Um sich aus der Masse der angebotenen Stereo-Lautsprecher hervorzutun, muss man sich etwas einfallen lassen. Die tschechisch/italienische Marke Xavian verbindet attraktive Preise mit gutem Klang, stilsicherem Design, hochwertigen Materialien und hervorragender Verarbeitung. Ein vielversprechender Ansatz. Wir haben uns den kleinsten der feinen Echtholz-Lautsprecher genauer angesehen und angehört.

Die Xavian Joy im Fokus: Hochwertiger verarbeitet kann ein Lautsprecher kaum sein.
Dass Lautsprecher irgendwie aus Holz sind, ist üblich. Meist sind es Faserplatten wie MDF, HDF und Konsorten, die industriell hergestellt und letztlich leicht verarbeitet werden können. Sie werden lackiert oder furniert, um dem einheitlichen Mittelbraun eine ansehnlichere Oberfläche zu verleihen. Anschließend werden sämtliche Formteile zu einem Gehäuse zusammengesetzt. Lautsprecher aus echtem Vollholz hingegen sind selbst im höheren Preissegment eher die Ausnahme. Genau solche Ausnahmen gibt es vom tschechisch/italienischen Hersteller Xavian. Einer Marke, die liebevoll designte und stattlich bestückte Echtholz-Lautsprecher zu erfreulich moderaten Preisen anbietet, wovon wir uns in unserem Test der Xavian Piccola ja bereits überzeugen konnten. Nachdem wir uns bereits auf den Norddeutschen HiFi-Tagen einen Eindruck von der Klangqualität des deutlich kleineren Regallautsprechers Joy machen durften, haben wir sofort ein Pärchen dieser exzellent verarbeiteten Zwei-Wege-Monitore zu Test geordert.

Sanfte Rundungen, blitzsaubere Übergänge: Verarbeitungstechnisch macht der Xavian Joy so schnell niemand etwas vor.
Wer ist Xavian?
Die Wurzeln der hierzulande noch recht unbekannten Marke reichen zurück bis in die 1980er Jahre. Und zwar nach Italien, dort begann der Firmengründer Roberto Barletta noch während seiner Schulzeit mit der Entwicklung der ersten Lautsprecher. Im Jahr 1994 zog es ihn dann mit seiner Firma in die Nähe der tschechischen Hauptstadt Prag. Das stilvolle italienische Design, das seine Produkte schon damals auszeichnete, hat er dabei in die neue Heimat mitgenommen. In der Gegenwart angekommen – also gut 20 Jahre später – hat das Unternehmen den Status eines Ein-Mann-Betriebs längst hinter sich gelassen. Heute fertigt Xavian eine ganze Reihe Lautsprecher, die über die Grenzen Europas hinaus erhältlich sind. Der hauseigenen Philosophie und dem hochwertigen Anspruch folgend, werden sämtliche Schallwandler selbstverständlich weiter von Hand hergestellt, wobei die Qualitätssicherung weiterhin in der Verantwortung des Firmengründers Roberto Barlettas liegt.

Mitgedacht: Xavian spendiert seiner Joy eine integrierte Vorrichtung, um sie an der Wand zu betreiben. Folgerichtig wurde auch das Anschlussfeld vertieft ins Gehäuse eingelassen.
Design meets Technik
Die Entstehung der Joy ist dem Erfolg einiger größerer und kleinerer Schwester-Modelle zu verdanken. Die Joy schließt die Lücke zwischen der exquisiten und hochpreisigeren Perla und des Einstiegsmodells Bonbonus, sie soll das hochwertige Design der Großen mit der Simplizität der Kleinen verbinden – das Beste aus beiden Welten also zusammenbringen. Solche Kombinationen können gut gehen oder auch scheitern, sobald der Fokus auf das Wesentliche verloren geht. Im Falle der Xavian Joy scheint die Verbindung beide Serien aber in jedem Detail gelungen.
Bereits mit Lieferung des recht kleinen Kartons verrät die Joy ihren Qualitätsanspruch, im genauen Gegensatz zum üblichen Eindruck ist der Karton nämlich deutlich schwerer als erwartet. Knapp sieben Kilo wiegt jeder der beiden kleinen Schallwandler. Das klingt nicht nach viel, ist gemessen an der kompakten Bauform dennoch beachtlich, die Joy ist mit einer Gesamthöhe von gut 30 Zentimetern auf einer Grundfläche von 17 mal 22 Zentimetern ein prototypischer Kompaktlautsprecher. Damit eignen sie sich besonders für den Einsatz in kleineren Räumen, in die sich die HiFi-Anlage eher unauffällig integrieren soll, statt sie zu dominieren. Sie komplett im Hintergrund verschwinden zu lassen bzw. sie zu verstecken, dafür ist die Joy aber viel zu schade. Wie gesagt, sie besteht aus hochwertigsten Materialien und ist exzellent verarbeitet, der hohe Anspruch an Design und Fertigungsqualität lässt sich selbst von unerfahrenen HiFi-Einsteigern sofort erkennen. Auf den ersten Blick scheint das Gehäuse in seiner dunklen Farbvariante „Cognac“ in Gänze aus einem Baumstamm geschnitzt zu sein. Selbst bei genaustem Hinsehen sind kaum Übergänge, beispielsweise zwischen Deckel und Seitenwand, erkennbar. Sogar die deutlich sichtbare Maserung im Holz scheint unterbrechungsfrei einmal Rund um den Lautsprecher zu verlaufen. Die großzügig abgerundeten Kanten lassen die Joy dabei eher organisch als technisch wirken. Im resolut reduzierten Design der Lautsprecher ist allein die feine Nut, mit der sich die Front vom Gehäuse absetzt, als kleines Detail zu nennen. Darüber hinaus ist höchstens das Fehlen einer anderen Einzelheit nennenswert, vornehm und zurückhaltend verzichtet Xavian nämlich auf ein Herstellerlogo auf der Front des Lautsprechers. Damit wäre sie vermutlich aber auch zu überladen gewesen, auf der begrenzten Fläche tummeln sich bereits die beiden Chassis und zwei kleine Bass-Reflex-Öffnungen. Letztere sind auf die Vorderseite der Lautsprecher gewandert, um die wandnahe Aufstellung bzw. die direkte Wandmontage zu ermöglichen, ohne ihnen die Luft abzuschneiden. Direkt über den beiden Beatmungslöchern findet sich der Grund dafür: Das 150 Millimeter messende AudioBarletta Tief-Mittelton-Chassis, das speziell für Xavian-Lautsprecher entwickelt und hergestellt wird. Es ist für alle Schallanteile bis zu einer Frequenz von 3.500 Hertz zuständig, bevor die Wiedergabe an die darüber positionierte AudioBarletta Seiden-Kalotte übergeben wird, die dann die Hochtonreproduktion bis 20.000 Hertz beisteuert. Beide Chassis sind sauber in die Front eingelassen und schließen in alle Richtungen bündig ab. Falls die Technik aber trotz perfekter Passungen versteckt werden soll, geschieht das über zum Lieferumfang gehörige Abdeckungen, die magnetisch am Lautsprecher haften. Unschöne, sichtbare Befestigungen bzw. Löcher sucht man bei der Joy somit also vergeblich. Sehr gut! Bleibt noch die Rückseite: Dort befindet sich auf etwa zwei Dritteln der Höhe etwas, das entfernt nach einer Art Flaschenöffner ausschaut. Bei genauerem Hinsehen wird dann klar, hierbei handelt es sich natürlich um eine Befestigungsöse mit der die Joy, wie bereits angedeutet, an die Wand gehängt werden kann. Im unteren Drittel thront das Anschlussterminal, an dem sich erneut der Designanspruch des Herstellers erkennen lässt. Statt schnöder Schraubklemmen docken die Kabel, die idealerweise über Bananenstecker verfügen sollten, an zwei vergoldeten Buchsen an, die in einer kreisrunden Aussparung vertieft in das Gehäuse eingelassen sind. Das ist funktionell und sieht auch noch ganz schön edel aus. Mittig zwischen Anschlussfeld und Wandhalter sind das Xavian-Logo und der Joy-Schriftzug direkt in das Holz gefräst. Das hab ich so woanders noch nicht gesehen – gefällt mir ziemlich gut!

Der von Roberto Barletta selbst entwickelte Tiefmitteltöner sitzt bündig im Echtholzgehäuse. Direkt darunter sind die beiden Bassreflexports platziert. Clever, denn so lassen sich die beidne kompakten Zweiwegler wandnah platzieren.
Aufstellung & Ausrichtung
Widmen wir uns der Aufstellung und zugleich dem einzigen kleinen Kritikpunkt: Der Bedienungsanleitung. Diese zeigt sich als nicht besonders gut übersetzt und beinhaltet nur spärliche Informationen. Ein echter Beinbruch ist das nicht, das Wichtigste ist schon irgendwo im Netz bzw. in diesem Artikel zu finden und viel gibt es bei der Aufstellung von Kompaktlautsprechern auch eigentlich nicht zu beachten. Anders als Standlautsprecher gehören kleinere Boxen tendenziell näher an die Rückwand positioniert, besonders wenn sie – wie die Joy – für die Wandmontage vorgesehen sind. Durch die Platzierung nahe der Rückwand intensiviert sich die Basswiedergabe. Das kommt Kompaktlautsprechern eigentlich immer zu Gute. Der Abstand der Lautsprecher zueinander sollte etwa dem Abstand zum Hörplatz betragen, „Gleichseitiges Dreieck“ sagt der Mathelehrer dazu. Ein fester Stand bzw. eine feste Aufhängung, die Positionierung etwa auf Ohrhöhe und eine leichte Einwinklung auf den Hörplatz verstehen sich von selbst. Nun noch das Kabel anstecken und schon steht dem Hörvergnügen nichts mehr im Wege.

In unserem Hörtest erwies sich die leicht auf den Hörplatz gerichtete Aufstellung als ideal.
Geradeheraus und schnell
Die hübsche Xavian Joy weiß vom ersten Ton an mit ihrer erwachsenen Wiedergabe zu gefallen, die sofort den Klang eines deutlich größeren Lautsprechers suggeriert. Tatsächlich habe ich während meiner Testphase zwischenzeitlich einmal vergessen welcher Lautsprecher gerade angeschlossen ist. Eigentlich war ich mir sogar sicher, dass aktuell meine größeren Standlautsprecher spielen, doch es war die Joy. So eine Verwechslung kommt natürlich nur bei niedriger Zimmerlautstärke zustande, noch bevor ein Standlautsprecher seine Stärken in Sachen Pegelreserven und Tiefgang voll ausspielen kann. Dadurch wird diese Verwechslung aber nicht weniger beeindruckend, auch die Joy überzeugt durch ein solides, konturiertes Bassfundament, das dem Lautsprecher angesichts seiner kompakten Abmessungen tatsächlich sehr gut steht. So richtig glänzen tut sie bereits im Grundtonbereich, dort spielt die Joy die Stärken des vergleichsweise kleinen Tiefmitteltöners aus: Schnelligkeit und Akkuratesse. Dabei werden sämtliche Instrumente und Stimmen detailliert und sauber voneinander getrennt wiedergegeben. Das passt besonders gut zu handgemachter, akustischer Musik wie auf den frühen Alben des Nobelpreis-Gewinners Bob Dylan, als er noch der einsame Mann mit Gitarre war. Sie beinhalten Tracks, die viele Details ans Ohr bringen, über „normale Boxen“ aber auch unglaublich langweilig klingen können. Letzteres ist hier nicht der Fall, wie die Tatsache beweist, dass ich mich nun über einen längeren, ungeplanten Zeitraum mit besagten Aufnahmen beschäftige und immer wieder neue Einzelheiten entdecke. Ihre Qualitäten als Feingeister bedeuten jedoch keinesfalls, dass die Joy die Reproduktion lauterer und aufwändigerer Tracks weniger gut beherrscht. Im Gegenteil, Frank Zappas einzigartige Live-Album-Serie „You Can´t Do That On Stage Anymore“ präsentiert die kleine Xavian nämlich ebenso eindrucksvoll und mitreißend, wenn auch nicht in Konzertlautstärke. Eine wahre Freude ist die Darstellung der gut sortierten Bühne. Zu verdanken ist das dem akkurat aufspielenden Tiefmitteltonchassis und dem fein auflösenden Hochtöner durch die der kompakte Lautsprecher in der Lage ist eine wunderbar dreidimensionale Bühne zu erzeugen, in deren Erforschung und akustischer Beobachtung man sich durchaus verlieren kann. Auffällig: der Joy gelingt es auch jetzt Instrumente akkurat voneinander zu trennen und in ihrer richtigen Größe darzustellen. Ein Punkt, der nicht jedem Regallautsprecher gelingt, neigt diese Spezies doch oft dazu Gitarre, Bass und Co. übertrieben groß darzustellen. Das ist hier nicht der Fall, hier stimmen die Proportionen. Ein weiteres Beispiel für die Betriebsamkeit und Agilität der Xavian liefert dann das virtuose Zusammenspiel der ursprünglichen Besetzung der Allman Brothers Band auf ihrem musikalischen Höhepunkt. Festgehalten auf den Alben „At Fillmore East“ und „Eat A Peach“, als die Band ein halbes Dutzend Instrumente einsetzt. Kein Problem für die Joy, die das gesamte Ensemble stimmig anordnet, ohne dabei irgendwen zu bevorzugen oder das musikalische Geschehen auseinanderzureißen.

Besonders stolz ist man bei Xavian auf den selbst entwickelten, 26 Millimeter durchmessenden Hochtöner, der im Klangtest voll überzeugen konnte.
Fazit
Die Xavian Joy ist ein vornehmer Kompaktlautsprecher, wie er im Buche steht: Kompakt, stilvoll, edel, gefertigt aus hochwertigen Materialien, hervorragend verarbeitet und mit erstklassigem Klang gesegnet. Damit und mit dem Paarpreis ab gerade einmal knapp 900 Euro qualifiziert sich die Joy für den anspruchsvollen Musikhörer, der auf luxuriöse Materialqualität und Stil ebenso viel Wert legt wie auf die bestmögliche Klangqualität.
Test & Text: Jonas Bednarz
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

Technische Daten
Modell: | Xavian Joy |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | ab 898,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | 6 Farbvariationen |
Vertrieb: | IAD, Korschenbroich Tel.: 02161 / 617830 www.iad-audio.de |
Abmessungen (HBT): | 305 x 170 x 200 mm |
Gewicht: | 6,9 Kg |
Hochtöner: | 26 mm Ringradiator |
Tief-/Mitteltöner: | 150 mm |
Frequenzbereich: | 55 - 20.000 Hz |
Trennfrequenz: | 3.500 Hertz |
Lieferumfang: | - Xavian Joy - Gewebeabdeckungen - Gummifüßchen - Anleitung |
Besonderes: | - exzellente Materialqualität - integrierte Wandhalter - hervorragende Verarbeitung - solider Grundton - saubere Hoch- und Mitteltondarstellung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |
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