandte Vollverstärker, von denen der № 5805 neben digitalen Schnittstellen auch analoge Eingänge und eine eine Phono-Vorstufe bietet, während der hier getestete № 5802 komplett auf Nullen und Einsen spezialisiert ist. Schauen wir uns unseren Kandidaten mal näher an.

Die massiven Sanduhr-Knöpfe sind ein Markenzeichen von Mark Levinson-Komponenten.

Die Mark-Levinson-DNA

Ja, dieser Verstärker bietet mit seiner Erscheinung die typischen Mark-Levinson-Merkmale: markantes Auftreten, hochwertigste Materialqualität, ausgezeichnete Fertigungsgüte. Das macht sich mit satten 26 Kilo Gewicht beim muskelfordernden Drehen und Wenden des Verstärkers bemerkbar, auch das Anfass-Gefühl bei der haptischen Kontrolle ist klasse – und optisch bewahrt der № 5802 den Levinson-Look: Das vor allem in der Tiefe raumgreifende, 15 mal 44 mal 50 Zentimeter messende Gehäuse demonstriert analog zum Gewicht die Potenz dieses Boliden und weist ihn als echten Ami-Amp aus. Die kraftvolle Anmutung wird durch die massive Front bekräftigt: Die vorgesetzte Stirnseite besteht aus zweieinhalb Zentimeter dickem Aluminium, das perlengestrahlt und schwarz eloxiert ist. Diese Edel-Front ist zu den Seiten hin abgerundet und wirkt durch eine breite horizontale Fasung zur Mitte hin tailliert. Das nimmt dem Korpus die Kantigkeit und sorgt für gediegene Eleganz. Dies setzen die beiden sogenannten „Sanduhr-Knöpfe“ fort: Die aus massivem Aluminium gefertigten, perfekt gängigen Drehgeber für die Lautstärke und die Feature-Einstellungen sind ebenfalls tailliert. Mit ihrer mattsilbernen Anmutung setzen sie zudem einen farblichen Kontrapunkt zum dominanten Schwarz des Verstärkers – wie auch die ebenfalls mattsilbernen Aluminiumblenden, die oben und unten das zentrale Glasareal der Front einfassen. In diese Glasplatte ist zuoberst das zweizeilige Display integriert. Es gibt in Mark-Levinson-üblichen orangen LED-Segmenten Auskunft über den aktuellen Zustand des № 5802. Unter der Anzeige ist der von einer roten LED umringte Standby-Taster zu finden. Der Verstärker besitzt keinen An/Ausschalter, um den Amp komplett vom Netz zu trennen, drei verschiedene Standby-Modi erlauben aber eine Auswahl, welche Teile des Verstärkers stets mit Strom versorgt werden sollen. Links neben dem Standby-Knopf sitzt der Menü-Taster. Mit ihm – und mit Drücken des Volumenrades – steigt man in die Tiefen der Bedien-Ebenen ein. Das sind schon einige, weil der № 5802 etliche Konfigurationsmöglichkeiten bietet. Deshalb kann man die Einstellungen alternativ auch über die mitgelieferte Fernbedienung erledigen. Letztes Element der Front ist der Kopfhörerausgang in Form einer 6,35-Millimeter-Klinkenbuchse. Clever. Der № 5802 merkt sich die Lautstärke, die beim letzten Benutzen des Ausgangs genutzt wurde, und stellt den Verstärker automatisch wieder auf diesen Pegel ein. Wenn man den Stecker zieht, geht die Lautstärke wieder auf den zuvor mit den angeschlossenen Boxen genutzten Pegel.

Die geschwungene und gefaste Front trägt zur optischen Geschmeidigkeit bei.

Schnittstellen: die digitalen Eingänge

Damit sind wir schon bei den Anschlussmöglichkeiten des № 5802. Als Spezialist fürs Digitale besitzt er eingangsseitig ausschließlich Schnittstellen. Hier fällt uns als Erstes der AES/EBU-Input in Form einer XLR-Buchse ins Auge. Das Kürzel AES/EBU steht für „Audio Engineering Society/European Broadcasting Union“, diese Schnittstelle wird vorwiegend für die Übertragung digitaler Audiosignale im professionellen Studio- und Rundfunk-Bereich eingesetzt. Der symmetrische Eingang ist also ein audiophiles Statement dieses Verstärkers. AES/EBU ist aber per Definition auf 192 Kilohertz/24 Bit beschränkt. Dies gilt auch für die im Consumer-Bereich verbreiteten S/PDIF-Inputs, von denen der № 5802 gleich vier aufweist, nämlich zwei optische Toslink-Inputs und zwei elektrische Koaxial-Eingänge. HiRes in höheren File-Güten ermöglicht der USB-B-Port: Hier geht PCM bis 384 Kilohertz/32 Bit und DSD bis DSD256. Dieses sogenannte Quad-DSD kann der № 5802 sogar wahlweise nativ oder über DoP verarbeiten. DoP ist die Abkürzung für „DSD over PCM“, hier wird ein DSD-Signal für den internen Datenverkehr in einen PCM-Container verpackt, um den Transport zu beschleunigen. Mit dem eingebauten MQA-Codec ist der Verstärker zudem in der Lage, über alle Eingänge auch entsprechende „Master Quality Authenticated“-Files zu dekodieren und abzuspielen. Das ist insbesondere für alle Tidal-Abonnenten interessant, weil dieser Musikdienst zahlreiche MQA-codierte Alben und Files als Stream anbietet. À propos Streamen: der № 5802 ermöglicht auch die kabellose Musikzuspielung, dafür steht Bluetooth aptX HD zur Verfügung. Wenn der Zuspieler ebenfalls den Codec aptX HD unterstützt, ist eine Übertragung bis 48 Kilohertz/24 Bit möglich. Dieses Verfahren ist zwar nicht völlig verlustfrei, bietet aber trotzdem eine sehr gute Klangqualität. Verlustloses Streaming per WLAN oder LAN bietet der № 5802 hingegen nicht, dafür hat Mark Levinson ab Ende des Jahres den Network Streamer/SACD-Player № 5101 im Serien-Portfolio. Alternativ nutzt man den eigenen Rechner oder das Laptop, das man als Streamer und Zuspieler verwenden kann.

Die digitale Schnittstellensektion bietet sechs Eingänge: AES/EBU in Form einer XLR-Buchse, einen USB-B-Port sowie vier S/PDIF-Eingänge in Gestalt zweier optischer sowie zweier elektrischer Inputs.

Systemeinbindung und Audiovernetzung

Der Verstärker № 5802 verfügt zwar über eine Ethernet-Buchse, sie dient jedoch – wie auch der USB-A-Port, der IR-Input, die beiden 12 Volt-Trigger-Ein- und Ausgänge sowie die RS-232-Schnittstelle – allein der Systemkommunikation und -kontrolle, also der Steuerung über ein Hausautomatisierungssystem, der Vernetzung mit anderen Komponenten und der Gerätekonfiguration über den kommenden Webbrowser am Computer. Die nun noch verbliebenen Anschlüsse auf der Rückseite sind wieder der Audio-Nutzung gewidmet: Da sind zum einen die beiden Line Outputs, mit ihnen kann man eine Stereo-Endstufe oder zwei Mono-Blöcke ansteuern – oder einen weiteren Verstärker, der mit seinen Lautsprechern in einem anderen Raum oder in einer anderen Hörzone steht. Dieser Analog-Ausgang lässt sich aber auch zum Anschluss eines Aufnahmegeräts verwenden. Zum anderen sind da die Lautsprecher-Anschlüsse. Die goldbeschichteten Klemmen sind von amtlicher Qualität, sie besitzen große Aufnahmen, so dass auch querschnittstarke Litze als Kabel verwendet werden kann. Alternativ finden hier natürlich auch Kabel, die mit Gabelschuhen oder Banana-Steckern konfektionierte sind, Anschluss.

Die weiteren Anschlüsse dienen der Kontrolle, der Kommunikation mit anderen Komponenten und der Aktualisierung der Software, audioseitig kommen noch die Line- und Lautsprecher-Ausgänge hinzu. Hier bietet der № 5802 Klemmen für ein Lautsprecherpaar.

Leckerbissen unter der Haube

Ein Blick unter die Haube macht sofort klar, dass der Premium-Qualitäts-Gedanke hier seine Fortsetzung erfährt und das Innenleben zum hohen Gewicht des Verstärkers beiträgt: Ein bulliger Ringkerntransformator, der mit 500 Voltampere auch elektrisch mehr als üppig dimensioniert ist, bürgt als Herzstück des Netzteils dafür, dass die Stromversorgung der Verstärkerstufen mit reichlich Reserven funktioniert. Dazu tragen auch die in jede Ausgangsstufe integrierten vier imposanten 10.000-Mikrofarad-Kondensatoren bei, sie sorgen für einen stabilen Betrieb bis hinunter auf zwei Ohm. Dieses Operieren mit „Headroom“, also unterhalb der Leistungs- und Kapazitätsgrenze, trägt entscheidend dazu bei, dass die Wiedergabe stressfrei und entspannt ist. Der extrem geräuscharm arbeitende Trafo bietet für jede Verstärkerseite eigene Sekundärwicklungen, also dezidierte Abgriffe für die Stromversorgung des linken und des rechten Kanals. Derart sauber getrennt ist auch der Schaltungsaufbau: Die Class-AB-Verstärkersektion ist diskret im Doppel-Mono-Aufbau realisiert. Class AB ist die populärste und verbreitetste Verstärkerbauart, denn sie vereint die saubere, überaus verzerrungsarme Arbeitsweise der Class A-Schaltung mit der höheren Verstärkungsfähigkeit der Class B-Schaltung. Die entsprechenden Platinen sitzen im № 5802 zur Rechten und Linken direkt an den ausladenden Kühlkörpern, die inwandig die Flanken des Verstärkers bilden. Über sie leiten insbesondere die Endstufen-Transistoren, die für eine Verstärkerleistung von satten 125 Watt an acht Ohm sorgen, ihre Hitze ab. Die 5000er-Serie soll ja klanglich durchaus eine Annäherung an die Top-Modelle von Mark Levinson sein, deshalb steckt auch im № 5802 einiges an Technik und Know-How aus der gepriesenen 500er-Reihe. Hier wäre etwa der Schaltungsaufbau der Spannungsverstärkerstufe zu nennen, die direkt von der gut doppelt so teuren Endstufe № 534 abgeleitet ist. Auch der Kopfhörer-Verstärker in reiner Class-A-Schaltung geht auf die sogenannte Main Drive-Stufe der 500er-Serie zurück.

Auch das orange LED-Display ist typisch, die Anzeige ist beim № 5802 in die zentrale Glasplatte integriert, die wiederum von eloxierten Aluminiumblenden eingefasst ist.

Digitales Herzstück: DAC mit Upsampling …

Ein Leckerbissen ist auch der ebenfalls von den 500er-Serie entlehnte Precision Link II DAC: Dieser Digital-Analog-Konverter sorgt nicht nur für die bereits genannte HiRes-Fähigkeit bis PCM 384 Hertz/32 Bit und DSD256, er ist auch auf eine Minimierung des sogenannten Jitters getrimmt. Mit „Jitter“ werden Ungenauigkeiten und Fehler beim Lesen und Verarbeiten der Daten bezeichnet, die das Klangresultat verfälschen und verschlechtern. Überdies ermöglicht die DAC-Sektion auf Wunsch ein spezielles Upsampling: PCM-Signale mit den Samplingraten 44,1, 88,2, und 176,4 Kilohertz werden dann auf 352,8 Kilohertz hochgerechnet, PCM-Signale mit 48, 96 und 192 Kilohertz hingegen auf 384 Kilohertz getrimmt. Dies ermöglicht eine klanglich bessere Arbeit des Konverters. Das Wandlungswerk erzeugt nämlich immer digitale Artefakte, die wieder herausgesiebt werden müssen. Die dafür notwenigen Filter können behutsamer eingesetzt werden und sanfter arbeiten, wenn der Konvertierungsakt samt Siebung weit entfernt von jenen Frequenzgefilden stattfindet, die das menschliche Ohr wahrnimmt. Die Grenze unseres Gehörs liegt bei etwa 20 Kilohertz.

Der № 5802 bietet mit seiner Upsampling-Funktion die Möglichkeit, eingehende Signale hochzurechnen.

… und PCM- sowie DSD-Filter

Die Samplingraten-Erhöhung geht beim Precision Link II DAC einher mit einer Erzeugung zusätzlicher Samples, die der bordeigene Algorithmus aus dem zugespielten Digitalsignal selbst errechnet. Mehr Samples bedeutet, dass die ursprüngliche analoge Signalkurve mit mehr Punkten und damit exakter „nachgezeichnet“ wird – ähnlich wie bei einer Punkt-zu-Punkt-Malvorlage, bei der Kurven umso runder sind, je näher die zu verbindenden Punkte beieinanderliegen. Mit dem Kniff, mehr Samples zu errechnen, suggeriert man also ein besser abgetastetes (digitalisiertes) Signal. Das ermöglicht eine leichtere und exaktere Rückverwandlung ins Analoge, und dadurch fallen auch Störgeräusche, die durch Wandelfehler entstehen, deutlich geringer aus. Soweit die Theorie, in der Praxis muss mit dem eigenen Ohr feststellen, inwieweit das Upsampling-Ergebnis als Klangverbesserung wahrgenommen wird. Ebenso verhält es sich bei der Wahl der digitalen Filter, die bei der Konvertierung eingesetzt werden: Für PCM-Signale offeriert der № 5802 sieben verschiedene Filtercharakteristiken, für DSD-Signale gibt es vier Tiefpass-Filter, die bei 47, 50, 60 oder 70 Kilohertz ansetzen. Puh, das ist jetzt reichlich komplexer Stoff gewesen – kommen wir endlich zur Praxis: Musik!

Die hochwertige und ansprechend designte Fernbedienung des № 5802 besteht aus Aluminium, sie liegt geschmeidig und angenehm kühl in der Hand. Wie am Gerät selbst ist die Quellenanwahl nur über ein Durchsteppen der Schnittstellen möglich. Um das abzukürzen, können ungenutzte Eingänge ausgeblendet werden.

So klingt der Mark Levinson № 5802

Die Musik beginnt bei diesem Verstärker mit dem Einschalten: Als erstes hören wir das Klacken diverser Relais. Das sind wunderbare Geräusche, denn sie bedeuten uns, dass hier sauber und mit einer Einschaltverzögerung die Verstärkerstufen für die Ausgänge freigeschaltet werden. So erspart uns der № 5802 jenes unangenehme Plopp-Geräusch, das Verstärker per se durch den Einschaltimpuls erzeugen. Das Klacken der schaltenden Relais ertönt ebenso, wenn man die Lautstärke auf Null dreht oder eine andere Quelle wählt. Hier fällt uns auch wieder auf, wie perfekt die Gängigkeit beiden Knöpfe für Quellwahl und Lautstärke sind. Wir haben an den Verstärker an ein paar Focal Scala Utopia Evo angeschlossen, als Zuspieler dienen der SACD-Spieler Oppo UDP-203, der als reines Laufwerk arbeitet und via Toslink und elektrischem S/PDIF zuspielt, sowie unser Laptop, der mit der audiophile HiRes-Player-Software Audirvana Plus ausgerüstet ist und via USB streamt. Über alle genannten Wege spielen wir nun „My Treasure“ von der dänischen Jazz-Sängerin Sine Eeg. Die Nummer startet mit einem Solo des Kontrabasses, den Marc Vinding virtuos zupft: Wir können wunderbar die Nuancen seines Anschlags hören, wie die Finger das Metall der umsponnenen Saiten berühren und Streifen, wie Vinding mit dem schnellen Bewegen der Greifhand das Vibrato bei länger stehenden Tönen aufbaut, wie er über die Saiten rutsch – das ist fantastisch vom № 5802 gewandelt und verstärkt! Der Ton besitzt das typisch Knurrige, leicht Nasale, das einen Kontrabass auszeichnet, der № 5802 präsentiert ihn zudem mit einer satten Klangfülle – so liefert Marc Vinding ein bassreiches Fundament. Vom Oppo per S/PDIF zugespielt klingt es ein wenig voller, per USB eingespeist hingegen etwas feiner – das gilt auch, wenn bei dem Song später Gesang, Klavier und Schlagzeug einsetzen.

Die Ruhe und Selbstverständlichkeit, mit der der № 5802 spielt, strahlt er auch optisch aus.

Ruhe und Selbstverständlichkeit

Unabhängig vom Eingang fällt uns sofort auf, wie ungemein ruhig und selbstverständlich die Wiedergabe ist. Wir hören auf realistischer Lautstärke, diesen Pegel würden die Instrumente auch live erreichen – dabei ist der Verstärker gerade mal bei Stufe 45 von maximalen 80. Es sind also noch reichlich Reserven da. Deshalb hat die Wiedergabe die Ruhe weg, und darum lehnen wir uns schon nach wenigen Takten entspannt zurück, tauchen in die Musik ein und genießen die beeindruckende Anwesenheit des Quartetts. Der № 5802 liefert nämlich ein herrlich plastisches, detailreiches und klares Klangbild mit präsenten, aber nicht überbetonten Höhen. So erleben wir mit dem Einsatz von Sine Eeg, wie großartig dem № 5802 die Stimmwiedergabe gelingt: Wir hören selbst zarteste Geräusche wie ihr leises Anatmen, ihr zartes Lippenschmatzen beim Öffnen des Mundes vor der ersten Gesangsphrase – schon durch diese kurzen Momenten sind wir Sine Eeg ganz nah. Dabei steht die Chanteuse im genau richtigen Abstand vor uns, wie auch ihre Begleitcombo, die mit Lars Jansson am Klavier und Morten Lund am Schlagzeug mittlerweile komplett spielt, perfekt positioniert ist. Der № 5802 sorgt für eine schöne Bühne mit sehr guter Tiefenstaffelung.

Der HiRes-Dac ermöglicht über USB PCM bis 384 Hertz/32 Bit sowie DSD256.

Upsampling für raffinierteren Klang

Was passiert nun, wenn wir die digitalen Möglichkeiten des Verstärkers nutzen? Wir beginnen mit dem Upsampling – und das bewirkt Erstaunliches: Der Bass, der bislang doch etwas betont war, wird feiner, andererseits ist die Unmittelbarkeit der Instrumente, insbesondere des Schlagzeugs, nun leicht vermindert. Die Entscheidung, was besser klingt, fällt schwer: Ohne Upsampling ist das Musikerlebnis etwas direkter und intensiver, als säßen wir einen Meter näher an der Bühne. Mit Upsampling ist die Wiedergabe geringfügig verfeinert, was dann insbesondere im komplexen Zusammenspiel aller Instrumente die eh schon tolle Transparent um einen Tick steigert. Wir reden hier über Nuancen, aber der Unterschied ist trotzdem deutlich, wenn man sich eingehört hat – und mitunter ist die Wahl von der Musik abhängig. Bei Sine Eeg entscheiden wir uns gegen Upsampling, doch bei dem WDR Sinfonieorchester Köln, das unter der Leitung von Eivind Aadland das berühmte „In der Halle des Bergkönigs“ aus Edvard Griegs Peer Gynt-Suite spielt, sieht es schon anders aus: Ohne Upsampling mag das spektakuläre, immer lauter und schneller werdende Stück noch einen Funken mehr Dynamik haben, dafür bekommen wir mit dem Upsampling einen noch besseren Durchblick und Überblick über das Orchester. Das vermag der № 5802 nämlich ungemein holografisch abzubilden, eben als Klangkörper, und in diesem Körper sind die einzelnen Instrumente wunderbar zu orten – nicht als amorphe Orchesterstimmen, sondern als einzelne Fagotte und Kontrabässe, Geigen und Pauken. Das fast schon explodierende Finale des Satzes haut uns der № 5802 mit einer Kraft um die Ohren, dass wir die nominellen 125 Watt, die Mark Levinson für diesen Verstärker ins Datenblatt schreibt, für eine ziemlich konservative Angabe halten: Wir hören jetzt auf Stufe 60 und bekommen hier bereits eine brachiale Lautstärke geboten.

Als Streaming-Möglichkeit bietet der № 5802 Bluetooth aptX HD, so gelingt auch die schnelle kabellose Zuspielung von Musik in sehr guter Qualität.

Digitale Filter-Finessen

Was bewirken nun die verschiedenen PCM-Filter des № 5802? Sie sind unterschiedlich gut geeignet, um die verschiedenen Artefakte zu filtern, die durch die Digitalisierung und die Rückwandlung unvermeidlich auftreten: Schnelle Filter reagieren besser auf ungewünschte hochfrequente Signale, die durch Abtastfehler entstanden sind, vermeiden aber nicht das Ringing, also eine Art ungewolltes Signalecho. Das wiederum haben die langsamen Filter besser im Griff, dafür sind sie schwächer bei der Siebung der hochfrequenten Signale. Auch die weiteren Filter haben ihre Vor- und Nachteile, die die Anleitung alle kurz erklärt. Wem das zu kompliziert ist, der vertraut einfach auf seine Ohren und sucht sich den persönlich besten Filter aus. Voreingestellt ist für PCM-Files „Fast Minimum“. Zuerst hören wir beim Zippen durch die Filter mit Files in CD-Qualität, egal ob mit oder ohne Upsampling, keinen Unterschied, versuchen wir es also mal mit einem per se hochauflösenden Files. Wir wählen „A Trace Of Grace“ von Michel Godard in 384 Kilohertz/32 Bit. Die fantastisch produzierte Aufnahme inszeniert insbesondere das von Godard gespielte exotische Bass-Blasinstrument Serpent – und bei dem betont als Musikbestandteil eingesetzten Blasgeräuschen samt ihrem Verklingen in der Abteikirche des französischen Klosters Noirlac, die als Aufnahmenraum fungiert hat, hören wir die Unterschiede: Mal ist der Raum samt seinem Hall exakter abgebildet, mal erscheint das Serpent präsenter, aber auch schärfer. Schließlich entschieden wir uns für den „Apodiz Fast“-Filter, mit dem uns der Klang am klarsten erscheint, ohne zur Schärfe zu neigen. Es sind aber kleine Nuancen, über die wir hier reden. Bei den DSD-Filtern hören wir, ganz ehrlich, keinen Unterschied. Voreingestellt ist ein Tiefpass von 47 Kilohertz, lassen wir alles bis 50, 60 oder schließlich 70 Kilohertz passieren, erleben wir keine Degradierung des Klangs. Wir haben nun alles, was wir über die Boxen gehört haben, noch einmal über den Kopfhörerausgang ausprobiert, dafür kommt der Focal Utopia Beryllium zum Einsatz – und erleben auch hier eine sehr gute Wiedergabe. Sie bestätigt unseren über die Boxen wahrgenommenen Klangcharakter des № 5802 und intensiviert zugleich unser Eindruck in punkto Upsampling und Einstellung der PCM-und DSD-Filter. Auch beim Streaming per Bluetooth erweist sich der № 5802 als klanglich souverän. Um die mit aptX HD mögliche Qualität nutzen zu können, muss der Zuspieler – in diesem Fall das Smartphone LG V30 – allerdings ebenfalls diesen Codec an Bord haben. So erlebt man auch auf diesem Streaming-Weg eine entspannte Wiedergabe mit diesem exzellenten Verstärker.

Tolles Team: In unserem Test treibt der Mark Levinson № 5802 zwei Focal Scala Utopia Evo an.

Fazit

Mit dem Vollverstärker № 5802 erfüllt Mark Levinson den Traum, sich dem Klang der großen 500er-Serie mit einem erschwinglicheren Preis zu nähern. Der № 5802 glänzt mit großer Transparenz, Klarheit und Räumlichkeit, die Wiedergabe des 125-Watt-Amps ist ungemein kraftvoll und bassstark. Dank der üppigen Reserven spielt der Class AB-Verstärker überaus entspannt und bleibt auch bei höchsten Pegeln absolut souverän. Dabei ist der № 5802 der Spezialist für rein digitale Zuspielungen: Er bietet als Schnittstellen USB-B, AES/EBU und je zwei optische und elektrische S/PDIF-Inputs sowie Streaming per Bluetooth apt X HD. Sein DAC beherrscht HiRes bis PCM 384 Hertz/32 Bit sowie DSD256 und ermöglicht per Upsampling sowie mit den vielfältigen PCM- und DSD-Filterfunktionen die Verfeinerung der Musikfiles zu digitalen Delikatessen, die der № 5802 schließlich als raffinierte Feinkost bietet. Ein Verstärker für Klanggourmets.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 97/100
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen

97

96

97

191024.Mark Levinson-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Mark Levinson № 5802
Produktkategorie:Stereo-Vollverstärker
Preis:8.000,00 Euro
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:Schwarz
Vertrieb:Harmann Luxury Audio Group
www.marklevinson.com
Abmessungen (HBT):145 x 438 x 507 mm
Gewicht:25,9 kg
Leistung:2 x 125 W / 8 Ω (Herstellerangabe)
Unterstützte Audo-Formate:- PCM (WAV/AIFF), FLAC, ALAC, Ogg, MP3 u.a.
- DSD nativ, DSD DoP (nur über USB)
- MQA
Maximale Samplingrate/
Auflösung
- PCM: 384 kHz/32 bit (USB) bzw. 192 kHz/24 bit (S/PDIF)
- DSD: DSD256 nativ oder DoP (USB)
Eingänge/Schnittstellen (digital):1 x AES/EBU
1 x USB 2.0 Typ B (asynchron)
2 x S/PDIF Cinch (elektrisch; koaxial)
2 x S/PDIF TOSLink (optisch)
1 x Bluetooth apt X HD

1 x USB-A (nur für Updates)
1 x IR-Input
1 x RS-232-Port (für serielle Kontrollbefehle)
Eingänge (analog):
1 x Trigger in (für Kontrollbefehle anderer Komponenten)
Ausgänge (analog):1 x Kopfhörer (Klinke, 6,35 mm)
1 x Line mit variablem Pegel (Cinch)
1 x Lautsprecher

1 x Trigger Out (zur Aktivierung anderer Audio-Komponenten)
Lieferumfang:- Mark Levinson № 5802
- Fernbedienung
- Batterien (2 x AAA)
- 2 Netzkabel (Euro, UK)
- Bedienungsanleitung + Sicherheitshinweise
- Inbus-Schlüssel zum Öffnen der Fernbedienung
Pros und Contras:+ exzellente, basskräftige Wiedergabe
+ erstklassige Verarbeitung
+ HiRes bis PCM 384 kHz/32 Bit und DSD 256 (wahlweise nativ oder DoP)
+ MQA-Dekoder integriert
+ Upsampling-Funktion
+ Digitalfilter-Wahl für PCM und DSD
+ hochqualitative Fernbedienung

- kein WLAN- oder LAN-Streaming
- vielschrittige Menüführung, keine direkte Quellenanwahl
Benotung:
Klang (60%):97/100
Praxis (20%):96/100
Ausstattung (20%):97/100
Gesamtnote:97/100
Klasse:Referenzklasse
Preis-/Leistungangemessen

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Lehmannaudio Decade – Audiophiler Phono-Vorverstärker für MM und MC

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Vinyl-Wiedergabe mit gehobenen Anspruch? Da braucht man einen Premium-Plattenspieler, ein nobles Nadelsystem und eine würdige Phono-Stufe, die auf den Abtaster abstimmbar ist – und hier kommt man durchaus auf den von uns bereits getesteten Lehmannaudio Decade: Er funktioniert für MM- und MC-Systeme, harmoniert durch Schalter für Impedanz, Kapazität und Gain mit verschiedensten Abtastern, besitzt einen Bassfilter gegen Trittschall und wird zugunsten des guten Klangs mit einem externen Netzteil betrieben. Wir stellen im Video die Features des Decade vor.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=xpSPo0O3jpM

Jubiläums-Amp

Der Decade macht seinem Namen alle Ehre: Diese Phonostufe hat Norbert Lehmann zum zehnjährigen Bestehen des Black Cube gebaut, seines ersten und direkt erfolgreichen Plattenspieler-Vorverstärkers. Mittlerweile umfasst das Portfolio des rheinischen HiFi- und High End-Herstellers etliche Amps, der Decade bildet hier die Brücke zwischen dem Top-Modell Silver Cube und der Einstiegs-Reihe Black Cube. Optisch orientiert sich der Decade hingegen an den Lehmannschen Kopfhörerverstärken: Das 5 mal 11 mal 28 Zentimeter messende Gehäuse besteht aus stabilem Metallblech, diesem flachen Quader ist eine fünf Millimeter dicke Front aus Aluminium vorgesetzt. Sie ist entweder in Schwarz oder Silber ausgeführt, ist mittlerweile und gegen Aufpreis aber auch in noch nobler aussehendem Chrom erhältlich – wie hier in diesem Video. Decade – das hört sich nach einem Gerät an, in Wahrheit besteht der Decade aber aus zwei Komponenten: dem Verstärker und dem Netzteil. Betrachten wir zuerst das Audioteil.

1) Der Lehmannaudio Decade besteht aus dem Audioteil (links) und dem Netzteil PXW II (rechts).

Verstärker in reinstem Class A-Betrieb

Im Amp werden die Signale für den linken und den rechten Kanal diskret und komplett getrennt bearbeitet – und zwar von mehreren Verstärkerstufen mit finalem Puffer-Amp im Class A-Betrieb. Class A-Verstärker arbeiten überaus sauber und verzerrungsarm. Sie ermöglichen nur eine moderate Verstärkung, doch dieser geringen Wirkungsgrad ist für die niedrige Leistung, die eine Phonostufe erzielen muss, gar nicht wichtig. Hier kommt es nur auf die audiophile Reinheit an. Zwischen den beiden Verstärkerstufen ist ein passives RIAA-Entzerrungsnetzwerk positioniert. Es sorgt für, dass das Signal wieder seine ursprüngliche Form bekommt. Es wird nämlich, damit alle Musik auf die Schallplatte passt und abtastbar ist, „codiert“ – und der Entzerrer macht diese Codierung wieder rückgängig. Auch hier ist Präzision wichtig, deshalb ist das Entzerrungs-Netzwerk im Decade mit hochwertigsten Präzisions-Kondensatoren realisiert. Dies komplettiert das Qualitätsniveau der Verstärkerschaltung.

Flexibel: Der Decade erlaubt die Wahl zwischen MC und MM und ermöglicht sowohl eine Pegelanpassung als auch die Aktivierung eines Tiefton-Filters, um unerwünschte niederfrequente Störgeräusche abzufdämpfen.

Flexibel für MM oder MC

Der Decade eignet sich für Moving Magnet (MM) und Moving Coil (MC) – also für die beiden gängigen Abtastsysteme. Da es beide Systemarten wiederum in verschiedenen Versionen und mit verschiedenen Anforderungen gibt, benötigen sie für den optimalen Betrieb verschiedene Voraussetzungen in punkto Impedanz und Kapazität. Beides bietet der Lehmannaudio Decade. Mit zwei DIP-Schalter-Reihen auf der Unterseite kann man verschiedene Konfigurationen einstellen: bei der Kapazität acht Werte zwischen 47 Pikofarad und 1.367 Pikofarad, beim Abschlusswiderstand drei Werte zwischen 100 Ohm und 47 Kiloohm. Überdies ist ein DIP-Schalter des Decade für eine Wahlimpedanz freigehalten, falls diese Standard-Werte nicht passen. Dien gewünschte Ausnahme-Wert erreicht man, indem man im Geräteinneren zwei Steckplätze mit einem RC-Bauteil bestückt. Um sowohl MM- als auch MC-Systemen mehr Pegel zu verleihen (falls der nachfolgende Verstärker dies benötigt), kann am Decade mit dem „High Gain“-Schalter die Verstärkung um zehn Dezibel erhöht werden. Finales Feature des Decade ist der „Soft Bass Rolloff-Filter“. Es senkt die ganz tiefen Frequenzen unter 50 Hertz ab und hilft so gegen Trittschall, also störende Schwingungen, die über den Boden und das Regal zum Plattenspieler gelangen. Das Filter ist aber auch bei verwellten Schallplatten nützlich, die durch ihre Deformation zuviel tieffrequente Energie liefern.

Vielfältige Anpassung: Auf der Unterseite des Audioteils sind zwei blaue Mäuseklaviere eingelassen. Mit ihren-Schaltern verändert man die Kapazität und den Widerstand und erzielt so optimale Arbeitsbedingungen für das Abtastsystems des Plattenspielers.

Externes Netzteil

Zur Optimierung der Klangperformanz ist das Netzteil des Decade ausgelagert. Das hält von dem schwachen und dementsprechend anfälligen Audiosignal, das der Plattenspieler liefert, Störeinflüsse fern, die die Stromversorgung durch elektromagnetische Strahlung hervorruft. Das PWX II Netzteil des Decade ist mit einem properen, 1,6 Kilogramm wiegenden Ringkerntrafo ausgestattet, der bis zu 30 Voltampere liefert und das Herzstück der stabilen Stromversorgung ist. Im Verbund mit etlichen Glättungskondensatoren bildet er ein Kraftwerk, dass derart stark ist, dass das Netzteil neben dem Decade noch eine zweite Komponente mit Strom versorgen kann. Zusätzlich übernimm das PXW II auch die Aufgabe eines Filternetzteils, es hält also Gleichtaktstörungen fern, die von anderen elektrischen Geräten über das Stromnetz eingeschleust werden. Netzteil und Audioteil sind über ein abgeschirmtes Kabel verbunden. Es ist zwei Metern lang, so können beiden Komponenten flexibel und in deutlicher Entfernung voneinander aufgestellt werden. Doch die Stromversorgung ist derart gut geschirmt, dass sie im Betrieb direkt neben dem Phono-Vorverstärker stehen kann.

Mehr Details zum Lehmannaudio Decade und zu seiner Klangperformance findet ihr im ausführlichen Test (hier geht es zum Test).

Der Lehmannaudio Decade passt gerade mit der verchromten Front auch optisch perfekt zu den Edel-Laufwerken der renommierten Hersteller.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Technische Daten

Modell:Lehmannaudio
Decade
Gerätekategorie:Phono-Vorverstärker
Preise:ab 1.699,00 Euro
Ausführungen:- Korpus: Schwarz:
- Front: Aluminium schwarz oder silber (eloxiert und gebürstet) oder Chrom (Aufpreis: 200 Euro)
Vertrieb:Lehmannaudio, Köln
Tel.: +49 221 29493320
www.lehmannaudio.com
Abmessungen (HBT):- Audioteil: 50 mm x 110 mm x 280 mm
- Netzteil: 50 mm x 110 mm x 280 mm
Gewicht:- Audioteil: 0,88 kg
- Netzteil: 1,58 kg
Eingänge:- Audioteil: 1 x Line unsymmetrisch (Cinch)
1 x Stromversorgung (XLR)
Ausgänge:- Audioteil: 1 x Line unsymmetrisch (Cinch)
- Netzteil: 2 x Stromversorgung (XLR)
Verstärkung 1 kHz:- MM: 46 dB
- MC: 66 dB
Max. Eingangspegel 1 kHz:- MM: 45 mV
- MC: 4,5 mV
Rauschabstand (effektiv unbewertet)- MM: 78 dB
- MC: 69 dB
Kanaltrennung:> 80 dB bei 10 kHz
Eingangsimpedanz:47 kOhm, 1 kOhm, 100 Ohm, 1 x Wahlimpedanz
Ausgangsimpedanz:5 Ohm
Eingangskapazität:47 pF bis 1.370 pF
Kanalungleichheit:
typ. max. 0,5 dB
Bassfilter:50 Hz, 6 dB/Oktave
Lieferumfang:- Lehmannaudio Decade (Audioteil + Netzteil PWX II)
- XLR-Verbindungskabel zwischen Netzteil und Audioteil (2 m)
- Netzkabel
- Inbusschlüssel
- Bedienungsanleitung
- Garantieschein
Pros und Contras:+ hervorragende Klangqualität
+ für MM und MC geeignet
+ Impedanz und Kapazität einstellbar
+ Bassfilter gegen Trittschall/tieffrequente Schwingungen
+ Schalter zur Erhöhung des Ausgangspegels um 10 dB
+ externes Netzteil

- Anordnung der Ein- und Ausgänge birgt Verwechslungsgefahr
Benotung:
Klang (60%):93/95
Praxis (20%):92/95
Ausstattung (20%): 95/95
Gesamtnote:93/95
Klasse:Spitzenklasse
Preis/Leistung:sehr gut

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Farfield-Monitor ADAM Audio S5V – Musikhören wie im Tonstudio

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Adam Audio kennt man eigentlich als Hersteller von Abhör-Monitoren für den Studiobereich. Doch genau diese Profi-Beschallung möchten viele Musikfans gerne zuhause erleben – mitunter auch in einem quadratmeterreichen Ambiente. Dafür ist der ADAM Audio S5V gemacht: Der aktive Drei-Wege-Monitor ist speziell für größere Gemächer ausgelegt und bietet einen cleveren Soundprozessor zur Anpassung an den Raum – oder an den persönlichen Geschmack.

Der ADAM Audio S5V ist als kraftvoller Farfield-Monitor auch für den Privateinsatz in großen Räumen geeignet.

Wer durch Sendeanstalten oder Tonstudios geht, trifft immer wieder auf Abhören von ADAM. Das ist kein Wunder, denn die Berliner fertigen seit nunmehr zwanzig Jahren amtliche Lautsprecher für den professionelle Studiobetrieb. Beim Mischen und Mastern ist eine völlige Klangneutralität der Schallwandler die wichtigste Voraussetzung. Meist hören die Tontechniker auf kurze Distanz in kleinen Regieräumen, doch mitunter ist das Abhör-Ambiente doch etwas größer. Hierfür sind Midfileld-Monitore wie der von uns bereits getestete ADAM Audio S3V gemacht, die sich auch für den privaten Bereich eignen – denn wer Musik zur Entspannung und zum Genuss hört, möchte dabei ja nicht direkt vor den Boxen sitzen. Wenn das Ambiente nun noch geräumiger ist, empfiehlt sich ein dahingehend optimierter Farfield-Monitor wie der ADAM Audio S5V. Dies ist das größte Modell der S-Serie: Er ist noch kräftiger, er ermöglicht zudem einen erweiterten Hörbereich, in dem der Klang für den Hörer optimal ist – und er bietet wie alle Schallwandler der S-Serie gleich mehrere pfiffige Lösungen, um den Einfluss des Raums auf den Klang in den Griff zu kriegen. Wie das beim S5V funktioniert, schauen wir uns jetzt an.

Der massive Korpus verhindert durch seine Dickewandigkeit Vibrationen – und durch die Abrundungen der Front klangschädliche Reflexionen des Schalls an den Kanten.

Imposante Erscheinung

Schon dem S3V haben wir eine stattliche Statur bescheinigt, beim S5V ist die Vorstellung, dass ein Monitor eine klein-kompakte Box ist, umso abstruser. Mit einem Platzanspruch von 70 x 39 x 52 Zentimetern bietet der S5V eine überaus imposante Erscheinung. Da er aber kein Standlautsprecher ist, führen wir ihn trotzdem in der irreführenden Kategorie „Kompaktlautsprecher“. Das ausgewiesene Gewicht von 52 Kilogramm pro Box stellt bei dieser Erscheinung niemand infrage, der S5V strahlt genau jene Massivität aus, die das Gehäuse durch seine dickwandige Konstruktion einlöst. Der Korpus ist dadurch resistent gegen Vibrationen. Zur Minimierung von klangbeeinflussenden Kantenbeugungen des Schalls sind die Ränder der Front abgerundet. Auch bei den vorderseitigen Bassreflex-Öffnungen wurden Kanten vermieden, dadurch werden Geräusche der hier ein- und ausströmenden Luft vermindert. Bassreflex-Ports auf der Front sind vielleicht nicht die attraktivste Lösung, das erlaubt jedoch eine wandnahe Aufstellung der Monitore. Hier steht, wie bei allen Features des S5V, der praktische Nutzen im Vordergrund. Deshalb ist das Gehäuse auch mit einem strapazierfähigen, sich rau anfühlenden Strukturlack überzogen, der ausschließlich in seidenmattem Schwarz ausgeführt wird, auch die Chassis sind fast ausschließlich in dieser Farbe gehalten. So verströmt der S5V jenes nüchtern-praktikable Flair von professionellen Beschallungskomponenten: Sie sollen nur akustisch glänzen, optisch hingegen nicht auffällig sein. Im Studio, wo die Raumausleuchtung oft auf den Mischpult-Bereich ausgerichtet ist, funktioniert das prima. Im privaten Ambiente ist der S5V hingegen ein Statement, zumal man ihn erst einmal auf einen geeigneten Ständer stellen muss, damit der Monitor optimal abstrahlen kann. Dies ist der Fall, wenn der Hochtöner auf Ohrhöhe ist und der S5V vertikal aufgestellt ist. Diese Positionierung deutet sowohl das „V“ im Modellnamen an als auch die Formung der Waveguides, die den Hoch- und Mitteltöner einfassen: Diese aus dem vollen Aluminiumblock gefrästen Schallführungen befördern eine homogene Abstrahlung in der Breite und vermindern die Emission nach oben und unten – im Studio sind da nämlich als störende reflektierende Flächen die Decke und das Mischpult. Auch im heimischen Ambiente werden die Schallreflexionen von unten und oben gerne reduziert, um das saubere Wandlungswerk der Speaker nicht zu verunklaren.

Eine Air Motion Transformer-Weiterentwicklung liefert den Hochton. Die gelbe Membran dieses S-ART ist wie eine Ziehharmonika gefaltet. Die dezente LED über dem Tweeter zeigt an, dass der ADAM Audio S5V in Betrieb ist.

Spezial-Chassis: AMT als Tweeter,…

Bei den Speakern kommen durchweg Speziallösungen zum Einsatz. Das beginnt gleich beim Hochtöner. ADAM Audio favorisiert hier stets den sogenannten Air Motion Transformer (AMT). Dies ist ein besonderer „Bändchen“-Lautsprecher, denn die zwischen Magneten gespannte, dünne und von Leiterbahnen durchzogene Membran ist hier Akkordeon-artig gefaltet. Wenn nun durch die Leiterbahnen ein Musiksignal in Form von elektrischem Strom fließt, agiert die Membran wie eine Ziehharmonika: Sie zieht sich zusammen und geht dann wieder auseinander. Die Luft zwischen den Membran-Lamellen wird dabei in Richtung des Hörers gepresst. Dies geschieht wesentlich flotter als bei einem konventionellen, kolbenförmig vor- und zurückschwingenden Schallwandler – nämlich mit einer Geschwindigkeitsübersetzung von 1:4. Im Zusammenspiel mit der geringen Membranmasse bewirkt das eine überaus impulstreue und exakte Wandlung. Klanglich sorgt der AMT somit in den Höhen für ein transparentes, frisches und hochauflösendes Klangbild. ADAM Audio hat diese Hochtöner-Bauart beständig weiterentwickelt. Nach dem ART (Accelerating Ribbon Technology) und dem X-ART ist nun der S-ART die neueste Version. ADAM verspricht hier einen höheren Präzisionsstandard und hat den S-ART zudem mit einer modifizierten Schallführung ausgestattet.

Spezieller Speaker: Der Mitteltöner hat eine hybride Membran, die eine Mischform aus Kalotte und Konus ist. Wie beim Hochtöner sorgt ein ausgeprägter Waveguide für die Schallführung.

… Kalotten-Konus-Kreuzung als Mitteltöner …

Ähnlich eingebettet strahlt der direkt darunter positionierte Mitteltöner ab, der ab drei Kilohertz übernimmt. Hier kommt ein neu entwickeltes DHC-Chassis zum Zuge: Der Zehn-Zentimeter-Speaker ist eine ziemlich ungewöhnliche Mischform aus Kalotten- und Konustreiber, die Abkürzung DCH steht für „Dome Cone Hybrid“. Die spezielle Geometrie der Membran verleiht der schwingende Fläche eine hohe Stabilität, hinzu kommt ein Materialmix aus einem speziell laminierten Kohlefaser-Verbundwerkstoff, der für eine Steifigkeit der Membran sorgt: So widersteht sie Verformungen, und so werden auch unerwünschte klangverfälschende Materialschwingungen vermieden.

Der 32 Zentimeter messende Woofer für den Tiefton besitzt eine mit Kevlar beschichtete HexaCone-Membran. Die darunter verborgene, aber optisch erahnbare Wabenstruktur erhöht die Stabilität der schwingenden Fläche.

… und Waben-Woofer als Tieftöner

Die Bässe unterhalb von 250 Hertz wandelt ein ebenfalls neu entwickelter Woofer: Das 32-Zentimeter-Chassis ist mit einer HexaCone-Konusmembran bestückt. Sie besteht aus einer Wabenstruktur aus Nomex-Kunststoff, die beidseitig mit einer Kevlar-Beschichtung versehen ist. Diese Sandwich-Konstruktion ergibt eine hochsteife und zugleich leichte Membran. Der Tieftöner ist als Langhub-Chassis ausgelegt, was sich bei ADAM Audio in der Bezeichnung „Extended-Linear-Excursion“.(ELE) ausdrückt. Die Membran kann wegen der speziellen Auslegung des Antriebs weit nach vorn und nach hinten auslenken, durch die spezielle Aufhängung in Form einer starken Sicke schwingt sie dabei trotzdem sehr gleichmäßig und deshalb verzerrungsarm. In Summe ergibt das einen flächenreichen, kräftigen und präzisen Woofer, der runter bis zu richtig tiefen 25 Hertz wandelt.

Mit dem dreh- und drückbare Bedienknopf und dem kleinen, aber sehr gut lesbaren OLED-Display nimmt man die Klang-, Pegel- und Delay-Einstellungen vor.

Integrierte Verstärker

Amtlich angetrieben werden diese Chassis durch interne Kraftwerke. Der ADAM Audio S5V ist nämlich ein Aktiv-Monitor, das heißt: Die Audio-Verstärker sind schon integriert. Bei Studio-Lautsprecher ist das üblich. Die Vorteile dieser Lösung gelten aber auch im privaten Wohnzimmer: Durch die Integration ist kein externer Amp nötig, der weiteren Platzbedarf anmeldet. Noch wichtiger: Die Verstärkersektion harmoniert optimal mit den Chassis. So bleibt einem die mitunter geld- zeit- und nervenintensive Suche nach dem perfekt passenden Amp erspart. Die integrierte Lösung erlaubt sogar eine Spezialisierung: Im S5V arbeiten drei verschiedene Class-D-Endstufen. Diese PWM-Verstärker (PWM steht für Pulsweitenmodulation) oder auch Schaltverstärker genannten Amps funktionieren mit raffinierter Digitaltechnik und erreichen einen großen Wirkungsgrad. So lässt bei vergleichsweise geringem Energieeinsatz eine große Verstärkung bei kompakter Bauweise erzielen. Dadurch sind imposante Leistungswerte möglich: Der Bass wird mit einem 700 Watt-Verstärker betrieben, der Mittelton mit einem 300 Watt-Amp, der Hochtöner mit einem immer noch stattlichen 100 Watt-Modul. Macht in Summe satte 1.100 Watt. Alle Verstärker sind im S5V isoliert in einer eigenen Gehäusekammer untergebracht, damit sich Amps und Chassis nicht in die Quere kommen. Damit sie klanglich perfekt zusammenspielen, werden sie von einer elaborierten Elektronik orchestriert.

Mit der Volume- und Delay-Einstellung lassen sich Lautstärke- und Laufzeitunterschiede ausgleichen, falls die Boxen verschieden weit vom Hörplatz entfernt stehen.

Soundprozessor für Raumanpassung und Klangoptimierung

Dafür ist der S5V mit einem digitalen Soundprozessor ausgerüstet. Er erledigt gleich zwei Aufgaben. Zum einen arbeitet er als Frequenzweiche, er entscheidet also, welche Frequenzbereiche von welchem Chassis schallgewandelt werden. Diesen Job übernehmen in einem konventionellen Lautsprecher passive Bauteile, die aber nicht so präzise arbeiten wie eine aktive Steuerung. Mit dem DSP fällt der resultierende Frequenzgang des gesamten Lautsprechers daher gleichmäßiger aus. Zum anderen ermöglicht der Soundprozessor eine Veränderung des Klangs und eine Anpassung an den Raum. Das Zimmer, in dem ein Schallwandler spielt, hat einen immensen Einfluss auf den resultierenden Klang – und dieser Einfluss erweist sich als umso größer, je weiter die Entfernung zwischen Boxen und Hörplatz ist. Um unerwünschte Klangveränderungen durch den Raum zu nivellieren, hat der DSP verschiedene Anpassungswerkzeuge in petto. Zu ihnen gelangt man, wenn man den S5V umdreht: Hier finden wir ein kleines, aber gestochen scharfes OLED-Display und einen Bedienknopf, der Drucktaster und Drehgeber in einem ist. Mit Anzeige und Bedienknopf erreichen wir die verschiedenen Einstellmöglichkeiten. Als erstes können wir den Gesamtpegel festlegen, also die Grundlautstärke. Die wird bei beiden Monitoren unterschiedlich sein, wenn sie in verschieden großem Abstand zum Hörplatz stehen. Damit die Signale beider Boxen dort trotzdem gleichzeitig ankommen, kann man für jeden Monitor ein Delay einstellen, also eine Verzögerung. Dies ist in sehr feinen 0,1-Millisekunden-Schritten möglich. So lassen sich Laufzeitunterschiede bis fünf Millisekunden ausgleichen. Eine sehr gute Lösung!

Klanganpassung: Mit den Filtern “Hi-Shelf” (hier abgebildet) und “Lo-Shelf” verändert man die Höhen und Bässe über einen breiten Frequenzbereich.

Equalizer-Vielfalt

Zur Klangveränderung stehen nun eine Reihe von Equalizern zur Verfügung. Zum einen bietet der S5V zwei sogenannte Shelving-Filter. Sie dienen der breitbandigen Anhebung oder Absenkung der Höhen sowie der Bässe im Bereich von -12 bis +12 Dezibel. Ab wo diese Filter ansetzen, kann man mit der einstellbaren Eckfrequenz zwischen 20 und 20.000 Hertz festlegen. Mit sechs weiteren Equalizern erreicht man alternativ oder zusätzlich gezieltere Klangveränderungen. Diese Equalizer arbeiten nämlich vollparametrisch, das heißt: Jeder einzelne EQ ermöglicht die Einstellung der Einsatzfrequenz, der Bandbreite (also der Größe des Frequenzbereichs, auf den der EQ wirken soll) und der Verstärkung. So lässt sich beispielsweise ein raumbedingtes Wummern im Bassbereich zielgenau ausgleichen. Man kann mit den Equalizern aber ebenso seinen Klangvorlieben freien Lauf lassen und einen Wunschsound kreieren. Drei individuelle Klang-Profile können im S5V abgespeichert werden. Hinzu kommen zwei vorgegebene und unveränderliche Werks-Presets: „Pure“ bedeutet, dass der S5V ohne Frequenzgang-Veränderung arbeitet, im Modus „UNR“ (Uniform Natural Response) hingegen schallwandelt der S5V laut ADAM gemäß einer dynamischen, natürlich klingenden Frequenzkennlinie. Wie das klingt, werden wir gleich im Hörtest herausfinden.

Mit der Remote-Software „S Control“ lässt sich der Monitor über die USB-Schnittstelle per Computer einstellen. Das ist deutlich komfortabler als mit der Ein-Knopf-Menüführung und -Eingabe an der Monitor-Rückseite.

Professionelle Ein- und Ausgänge

Direkt unterhalb der Klangreglung finden wir die Anschlüsse des S5V – und hier bietet der Monitor besten Studio-Standard. Analogseitig besitzt jede Box eine XLR-Buchse für die Einspeisung eines symmetrischen Audio-Signals. Die symmetrische Signalübertragung ist die beste Art, Musik von A nach B zu transportieren, denn durch die Übermittlung via zweier Signalleiter – einmal original und einmal invertiert – können elektromagnetische Einstreuungen, die das Signal auf seinem Weg durch das Kabel mit Sirren oder Brummen anreichern, unschädlich gemacht werden. Für die symmetrische Übertragung muss natürlich das Quellgerät einen entsprechenden Ausgang bieten. Falls hier nur ein unsymmetrischer Ausgang in Form zweier Cinch-Buchsen zur Verfügung steht, behilft man sich mit einem XLR/Cinch-Adapter. Den gibt es im Fachhandel für kleines Geld. Digitalseitig offeriert der S5V einen AES3-Eingang. Hinter diesem von der Audio Engineering Society genormten Anschluss steckt der Standard AES/EBU, über ihn können digitale Stereo-, Zweikanal- oder Mono-Audiosignale bis 192 Kilohertz/24 Bit übertragen werden. Diese serielle, selbstsynchronisierende und unidirektionale Schnittstelle ist ebenfalls Standard im Studio, doch auch manch hochwertige Audiokomponenten des Consumer-Bereichs weist diese Schnittstelle auf. Unter den analogen und digitalen XLR-Buchsen des S5V finden wir nun noch einen USB-Port. Er ist aber einzig für die Zuspielung von Software-Updates vorgesehen sowie für die komfortable Konfiguration des Monitors: Schließt man hier einen PC oder Mac an, auf dem die Editor-Software von ADAM aufgespielt ist, kann man die Lautsprechereinstellungen bequem über den Rechner vornehmen. Die Software steht registrierten Kunden auf der Hersteller-Webseite zum Download bereit (hier geht es zum Link). Diese Möglichkeit ist ein Segen für alle, die den S5V fest verbauen, so dass die Rückseite des Monitors unzugänglich ist.

Professionelle Ein- und Ausgänge: Analog bietet der S5V einen symmetrischen XLR-Eingang, digital offeriert er eine AES3-Schnittstelle in Form zweier XLR-Buchsen. Über den „Out“-Anschluss wird das Signal des zweiten Stereo-Kanal an die andere Box weitergegeben.

So klingt der ADAM Audio S5V

Damit wir den symmetrischen Audio-Eingang des S5V nutzen können, verwenden wir als Vorverstärker und Wandler den in Studiokreisen überaus beliebten und von uns bereits getesteten RME ADI-2 DAC. Die Musik stammt von unserem Laptop, auf dem die aktuelle Version des audiophilen HiRes-Player Audirvana installiert ist. So kommen wir in den Genuss einer sehr schönen HiRes-Aufnahme in 384 Kilohertz/32 Bit: „A Trace Of Grace“, die Monteverdi-Hommage von Michel Godard, der mit ausgesuchten Mitmusikern eine Annäherung von Alter Musik und Jazz unternimmt. Gleich der Anfang zieht uns in den Bann: Bruno Helstroffer gibt auf der Theorbe, einer historischen Langhals-Laute mit zwei Wirbelkästen, das Bassmotiv von Monteverdi vor und spielt dazu eine wunderschöne Improvisation. Die metallumsponnenen Saiten für die tiefen Begleittöne haben eine tolle Drahtigkeit, die knurrenden Basstöne bilden einen schönen Kontrast zu den weich und warm klingenden Darmsaiten des Diskants. Egal ob Bass oder Melodie: Wir hören jeden Fingeranschlag von Helstroffer, der etwa zwei Meter von uns entfernt zu sitzen scheint. Wir erfahren aber ebenso den Raum, in dem die Aufnahme stattgefunden hat: Schließen wir die Augen, dann ist die Illusion, dass wir uns in der Abteikirche des französischen Klosters Noirlac befinden, perfekt. Dabei haben wir uns für diesen Test extra in unseren großen, eigentlich nicht zum Testen gedachten Redaktionsraum begeben, um die Farfield-Fähigkeit des S5V prüfen zu können. Deshalb sitzen wir locker fünf Meter von den Monitoren entfernt – und rotzdem ist der Klang außerordentlich definiert. Die Schallführungen der Monitore erledigen ihre Aufgabe ausgezeichnet und vermeiden zu starke Reflexionseinflüsse des Redaktionsraums.

Die charakteristischen Bassreflex-Öffnungen, die bei ADAM-Lautsprechern fast eine Art Markenzeichen sind, wurden für die S-Serie komplett überarbeitet.

Breite Hörzone

Zudem halten sie, was Adam verspricht: Die Musik klingt nicht nur in einem kleinen Sweet Spot ausgezeichnet, sondern auch in einer breiten Hörzone. Die exzellente Definition des S5V zahlt sich besonders aus, als schließlich alle Musiker in der Abtei mitspielen: Zum Theorbist Helstroffers stoßen die Geigerin Fanny Paccoud, der Saxophonist Gavino Murgia, der Saxofonist Steve Swallow und der Serpent-Spieler Michel Godard. Äh… Serpent? Ja, das ist ein altes, exotisches Blechblasinstrument mit schlangenförmig gewundenem Rohr, ein Vorläufer der Tuba, und mit ihm steht Godard vor uns, wir registrieren jedes kleine Anblas- und Atemgeräusch von Godard. Die Klarheit und Feinauflösung, mit der wir dies hören, ist klasse! Godars Frontstellung und die Positionierung seiner Musiker bildet der S5V großartig ab, die Plastizität und die Tiefenstaffelung ist schlicht fantastisch! Dabei ist jedes Detail der Instrumente selbst im Zusammenspiel erfassbar. Wer als interessierter Hörer genau wissen will, wer was spielt, liegt mit diesem analysefähigen Monitor genau richtig. Dabei zerfasert die musikalische Darbietung aber nicht, das Ensemble und der Kirchenraum ergeben ein homogenes Ganzes.

Im Pure-Modus läuft der Monitor ohne jeglichen Equalizer-Beeinflussung.

Live in der Oper

Die Transparenz des S5V zahlt sich dann insbesonders bei orchestraler Musik aus. Wir wählen die mehrfach ausgezeichnete Aufnahme von Thomas Arnes Oper „Artaxerxes“ und hieraus die Arie „The soldier, tir’d of war’s alarms“. Sie beginnt mit einer Einleitung der Classical Opera Company, das Barockorchester besitzt eine phänomenale Körperhaftigkeit, wir können mit Leichtigkeit die einzelnen Instrumentengruppen verorten und selnbst aus diesen Gruppen einzelne Instrumente heraushöre- etwa beim leicht divergierenden Strich innerhalb der Geigen oder beim leichten Klacken der Oboen-Klappen. Beim Cembalo, das bei einer Barock-Oper nicht fehlen darf, ist uns der Klang aber etwas zu scharf. Das ist unserem Redaktionsraum geschuldet, der durch seine Geometrie und Geräumigkeit auch zu einer Betonung der Höhen neigt. Deshalb wechseln wir beim S5V vom „Pure“-Modus in den UNR-Preset. Der betont ein wenig die Bässe und erscheint uns insgesamt ein wenig harmonischer. ADAM verspricht mit dieser Frequenzkennlinie eine natürlichere Wiedergabe – ja, das trifft es. Jetzt hat auch das Cembalo, das in keiner Barockoper fehlen darf, die richtige Mischung aus Silbrigkeit und straffer Akzentuierung. Aber da geht noch mehr: Jetzt setzen wir mal den Hi Shelf-Filter ein und senken leicht den Höhenbereich ab 3,2 Kilohertz um ein halbes Dezibel ab. Das wirkt Wunder, vor allem beim nun einsetzenden Gesang: Die britische Sopranistin Elisabeth Watts, die in der Rolle der Xerxes-Tochter Mandane diese Arie singt, hat nun genau das richtige Maß an Präsenz, ohne scharf zu klingen. Dabei legt sie in diesem Bravourstück mit ihrer agilen Stimme eine atemberaubende Achterbahn an Koloraturen und Oktavsprüngen hin – grandios! Die Wiedergabe klingt frisch, und der S5V zeigt uns eindrucksvoll, mit welcher Dynamik und physischen Kraft eine Sopranistin wie Elisabeth Watts singt. So klingt es live in der Oper.

Im Modus „UNR“ (Uniform Natural Response) hingegen schallwandelt der S5Vgemäß einer dynamischen, natürlich klingenden Frequenzkennlinie.

Entspannte Wiedergabe

Welchen Druck und welche Kraft der S5V bietet, erfahren wir abschließend mit „Trashbox“ von DePhazz. Die Heidelberger Band hat den Song 2014 live im Berliner A-Trane gespielt, es ist ein toller Mix aus Lounge, Trip-Hop, Latin, Soul und Jazz. Abgesehen davon, dass Sängerin Pat Appleton mit ihrem stimmlichen Sex-Appeal die Nummer eh schon zum Hochgenuss macht, beeindruckt uns, wie mächtig und trotzdem kontrolliert die Monitore liefern. Der Bass entwickelt einen unglaublichen Schub, was den Song so richtig zum Grooven bringt, auch das Schlagzeug hat richtig Wumms und Volumen. Trotzdem klingt die Wiedergabe völlig entspannt. Hier zahlt sich die immense Leistungsstärke des S5V aus. Der vorgeschaltete RME ADI-2 DAC ist als Vorverstärker nicht unbedingt ein Pegelwunder, wir hatten schon Aktivlautsprecher, bei denen wir dann deutlich zulegen mussten. Beim S5V hingegen haben wir die mögliche Pegelanhebung noch nicht mal in Erwägung gezogen. Es ist schon satt laut, obwohl der RME noch längst nicht im Maximalbereich arbeitet – und obwohl die Monitore einen ziemlich großen Raum beschallen. Wie selbstverständlich und entspannt die Wiedergabe ist, merken wir dann auch, als wir die Musik wieder leiser machen und uns mit den Kollegen an der Redaktionsinsel unterhalten wollen, die diesen Test nun schon seit geraumer Zeit mitmachen: Wir müssen für jedes Wort mächtig unsere Stimme erheben, weil der S5V selbst bei vermeintlich leiser Wiedergabe immer noch ordentlich Pegel hat. Diese Anstrengungslosigkeit beeindruckt auch die Kollegen, deshalb sorgt der S5V auch nach dem Test noch im Redaktionsraum für Musik.

Der ADAM Audio S5V liefert in unserem großen Redaktionsraum eine beeindruckende Vorstellung.

Fazit

Der ADAM Audio S5V liefert mit Exzellenz auch im Wohnzimmer, was man von einem Studio-Monitor erwartet: Ein neutral-präzises, holografisches und toll auflösendes Klangbild, das aus dem Gesamten jede Feinheit herausarbeitet und alle Details hörbar macht. Das gelingt dem S5V aufgrund seiner Auslegung als Farfield-Monitor auch in einem großen Raum – zum einen aufgrund der Schallführung, die eine begrenzte vertikale und eine optimale horizontale Abstrahlung des Tief- und Mitteltöners bewirken und dadurch sowohl die Reflexionen im Zaum halten als auch für einen breiten Sweet Spot sorgen; zum anderen wegen der eingebauten kraftvollen Verstärker, die in Summe satte 1.100 Watt liefern und damit auch über größere Distanz audiophile Power liefern. Hinzu kommen die Möglichkeiten, den Einfluss des Raums auf den Klang mit verschiedenen Filtern und Equalizern zu nivellieren und aufstellungsbedingte Laufzeitverzögerungen sowie Lautstärkeunterschiede der Schallwandler auszugleichen. So kann man mit dem S5V Musik wie im Tonstudio erleben – zumal dieser aktiven Drei-Wege-Lautsprecher ein entspanntes, ermüdungsfreies Hören ermöglicht.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen, Herstellerbild

Gesamtnote: 97/100
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut

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191108.Adam Audio-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Adam Audio S5V
Produktkategorie:Kompaktlautsprecher, Farfield-Monitor
Preis:7.199,00 Euro / Stück
Garantie:5 Jahre (2 Jahre + 3 Jahre optional bei Produktregistrierung)
Ausführungen:Schwarz
Vertrieb:Hörzone GmbH, München
Tel.: +49 89 721 10 06
www.hoerzone.de
Abmessungen (HBT):698 x 390 x 520 mm
Gewicht:52,0 kg / Stück
Prinzip:aktiv, 3-Wege, Bassreflex
Hochtöner:1 x 2420 mm² (S-ART, weiterentwickelter AMT mit Waveguide)
Mitteltöner:1 x 100 mm (Konus-/Kalotten-Hybrid aus laminiertem Kohlefaser-Verbundwerkstoff)
Tieftöner:1 x 320 mm (Hexacone-Konusmembran)
Frequenzbereich:25 Hz - 50 kHz (Herstellerangabe)
Übergangsfrequenzen:250 Hz / 3 kHz
Verstärkerleistungen:- Hochton: 100 W
- Mittelton: 300 W
- Tiefton: 700 W
(Nennleistung der integrierten Verstärker; Herstellerangabe)
Eingänge:1 x analog (symmetrisch, XLR)
1 x digital (AES3, XLR)
1 x USB (für Software-Aktualisierung und für den Einsatz einer computergestützten Fernsteuerungssoftware)
Ausgänge:1 x digital (AES3, XLR)
Maximale Samplingrate:192 kHz
Lieferumfang:- Adam Audio S5V
- Netzkabel
- Bedienungsanleitung
Pros und Kontras:+ natürlicher, räumlicher, sehr detailreicher Klang
+ exzellente Beschallung größerer Räume
+ Klangkorrektur/Anpassungsmöglichkeit mit 2 parametrischen Shelving-Filtern (Bass, Höhen) und 6 parametrischen Equalizern
+ Delay (0-5 ms) zum Ausgleich von Laufzeitunterschieden
+ symmetrischer Audio-Eingang (XLR)
+ digitaler AES3-Eingang + Ausgang
+
+ Eingangsempfindlichkeit regelbar

- hohes Gewicht
- nur AES/EBU-Digitaleingang mit Standard-bedingter begrenzter HiRes-Fähigheit
- unkomfortabler Einstell-und Abspeicher-Vorgang
Benotung:
Klang (60%):97/100
Praxis (20%):96/100
Ausstattung (20%):98/100
Gesamtnote:97/100
Klasse:Referenzklasse
Preis-/Leistunggut

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Streaming-Verstärker Quad Vena II Play – Noch einen Schritt weiter

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Seit dem Besuch des Vollverstärkers Quad Vena in unserem Testraum sind inzwischen fast vier Jahre vergangen. Viel Zeit, die Quad genutzt hat und mit dem Vena II Play nun einen noch vielseitigeren Nachfolger im Portfolio hat. Höchste Zeit also für den nächsten Test. Los geht’s!

Der Quad Vena II Play bringt eine Menge Neues mit.

Der Quad Vena II Play bringt eine Menge Neues mit.

 

Egal, wohin man schaut, überall herrscht Wandel. Der Fortschritt macht vor nichts Halt und irgendwann passt sich auch jede noch so streng behütete Tradition mehr oder weniger dem Zeitgeist an. Beim britischen HiFi-Produzenten Quad ist man angesichts einer langen Firmenhistorie zwar auch traditionsbewusst, verschließt sich deshalb aber keineswegs sinnvollen Neuerungen. Nur unbedachte Schnellschüsse gibt es bei den Briten nicht. Die Entwicklung neuer Komponenten baut konsequent auf den bisherigen Erfolgen auf. Das demonstriert unter anderem die Artera-Serie mit dem Schritt vom HiFi-Duo Artera Play & Stereo hin zum Einzelsystem Artera Solus. Auch dem Vena II Play sieht man diese Vorgehensweise definitiv an.

Tradition mit frischem Wind

Die HiFi-Komponenten von Quad erkennt man generell meist schon auf den ersten Blick. Seit über einem halben Jahrhundert bleibt ihnen der grundlegende Stil erhalten, der auch vollkommen zu Recht schon so lange Bestand hat. Rundungen und klare Linienführungen sind nun mal zeitlose Designelemente, die Quad niemals langweilig werden lässt. Nicht zuletzt aufgrund des dezenten Feinschliffs, der den Grundcharakter des Vena II Play und seiner Geschwister regelmäßig modernisiert. So behält der Streaming-Verstärker zum Beispiel die lange Reihe der Bedienelemente und den großen Drehregler in der Front bei, frischt aber ihre Beleuchtung effektiv auf. Schon wirkt das Design viel moderner, fast schon futuristisch, ohne seine Herkunft zu verleugnen.

Das bewährte Design bleibt, wird beim Vena II Play aber modern aufgefrischt.

Das bewährte Design bleibt, wird beim Vena II Play aber modern aufgefrischt.

Das alles fällt trotzdem noch angenehm dezent aus, sodass  der Vena II Play nie aufdringlich wirkt. Insbesondere die silberfarbene Ausführung fügt sich nahtlos ins Wohnraum-Ambiente ein, die etwas dunklere Variante in „Lancaster Grey“ erscheint ein wenig dominanter. Wobei auch das relativ zu sehen ist, da der Streaming-Verstärker erstens kompakter ausfällt als die meisten übrigen Vertreter seiner Art und zudem durch seine optische Leichtigkeit noch einmal zurückhaltender wirkt. Lediglich die Tiefe von 33 Zentimetern (inkl. Antennen, Anschlussklemmen, etc.) entspricht dem üblichen Maß von HiFi-Komponenten. In der Breite (30,2 Zentimeter) und Höhe (9,2 Zentimeter) erweist sich der Vena II Play hingegen als deutlich platzsparender als Otto Normalverstärker.

Dank der kompakten Abmessungen findet der Vena II Play fast überall einen passenden Arbeitsplatz.

Dank der kompakten Abmessungen findet der Vena II Play fast überall einen passenden Arbeitsplatz.

Alles drin, alles dran

Trotz dieser kleineren Ausmaße hat der Vena II Play alles an Bord, was das Herz begehrt. Zunächst einmal ist das natürlich die integrierte Endstufe, die wie gehabt mit zweimal 45 Watt zu Werke geht. Falls frei nach Tim Taylor „mehr Power“ gewünscht wird, kann der Quad-Verstärker dank „Pre Out“-Schnittstelle auch als Vorstufe eingesetzt werden. Damit aber nicht genug, der Vena II Play verfügt selbstverständlich auch über einen integrierten Digital-Analog-Wandler. Dabei handelt es sich um den durchaus beliebten und daher recht gängigen ESS Sabre32 ES9018K2M. Der kompetente Chip ist in der Lage, Musiksignale bis hinauf zu 384 kHz/32 Bit (PCM) bzw. DSD256 zu verarbeiten, falls man sie via USB-Eingang zuspielt. Ansonsten muss man sich mit 192 kHz begnügen – Jammern auf hohem Niveau. Ein weiterer Fortschritt: Im Gegensatz zum Ursprungsmodell ist der Vena II Play nun sogar mit einem spezialisierten Kopfhörerverstärker ausgestattet. Dank Stromrückkopplungsschaltung und hoher Anstiegsrate soll eine noch dynamischere und detailliertere Wiedergabe der am frontseitigen 6,3-Millimeter-Anschluss gekoppelten Kopfhörer ermöglicht werden.

Umfangreiche Anschlussvielalt: Der Quad Vena II Play ist sehr kontaktfreudig.

Umfangreiche Anschlussvielalt: Der Quad Vena II Play ist sehr kontaktfreudig.

Bevor das Innenleben des Vena II Play zur Tat schreitet, werfen wir jedoch einen Blick auf das rückseitige Anschlussfeld des Streamers. Vier Paar analoge Cinch-Anschlüsse stehen hier bereit, drei davon (MM-Phono, Aux1, Aux2) dienen dem Einspeisen von Signalen. Bei der vierten Schnittstelle handelt es sich um den erwähnten Pre-Out-Ausgang. Wer darauf verzichten kann oder möchte, kann über die beiden robusten Schraubklemmen-Paare auch direkt Lautsprecher an den Vena II Play anschließen. Rechts daneben präsentiert der Streamer drei digitale Schnittstellen. Hier handelt es sich um einen optischen Digitaleingang, einen Koaxial-Anschluss und einen USB-B-Port. Zudem kann der Verstärker per Schraubantenne(n) via Bluetooth kommunizieren beziehungsweise ins heimische WLAN eingebunden werden. Alternativ zu dieser drahtlosen Netzwerk-Option ist auch die Integration per Ethernet-Kabel möglich und natürlich dringend zu empfehlen.

In klassischer HiFi-Manier darf auch eine Fernbedienung im Lieferumfang nicht fehlen.

In klassischer HiFi-Manier darf auch eine Fernbedienung im Lieferumfang nicht fehlen.

Spielerische Steuerung per Smartphone-App

Die Steuerung des vernetzten Vena II Play erfolgt bequem über die kostenlose App „dts Play-Fi“. Schließt man den Streaming-Verstärker per Ethernet-Kabel an Router oder Access Point an, ist er auch sofort als Lautsprecher in der App verfügbar. Die Einbindung ins WLAN geschieht nicht automatisch und für diesen einmaligen Prozess sollte der Verstärker in unmittelbarer Nähe zum Router/Access Point positioniert werden. Wenn er einmal im Netzwerk registriert ist, kann er aber problemlos wieder an anderer Stelle aufgestellt werden.

Die Einbindung geschieht über einen mehrsekündigen Knopfdruck auf die Setup-Taste in der Rückseite des Vena II Play. Neben Signaltönen (sofern bereits Lautsprecher angeschlossen sind) ist der Setup-Modus über die gleichmäßig pulsierende LED an der frontseitigen „Net“-Taste erkennbar. Nun folgt man einfach den Anweisungen der App, wählt das gewünschte Netzwerk aus und gibt das passende Kennwort ein. Nach rund einer Minute sollte der Vorgang spätestens abgeschlossen sein.

Der Zugriff auf NAS-Laufwerke und weitere Netzwerk-Geräte gelingt anschließend ohne zusätzliche Umwege. Einziger Makel der App: Wer das Smartphone zwischendurch beiseitelegt, wird vermutlich regelmäßig eine abgebrochene Verbindung erleben – die Musik spielt zwar unter Normalbedingungen problemlos weiter, lediglich die Navigation durch Unterordner und Alben muss wieder im Hauptverzeichnis begonnen werden. Das ist allerdings nicht dem Quad-Amp anzulasten und in der Regel ein eher kleineres Problem, das ein zukünftiges Update der App lösen dürfte. Bis dahin und grundsätzlich gilt, dass eine Netzwerk-Einbindung per Ethernet-Kabel durchaus in Erwägung zu ziehen ist. Wer hingegen gänzlich auf Router und Konsorten verzichten möchte, spielt dem Vena II Play seine Musik ganz einfach per Bluetooth zu – auch diese Drahtlosverbindung ist schnell und wie gewohnt eingerichtet.

Kontrollierte Kraft

Für den Hörtest greifen wir allerdings direkt über die App aufs NAS-Laufwerk zu. Beim melancholischen „The Noose“ von A Perfect Circle erwartet uns ein trockener, knackiger Bass und ein kraftvolle Salven abfeuerndes Drumset. Die kompakten Abmessungen des Vena II Play machen sich klanglich überhaupt nicht einschränkend bemerkbar. Der Streaming-Verstärker punktet mit viel Power und Volumen, behält zugleich aber ein angenehm ausgewogenes Klangbild bei. Nicht einmal Pegel oberhalb der Zimmerlautstärke stellen ihn vor Probleme und auch die Dynamik stimmt, wenn es mal etwas ausgelassener zur Sache geht. Vor allem diese unerschütterliche Natürlichkeit im Klang beeindruckt genreübergreifend.

Mithilfe von gleich drei Antennen empfängt der Vena II Play Signale drahtlos per Bluetooth und WLAN.

Mithilfe von gleich drei Antennen empfängt der Vena II Play Signale drahtlos per Bluetooth und WLAN.

Die Vorzüge des Vena II Play kommen schließlich nicht nur bei Metal gut zur Geltung, auch Singer/Songwriter-Pop wie bei „Power Over Me“ von Dermott Kennedy lässt sich so ganz wunderbar genießen. Hier zahlt sich die weitläufige und offenherzige Stereobühne aus, die uns der Quad-Streamer präsentiert. Die einzelnen Schichten des Tracks bekommen genügend Raum zur Entfaltung und insbesondere der mehrstimmige Gesang zeigt sich in exzellenter Art und Weise. Jedes Detail passt und setzt sich zu einem perfekten Puzzle zusammen. Auch Mark Knopfler gefällt dem Verstärker offensichtlich ausgesprochen gut. Das warme Timbre des englischen Sängers und die sanften Melodien in „Good On You Son“ und insbesondere dem entspannten „Go, Love“ umschließen den Hörplatz förmlich. In der engen akustischen Umarmung geht kein Detail, keine noch so feine Nuance verloren.

Der Quad Vena II Play hat auch mit höheren Lautstärken kein Problem.

Der Quad Vena II Play hat auch mit höheren Lautstärken kein Problem.

Dieser Detailreichtum trägt auch wesentlich zur gelungenen Wiedergabe von eher experimentellen Kompositionen wie „Pain“ von The War On Drugs bei. Die Staffelung des an sich ziemlich unübersichtlichen Tracks erweist sich als absolut präzise und punktgenau. Stück für Stück entfaltet sich der Gesamtcharakter des Titels und immer mehr Feinheiten offenbaren sich. Dabei verteilt der Vena II Play seine Kraftreserven wohlüberlegt und sehr dosiert. Die im Vergleich zum deutlich reduzierteren „The Noose“ nun weitaus dichter besetzte Bühne bleibt deshalb genauso weitläufig und raumgreifend, ohne an Kontur oder Volumen zu verlieren. Eine beeindruckende Qualität, die sich so mancher Streaming-Verstärker gern zu Vorbild nehmen darf.

Wireless HiFi mit Alternative: Der Vena II Play ermöglicht auch den Anschluss eines Kopfhörers.

Wireless HiFi mit Alternative: Der Vena II Play ermöglicht auch den Anschluss eines Kopfhörers.

Fazit

Ein moderner Verstärker ist heutzutage in der Regel mehr als nur ein Verstärker – der netzwerkfähige Amp Quad Vena II Play stellt diesen Trend eindrucksvoll unter Beweis. Leistungsstark und mit exzellentem Klang verknüpft er klassische und moderne Quellen in einem vergleichsweise kompakten und daher auch optisch sehr ansprechenden Gehäuse. Damit zollt Quad dem Fortschritt Tribut, ohne die eigene Tradition zu vernachlässigen. Bewährtes darf bleiben, sinnvolle Neuerungen kommen hinzu. Das trifft vor allem auf die Streaming-Möglichkeiten des Vena II Play zu, die keine Wünsche offen lassen und zudem die komfortable Steuerung per Smartphone-App erlauben. So bietet Quad modernes Hörvergnügen mit echtem HiFi-Feeling.

Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Simone Maier

Gesamtnote: 78/80
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

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Technische Daten

Modell:Quad Vena II Play
Produktkategorie:Streaming-Verstärker
Preis:999 Euro
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Lancaster Grey
- Silver
Vertrieb:IAD GmbH, Korschenbroich
Tel.: 02161 / 617830
www.audiolust.de
Abmessungen (HBT):92 x 302 x 330 mm
Gewicht:6,1 kg
Leistung:- 2x 45 W RMS (8Ω)
- 2x 65 W RMS (4Ω)
Digital-Analog-Wandler:ESS Sabre32 ES9018K2M
Samplingraten:- 384 kHz PCM/DSD256 (USB)
- 192kHz PCM (optisch/koaxial)
Eingänge analog:2x Stereo-Cinch
1x Phono (MM)
1x optischer Digitaleingang
1x koaxial
1x USB (Typ B)
Bluetooth aptX
WLAN/LAN
Ausgänge analog:1x Stereo-Cinch (Pre-Out)
1x 6,3-mm-Klinke (Kopfhörer, frontseitig)
Lieferumfang:- Quad Vena II Play
- 3 WLAN/Bluetooth-Antennen
- Fernbedienung
- Batterie (1 x CR2025)
- Netzkabel
- Bedienungsanleitung (Englisch)
Pro und Kontra:+ Steuerung per Smartphone-App
+ hohe Anschlussvielfalt
+ praktische Direktwahltasten für alle Quellen
+ sehr sorgfältige Verarbeitung
+ leistungsstarker Wandler-Chip
+ HiRes-Unterstützung

- umständliche Einbindung ins WLAN
Benotung:
Klang (60%):78/80
Praxis (20%):77/80
Ausstattung (20%):79/80
Gesamtnote:78/80
Klasse:Mittelklasse
Preis-/Leistungsehr gut

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Inklang 13.4 AdvancedLine Reference 2.0 – Musikgenuss nach Maß

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Individuell statt seriell? Der Schallwandler-Spezialist Inklang überträgt diesen Trend auf den Boxenbau und bietet personalisierte Lautsprecher. Customizing heißt das clevere Konzept – und das bietet auch bei dem von uns bereits getesteten Drei-Wege-Lautsprecher Inklang 13.4 AdvancedLine als neueste Upgrade-Möglichkeit die Klangveredlung mit der Reference 2.0- Frequenzweiche. Was alles geht, zeigen wir in diesem Video.

Customizing: Aus seriell wird individuell

Customizing kennt man aus der Autobranche: Wir wählen zwar ein Standard-Grundmodell, doch durch unsere Auswahl der Ausstattungsmöglichkeiten wird daraus etwas Eigenes. Diese Verwandlung von seriell zu individuell sieht bei Inklang so aus: Die Hamburger Lautsprechermanufaktur bietet in ihrer „AdvancedLine“ acht Basismodelle von der Regalbox über den Center bis zum Standlautsprecher. Daraus wählt der Kunde das Grundmodell und passt es durch mehr als vierhundert Wahl- und Kombinationsmöglichkeiten an den persönlichen Geschmack an. Das Spektrum der Optionen erstreckt sich dabei von der Farbe bis zur Frequenzweiche. Nicht verhandelbar sind aber die optischen und akustischen Inklang-Markenzeichen: das Design, die Gehäusegeometrie und die Speaker-Kombination.

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https://www.youtube.com/watch?v=sLl9TwCVosA

Schlanke Form, markante Fase

Inklang setzt bei allen Modellen der AdvancedLine auf ein prägnant-reduziertes Design, ausgewogene Proportionen und hochwertige Oberflächen. Für den Wiedererkennungswert sorgt dabei die umlaufende Fase. Die insgesamt dezente Formgebung sorgt aber dafür, dass Inklang-Schallwandler eigentlich mit jedem Wohnambiente harmonieren – auch aufgrund der schlanken Front, die für eine grazil-elegante Erscheinung sorgt. So wahrt auch eine ausgewachsene Klangsäule wie die Inklang 13.4 AdvancedLine trotz ihrer 113 Zentimeter Höhe die noble Zurückhaltung. Die hochwertige Anmutung wird durch die makellose, fünffach seidenglanzlackierte Oberfläche unterstrichen und durch die ausgezeichnete Verarbeitung bekräftigt. Das erstklassige Terminal setzt diese Qualität fort: Das Anschlussfeld aus Aluminium ist mit einem erstklassigen, vergoldeten Klemmen-Quartett bestückt.

Drei-Wege-Wandler

Die wichtigste Bestückung betrifft aber die Front mit ihren insgesamt vier Chassis. Ein 29-Millimeter-Tweeter sorgt für die Höhen, die Mitten übernimmt ein 12-Zentimeter-Konuslautsprecher, für den Bass kommen gleich zwei 15-Zentimeter-Speaker zum Zuge. So steht mehr Membranfläche für den Tiefton zur Verfügung, das kräftigt die Basswiedergabe. Sämtliche Schallwandler liefert der norwegische Premium-Hersteller SEAS – und alle Chassis tragen mit ihren Metall-Membranen zum Erscheinungsbild der 13.4 bei. Zudem fallen bei den drei Bass- und Mitteltönern die schwarzen, kegelförmigen Phase-Plugs ins Auge. Sie leiten die Wärme ab, die beim Schwingvorgang entsteht. Die Temperatur kann hier schon mal etwas höher ausfallen, weil es sich bei den Chassis um sogenannte Langhub-Ausführungen handelt: Die Schwingspulen, die hinter den Membranen sitzen, können sich im jeweiligen Magnetfeld weiter hin- und herbewegen. Deshalb können sie die Membranen weiter als üblich auslenken. Dank dieses längeren Hubs erzielen die Wandler einen größeren Schalldruck.

Exzellent verarbeitet, zeitlos gestaltet, individuell ausstattbar und auch klanglich ein echtes Highlight: Die Inklang AdvancedLine 13.4.

Customizing bis zur Klangveredlung

Bestückung und Formgebung sind bei Inklang-Lautsprechern gesetzt, bei der Farbgebung geht dann aber das Customizing – nach der grundsätzlichen Modellwahl – weiter: Bei der Lackierung hat der Kunde die Wahl zwischen sieben „Trendfarben“ und drei „Akzentfarben“, wer es ganz individuell möchte, wählt hingegen eine „Privatlackierung“ aus dem Farbspektrum des Natural Color System (NCS) oder eine Kolorierung in den Tönen von Farrow & Ball. Dies ist für alle von Interesse, die ihr Ambiente mit Farben dieses englischen Nobel-Herstellers gestrichen haben. So ist nun eine exakt stimmige Lackierung der Lautsprecher möglich – oder ein geschmackvoller Kontrast. Wie der Lautsprecher nun aussieht, zeigt dabei der sogenannte „Konfigurator“ auf der Inklang-Homepage. Mit ihm wird man durch alle Auswahlschritte geführt und bekommt alle vorgenommenen Fortschritte und Veränderungen sofort in einer drehbaren Simulation gezeigt. Zur Wahl nun des Weiteren die Ausführung der Sockel-Unterseite und der Standfüße, die jeweils in Silber oder Schwarz eloxiert zu haben sind. Inklang hat diese höhenverstellbaren Füße selbst entwickelt, ihre Rändel-Optik ist einem Chronografen nachempfunden. Wer lieber Spikes statt Füße möchte, bekommt die pfiffig konstruierten Metalldorne im gleichen Rändel-Look. Abschließend entscheidet man sich für oder gegen Lautsprecherabdeckungen der Tief- und Mitteltöner: Nur wer sie braucht, bestellt und bezahlt sie. Die wichtigste Wahlmöglichkeit ist aber die Frequenzweiche. Statt der Standard-Weiche kann man eine höherwertige Referenz-Weiche einbauen lassen, die das Klangniveau des Lautsprechers nochmals steigert. Dieses Upgrade hat mit der neuen ReferenzUpgrade 2.0-Frequenzweiche gerade ein Update erfahren.

Persönlichkeits-Steigerung

All diese Wahlmöglichkeiten zeigt der Konfigurator an, bis der Lautsprecher schließlich komplett ist. Die anschließende Online-Bestellung dieses Wunsch-Lautsprechers funktioniert durch das vierwöchige Rückgaberecht ohne Risiko. Wer hier oder bei der Konfiguration unsicher ist oder einfach mehr wissen möchte, wird bei Inklang persönlich beraten – über die Homepage, per Telefon oder bei einem unverbindlichen Hörtermin im Inklang-Showroom. Danach benötigt die Manufaktur vier bis sechs Wochen Zeit, um den personalisierten Lautsprecher zu fertigen. Auf Wunsch lasert Inklang dabei den Namen des Kunden in das rückseitige Anschlussterminal. Wer es noch persönlicher möchte, montiert in der Hamburger Manufaktur unter fachkundiger Anleitung seinen zukünftigen Lautsprecher selbst – und stößt schließlich mit einem Sekt auf den gelungenen Solitär an.

Test & Text: Volker Frech
Video & Fotos: Philipp Thielen

Technische Daten

Modell:Inklang
13.4 AdvancedLine
Produktkategorie:Standlautsprecher
Preis:ab 1.999,00 Euro / Stück
Garantie:5 Jahre
Ausführungen:- 7 Trendfarben
- 3 Akzentfarben (Aufpreis: 39,90 Euro/Box),
- individuelle NCS-Farbe bzw. individuelle Farrow&Ball-Farbwelt (Aufpreis: 99,90 €/Box)
- optional: Referenz-Frequenzweiche (Aufpreis: 219,90 Euro)
Vertrieb:Inklang, Hamburg
Tel.: +49 800 / 7242388
www.inklang.de
Abmessungen (HBT):1126 x 168 (256 mit Sockel) x 324 mm
Gewicht:29 kg / Stück
Prinzip:passiv, 3-Wege, Bassreflex
Empfohlene Raumgröße:bis 50 m²
Impedanz:4 Ohm
Hochtöner:1 x 29 mm (Aluminium-Magnesium-Membran)
Mitteltöner:1 x 120 mm (Aluminium-Membran, Phase Plug)
Tieftöner:2 x 150 mm (Aluminium-Membran, Phase Plug)
Frequenzbereich:45 Hz - 25 kHz
Trennfrequenzen:230 Hz / 4.100 Hz
Lieferumfang:- Inklang 13.4 AdvancedLine
- Standfüße
- Sockelplatte
- Handschuhe
Optionales Zubehör:- Frequenzweiche: Referenz-Upgrade (219,90 Euro / Box)
- Spikes inkl. Bodenaufnahme in Rändeloptik (19,90 Euro / 4 Stück)
- Design Lautsprecherabdeckung (54,90 Euro / Box)
Besonderes:- Customizing-Prinzip: Boxen sind individuell konfigurierbar
- herausragende Dynamik und Auflösung
- ausgezeichnete Verarbeitung
- optional: höherwertige Frequenzweiche (Aufpreis: 219,90 Euro)
- kostenloses Lasern des eigenen Namens auf das Anschlussterminal
Benotung:
Klang (60%):1,1
Praxis (20%):1+
Ausstattung (20%):1,2
Gesamtnote:1,1
Klasse:Referenzklasse
Preis-/Leistungsehr gut

Der Beitrag Inklang 13.4 AdvancedLine Reference 2.0 – Musikgenuss nach Maß erschien zuerst auf lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN.

Verstärker Hegel H90 – Kleines Kraftwerk für Streaming und HiRes

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Audiophiler Einstieg: Mit dem H90 bündelt Hegel den Klasse-Klang und viele feine Features seiner großen Modelle in einem preislich attraktiven Amp. Dazu zählen Hegels berühmte SoundEngine in der aktuellen Version, Streaming per LAN und AirPlay, zahlreiche HiRes-fähige Digitalschnittstellen sowie variable analoge Ein- und Ausgänge sowie ein Kopfhörer-Anschluss. Das alles liefert der Verstärker mit einer nominellen Leistung von 60 Watt. Reicht das, um rundherum glücklich zu werden?

Norwegische Noblesse: Der Hegel H90 glänzt wie alle Amps der Osloer mit edel-reduziertem Design und erstklassiger Verarbeitung.

Skandinavier neigen eher zum Understatement, dafür ist der H90 ein exzellenter Beweis: Hegel bezeichnet ihn als „Integrated Amplifier“, bei uns nennt man das „Stereo-Vollverstärker“ – und damit unterschlagen die Norweger mal eben, dass der H90 einen DAC zur Konvertierung digitaler Files besitzt und netzwerk- sowie streamingfähig ist. Was andere Hersteller dazu verleitet, von einem Komplettpaket oder einer All-In-One-Lösung zu sprechen, hat bei Hegel Methode: Als Verstärker bezeichnen die Norweger selbst ihre größeren und üppiger ausgestatteten Modelle, von denen der H90 etliche Features unter der Haube hat. À propos Haube …

Sanfte Rundungen, leichte Wölbung: Mit ihrem Design setzten die Drehgeber das geschwungene Design der Frontplatte fort.

Typisch Hegel: das Design

Der H90 ist schon optisch unverkennbar ein Hegel. Er ist in dem gleichen Design gehalten, mit dem uns schon die von uns bereits getesteten Verstärker Hegel Röst, H190, H390 und H590 überzeugt haben. Und so bietet auch der H90 diese skandinavische Melange aus schlichter Eleganz, Reduktion und Funktionalität in Kombination mit den markanten Hegel-Merkmalen. Da ist zuerst die sanft geschwungene Formgebung der massiv-metallenen Frontblende, die zum Zentrum hin erhaben wird. Hier finden wir die beiden anderen Charakteristika: das mittig positionierte OLED-Display, das uns mit seiner gestochen scharfen und kontrastreichen Anzeige über den aktuellen Betriebszustand informiert, und die rechts und links positionierten Stellräder für die Lautstärke- und Quellenwahl. Das reicht für den Wiedererkennungswert – so geht gutes Design. Mit dieser minimalistischen Dezenz passt der H90 bestens in ein modernes Wohnumfeld, aber durch die Dezenz und die kompakten Maße – der H90 beansprucht gerade mal 43 mal 8 mal 31 Zentimeter – fügt er sich in eigentlich jedes Ambiente ein. Die leichte Anmutung des Amps wird durch den stirnseitigen Schwung betont – aber auch durch die hohen Füße: Sie sorgen dafür, dass der H90 scheinbar schwebt. Außerdem wird der H90 so gut über seine unterseitigen Schlitze mit kühler Luft versorgt – und überdies lässt sich so auch beim H90 der An/Aus-Schalter hegel-typisch auf der Unterseite des Verstärkers platzieren. Wer den Verstärker auf der Suche nach diesem nicht ganz unwichtigen Ausstattungsmerkmal anhebt, wird über das Gewicht erstaunt sein: Der schlanke Verstärker bringt über acht Kilogramm auf die Waage. Ein Gutteil geht auf das Konto des imposanten Ringkerntrafos, der das Herzstück des Netzteils bildet und für die Kraft und die Reserven des Verstärkers wichtig ist, doch das Gewicht zeugt auch von der hohen Fertigungs- und Materialgüte: Wie bei den größeren Modellen ist schon das Drehen der beiden Stellräder ein Genuss, weil sich die Metallrondelle mit einer wunderbaren Geschmeidigkeit inklusive sanfter Rastung bewegen. Beim Ausprobieren entdeckt man dann auch unwillkürlich die Konnektivität des H90.

Das OLED-Display liefert kontrastreich und scharf alle Informationen. Der Haken bedeutet, dass er erfolgreich in das heimischen LAN integriert worden ist.

Digitale Schnittstellen und Streaming-Wege

Die digitale Anschlussvielfalt des H90 reicht nahezu an die Üppigkeit der größeren Modelle ran: Er bietet mit einem elektrisch-koaxialen und drei optischen Digitaleingängen insgesamt vier S/PDIF-Inputs, über die HiRes bis 192 Kilohertz/24 Bit möglich ist. Die gleiche HiRes-Güte bietet er mit seiner LAN-Schnittstelle: Über die Ethernet-Buchse wird der H90 Teil des heimischen medialen Netzwerks und kann Musik von einer hier integrierten NAS abspielen. Die Steuerung nimmt man dann über ein Smartphone oder Tablet vor, das mit einer UPnP- beziehungsweise DLNA-fähigen App (wie zum Beispiel BubbleUPnP) bestückt ist – oder über einen Computer, auf dem eine Player-Software installiert ist. Komplettiert wird die kabelgebundene Konnektivität durch den USB-Port. Er ist im Schnittstellen-Angebot normalerweise der HiRes-stärkste Input, beim H90 geht hier allerdings nur 96 Kilohertz/24 Bit. Über diesen Port spielt man seine Musik vom Computer zu, der Hegel übernimmt dann den Job der Soundkarte , während der Computer als reiner File-Lieferant dient. Das ist gut so, denn Laptops sind zumeist mit einer mediokren Allzweck-Soundkarte ausgestattet, während der H90 mit seinem DAC hier als Audio-Spezialist agiert. Der H90 kann zudem auch strippenfrei streamen, von dieser Möglichkeit können allerdings iPhone- und iPad-Besitzer gebrauch machen, weil hier Apple AirPlay zum Zuge kommt. Damit streamt man bis maximal 48 Kilohertz/16 Bit.

Der Hegel H90 ist gut bestückt: Digital bietet er vier S/PDIF-Inputs, einen USB-Port und eine LAN-Schnittstelle, analog verfügt er über zwei Line-Eingänge und einen Line-Ausgang. Hinzu kommt die unsichtbare Streaming-Möglichkeit via AirPlay.

Analoge Variabilität

Analogseitig bietet der H90 zwei unsymmetrische Eingänge für den Anschluss von zwei Line-Pegel-Geräten. Diese Eingänge können umprogrammiert werden, wenn man den H90 für den Heimkino-Einsatz nutzen möchte: Im „Home Theater“-Modus haben die Inputs dann einen fixen, hohen Lautstärke-Level, so funktioniert der H90 wie eine Endstufe im Verbund mit einem Receiver, der nun für die Lautstärkeregelung zuständig ist. Zweite Nutzungsmöglichkeit des „Home Theater“-Modus: So wird der H90 Bestandteil eines bereits vorhandenen Multiroom-Systems mit eigener App-Steuerung, wie zum Beispiel Bluesound oder Sonos (hier zeigt Hegel in einem Video, wie es geht). Auch bei seinem analogen Ausgang zeigt sich der H90 variabel: Hier kann eine externe Endstufe angeschlossen, wenn man mehr Leistung benötigt, oder einen aktiven Subwoofer, falls man an die Lautsprecherausgänge ein kleines Boxenpärchen anklemmt, das wenig Bass liefert. Die vergoldeten Klemmen des H90 sind in amtlicher Qualität realisiert, eine freilaufende Andruckscheibe verhindert, dass eingeführte Litze durch Zugkräfte mechanisch beschädigt wird. Die Aufnahmen ermöglichen die Verwendung querschnittstarker Litze, sie akzeptieren natürlich ebenso Kabel, die mit Bananas-Steckern und Kabelschuhen konfektioniert sind. Die Klemmen erlauben den Anschluss zweier Boxen, der Betrieb eines zweiten Lautsprecherpaares ist also nicht möglich. Dafür ist der H90 mit einem Kopfhörerausgang ausgestattet – ein Feature, das wir bei den ganz großen Hegel-Verstärkern vermisst haben. Prima, dass es hier auf der Front integriert ist.

Ein-/Aus-Schalter in der Bodenplatte (190725.hegel-h390.6.jpg)
Auch Hegel-typisch: Der Ein/Aus-Schalter ist auf der Geräteunterseite zu finden. Hier ist er quasi unsichtbar, aber gut zu erreichen.

SoundEngine2: Hegels Musikmaschine

Am H90 angeschlossene Schallwandler oder Kopfhörer werden von einem Kraftwerk angetrieben, das zweimal 60 Watt liefert. Der üppig dimensionierte Trafo des vorgeschalteten versorgenden Netzteils bürgt, wie schon gesagt, für satte Stromlieferfähigkeit, das ist die Voraussetzung, damit der Verstärker sein Amplifizierungswerk dynamisch und impulstreu erledigen kann und auch bei kurzfristigen Pegelspitzen nicht am Limit arbeitet, was sich durch Kompressionseffekte bemerkbar macht. Für die reinheit des klangs sorgt zudem der verstärker selbst. Beim H90 setzt Hegel, wie bei allen seinen Amps, die neue Generation der berühmten SoundEngine ein. Diese Schaltungsspezialität hat Firmengründer Bent Holter entwickelt, seither gehört zur DNA von Hegel. Die SoundEngine vereint die Vorzüge des Class-A-Verstärkungsprinzips mit den Pluspunkten der Class-AB-Verstärkung und bietet damit eine große Signaltreue, minimierte Verzerrungen und einen hohen Wirkungsgrad. Dafür sorgt eine spezielle Variante der sogenannten Gegenkopplung: Bei einer Verstärkerstufe wird ein Teil des amplifizierten Ausgangssignals wieder an den Eingang zurückgeführt. Damit erreicht man eine Signalregelung: die Verstärkerstufe (also ein Operationsverstärker) agiert dann in ihrem optimalen Arbeitsbereich. Dies reduziert die Verzerrungen, aber: Das zur Regelung rückgeführte Musiksignal weist durch den Verstärkungsvorgang kleine Unsauberkeiten auf, di bei der Wiedereinspeisung in die Verstärkerstufe dann dummerweise noch einmal verstärkt werden. Diese kleinen Verzerrungen werden durch die Kette von Verstärkerstufen dann regelrecht potenziert. Diesen ungewollten Effekt verhindert die SoundEngine, hier wird das Musiksignal gleich zum Ende der Verstärkerschaltung geführt, letztlich findet hier die Signalregelung statt. Dadurch verstärkt die gesamte Verstärkerschaltung der SoundEngine2 verzerrungsärmer.

Zum H90 gibt es einen einfachen, aber gut funktionierenden Kunststoff-Ferngeber für die komfortable Bedienung. Ausschließlich über ihn erreicht man zudem das Konfigurations-Menüs. Achtung: Hier verweist die Anleitung des H90 mit ihren Befehlsangaben fälschlicherweise auf den metallenen Ferngeber, der den großen Hegel-Modell beigegeben ist.

Der Hegel H90 in der Praxis

Wir haben den H90 zuerst mit unserem Oppo UPD-203 als CD-Zuspieler verbunden, als Schallwandler kommt ein Paar KEF LS50 zum Zuge. Diesen kompakten Zwei-Wege-Lautsprecher mit dem berühmten, koaxial aufgebauten Uni-Q-Chassis haben wir bereits zu Gast im Test gehabt, wir kennen seine tolle Wiedergabequalität und wissen deshalb auch, welchen Anteil der H90 am jetzigen Klanggeschehen hat. Wir legen von Blue Tofu den Song „A Battle Between“ auf und hören ihn zuerst über den analogen Eingang. Schnell ist klar: Die Hegel-KEF-Kooperation funktioniert prächtig. Gleich die einleitenden Tabla-Schläge sind ein kraftvolles Statement: Diese bauchige indische Trommel hat, selbst wenn ihr Fell gar nicht fest mit der Hand angeschlagen wird, einen immensen Bass, der sich ähnlich wie bei einer Pauke aufschwingt und voluminöser wird. Da braucht es Kraft und Kontrolle, um einerseits den Punch und den Tiefton liefern zu können, aber andererseits kein Wummern zu erzeugen. Der H90 hat das bestens im Griff, wie wir auch beim Quercheck mit einem zwischenzeitlich angeschlossenen ausgewachsenen Standlautsprecher feststellen. So oder so: Der Hegel liefert einen konturierten, vollen, aber eher knackigen Bass mit viel Präzision. Diese Exaktheit ist aber nicht auf den Tiefton beschränkt, sondern gilt für das gesamte Klangbild. Das erleben wir auch bei den nun einsetzenden Percussion. Es sind einzelne Snare- und Claves-Kanghölzer-Schläge, die effektvoll mit Echo und Hall versehen sind und dadurch quasi durch unseren Hörraum wandern. Das ist toll: Bei der Snare hören wir mit nur einem Schlag den metallenen Charakter des Trommelkessels, und obwohl die Snare gar nicht in den Vordergrund gemischt ist, wirkt sie ungemein präsent, weil sie mit großer Impulstreue wiedergegeben wird. Dass gilt auch für die wesentlich weicheren Claves, die ein Klicken mit holzigem Nachklang erzeugen. Dank der Dynamikfähigkeit des H90 erleben wir hier ein perkussionistisches Kammerspiel, das sich durch den ganzen Song zieht. Dann setzt, unterlegt von elegischen Synthieklängen, die charsimatische Sängerin Andrea Mathews ein. Leise und verhalten singt sie „I feel like a sculpture, no hands, no legs“, manche Silben sind kaum mehr als ein ersterbendes Flüstern – aber wir hören jedes Detail, selbst das zart gehauchte „s“ am Ende der Gesangsphrase und Mathews’ sanfte Atemgeräusche zwischen den Zeilen. Solche Details machen die Faszination aus!

In unserem Test spielt der H90 mit einem Paar KEF LS50. Dieses Team harmoniert optisch und akustisch.

Plastizität und Griffigkeit

Weil die Stelle so schön ist, haben wir sie gleich mehrfach gehört und genossen und dabei auch den Zuspielweg gewechselt: statt analog nun digital. Jetzt übernimmt also der H90 mit seinen DAC an Bord zusätzlich auch die Wandlung des Musikfiles – und so klingt es über die S/PDIF-Schnittstellen noch mal ein wenig feiner, klarer und frischer. Die Reinheit, das Auflösungsvermögen und die Impulstreue sind Hegel-Tugenden, die wir schon von den größeren Amps der Norweger kennen, und der H90 beherrscht sie glücklicherweise ebenfalls. Das zahlt sich dann auch bei der Wiedergabe von HiRes-Files aus, weshalb wir nun den LAN-Weg einschlagen, um Musik von unserer NAS zum H90 zu streamen. Da kommt uns „Dusty Groove“ von der Deep Funk-Band The New Mastersounds gerade recht, denn die Aufnahme haben wir in zwei verschiedenen Digitalfassungen: In CD-Qualität, also 44,1 Kilohertz/16 Bit, und hochauflösend in 192 Kilohertz/24 Bit. Das britische Quartett, besetzt mit Schlagzeug, Bass, Orgel und Gitarre, groovt wie Hölle und macht schon in der CD-Güte richtig Laune, aber die HiRes-Fassung legt da noch deutlich einen drauf: Die Wiedergabe klingt nun noch lebendiger, offener und detailreicher. Der Club ist mit allen Geräuschen, den Rufen, Pfiffen und Klatschen der begeisterten Zuhörern viel besser zu hören, so wirkt es livehaftiger, intensiver und macht schlicht noch mehr Spaß! Durch den besser hörbaren Raumhall ist für uns zudem der Kampnagel-Club viel besser erlebbar, man muss nur etwa auf die HiHat des Schlagzeugs und ihren Nachklang achten. Gerade das Drumset wirkt nun noch definierter, aber auch die anderen Instrumente haben an Plastizität und Griffigkeit gewonnen.

Der H90 lässt sich, wenn er über das LAN oder USB mit Musik versorgt wird, über die Musikmanagement-Software Audirvana einbinden. Im Netzwerk taucht er als „H90 09425A“ auf, über die USB-Schnittstelle wird er als DAC unter „TE7022 Audio w/ SPDIF“ erkannt.

Frische und Dynamik

Weil alles so schön transparent ist und wir vom „Dusty Groove“ infiziert sind, geben wir nun Gas – und stellen fest: Der Spaß funktioniert auch bei hoher Lautstärke. Wir haben den Hegel bis 80 von maximal möglichen 99 Pegelstufen aufgerissen, das ist schon deutlich höher als reale Live-Lautstärke, und noch immer spielt der Hegel klar, auch am alternativ angeschlossenen Standlautsprecher gibt es nicht die Kompressionseffekte, zu denen viele andere Verstärker in höheren Pegelregionen neigen. In großen Räumen mag der H90 an seine Grenzen stoßen, in kleineren und mittleren Wohnzimmern ist dieser Amp absolut souverän. Der Spaß funktioniert aber ebenso bei niedriger Lautstärke: Wo andere Amps mitunter doch etwas anämisch klingen, bleibt der H90 ziemlich integer und homogen. Den finalen Genuss liefert der Kopfhörerausgang des H90: Wir stecken unseren Focal Utopia ein, wobei der Verstärker automatisch die Lautsprecher stumm schaltet und die Lautstärke auf 20 stellt – gutes Feature! Wir machen aber direkt wieder ein wenig lauter, bei 35 ist es ideal – und auch hier erleben wir die Hegelsche Klangkultur aus Transparenz, Frische und Dynamik.

Der H90 und die KEF LS50 harmonieren optisch und akustisch – und sind eine schicke Kombination insbesondere für ein modernes Ambiente.

Fazit

Reicht das, um rundherum glücklich zu werden? Unsere Eingangsfrage lässt sich bis auf zwei Kritikpunkte, nämlich die Begrenzung des USB-Ports auf 96 Kilohertz/24 Bit und die Limitierung des kabellosen Streamings auf AirPlay, mit einem klaren Ja beantworten: Der Hegel H90 besitzt die klanglichen Tugenden seiner großen Verstärkerbrüder und spielt damit eigentlich in einer höheren Liga als der Oberklasse. Seine 60 Watt Leistung reichen locker für kleine und mittlere Räume, selbst bei hohen Pegeln verstärkt er klar und sauber und hat dabei noch reichlich Reserven. Auch die Konnektivität stimmt: Der H90 bietet Streaming per LAN und AirPlay, er verfügt über sechs HiRes-fähige Digitalschnittstellen sowie variable analoge Ein- und Ausgänge, er ist sogar mit einem guten Kopfhörer-Anschluss ausgerüstet, den die großen Hegel-Verstärker nicht besitzen. So ist der H90 in punkto Klang, Ausstattung, Fertigungsqualität und Design ein überaus attraktiver Verstärker – insbesondere mit dem Blick auf Preisschild.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder

Gesamtnote: 89/90
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: ausgezeichnet

90

89

86

191122.Hegel-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Hegel
H90
Produktkategorie:Stereo-Vollverstärker, streaming- und netzwerkfähig
Preise:- Hegel H90: 1.695,00 Euro
- KEF LS50: 899,00 Euro/Paar (zeitlich befristetes Angebot, UVP: 1.198,00 Euro)
- Hegel H90 + KEF LS50: 2594,00 Euro (zeitlich befristetes Angebot, UVP: 2893,00 Euro)
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:Schwarz
Vertrieb:GP Acoustics, Essen
Tel.: +49 201 / 170390
www.hegel.com
Abmessungen (HBT):80 x 430 x 310 mm
Gewicht:8,3 kg
Leistung:2 x 60 W / 8 Ohm (Herstellerangabe)
Unterstützte Audo-Formate:PCM (WAV/AIFF), FLAC, Ogg, MP3
Maximale Samplingrate/
Auflösung
PCM 192 kHz/24 Bit (S/PDIF, Ethernet) bzw. PCM 196 kHz/24 Bit (USB) bzw. PCM 48 kHz/16 Bit Apple AirPlay
Eingänge analog:2 x Line unsymmetrisch (Cinch)
Eingänge digital:1 x AirPlay
1 x LAN/Ethernet (RJ45)
1 x USB (Typ B)
1 x S/PDIF elektrisch (Cinch)
3 x S/PDIF optisch (TOSLink)
Ausgänge analog:1 x Line mit variablem Pegel (Cinch)
1 x Line mit fixem Pegel (Cinch)
1 x Kopfhörer
1 x Lautsprecher
Lieferumfang:- Hegel H90
- Fernbedienung RC10
- 1 Batterie (CR2032)
- Netzkabel
- Bedienungsanleitung
Pros und Kontras:+ ausgezeichneter Klang
+ erstklassige Verarbeitung
+ LAN-fähig via Ethernet-Schnittstelle
+ HiRes-fähig
+ Apple AirPlay- und Mfi (Made for iPod, iPhone, iPad)-zertifiziert
+ Kopfhörerausgang
+ Fernbedienung

- kein Streaming per WLAN
- HiRes bis nur PCM 192 kHz/24 Bit
- nur ein Boxenpaar anschließbar
Benotung:
Klang (60%):90/90
Praxis (20%):89/90
Ausstattung (20%):86/90
Gesamtnote:89/90
Klasse:Oberklasse
Preis-/Leistungausgezeichnet

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Scheu Cello Maxi – modernes Laufwerk für audiophile Ansprüche

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Kompakte Maße, cooles Design und „Keep it simple“ als Konzept: Mit dem Cello verspricht Scheu Analog audiophile Performance zu einem attraktiven Preis. Dafür bürgen ein Aufbau in Acryl sowie eine Ausstattung mit einem Tonarm-Klassiker und einem hochwertigen Abtaster – doch letztlich sorgt ein feiner Faden dafür, dass es bei diesem Masselaufwerk rundläuft.

Der Scheu Cello Maxi präsentiert sich als modernes Masselaufwerk mit schlanker Optik.

Scheu Analog? Der Name ist Programm: Seit über dreißig Jahren ist der lange in Solingen und mittlerweile in Berlin beheimatet Hersteller als vorzüglicher Laufwerk-Spezialist etabliert – mit einem kleinen, aber feinen Portfolio für gehobene Ansprüche. Ins Scheusche Einsteigersegment gehört dabei der Cello, der trotz seiner grundlegenden Kategorisierung als Masselaufwerk überaus stylisch wirkt. Das liegt an seiner lichten und leichten Erscheinung: Dieser Brettspieler ist schlank konzipiert und in ansprechendem Acryl gehalten. Dieser Werkstoff ist wegen seiner geringen Vibrationsneigung im Plattenspielerbau überaus beliebt, bei Scheu ist er bei so gut wie allen Laufwerken das Material der Wahl.

Der massive Acrylteller ist wie die schlanke Zarge satiniert.

Schlankes Design

Beim Cello beginnt die Acrylierung mit der Zarge, also jenem Brett, auf und unter dem alle anderen Bestandteile montiert sind. Die Zarge besitzt eine Grundfläche von 42 mal 34 Zentimetern und eine Dicke von gerade mal 1,5 Zentimetern. Allein schon diese Maße sorgen für die Schlankheit des Cello, sie wird bei unserem Testmodell durch die opaque Ausführung in Rot unterstrichen. Alternativ gibt es diese Satinierung auch in Blau oder Weiß. In diesen Farben wirkt der Cello besonders cool-modern. Eher klassisch-elegant erscheint der Plattenspieler hingegen in der Ausführung in glänzendem Schwarz – und die größte Leichtigkeit vermittelt er dann natürlich in der letzten Variante, der vollkommen transparenten Version. Ob so oder so oder so: Die Zarge steht auf drei Füßen. Hinten finden wir einen metallenen Spike. Dieser Dorn ist als einziger Fuß höhenverstellbar, er dient damit der Ausrichtung des Cello, um eine etwaige Neigungen von vorn nach hinten auszugleichen. Seitliche Neigungen sollte die Stellfläche, auf dem der Cello steht, also nicht aufweisen. Die beiden vorderen Füße sind als chromglänzende Rondelle konzipiert. Sie haben keinen direkten Kontakt zur Zarge, sondern sind über zwei Gummiringe, die als Vibrationsdämpfer fungieren, mechanisch angekoppelt und akustisch entkoppelt. Die gleiche Wirkung entfalten die weichen Gummifüßchen, die unter den Rondellen sitzen und den Übergang zur Stellfläche bilden.

Die vorderen Füße (hier der rechte) sind als verchromte Rondelle realisiert. Um eine Übertragung von Vibrationen zu vermeiden, sind diese Rondelle mit zwei Gummiringen in die Zarge eingepasst und mit einem unterklebten Gummifüßchen vom Boden entkoppelt.

Hochkonstanter Antrieb

Die stattliche zylindrische Formgebung dieser vorderen Füße hat natürlich einen Sinn: Der rechte ist aus Symmetriegründen dem linken nachempfunden – und in dem linken Rondell hat Scheu optisch clever den Motor untergebracht. Man sollte sich von der Kompaktheit dieses Antriebs nicht über seine Bedeutung hinwegtäuschen lassen: Scheu räumt dem Motor großen Anteil an der Klangqualität des gesamten Plattenspielers ein und setzt deshalb auf einen kollektorlosen, PLL-geregelten Gleichstrommotor. Kollektorlos bedeutet, dass der Motor ohne Bürsten auskommt und somit keine elektrische Funken erzeugt werden, die zu Funkstörungen führen können. Die PLL-Regelung (Phasenregelschleife) hingegen dient der Steuerung und Synchronisierung der Geschwindigkeit mit einem Referenzsignal. So erreicht der Motor eine hochkonstante Drehzahl. Die liefert er sowohl bei 33 1/3 als auch bei 45 Umdrehungen pro Minute, die Geschwindigkeit legt man mit dem Kippschalter auf der Vorderseite des linken Plattenspielerfußes fest: Links ist die LP-Betriebsart, rechts der Single- und Maxi-Modus. In der Mittelstellung ist der Cello abgeschaltet. Zu jeder Seite des Schalters sind in den Fuß nun noch zwei leicht versenkte Madenschrauben eingelassen. Sie dienen der Feinjustierung der Geschwindigkeit und ersetzen die vordem hier herausragenden Drehknöpfe. Die dadurch erzielte optische Dezenz ist ein deutlicher Design-Zugewinn. Die Kalibrierung der Geschwindigkeit gelingt mit einem kleinen Schlitz-Schraubendreher fast genauso einfach. Der Motor wird mit einem externen Stecknetzteil betreiben, durch diese Auslagerung werden die potenziellen Störeinflüsse der Stromversorgung vom Plattenspieler ferngehalten.

Im linken Fuß ist der Motor integriert. Mit dem Schalter stellt man die gewünschte Geschwindigkeit ein: rechts 45 Umdrehungen pro Minute, links (wie hier abgebildet) 33 1/3 UpM. Seitlich daneben sieht man eine der beiden Madenschrauben für die Feinjustage der Geschwindigkeit.

Am „seidenen“ Faden

Auf der Oberseite der Zarge ragt aus dem Motor die Achse, auf die der Pulley aufgesetzt ist. Über ihn wird der Riemen gespannt, der ebenso um den Plattenteller gezogen wird – so wird die Drehung des Motors auf den Teller übertragen. Beim Cello kommt nun ein ganz besonderer Riemen zum Zuge: Scheu setzt, wie bei allen seinen Laufwerken, auf einen String, also einen hauchdünnen Faden aus Polyamid. Für die String-Lösung hat sich Scheu nach Ausprobieren verschiedener Antriebsmöglichkeiten aus klanglichen Gründen entschieden. Diese resultieren auch aus den mechanischen Vorzügen: Anders als die herkömmlichen dicken Gummi-Riemen besitzt der Faden eine deutlich konstantere Materialstärke und Dehnbarkeit, was dem Gleichlauf zugute kommt. Scheu empfiehlt eine möglichste geringe Spannung des Strings, so wird der optimale Gleichlauf erzeugt, ohne dass die Motorsteuerung zu Nachregel-Versuchen angeregt wird. Die Stärke der Spannung hat man übrigens in der eigenen Hand, denn den String fertigt man selbst. Scheu liefert dafür eine Rolle mit 200 Meter Nylonfaden, hier trennt man gemäß der Anleitung gut einen Meter ab und verknotet diesen feinen Faden zu einem Rundriemen.

Außergewöhnlicher Riemen: Der Scheu Cello wird mit einem String betrieben, der feine Faden ist fast unsichtbar.

Bestens gelagert

Dieser feine, glatte Faden soll den Teller zum Rotieren bringen? Ja! Denn obwohl der Plattenteller fast fünf Zentimeter hoch ist, nahezu vier Kilogramm wiegt und damit seine Bezeichnung als Masselaufwerk rechtfertigt, lauft er leicht und geschmeidig. Das verdankt er seinem Lager. Scheu spendiert dem Cello das hochwertige Lager des deutlich größeren und teureren Modells „Premier“. Das Inverslager – invers bedeutet, dass die Achse aus der Zarge herausragt – schließt an seiner Spitze mit einer Mulde ab, in die eine Keramikkugel gelegt ist. Über die Kugel und den Metalldorn wird nun eine Lagerhülse gestülpt, sie weist im Inneren am Boden ihrer Buchse ein Teflon-Gegenstück auf, das die Kontaktstelle zur Keramikkugel bildet. Diese Lagerhülse dient als Träger des Tellers. Die Geschmeidigkeit wird durch eine Benetzung von Kugel und Achse mit Öl erreicht, danach läuft der Teller scheinbar reibungslos. Der Teller ist übrigens mit großer Präzision gefertigt. Scheu gibt allein für die Vertiefung, die für das auf der Langspielplatte aufgeklebte Label gedacht ist, eine Genauigkeit von einem hundertstel Millimeter an. Der Plattenteller kann auf Wunsch und gegen einen Aufpreis übrigens auch poliert statt matt ausgeführt werden.

Das Inverslager des Cello: Auf dem Metalldorn thront eine Keramikkugel. Auf dieses Lager wird – nach der Benetzung mit Öl – die Lagerbuchse (rechts) aufgesetzt, die den Plattenteller trägt.

Das A-Team: Arm und Abtaster

Soweit das reine Laufwerk, nun kommen wir zur Abteilung „Arm und Abtaster“. Der Scheu Cello ist für Neun-Zoll-Tonarme ausgelegt. Standardmäßig wird der Cello mit dem Rega RB 202 geliefert, der auf einer Acrylplattform montiert ist, die wiederum auf drei Metallstiften thront. So hat der Arm in Bezug auf den Teller die richtige Höhe. Der Rega RB 202 ist der Nachfolger des berühmten RB 250. Mittlerweile avanciert der RB 202 ebenfalls zum Klassiker. Dieser Tonarm ist mit einem Rohr aus Aluminium bestückt. Er besitzt die mittlerweile Rega-typische Drei-Punkt-Befestigung, die horizontalen und vertikalen Lager sind dabei aus Druckguss gefertigt. Damit erweist sich der RB 202 als sehr resonanzresistent und gut ausbalanciert. Auf Wunsch bekommt man den Cello auch mit einem anderen Neun-Zoll-Tonarm, Scheu bietet hier verschiedene Upgrades aus dem eigenen Programm samt passender Tonarm-Basis an. Gleiches gilt für den Abtaster. Standard ist beim Cello das Moving Magnet-System Ortofon OM 10, unser Testkandidat ist aber mit dem wesentlich hochwertigeren MC-System Ortofon Quintet Red bestückt und hat damit die Veredlung zum Modell „Cello Maxi“ erfahren. Moving Coil-Tonabnehmer gelten grundsätzlich als klanglich überlegen, sind aber zumeist auch teurer. Das „Red“ ist dabei das günstigste Modell aus Ortofons Quintett-Serie. Mit einer Ausgangsspannung von 0,5 Millivolt ist es ein sogenanntes Low Output-MC-System. Als Nadel sitzt auf dem Aluminium-Träger ein Diamant mit elliptischem Schliff, diese Nadelverrundung bietet gegenüber dem sphärisch-runden Schliff mehr Kontaktfläche, geringere Verzerrungen und eine bessere Verfolgung der Rillenflanken.

Als Tonarm kommt beim Cello der Rega RB 202 zum Einsatz. Er ist auf ein Acrylplateau montiert, das auf drei Metallstiften ruht. So ist der Arm auf der richtigen Höhe.

Aufstellung und Einrichtung

Für den Scheu Cello sollte man einen planen, wasserwaagengeraden Stellplatz finden, denn der Plattenspieler ist, wie gesagt, nur über seinen hinteren Fuß höhenverstellbar und damit in der Vorne-hinten-Achse justierbar. Scheu empfiehlt die Aufstellung auf einer eigenen Wandhalterung, was den Einfluss von Trittschall und anderen Bodenschwingungen am wirkungsvollsten unterbindet. Wir stellen ihn aber auf unser Sideboard. Die Einrichtung des Cello ist nun mit wenigen Handgriffen erledigt. Wir nehmen die Lagerbuchse ab und besorgen die erste Ölung: Mithilfe der mitgelieferten, mit Schmiermittel aufgezogenen Spritze bringen wir Öl auf die Flanken der herausragenden Achse auf. Ebenso benetzten wir Lagerkugel und die Lagerschale, in der die Kugel ruht. Dann stülpen wir die Lagerbuchse wieder vorsichtig über die Achse und setzen behutsam den Teller auf. Um das frei von ohne Handschweiß und -fett hinzubekommen, legt Scheu Handschuhe bei. Nun fertigen wir uns selbst den Riemen. Wir schneiden dafür von der mitgelieferten Rolle etwa 1,1 Meter Polyamid-Faden ab und verknoten die Enden. Wenn der Riemen sich nun locker über Plattenteller und Motorplulley spannen lässt, ist alles gut, der String sollte für den optimalen Betrieb ja die geringstmögliche Spannung haben. Wenn der String zu weit ist, verkürzen wir ihn mit ein oder zwei weiteren Knoten, bis er passt. Nun zum Tonarm und zum Abtaster: Der Rega RB 202 ist mit dem MC-System Ortofon Quintet Red bereits fertig montiert, wir müssen aber noch die richtige Auflagekraft einstellen. Dafür bedarf es einer Tonarmwaage, denn das Gewicht, das wir auf das hintere Ende des Tonarms zur Veränderung der Auflagekraft schrauben, hat bei diesem Rega-Modell keine Markierung oder Skalierung. Mit der Waage stellen wir die vorgesehene Auflagekraft von 2,3 Gramm ein. Dann stellen wir noch die Antiskating-Kraft ein. Sie gleicht die Zugkräfte aus, die beim Plattenabspielen auf die Nadel wirken und sie nach innen ziehen. Zur Einstellung des Antiskatings hat der Rega einen Schieberegler, wir setzen ihn für den Anfang mal auf die höchstmögliche Stufe „2“. Zum Abschluss optimieren wir die Drehgeschwindigkeit des Motors. Dafür legt Scheu eine Stroboskop-Scheibe bei, mit der die genaue Bestimmung der Drehzahl gelingt. Dafür benötigt man nur noch eine übliche Leuchtstoff- oder Glimmlampe, die mit der steckdosenüblichen 50 Hertz-Netzspannung betrieben wird. Mit der Lampe beleuchten wir die auf den Plattenteller aufgelegte und rotierende Scheibe. Wenn ihre Markierungen scheinbar stehenbleiben, ist die exakte Drehzahl erreicht. Fertig!

Als Abtaster ist das MC-System Ortofon Quintet Red montiert, es adelt den Plattenspieler zum Scheu Cello Maxi.

Der Scheu Cello Maxi in der Praxis

Wir haben den Cello mit passenden Spielpartner gepaart: Als Phono-Vorstufe nehmen wir den von uns bereits getesteten Lehmannaudio Decade, als Verstärker den Hegel H360, als Schallwandler den demnächst zum Test anstehenden Zweieinhalb-Wege-Standlautsprecher Audio Physic Classic 15. Nach der gebotenen Einspielzeit fangen wir mit Patricia Barber an und wählen hier das große Erfolgsalbum der Jazzsängerin und Pianistin: „Café Blue“. Hier hat sie den Chat Baker-Klassiker „The Thrill Is Gone“ mit ihrer Begleitband eingespielt – und diese wunderschöne, mit Klavier, Bass und Schlagzeug instrumentierte Interpretation führt mit dem Scheu Cello eher dazu, das der Thrill kommt: Schon der einleitende, sanft von Barber gespielte Klavierakkord flutet unseren Hörraum, die changierenden Klangfarben, die die zahlreichen angeschlagenen Saiten des Klaviers beim Ausklingen erzeugen, sind herrlich nachzuvollziehen. Zugleich setzt der Bassist Michael Arnopol ein, er zupft behutsam die tiefe Saite seines Kontrabasses – doch trotz des knurrig-trockenen Tons, den ein akustischer Tieftöner per se hat, und trotz des zurückhaltenden Anschlags liefert der Bass sofort das Fundament, auf dem fortan diese Ballade akustisch steht. Auch beim Schlagzeug erleben wir diese sofortige Präsenz, obwohl Drummer Mark Walker ganz ruhig mit einem leichten Beckenschlag beginnt, dann nur weich den Besen auf der Snare rührt und auf jede zweite Zählzeit dezent die HiHiat mit der Fußmaschine schließt.

Mit seinen kompakten Maßen passt der Scheu Cello auf jedes Sideboard.

Präsenz, Ansprache und Offenheit

Diese Präsenz und schnelle Ansprache, die der Scheu Cello liefert, fällt uns sofort auf. Dabei sorgt er für eine schöne offene Wiedergabe mit guter Staffelung der Instrumente: Die Drums zwar hinten, aber nicht zu fern, links davor der Bass, rechts daneben das Klavier – und vorne nun endlich Patricia Barber. Sehr gut: Die Sängerin befindet sich zwar vor uns, steht uns dabei aber nicht auf den Füßen, wie wir es schon bei manch anderer Wiedergaben gehört haben. Trotzdem hat Frau Barber uns mit ihrer ungemein warm timbrierten Alt-Stimme gleich eng an sich gezogen: Es ist ein Genuss, ihr beim Räsonieren über den verlorenen Kitzel zuzuhören. Unwillkürlich schließt man die Augen und hört entspannt zu, weil der Scheu Cello mit seiner stressfreien Wiedergabe dazu einlädt. Diese Ruhe hätten wir dem Brettspieler, ehrlich gesagt, nicht zugetraut. Können wir die Performanz noch steigern, indem wir einen noch lockerer sitzenden String verwenden? Wir knüpfen uns einen Alternativ-Riemen, der, über Teller und Pulley gespannt, nun ziemlich wenig Spannung hat – offenbar zu wenig, denn der Motor muss nun hörbar mehr für die Synchronisierung arbeiten. Klanglich erleben wir hingegen keinen Zugewinn. Offenbar haben wir mit unserem ersten String alles richtig gemacht. Soweit die String-Theorie, nun ein wenig Elektronika: Die dänische Sängerin Nanna Øland Fabricius agiert unter dem Künstlernamen Oh Land und liefert uns mit dem Song „Desert Island“ einen elegischen Track, der die skandinavisch-klare Stimme mit einem tollen synthetischen Klang- und Geräuschteppich unterlegt. Hier fällt uns als erstes auf, welch starken Bass der Scheu Cello liefert: Die elektronischen lange gehaltenen Dauer-Tieftöne legen sich mit ihrer satter Kraft merklich auf unsere Ohren. Trotzdem bleiben die zahlreichen darüber gelegten, durch unseren Hörraum huschenden Effekte und die elektronischen Drums dabei ebenso klar wie der weibliche, mehrstimmige Background, der über uns zu schweben scheint, und der Leadgesang von Oh Land, die und von Angesicht zu Angesicht mit ihrer Stimme betört. Auch die nun links auftauchende E-Gitarre hat genau die richtige Brillanz und Drahtigkeit, um sich in dem dichten Klanggefüge durchzusetzen, ohne das Geschehen zu dominieren. Das Auflösungsvermögen des Scheu Cello ist wirklich sehr gut!

Blick in die Buchse: Ihren Boden bildet ein Lagerspiegel aus Teflon, dies ist die Kontaktfläche für die Keramikkugel, die auf dem Inverslager thront.

Stimmliche Verführung

Das eingesetzte MC-System mit seinem elliptischen Schliff holt dabei viel Information aus der Rille. Dieses Abtaster-Upgrade sollte man sich gönnen. Dann ist es aber vorteilhaft, den empfohlenen Abschlusswiderstand dieses Systems nicht zu unterschreiten, weil sonst auch Rauschen und Nebengeräusche stärker übertragen werden. Wir haben beim vielseitigen Lehmannaudio Decade ein wenig mit den Einstellungen gespielt und schließlich mit aktiviertem Ein-Kilohohm-Widerstand ein sehr gutes Ergebnis erzielt. So kehrt noch mehr Ruhe ein. Auch die leichte Reduzierung des Antiskating wirkt sich positiv aus. Und so wird das nun folgende Klassik-Konzert zum Fest. Wir hören das Duett „Il Core Vi Dono“aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Così fan tutte“. Die Mezzosopranistin Eline Denice Risager in der Rolle der Dorabella und der Bariton Thomas Sigh als Guglielmo singen es in Begleitung der LiveStrings unter der Leitung von Jesper Nordin. Insbesondere Sigh liefert hier eine stimmlich eindrucksvolle Vorstellung, kein Wunder, dass er in der Rolle des verkleideten Guglielmo mit seinem zart schmelzenden Gesang die nichts ahnende Dorabella, die Verlobte seines Freundes, bezirzen kann. Wir erleben diese Verführungsszene, als säßen wier bei einer intimen Soirée auf den besten Plätzen: Risager und Sigh stehen wenige Meter vor uns, während das Kammerorchester in gebührendem Abstand begleitet, dabei aber als schön differenzierbarer Klangkörper zu hören ist, bei dem die einzelnen Instrumentengruppen sehr gut zu orten sind. Mit diesem Klassik-Konzert bereitet uns der Scheu Cello den gelungenen Abschluss einer wunderbaren Hörsession.

Der Scheu Cello passt prima in ein modernes Ambiente. Hier spielt er mit der Audio Physic Classic 15 als Schallwandler.

Fazit

Der Scheu Cello Maxi belegt, dass ein Plattenspieler auch mit einem „Keep it simple“-Konzept exzellent klingt, wenn die Konstruktion und die Komponenten stimmen. Das ist beim Cello der Fall: Zarge und Teller dieses Masselaufwerks sind mit dem akustisch günstigen Acryl realisiert, sowohl das ausgezeichnete Lager als auch der feinjustierbare Motor arbeiten präzise, den Rundlauf macht schließlich der String-Antrieb perfekt. Zudem bietet das Laufwerk mit dem Rega RB 202 und dem Ortofon Quintet Red, dass diesen Plattenspieler zum „Cello Maxi“ nobilitiert, eine gut harmonierende Arm-Abtaster-Kombination. Zusammen gibt das einen schlank-kompakten, modern auftretenden Plattenspieler, der zu einem guten Preis eine sehr gute Performance liefert.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 92/95
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: gut

92

91

93

191127 Scheu-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Scheu Analog
Cello Maxi
Produktkategorie:Analog-Laufwerk/Plattenspieler
Preise:- Scheu Analog Cello Maxi (mit Rega RB 202 und Ortofon MC Quintet Red): 2.180,00 Euro
- Scheu Analog Cello Standard (mit Rega RB 202 und Ortofon MM OM 10): 1.875,00 Euro
Garantie:3 Jahre
Ausführungen:Transparent, Schwarz, Blau, Rot und Weiß satiniert
Vertrieb:Scheu Analog, Berin
Tel.: +49 (0) 30 288 328 60
http://www.scheu-analog.de/
Abmessungen (HBT):150 (inklusive Arm) x 425 x 340 mm
Gewicht:- Plattenspieler komplett: 8,0 kg
- Chassis: 4,2 kg
- Teller: 3,8 kg
Prinzip:- Laufwerk: Masse-Prinzip
- Lager: Inverslager
- Antrieb: Riemenantrieb
Tonarm:Rega RB 202 (9 Zoll)
Tonabnehmer:- Scheu Analog Cello Maxi: Ortofon MC Quintet Red
- Scheu Analog Cello Standard: Ortofon MM OM 10
- andere Modelle möglich
Geschwindigkeiten:33 ⅓ und 45 UpM
Lieferumfang:- Laufwerk Scheu Analog Cello
- Teller
- Tonarm Rega 202 RB inkl. Verkabelung + Gegengewicht
- System Ortofon MC Quintet Red bzw. Ortofon MM OM 10
- Netzteil 12V DC / 1.0 A
- String-Rolle mit 200 m Faden
- Stroboskop-Scheibe
- Öl (1 Spritze)
- Bedienungsanleitung
- Baumwollhandschuhe
- Reinigungstuch
Pros und Kontras:+ sehr gut auflösender, präsenter und kraftvoller Klang
+ modernes Design
+ gute Verarbeitung
+ ausgelagertes Netzteil

- Auflagekraft nur mithilfe einer Tonarmwaage einstellbar
- nur ein Fuß höhenverstellbar
Benotung:
Klang (60%):92/95
Praxis (20%):91/95
Ausstattung (20%):93/95
Gesamtnote:92/95
Klasse:Spitzenzklasse
Preis-/Leistunggut

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Audio Physic Classic 15 – Gläserner Mantel, glasklarer Klang

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Audio Physik geht neue Wege: Der Schallwandler-Spezialist präsentiert seine Classic 15 mit einer hochglänzenden Glas-Oberfläche, die dem klassischen Design der Serie einen rasanten Modernitätsschub verleiht. Unsichtbar sind hingegen die pfiffigen Konstruktions- und Know-How-Features, die das Gehäuse und die Chassis frei von Vibrationen halten, damit dieser Zweieinhalb-Wege-Lautsprecher auch klanglich glänzt. Wie das funktioniert, haben wir im Test entdeckt.

Die Classic 15 passt mit ihrer kühlen Glasoptik besonders gut in ein modernes Ambiente, doch sie harmoniert dank ihrer klassisch-schlanken Formgebung ebenso mit einer Einrichtung im Retro-Look.

Glas? Bei diesem Material zucken Audiophile reflexartig zurück: Dieser Werkstoff gilt als kritisch, weil er für Klirren und klangliche Härte sorgt – wenn man ihn nicht zu zähmen weiß. Wie es geht, weiß Manfred Diestertich: Als Chefentwickler zeichnet er seit rund zwanzig Jahren für die audiophilen Schallwandler der Sauerländer verantwortlich, er hat sich dabei intensivst dem Thema Entkopplung gewidmet und ist bei der Classic-Serie der Glas-Bändiger: Für diese Reihe hat Diestertich eine spezielle Gehäusekonstruktion entwickelt, die die optischen Vorzüge der Verglasung inszeniert, die akustischen Kniffeligkeiten aber unter Kontrolle hat.

Die Echtglas-Verkleidung sorgt einen durchgängig perfekten Hochglanzeffekt-Effekt.

Verglaster Spezial-Aufbau

Die Bändigung des Glases gelingt durch einen Sandwich-Aufbau des Gehäuses: Der Kern besteht aus einem MDF-Korpus, der mit zwölf Millimeter Materialstärke und durch seine inneren Verstrebungen für die Robustheit und Resonanzfreiheit bürgt. Dieser Kern wird nun mit Glasscheiben beplankt – doch was sich hier so schnöde-einfach liest, hat Diestertich einige Zeit des Ausprobierens und Optimierens gekostet. Dann war die beste Lösung erreicht: Die Korpusränder werden mit einem dicken, doppelseitigen Spezial-Klebeband versehen, auch innerhalb der Fläche werden einige Streifen appliziert. Das Klebeband sorgt für einen definierten Abstand der Glasscheibe, so dass ein Zwischenraum entsteht. Wie bei einer Raum-in Raum-Lösung oder einer Doppelverglasung bei Fenstern dient die dazwischen befindliche Luft nun als Schallisolator. Zudem ist das Klebeband dauerelastisch, wodurch es Vibrationen absorbiert. Ebenso elastisch sind die nun zusätzlich aufgebrachten Fixierungspunkte, die auch zur Beruhigung der Glasscheibe beitragen. Hier hat Manfred Diestertich in etlichen Hörsessions die akustisch optimalen Orte für die Klebepunkte ermittelt. Zum Finale kommt die Verglasung des Gehäuses: Die sorgsam geschliffenen und sauberst gefasten Paneele werden behutsam auf Front, Wangen und Oberseite aufgelegt und sanft angepresst. Bei diesen Scheiben handelt es sich Echtglas, das von der Innenseite lackiert ist – so wird der spezielle High Gloss-Effekt erzielt, der Farbigkeit und Glanz kombiniert und zudem eine perfekt ebene Oberfläche ermöglicht. Durch diese Verfahren sind theoretisch verschiedenste Farbtöne möglich, in der Praxis bietet Audio Physic die Classic 15 erst mal in den Farben Schwarz, Weiß, Rot, Anthrazit, Silbergrau und Perlweiß an. Dabei gibt es eine Konstante: Der obere Frontbereich, in dem die Chassis sitzen, ist immer in Schwarz gehalten.

Die Glasplatten sind mit einer feinen Fase versehen. Dieser Schliff sorgt im Design für eine noch größere optische Geschmeidigkeit und trägt zu der hochwertigen Anmutung der Classic 15 bei.

Schlanke Eleganz

Die Glasoptik sorgt dafür, dass die Classic 15 eine moderne, leicht kühle Anmutung besitzt und sich deshalb besonders gut in ein modern eingerichtetes Ambiente passt. Die Verglasung unterstreicht zudem die schlanke Eleganz dieses Schallwandlers. Mit den einer Höhe von knapp einem Meter, einer Breite von gerade mal 17 Zentimetern und einer Tiefe von 24 Zentimetern ist die Classic 15 eine grazile Klangsäule. Deshalb sorgt ein Sockel aus schwarz lackiertem MDF für den sicheren Stand. Mit ihm erweitert sich die Grundflächen auf 21 mal 30 Zentimeter. Unter diesen Sockel werden die mitgelieferten Spikes geschraubt, die für eine definierte Ankopplung an den Boden sorgen. Der Sockel erfüllt noch eine zweite Funktion: Er ist Teil der Bassreflexabstimmung, welche die zierliche Classic 15 zu einem ziemlich unzierlichen Bass verhilft. Der Korpus über dem Sockel wird deshalb durch vier Abstandhalter auf Distanz gehalten, damit hier Luft zirkulieren kann. Denn auf der Gehäuseunterseite dient ein schlitzartiger Kamin als Bassreflex-Port. Die hier austretende Luft trifft auf den Sockel auf und wird nun zu allen Seiten in den Raum abgeleitet. Dadurch erreicht die Classic 15 eine gleichmäßigere Tiefton-Abstrahlung.

Die obere, stets schwarze Hälfte der Front ist abnehmbar. Nun bekommt man einen Eindruck von dem Sandwich-Aufbau des Gehäuses.

Seidenkalotte für luftige Höhen

Die hautsächliche Schallabstrahlung übernehmen aber natürlich die Chassis auf der Front. Sie sind für die gesamte Classic-Serie neu entwickelt worden. Dies beginnt schon beim Hochtöner. Hier kommt eine 22-Millimeter-Kalotte aus Kunstseide zum Einsatz. Ihre Robustheit erlaubt einen kräftigen Antrieb, eine aufwändige Belüftung sorgt dafür, dass die dabei anfallende Wärme abgeführt wird und der Tweeter stabile Arbeitsbedingungen hat. Das dankt er mit einer linearen und impulstreuen Wandlungsfähigkeit bis hin zu beachtlichen 30 Kilohertz, was einen eine luftig-leichte Wiedergabe verspricht. Zur Optimierung des Abstrahlverhaltens ist diese Kalotte von einem kleinen Hornvorsatz eingefasst. Er dient als Schallführung und lenkt somit sanft die Höhen, sodass sie nicht in Konflikt mit den daran ankoppelnden Mitten geraten. Dadurch erzielt die Classic 15 eine größere akustische Präzision. Doch weshalb ist dieses Horn nun von einem aufgeklebten Filzring umgeben? Dies ist wieder eine Diestertich-Dämpfung: Der Filz verhindert die akustische Anregung der schwarzen Glasscheibe, die die Chassis der Classic 15 einfasst. Diese Schallwandler sind paarweise gematched, also auf gleiches Wiedergabeverhalten hin selektiert. Dies ist insbesondere beim Hochton wichtig, nur so kann das Classic 15-Paar, in das die Tweeter eingesetzt wird, eine homogene Wiedergabe bieten.

Der Hochtöner ist als Kalotte aus Kunstseide realisiert. Die ihn umgebende hornartige Mulde dient der Schallführung, der einfassende Filzring verhindert eine mechanische Schwingungsanregung der vorgesetzten schwarzen Glasplatte.

Herkulanischer Mitteltieftöner

Nagelneu sind auch die beiden Chassis, die sich um die Mitten und Bässe kümmern. Den härteren Job hat dabei der obere Speaker: Er agiert als Mitteltieftöner und ist somit für alle Frequenzen zuständig, die unterhalb des Hochtöner-Arbeitsbereiches von 3.000 Hertz liegen. Dafür besitzt er eine hochrobuste 15-Zentimeter-Mebran aus einem gewebtem Glasfaser-Material. Durch die Verwebung des leichten Materials wird eine große Verwindungsresistenz bei geringem Gewicht erreicht. Zudem besitzt dieser Konus eine hohe innere Dämpfung, so dass es auf der Membranfläche keine Areale gibt, die zu partiellen Resonanzen neigen – selbst bei hohen Pegeln. Damit der Mitteltieftöner seine Herkulesarbeit ohne Hitzeschlag leisten kann, besitzt er einen Phase Plug als Wärmeableitung. Dies ist der leicht konische, schwarze Metall-Zylinder, der im Zentrum des Konus sitzt. Er vermeidet eine zu starke Erwärmung, die die elektrischen und magnetischen Eigenschaften des Speakers verändern würde, was Verzerrungen im Klangbild zur Folge hätte. Die konische Form des Phase Plug soll dabei für eine optimale Schallabstrahlung bürgen, außerdem zur Vermeidung von Kompressionseffekten beitragen und Verzerrungen im Mittenbereich, für den das menschliche Ohr besonders empfindlich ist, minimieren.

Der Mitteltieftöner leistet die meiste Arbeit, deshalb besitzt er zur Wärmeableitung einen Phase Plug. Für den sicheren Sitz des Speakers und zur Vibrationsvermeidung werden seine Befestigungsschrauben im Gehäuse von Neopren-Dübeln aufgenommen.

Diestertichs Delikatessen: Spezialsicke und Doppelkorb

Der Mitteltieftöner bekommt für die Schallwandlung der tiefen Frequenzen ab 500 Hertz abwärts Verstärkung: Ab hier spielt der darunter sitzenden Tieftöner mit. Zusammen sorgen die beiden Chassis dafür, dass die Classic 15 bis 38 Hertz runter kraftvollen spielt. Im Verbund mit dem Hochtöner agieren zwar insgesamt drei Chassis, durch die Aufgabenteilung der beiden unteren Speaker spricht man aber von einer Zweieinhalb-Wege-Schallwandlung. Die beiden Konus-Lautsprecher sind dabei bis auf den Phase Plug sehr ähnlich aufgebaut. Sie besitzen die gleiche Sicken-Konstruktion, die so aufwändig ist, dass die Chassis-Fertigung einen Ping-Pong-Prozess zwischen China und Deutschland nötig macht, weil nur hierzulande das nötige Know-How für die Sickenmontage sitzt. Zudem sind beide Chassis mit einer besonderen Doppelkorb-Konstruktion ausgestattet, die erstmals in der Classic-Serie eingesetzt wird. Normalerweise besitzt ein Lautsprecherchassis einen Korb, er trägt alle Komponenten, sowohl den starren Magnetantrieb als auch die schwingende Membran, die mitschwingende Zentrierung samt Spule sowie die vibrierende Sicke samt Einfassung. Zugleich ist der Korb die Kontaktstelle zum Boxengehäuse – und damit potenzieller Überträger von Schwingungen, die das Chassis erzeugt. Diese Vibrationen hat Manfred Diestertich nun durch den ausgeklügelten Doppelkorb stillgelegt: Der innere Korb reduziert mit seinen exzellenten Dämpfungseigenschaften die Weiterleitung der Schwingungen, der aus Aluminiumdruckguss bestehende äußere Korb sorgt für die Stabilität des Gesamtgebildes. Die gemeinsame Kontaktfläche der beiden Körben beschränkt sich dabei auf einen schmalen Ring. Die Entkopplung von Chassis und Gehäuse geht aber noch weiter: Der Doppelkorb ist nicht einfach in den Boxenkorpus eingeschraubt, stattdessen finden die Schrauben in Kunststoff-Hülsen halt, dies erschwert abermals die Übertragung von Vibrationen auf das Gehäuse.

Der Tieftöner ist wie der Mitteltieftöner mit einer Membran aus verwobener Glasfaser ausgerüstet. Die fühlbare Struktur des Gewebes bewirkt eine große Stabilität und Steifigkeit der Membran.

Hoher Fertigungsaufwand, herausragende Verarbeitung

All diese Maßnahmen zeugen von einem großen Know How-Einsatz und einem immensen Fertigungsaufwand – und wer die Classic 15 intensiv inspiziert, entdeckt eine makellose, absolut saubere Verarbeitungsqualität. Davon zeugt auch die Rückseite: Die Classic 15 ist mit exquisiten Lautsprecherklemmen ausgestattet, den nextgen von WBT. Sie bestehen vor allem aus Kunststoff – gemäß dem WBT-Credo, dass eine geringe Metallmasse die Klangbeeinflussung minimiert. Nur an den wirklich notwendigen Kontaktflächen zur Signalübertragung kommen nun entweder Feinsilber oder, wie hier, reines Kupfer zum Zuge. Die Klemmen arbeiten, wenn blanke Litze oder ein Kabelschuh eingeführt wird, materialschonend: Sie geben eine Art Ratschen-Geräusch von sich und bieten eine leichten Widerstand, wenn beim Anziehen ein ausreichend hoher Anpressdruck erreicht ist – gemäß der zweiten WBT-Erkenntnis, dass ein maximaler Druck nicht besser ist, sondern nur schädlich für die Materialoberflächen. Hinter den Klemmen geht es mit dem Aufwand weiter: Im Inneren der Classic 15, bei der Frequenzweichen-Platine, kommt Kupferschaum zum Zuge – ein eigentlich völlig HiFi-fremdes Material, mit dem Diestertich experimentiert hat und das nun im Signalweg der Weiche laut dem Chefentwickler eine signifikante klangliche Verbesserung bewirkt. So wie bei der Weiche werden im Briloner Werk an den meisten Teilen, die in die Lautsprecher eingebaut werden, noch Modifikationen vorgenommen. Der von Audio Physic verwendete Wahlspruch „Handcrafted in Germany“ ist also keine hohle Phrase, und die lange Garantie zeugt von dem berechtigen Stolz auf die Güte der eigenen Produkte.

Die Klemmen sind hochwertige nextgen von WBT. Die Classic 15 ist auf ein Paar dieser Anschlüsse beschränkt: Die Erfahrung hat Audio Physic gezeigt, dass die meisten Käufer auf den Single Wire-Betrieb setzen, also nur einen Verstärker und pro Box ein Lautsprecherkabel verwenden. Darum verzichten die Briloner auf einen unnötige Kosten verursachenden, aber auch klangverschlechternd wirkenden Klemmen- und Brückenüberschuss.

Die Audio Physic Classic 15 in der Praxis

Die Aufstellung der Schallwandler ist leicht, denn die Anleitung von Audio Physic erklärt vorbildlich, wie man das beste Ergebnis erzielt. Wir haben die Lautsprecher in einem Abstand von rund 2,20 Metern zueinander aufgestellt, zum Sofa sind es etwa 2,30 Meter Distanz. Die Boxen haben wir leicht zum Hörplatz hin eingewickelt, noch zwei kleine Korrekturen, dann ist die Abbildung optimal. Zur Ausrichtung haben wir „Move To The Grove“ von der Blues Company gewählt, diesen Song nehmen wir auch gleich als ersten Test-Track, denn er besitzt alles, was wir zum Ausloten der Fähigkeiten der Classic 15 brauchen. Die Band hat den Song live eingespielt, was wir an wenigen Sekunden Applaus merken – aber die reichen, um uns schon das Konzertfeeling zu geben, und mit dem Einsatz der Band ist klar, dass wir ganz nah vor der Bühne stehen. Direkt vor uns passiert viel, denn die Company ist groß besetzt: Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren, volle Bläsersektion, dazu mehrere Backgroundsängerinnen, die den Bandleader, Sänger und Gitarristen Todor „Tosho“ Todorovic unterstützen. Die Classic 15 weiß die Musikermenge blendend zu differenzieren und zu positionieren: Die Rhythmussektion hinten, die Gitarren weiter vorn und seitlich rahmend, der Background hingegen ziemlich weit vorn, nahe bei Sänger Tosho. Obwohl das musikalische Geschehen dicht und vielschichtig instrumentiert ist, sind alle Instrumenten und Stimmen glasklar herauszuhören.

Die Classic 15 löst das Motto des der Briloner, das auf dem Firmenemblem verewigt ist, im Hörtest ein.

Es groovt wie Hölle

À propos Glas: Die akustische Härte ihrer Hülle ist der Classic 15 überhaupt nicht anzumerken, die Dämpfungs- und Entkopplungsmaßnahmen haben sich gelohnt. Die Classic 15 klingt ausgewogen, besitzt dabei durch den agilen Hochtöner eine schöne Offenheit und Auflösung. So verlassen wir mit geschlossenen Augen unseren Testraum und tauchen in die Atmosphäre des Mainzer SWR-Funkhauses ein, wo die Company „Move To The Groove“ mitgeschnitten hat. Der Song ist eigentlich eine musizierte Anleitung, was ein guter Song braucht, um unwiderstehlich zu sein und die Körper der Zuhörer in Bewegung zu versetzen. Zugleich zeigt die Nummer, ob die Schallwandler das auch umsetzen können. Ein Löffel Rhythmus – ja, die Blues Company groovt wie Hölle, und die Classic 15 hat uns schon längst zum Fußwippen und Kopfnicken gebracht. Einen Becher Timing – jawohl, die Band spielt auf den Punkt, und die Classic 15 bildet dies präzise ab. Neben dem flotten Hochtöner arbeiten auch die beiden Konus-Chassis sehr impulstreu. Dazu agieren die Chassis als akustisches Team, so dass die Wiedergabe wie aus einem Guss klingt. Weiter im Groove-Rezept: Es braucht eine große, fette Bassdrum und einen tiefen, rollenden Bass. So bekommt bei dem Auftritt nun die Rhythmussektion die Gelegenheit zu kurzen Soloeinlagen – und die Classic 15 die Möglichkeit, ihre Dynamik und ihr Tieftonvermögen zu beweisen. Auch hier lässt sie kaum Wünsche offen, trotz des für eine Standbox relativ kleinen Gehäusevolumens bietet die Classic 15 einen richtig vollen, satten Bass und demonstriert ihre Kraft mit ordentlichem Punch, insbesondere bei dem zwischenzeitlichen Trommel-Feuerwerk. Das alles begleiten die Gitarren mit einem wunderbar drahtigen, funkig-bluesigen Sound, so dass wir am Ende des Songs mit einem Grinsen auf dem Sofa sitzen und auf „Repeat“ drücken.

Die Glasfläche unseres Testmodells ist innseitig Silbergrau lackiert, dieser leicht funkelnde Farbton sorgt für eine besondere Brillanz.

Klang-Upgrade durch Fuß-Austausch

Doch bevor wir uns den Spaß noch einmal gönnen, betreiben wir ein wenig Tuning, denn das akustische Potenzial der Classic 15 lässt sich noch weiter ausreizen. Wir schrauben dafür statt der mitgelieferten Spikes die optional erhältlichen Standfüße VCF II M8 Magnetic unter die Sockel der Lautsprecher. VCF bedeutet „Vibration Control Foot“ – und das beschreibt exakt die Tätigkeit dieser Füße: Sie reduzieren die Schwingungsübertragung und sorgen für eine Entkopplung der Classic 15 vom Untergrund. Das bewirkt ein Sandwich aus zwei Neodym-Magneten mit einer dazwischen eingespannten SSC-Spezialgewebe-Konstruktion. SSC ist das Kürzel für „String Suspension Concept“. Darunter versteht man eine spezielle Seiltechnik, sie bewirkt im Wesentlichen den Entkopplungseffekt der Füße. Die Wirkung dieser Füße haben wir bereits in unsrem Test der Audio Physic Classic 8 erlebt, und auch diesmal ist der Effekt verblüffend: Es scheint, als hätten wir die Lautstärke leicht angehoben, dabei haben wir am Pegel unsers Verstärkers Hegel H360 nichts verändert. Dazu erscheint das ganze Geschehen nun noch ein wenig frischer – das optische Pendant wäre ein Blick durch eine frisch geputzte Glasscheibe. Details sind deutlicher, etwa das sauber-akzentuierte Hi Hat-Spiel von Schlagzeuger Florian Schaube oder die Saitenarbeit von Gitarrist Mike Titre, die nun mehr Drive hat und für ein intensiveres Funk-Feeling des Songs sorgt. Zudem ist der Bass konturierter, dadurch wirkt er noch kräftiger, ganz so, als hätte Arnold Ogrodnik nun die Saiten etwas stärker angeschlagen. Mit dem Einsatz des Gesangs kommt dann das nächste Staunen: Tosho erscheint uns jetzt noch präsenter, noch zugewandter – und offenkundig hat er einen Schritt auf uns zu getan. Auch die beiden Background-Sängerinnen haben an Gegenwärtigkeit und Nähe gewonnen, wir hören in ihren Gesangssätzen nun stimmliche Feinheiten, die wir vorher schlicht nicht wahrgenommen haben. Im Ganzen hat die Wiedergabe an Präzision und Auflösung gewonnen.

Zwischen Korpus und Sockel sitzen Abstandhalter. Sie lassen das Gehäuse der Classic 15 scheinbar schweben. Akustisch ist die Distanz nötig, damit die Luft durch den Bassreflex-Schlitz auf der Korpusunterseite strömen kann. Unter den Sockel sind hier statt der Standard-Spikes die optionalen VCF II M8 Magnetic-Standfüße geschraubt.

Classic 15 versus Classic 12: hörbares Holz

Wir haben vorhin davon gesprochen, dass die Glasverkleidung der Classic 15 bei der Wiedergabe keine negativen Härten im Klang verursacht. Der vibrationsdämpfende Sandwich-Aufbau neutralisiert die akustischen Eigenschaften des Glases. Nun hat die Classic 15 in der Classic Line von Audio Physic eine enge Verwandte: die Classic 12. Sie besitzt die gleiche Grundkonstruktion, die gleichen Maße, die gleiche Bestückung – doch bis auf verglaste Front ist ihr MDF-Korpus rundherum mit Echtholfzurnier bekleidet – ohne darunterliegenden Sandwich-Aufbau. Da stellt sich natürlich die Frage: Ist der Unterschied hörbar? Wir haben uns zur Beantwortung beide Versionen in den Testraum geholt, und damit sie die gleichen Voraussetzungen haben, ist auch die Classic 12 auf den VCF-Standfüßen gelagert. Weil wir die Blues Company so gut im Ohr haben, machen wir mit „Move To The Grove“ weiter – und wirklich: Mit der holzverkleideten Classic 15 klingt es anders. Der Gesamtklang hat ein Mehr an Wärme, vor allem der Bass ist etwas weicher und breiter. Mhhh… das hat auch was, aber die verglaste Classic 15 wirkt einen Tick vitaler, vielleicht auch etwas analytischer, was uns im direkten Vergleich besser gefällt. Das ist natürlich Geschmackssache – und mitunter eine Frage der Musik. Wir haben als Kontrastprogramm nun Klassik aufgelegt, Jaap van Zweden dirigiert das Netherlands Radio Philharmonic Orchestra durch den ersten Satz aus Anton Bruckners Vierten Sinfonie. Diesen romantisch-schwelgerischen Kopfsatz mit seinen Naturschilderungen erleben wir mit der Classic 12 in einer schöneren Wiedergabe: Die Hörner klingen erdiger, die Geigen besitzen mehr Schmelz, die Kontrabässe etwas mehr Körper. Dabei bieten beide Lautsprecher-Varianten einen sehr guten Über-und Durchblick, denn in punkto Auflösungsfähigkeit und Detailreichtum agieren beide Versionen mit der gleichen Bravour. Die Classic 15 bietet den Klang aber pur, die Classic 12 hingegen mit einer wärmenden Note ihrer Verkleidung – das Holz ist hörbar.

Hier der „Gegenspieler“ der Classic 15: die in Echtholz gekleidete Audio Physic Classic 12.

Fazit

Mit der Classic 15 beweist Audio Physic eindrucksvoll, dass auch hochkritische Materialien handhabbar sind: Dieser Standlautsprecher glänzt optisch mit seiner gläsernen Hülle, die klanglichen Härte des Materials wurde aber mit viel Know How neutralisiert. Wesentlich dafür ist der Sandwich-Aufbau des Gehäuses, der die Oberfläche vom Korpus quasi akustisch entkoppelt. Wie wirksam diese Konstruktion ist, zeigt der Vergleich mit der holzverkleideten, nichtentkoppelten, aber ansonsten baugleichen Classic 12, die dadurch ein wenig wärmer und weicher klingt. Als Zweieinhalb-Wege-Lautsprecher gelingt der Classic 15 eine glasklare, offene und detailreiche Wiedergabe, die Chassis agieren präzise und mit gutem Timing. Das zahlt sich auch in der satten Basswiedergabe aus, trotz des schlanken Gehäuses liefert die Classic 15, auch dank der Bassreflexabstimmung, einen vollen Tiefton. So glänzt die Classic 15 optisch und akustisch – und bei der sichtbar hohen Material- und Fertigungsqualität brilliert sie auch mit einem exzellenten Preis-/Leistungsverhältnis.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Gesamtnote: 92/95
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: exzellent

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93

191204.Audio Physic-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Audio Physic
Classic 15
Produktkategorie:Standlautsprecher
Preis:ab 2.790,00 Euro / Paar
Garantie:- 5 Jahre ohne Registrierung
- 10 Jahre mit Registrierung
Ausführungen:Schwarz (Glas), Weiß (Glas), Rot, (Glas) Anthrazit (Glas), Silbergrau (Glas), Perlweiß (Glas)
Vertrieb:Audio Physic GmbH, Brilon
Tel.: +49 2961 961 70
www.audiophysic.com
Abmessungen (HBT):- 990 x 210 x 300 mm (mit Sockel)
- 960 x 170 x 240 mm (ohne Sockel)
Gewicht:16,4 kg / Stück
Bauart:2,5-Wege, Bassreflex
Impedanz:4 Ohm
Hochtöner:1 x 22 mm Kalotte (Kunstseiden-Membran)
Mitteltieftöner:1 x 150 mm Konus (Glasfasergewebe-Membran)
Tieftöner:1 x 150 mm Konus (Glasfasergewebe-Membran)
Frequenzbereich:38 Hz - 30 kHz (Herstellerangabe)
Trennfrequenzen:500 Hz / 3 kHz
Wirkungsgrad:89 dB (Herstellerangabe)
Empfohlene Verstärkerleistung:20-120 W
Lieferumfang:- Audio Physic Classic 15
- Spikes mit Überwurfmuttern
- Urkunde mit Bestätigung der Fertigungskontrolle und der akustischen Prüfung
- Bedienungsanleitung (Deutsch)
Optionales Zubehör:- VCF II M8 Magnetic (Standfüße), 699,00 Euro / 8 Stk.
Pros und Contras:+ schlankes, modernes Glas-Design
+ offene, detailreiche, dynamische Wiedergabe
+ gute räumliche Abbildung
+ kräftiger Bass
+ ausgezeichnete Verarbeitung
+ instruktive Bedienungsanleitung

- ein Paar Klemmen erlaubt ausschließlich Single-Wiring-Betrieb (Bi-Wiring-Terminal gegen Aufpreis möglich)
Benotung:
Klang (60%):92/95
Praxis (20%):93/95
Ausstattung (20%):93/95
Gesamtnote:92/95
Klasse:Spitzenklasse
Preis-/Leistungexzellent

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