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Standlautsprecher Diesis Aura – Audiophile Ausstrahlung

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Diesis Audio kombiniert bei der Aura ein außergewöhnliches Design mit zwei besonderen Schallwandlungs-Prinzipien: Für den Hochton setzt die italienische High End-Manufaktur auf ein Horn, was eine direkte Ansprache und faszinierende Darstellungskraft verspricht, in den Mitten und Bässen agiert die Aura als Open-Baffle-Lautsprecher, was einen natürlichen, verfärbungsfreien Klang verheißt. Welch mitreißende Wiedergabe diese Kombination bietet, zeigt die Diesis Aura in unserem Test.

Außergewöhnlicher Auftritt: Die Diesis Aura bietet mit ihrer trapezförmigen, leicht geneigten Schallwand, den geschwungenen Wangen, dem applizieren hochglanzlackierten Echtholzpaneel sowie dem aufgesetzten Exponentialhorn eine einzigartige Optik. Rückseitig ist dieser Open-Baffle-Lautsprecher mit einer stoffbespannten schwarzen Blende versehen, die abnehmbar ist.

Außergewöhnlicher Auftritt: Die Diesis Aura bietet mit ihrer trapezförmigen, leicht geneigten Schallwand, den geschwungenen Wangen, dem applizieren hochglanzlackierten Echtholzpaneel sowie dem aufgesetzten Exponentialhorn eine einzigartige Optik. Rückseitig ist dieser Open-Baffle-Lautsprecher mit einer stoffbespannten schwarzen Blende versehen, die abnehmbar ist.

Das Staunen ist quasi schon vorprogrammiert: Wenn der Heidenheimer Vertrieb Ibex Audio unserer Redaktion Testware schickt, erwartet uns stets ein exquisites Produkt einer exklusiven Marke – und diese Audio-Komponente hat das gewisse Etwas. So ist es auch diese Mal: Den beiden fast mannsgroßen, insgesamt 150 Kilo wiegenden Transportkisten entheben wir mit vereinten Redakteurskräften zwei Schallwandler, die nach dem Lüften der samtenen Schutzhüllen für große Augen sorgen. Vor uns steht ein Paar Open-Baffle-Lautsprecher mit einer einzigartigen Optik: Die mit edlem Holz getäfelte, zwei mächtige Woofer tragende Schallwand läuft trapezförmig zu, ihre leichte Neigung und die geschwungenen, sich verjüngenden Wangen intensivieren die dynamische Erscheinung – und auf dieser Stirnseite thront ein markantes, schwarzes Exponential-Horn, dessen Taillierung den Schwung der Schallwand fortsetzt. Was für ein Auftritt!!

Die gesamte Tragstruktur – also Schallwand, Wangen und Fußbereich – ist im wahrsten Sinn des Wortes aus einem Guss: Sie besteht aus Clad 58, einem Verbundwerkstoff, der in verflüssigtem Zustand in eine Form gegossen wird und nach dem Aushärten weitaus fester und schwingungsresistenter als Holz ist. Diese Tragstruktur ist mit schwarzem Ecopelle-Leder überzogen, das aufgesetzte Schallwandpaneel ist hier in Padouk-Holz ausgeführt und mit einem Hochglanzfinish veredelt.

Die gesamte Tragstruktur – also Schallwand, Wangen und Fußbereich – ist im wahrsten Sinn des Wortes aus einem Guss: Sie besteht aus Clad 58, einem Verbundwerkstoff, der in verflüssigtem Zustand in eine Form gegossen wird und nach dem Aushärten weitaus fester und schwingungsresistenter als Holz ist. Diese Tragstruktur ist mit schwarzem Ecopelle-Leder überzogen, das aufgesetzte Schallwandpaneel ist hier in Padouk-Holz ausgeführt und mit einem Hochglanzfinish veredelt.

Typische Außergewöhnlichkeit

Diese Außergewöhnlichkeit ist für Diesis Audio typisch: Die im umbrischen Spoleto ansässige Manufaktur setzt bei ihren Lautsprechern durchweg auf die Verbindung der Horn-Schallwandlung im Hochton und des offenen Dipol-Prinzips für Mitten und Tiefton – und auf ein extravagant-charakteristisches Design, das jeden Lautsprecher sofort als Diesis Audio-Schallwandler ausweist. So präsentierten die Italiener zuerst 2007 die Caput Mundi und nachfolgend dann die imposante Roma als neues Flaggschiff sowie die kleineren Modelle Ludos und Aura. Trotz der engen Verwandtschaft hat jedes Modell seinen eigenen Charakter. So bietet die Aura grundsätzlich das gleiche Know-how wie die Spitzenmodelle, ist allerdings mit spezifischen Lösungen realisiert und kompakter dimensioniert, um die Diesis-Klangkultur auch in kleineren Räumen zu ermöglichen. Kompakt ist allerdings relativ: Die Aura misst stattliche 114 mal 41 mal 30 Zentimeter und bringt satte 55 Kilo auf die Waage – ein erstaunlich hohes Gewicht für einen Open-Baffle-Lautsprecher. Die gehäusefreie Aura hat es also paradoxerweise in sich.

Open Baffle-Prinzip mit monolithischer Tragstruktur

Dies beginnt schon bei der Schallwand-Fuß-Konstruktion: Bestehen Open-Baffle-Lautsprecher normalerweise aus einer senkrechten hölzernen Platte, die die Chassis trägt, und einer zweiten waagerechten Tafel, die den sicheren Stand der Schallwand gewährleistet, so besitzt die Aura eine durchgehend-monolithische Tragstruktur aus Clad 58. Nie gehört? Kein Wunder: Dies ist ein Spezial-Material, das nach den Spezifikationen von Diesis Audio hergestellt wird. Es besteht aus Mineralpulvern, Zement und Spezialharzen. Diese Zutaten werden als flüssige Masse in eine Form gegossen, wo sie sich verfestigen. Der ausgehärtete Solitär zeichnet sich durch eine superbe Steifigkeit und eine hohe innere Dämpfung aus. Er übertrifft damit in puncto Schwingungsresistenz deutlich die Qualität von Holz und ähnlichen Materialien. Dadurch geht noch weniger Schallenergie durch Vibrationen und Resonanzen verloren. Zudem erhöht dies die Klangneutralität, für die Open-Baffle-Lautsprecher per se bekannt sind: Durch die Freiheit vom Gehäuse entfallen die meisten klangverunklarenden Materialschwingungen und die Dröhn-Effekte, die eine geschlossene Box mit ihrem Volumen verursacht.

Für die Mitten und Bässe kommen ein Zehn- und ein Zwölf-Zoll-Woofer zum Zuge. Hier sehen wir den oberen Mitteltieftöner. Er ist wie das Bass-Chassis rückseitig mit dem von Diesis Audio entwickelten Totalfix-System befestigt. Es ermöglicht mechanisch einen optimalen Kontakt und sorgt optisch für eine schraubenfreie Front.

Für die Mitten und Bässe kommen ein Zehn- und ein Zwölf-Zoll-Woofer zum Zuge. Hier sehen wir den oberen Mitteltieftöner. Er ist wie das Bass-Chassis rückseitig mit dem von Diesis Audio entwickelten Totalfix-System befestigt. Es ermöglicht mechanisch einen optimalen Kontakt und sorgt optisch für eine schraubenfreie Front.

Flexibles Front-Design

Ebenso bleiben die Kompressionseffekte aus, weil die Chassis beim Schwingen nicht gegen den Luftwiderstand arbeiten müssen, der sich in einem geschlossenen Gehäuse aufbaut. Das befördert die Dynamik. Der Clad 58-Solitär der Aura bewirkt mit seinen schmalen Wangen eine leichte Lenkwirkung für den rückwärtig abgestrahlten Schall. Dies mindert den akustischen Kurzschluss, der prinzipbedingt an den Rändern der Schallwand im Bassbereich stattfindet. Die gesamte Tragstruktur ist mit schwarzem Ecopelle überzogen, einem hochwertigen, umweltschonend verarbeiteten Leder. Frontseitig veredelt ein hochglanzlackiertes Echtholzpaneel in markantem Padouk unser Testmodell. Als alternative Hölzer bietet Diesis Audio Canaletto-Walnuss und natürliche Eiche an – wahlweise lackiert oder unlackiert. Die Front kann ebenso in Acrylstein realisiert werden oder erhält ein Finish in der favorisierten RAL-Farbe. Schließlich ist Diesis Audio eine Manufaktur, und so ist selbst eine Echtleder-Edition mit roten Zier-Nähten möglich. Das Frontpaneel ist zudem austauschbar, um die Aura an jedes Ambiente anpassen zu können.

Spezial-Fixierung für die Woofer

Die Paneel-Verschraubung ist über die Schallwand-Rückseite realisiert. Diese Schrauben-Unsichtbarkeit befördert das frontale Clean Design. Doch bleiben wir bei der hinteren Seite: Nehmen wir die Stoffblende ab, welche den Rücken der Aura bekleidet, entdecken wir die nächste Diesis-Innovation: das Totalfix-System zur Befestigung der beiden Chassis für Mitten und Bässe. Die Woofer werden nicht einfach und direkt mit der Schallwand verschraubt. Stattdessen sind die Chassis in zwei Vertiefungen der Clad 58-Tragstruktur eingebettet und dann rückseitig mit einer fast ein Zentimeter starken Stahlplatte gekontert. Sie ist über 14 M8-Schrauben mit der Schallwand verbunden. Die hohe Anzahl der Verankerungspunkte soll eine bessere Kopplung der schwingenden Lautsprecher mit der starren Trägerkonstruktion ermöglichen: So übt die Stahlplatte eine beträchtliche elastische Kraft auf die gesamte Oberfläche des Lautsprecherflansches aus und gewährleistet dadurch einen optimalen Kontakt zwischen den Teilen. Ein Kunstleder-Überzug der Stahlplatte und PVC-Abstandshalter zwischen Platte und Tragstruktur sorgen dabei für eine effektive Schwingungsdämpfung und Vibrationsabsorption.

Die Woofer für Mitten und Bässe besitzen eine Membran aus Papier. Dieser Werkstoff bietet sich wegen seines ausgezeichneten Verhältnisses von hoher innerer Dämpfung, geringem Gewicht und großer Steifigkeit an. Um diese zu erhöhen und die Membran noch resistenter gegen Partialschwingungen zu machen, weist der Konus eine Punkt-Prägung und eine radiale Riffelstruktur auf.

Die Woofer für Mitten und Bässe besitzen eine Membran aus Papier. Dieser Werkstoff bietet sich wegen seines ausgezeichneten Verhältnisses von hoher innerer Dämpfung, geringem Gewicht und großer Steifigkeit an. Um diese zu erhöhen und die Membran noch resistenter gegen Partialschwingungen zu machen, weist der Konus eine Punkt-Prägung und eine radiale Riffelstruktur auf.

Woofer mit Größen-Abstufung

Die derart fixierten Woofer stammen von dem Mailänder Traditionshersteller Faital. Der Chassis-Spezialisten liefert Modelle mit Spezial-Spezifikationen für einen optimalen Open-Baffle-Betrieb. Deshalb sind die per Riffelstruktur stabilisierten Papiermembranen von ultrasteifen Sicken eingefasst: Sie kompensieren die fehlende Rückstellkraft, die ein Gehäuse bewirken würde. Die Chassis für Bässe und Mitten sind bei der Aura unterschiedlich groß: Der untere Woofer misst zwölf Zoll und ermöglicht einen Tiefgang bis 42 Hertz. Ab 200 Hertz steigt er langsam aus und überlässt ab hier die mittleren Bässe und die Mitten allein dem darüber positionierten Zehn-Zoll-Woofer, der bis 1.800 Hertz spielt. Diese ungewöhnlich tiefe Trennfrequenz ermöglicht einen präzis-natürlichen Übergang zu den hohen Frequenzen des Tweeters. Damit übernimmt das Horn komplett auch jenen Frequenzbereich zwischen zwei und fünf Kilohertz, in dem unser Ohr besonders empfindlich ist und tonale Brüche sensibel registriert. Aufgrund der außergewöhnlichen Frequenz-Zuständigkeiten, der Woofer-Größenabstufung und der Kombination mit dem Horn-System bezeichnet Diesis die Aura als 2+1-Wege-Lautsprecher.

Horn für den Hochton

Besonderheiten bietet auch der Hochton: Hier agiert ein Ein-Zoll-Kompressionstreiber des Hannoveraner Spezialisten BMS. Er setzt zugunsten größter Transparenz und Dynamik auf ein selbstentwickeltes Treiber-Design, um Klangverfärbungen und Brüche zu vermeiden, welche konventionelle Lösungen mitunter hervorrufen. Diesem Treiber ist nun ein Spezial-Trichter vorgesetzt, der nach den Spezifikationen von Diesis Audio entwickelt worden ist. Diesem Horn attestieren die Italiener eine exzellente Schallabstrahlung. Generell ermöglicht die exponentielle Formgebung eine gute Ankopplung, also einen geschmeidigen Übergang vom Hochdruck im Horn hin zum Normaldruck der Umgebungsluft. Dies ergänzt die grundlegenden Vorzüge der Horn-Schallwandlung: Dank des Trichters, der wie ein Verstärker wirkt, genügt eine kleine, leichte und deshalb agile Membran. Deshalb sind Hörner für ihre Impulstreue und Dynamik beliebt. Sie bieten eine direkte Ansprache und sorgen so für eine faszinierende Darstellungskraft insbesondere von Stimmen und Einzelinstrumenten. Das aufgesetzte Horn unserer Aura besteht aus einem ABS/Fiberglas-Materialmix. Für die Special Edition wird es mit lackiertem Echtholz-Furnier realisiert.

Das aufgesetzte Hornsystem übernimmt ab etwa 1.800 Hertz die Schallwandlung. Die breite und homogene Schallabstrahlung besorgt ein exponentialer Trichter, der speziell für die Aura nach Diesis-Spezifikationen gefertigt wird. Er besteht aus ein Zoll starkem Fiberglas/ABS, für die Special Edition wird er hingegen in hochglanzlackiertem Holz realisiert.

Das aufgesetzte Hornsystem übernimmt ab etwa 1.800 Hertz die Schallwandlung. Die breite und homogene Schallabstrahlung besorgt ein exponentialer Trichter, der speziell für die Aura nach Diesis-Spezifikationen gefertigt wird. Er besteht aus ein Zoll starkem Fiberglas/ABS, für die Special Edition wird er hingegen in hochglanzlackiertem Holz realisiert.

Top-Weiche mit Klang-Abstimmungsmöglichkeit

Damit diese drei Chassis nun stimmig zusammenspielen und das 2+1-Wege-System als homogene Einheit agiert, hat Diesis Audio für die Aura eine beeindruckende Frequenzweiche entwickelt. Die wenigen, aber opulent dimensionierten Komponenten dieser Weiche nehmen den gesamten Bodenbereich des Lautsprechers ein. Hier ist die Weiche auf einer Platte in reiner Freiverdrahtung aufgebaut. Dies vermeidet Klangverschlechterungen durch eine konventionelle Platine. Die verwendeten Bauteile sind, angefangen bei den voluminösen Reinkupferspulen bis hin zu den Draht-Widerständen, von erlesener Qualität. Die Komponenten wurden zudem mit dielektrischem Harz vergossen. So erfüllen sie in puncto Engtolerierung und Zuverlässigkeit Militärstandard. Diesis Audio bietet hier noch ein Zusatz-Schmankerl: Um die Aura auch akustisch an das Ambiente oder die zuspielende Elektronik anpassen zu können, lässt sich pro Lautsprecher ein Weichen-Widerstand gegen den mitgelieferten Wechsel-Widerstand austauschen. Er verändert leicht die Anpassung des Tweeters und damit den Übergang zum Hochton, die eigentliche Abstimmung der Aura bleibt aber erhalten.

Die Frequenzweiche der Aura beeindruckt durch exzellente und opulente Komponenten. Dank dieser Dimensionierung und der großzügigen Bauteilabstände nimmt die Weiche den gesamten Bodenbereich ein. Neben dem Abstand trägt auch der platinenfreie Aufbau in Direktverdrahtung zur Vermeidung gegenseitiger Beeinflussung bei. Im Zentrum ist der wechselbare Widerstand erkennbar: Tauscht man ihn gegen den mitgelieferten Alternativ-Resistor aus, erfährt der Hochton eine klangliche Veränderung. So kann man die Aura an das Ambiente oder die zuspielende Elektronik anpassen.

Die Frequenzweiche der Aura beeindruckt durch exzellente und opulente Komponenten. Dank dieser Dimensionierung und der großzügigen Bauteilabstände nimmt die Weiche den gesamten Bodenbereich ein. Neben dem Abstand trägt auch der platinenfreie Aufbau in Direktverdrahtung zur Vermeidung gegenseitiger Beeinflussung bei. Im Zentrum ist der wechselbare Widerstand erkennbar: Tauscht man ihn gegen den mitgelieferten Alternativ-Resistor aus, erfährt der Hochton eine klangliche Veränderung. So kann man die Aura an das Ambiente oder die zuspielende Elektronik anpassen.

Die Diesis Aura in der Praxis

Da die Aura ein Open-Baffle-Lautsprecher ist, bedarf sie einer sorgfältigen Aufstellung: Dieser Schallwandler-Typ nutzt zur Erreichung eines voluminösen Basses auch den rückseitig abgestrahlten Schall. Er gelangt über die Reflexionen der Wände zum Hörplatz und trifft hier auf den Direktschall. Nun hängt es vom Abstand sowohl zur Rückwand als auch zum Hörplatz ab, ob sich die Bassanteile von direktem und indirektem Schall wie gewünscht addieren oder eine Ausdünnung stattfindet. Wir starten mit einer Distanz von 70 Zentimetern zwischen den Lautsprecher-Vorderkanten und der Wand sowie 2,60 Meter Abstand zum Hörplatz. Das kommt schon gut hin, nach etwas Experimentieren landen wir bei 85 Zentimetern Wandabstand und 2,30 Meter Sofa-Distanz – und hier erleben wir nun jenen besonderen Bass, für den Open Baffle-Lautsprecher bekannt sind. Aufgrund der Gehäusefreiheit entfallen ja mehrere Beeinträchtigungen: die Verunklarung durch das vibrierende Korpusmaterial, die Andickung durch das geschlossene Korpusvolumen und der Kompressionseffekt dieser Kammern, der die Membran-Rückschwingungen bremst.

Mächtige Leichtigkeit im Bass

Diese Freiheit vom Gehäuse zeigt sich akustisch in einer Freiheit des Basses. Das genießen wir bei Donald Fagens „H Gang“. Der exzellent produzierte Song beginnt mit einem Komplett-Einsatz der Band. Freddie Washington zupft dabei das F seine tiefen H-Saite, lässt den Ton stehen – und dieses Frequenzkeller-F hat vollen Schub, wunderbaren Tiefgang und ein beeindruckendes Volumen. Der raumfüllende Bass ist aber trotzdem behände und besitzt eine ungewohnte Leichtigkeit. Das registrieren wir im weiteren Verlauf des Songs, da Washington die Nummer mit einer coolen rhythmisch-melodischen Figur grundiert. Der Bass ist präzise und entschlackt, frei von der Fülligkeit und Bräsigkeit, die wir mitunter von konventionellen Boxen kennen. Diese mächtige Leichtigkeit im Tiefton ist eine echte Erfahrung! Die Entschlackung befördert zudem die Transparenz der Aura. So können wir mühelos die satten Bassdrum-Tritte des Drummers Keith Carlock von Washingtons Bass-Spiel differenzieren, obwohl die Saiten- und Trommelanschläge mit perfektem Timing genau aufeinander liegen.

Die Diesis Aura ist in der Standard-Ausführung mit einfacheren Füßen ausgestattet. Optional bietet Diesis Audio die hier abgebildeten Spezial-Füße an, die ein deutliches Klang-Tuning bewirken.

Die Diesis Aura ist in der Standard-Ausführung mit einfacheren Füßen ausgestattet. Optional bietet Diesis Audio die hier abgebildeten Spezial-Füße an, die ein deutliches Klang-Tuning bewirken.

Freiheit und Luftigkeit

Diese Transparenz wird ebenso durch eine immense Offenheit bekräftigt. Hier zeigt sich der zweite Open Baffle-Vorzug: Die Wiedergabe besitzt eine herrliche Freiheit und Luftigkeit. Das zahlt sich gerade bei dieser mannstarken Besetzung aus: Bei „H Gang“ sind 14 Musiker beteiligt, angefangen von der Rhythmus-Fraktion über die Gitarren- und Tasten-Abteilung bis hin zur Bläser-Sektion. Trotzdem kann sich hier jedes Instrument frei entfalten, ohne von anderen verdeckt zu werden. So spielt das Piano mitunter nur kleine Melodie-Einwürfe, ist aber wegen seines charakteristischen Klangs sofort als Fender Rhodes erkennbar. So ist aus dem dichten Instrumentalsatz selbst jeder Saitenanschlag des kurz eingestreuten, mit dem Handballen abgedämpften und deshalb perkussiv wirkenden Gitarren-Pickings erkennbar. Diese Durchhörbarkeit ist großartig! Dadurch erleben wir einen hochgradigen Detailreichtum. Die Aura bietet jedoch ebenso eine exzellente Räumlichkeit: Zur wunderbaren Weite und Offenheit gesellt sich eine tolle Tiefenstaffelung. Die Musiker können den Platz auf der vor uns aufgespannten imaginären Bühne vorzüglich nutzen.

Die optionalen Spezial-Füße bestehen jeweils aus drei Teilen. Der Tripel-Aufbau aus Holz, Corian und Messing sorgt für eine definierte Ankopplung des Lautsprechers an den Boden und verhindert damit auch eine überbetonte Bass-Wiedergabe.

Die optionalen Spezial-Füße bestehen jeweils aus drei Teilen. Der Tripel-Aufbau aus Holz, Corian und Messing sorgt für eine definierte Ankopplung des Lautsprechers an den Boden und verhindert damit auch eine überbetonte Bass-Wiedergabe.

Überragende Plastizität

Zur Dreidimensionalität gesellt sich nun eine überragende Plastizität. Hier kommt das Horn ins Spiel, das mit seiner Dynamik und seiner direkten Ansprache gerade einzelnen Instrumenten und Stimmen eine fantastische Präsenz verleiht. Das erleben wir besonders intensiv bei der Solo-Gitarre, die die erste Strophe einleitet: Jon Herington spielt seine verzerrte E-Gitarre mit dem Wah-Wah-Pedal, und bei diesen fast gesangartig wirkenden Melodiephrasen haben wir das Gefühl, Herington mit seinem Instrument im Raum zu haben und ihm beim Anschlagen und Ziehen der Saiten förmlich zusehen zu können. Diese physische Präsenz wird nun durch den Gesang getoppt: Donald Fagen steht mit unglaublicher Gegenwärtigkeit in Front seiner Band direkt vor uns. Wir kennen den Song „H Gang“ gut, aber die Intensität des Gesangs ist mit der Aura herausragend: Fagen singt nicht nur vor uns, sondern auch für uns. Wechselt man nun wieder zu einem konventionellen Lautsprecher, wirkt dessen Wiedergabe fast ein wenig anämisch.

Kohärentes Hörerlebnis

So bietet die Aura ein eigenes, lebendiges, ungewohntes Hörerlebnis – und dies in großer Kohärenz. Diese homogene Wiedergabe gelingt auch neben dem zentralen Sitzplatz schon bei geringer Lautsprecher-Einwinklung. Diesis Audio empfiehlt hier maximal zwanzig Grad – ein guter Rat, da die Aura mit ihrem Exponentialhorn auch außerhalb der Achse eine sehr gute seitliche Abstrahlung bietet. Bei der vertikalen Abstrahlung sollte man, falls der Direktschall zu prononciert oder die tonale Balance nicht optimal erscheint, ein wenig mit der Neigung der Lautsprecher oder der Höhe der Sitzposition experimentieren. Wo wir gerade beim Tuning sind: Wir tauschen nun mal unsere bisher verwendeten Standard-Füße gegen die dreiteiligen Spezial-Füße, die eigentlich zur Special Edition-Version der Aura gehören – und so gewinnt die Wiedergabe verblüffend deutlich in allen Belangen. Der Bass besitzt mehr Definition, das Schlagzeug hat mehr Punch, die anderen Instrumente mehr Artikulation – und im Ganzen wirkt die Musik noch dynamischer, frischer und packender.

Die Aura ist mit erstklassigen vergoldeten Klemmen ausgestattet. Dank der getrennten Anschlussbuchsen für Höhen und Mitten/Bässe ermöglicht sie Bi-Wiring und Bi-Amping. Hierfür entfernt man dann die Brücken, die mit dicken Solid Core-Kabeln realisiert sind.

Die Aura ist mit erstklassigen vergoldeten Klemmen ausgestattet. Dank der getrennten Anschlussbuchsen für Höhen und Mitten/Bässe ermöglicht sie Bi-Wiring und Bi-Amping. Hierfür entfernt man dann die Brücken, die mit dicken Solid Core-Kabeln realisiert sind.

Intensiv und innig

Diese Erfahrung machen wir auch mit Musik verschiedener Genres – sei es Bluesrock à la Mighty Sam McClain, sei es Electro Marke Trentemøller, sei es Klassik, wo wir Cecilia Bartoli in der Oper besuchen: Die Weltklasse-Sopranistin singt Händels berühmte Arie „Lascia ch’io pianga“. Hier fallen wieder sofort die Offenheit, die Auflösungsfähigkeit und der Detailreich auf. Vor der Arie herrscht etwas Stille – und so hören wir den Raum: Die Aura macht unser Hörzimmer vergessen und imaginiert die Henry Wood Hall herbei, in der die Aufnahme stattfand. Die Sopranistin und das Orchester setzen nun gleichzeitig ein, abermals sind wir von der Ansprache fasziniert: Cecilia Bartoli, die als Almirena ihre verlorene Freiheit beweint, betört uns mit der Innigkeit ihrer Klage – und mit der Aura klingt ihre Gesang umso anrührender. Beim Orchester wiederum offenbart die Aura umso intensiver den außergewöhnlichen Klang der Academy of Ancient Music: Sie spielt auf historischen Instrumenten, …

Die Woofer sind für den Open-Baffle-Betrieb ausgelegt. Deshalb besitzen sie eine mehrfach gefaltete und steife Sicke. Diese straffe Einfassung kompensiert die fehlende Rückstellkraft, die ein Gehäuse auf die Membran ausüben würde.

Die Woofer sind für den Open-Baffle-Betrieb ausgelegt. Deshalb besitzen sie eine mehrfach gefaltete und steife Sicke. Diese straffe Einfassung kompensiert die fehlende Rückstellkraft, die ein Gehäuse auf die Membran ausüben würde.

Entspannter Musikgenuss

…und so offenbart sich hier eindrucksvoll die Silbrigkeit eines Cembalo und der warme Ton der arpeggiert gespielten Thornbe. Die Wiedergabe punktet auch hier mit Weiträumigkeit, das Orchester nimmt eine herrlichen Breite und Tiefe ein. So ist die Academy als echter Klangkörper erlebbar. Nun tauschen wir an den Lautsprechern die Wechsel-Widerstände aus: Mit den 33 Ohm-Exemplaren klingt es etwas zu spitz, auch S-Laute wirken zu prononciert. Mit den ursprünglich eingesetzten 47 Ohm-Exemplaren hingegen ist die Wiedergabe bei uns wieder stimmig. Das Ergebnis hängt aber vom Raum und von der Elektronik ab. Hier wechseln wir vom Transistor-Verstärker Hegel H360 zum Röhrenverstärker Voxativ T-211. Abgesehen vom völlig anderen, noch wärmeren Klangcharakter, den die Aura als sensibles Instrument prompt aufzeigt, reichen ihr die gerade mal 18 Watt, die der Verstärker leistet. Dabei bemerken wir, auf welch hohem Pegel wir seit geraumer Zeit völlig entspannt die Musik genießen – auch das zeichnet diesen Premium-Lautsprecher aus.

Die Diesis Aura im Hörraum: Hier wird sie von dem Röhrenverstärker Voxativ T-211 angetrieben, als Zuspieler agiert der Symphonic Line „Der CD-Player“ Reference MK 3.

Die Diesis Aura im Hörraum: Hier wird sie von dem Röhrenverstärker Voxativ T-211 angetrieben, als Zuspieler agiert der Symphonic Line „Der CD-Player“ Reference MK 3.

Fazit

Die Diesis Aura ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Lautsprecher: Optisch präsentiert sie sich in einem einzigartigen Design, technisch kombiniert sie mit dem Horn-System für den Hochton und der Open-Baffle-Abstrahlung von Mitten und Bässe zwei besondere Schallwandlungs-Prinzipien. Akustisch führt dies zu einer beeindruckenden Performance: Die Aura liefert eine überaus lebendige Wiedergabe mit packender Dynamik und faszinierende Darstellungskraft. So haben Instrumenten und insbesondere Stimmen eine fantastische Präsenz und Intensität. Dank der offenen Schallwand samt Dipol-Abstrahlung besitzt die Abbildung eine tolle Räumlichkeit mit immenser Offenheit und Luftigkeit. Die Gehäusefreiheit bewirkt zudem einen entschlackten, satten Bass von machtvoller Leichtigkeit. Seine Definierthiet wiederum trägt zur superben Transparenz und Durchhörbarkeit bei. Mit all diesen Meriten und der homogenen Abstrahlung ermöglicht dieser Lautsprecher auch über lange Zeit hinweg einen entspannten Musikgenuss. So bietet die Diesis Aura eine audiophile Ausstrahlung – und macht damit ihrem Namen alle Ehre.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić

Gesamtnote: 100+
Klasse: Luxury-Klasse
Preis/Leistung: angemessen
240107.Diesis-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Diesis Audio
Aura
Produktkategorie:Standlautsprecher
Preise:- Standard (Front-Lackierung in Schwarz oder Weiß, Horn aus Glasfaser/ABS, Tragstruktur-Überzug in Ecopelle, Standard-Füße): 24.800,00 € (zzgl. MwSt) / Paar

- Ausführung mit Echtholz-Furnier-Front: 26.500,00 € (zzgl. MwSt) / Paar

- Special Edition (Front und Horn in lackiertem Echtholz-Furnier, Tragstruktur-Überzug in schwarzem Echtleder mit roten Nähten, Spezial-Füße aus Holz, Corian und Messing): € 29.500,00 € (zzgl. MwSt) / Paar
Garantie:5 Jahre
Ausführungen:- Front:
- Tragstruktur: schwarz
Vertrieb:IBEX Audio GmbH, Heidenheim
+49 7321 25490
ibex-audio.eu
Abmessungen (HBT):1140 x 410 x 300 mm
Gewicht:ca. 55 kg / Stück
Bauart:2+1 Wege, passiv, offene Schallwand, offener Dipol-Lautsprecher mit Exponential-Horn
Hochtöner:1 x 45 mm (Kompressionstreiber mit Exponential-Horn)
Mittelttieföner:1 x 254 mm (Konus-Chassis mit Papier-Membran)
Tieftöner:1 x 300 mm (Konus-Chassis mit Papier-Membran)
Frequenzbereich:- 42 Hz - 23 kHz @ ±3 dB (Herstellerangabe)
- 32 Hz - 28 kHz @ ±8 dB (Herstellerangabe)
Impedanz:6 Ω
Wirkungsgrad:93 dB 2,83 V/m (Herstellerangabe)
Empfohlene Verstärkerleistung:20 - 195 W (Herstellerangabe)
Lieferumfang:- Diesis Aura
- Rückseiten-Blenden (abnehmbar)
- 2 Austausch-Widerstände zur Klanganpassung
- Garantie-Urkunde
- Transport-Kiste (Holz)
Pros und Contras:+ superbe Transparenz und Durchhörbarkeit
+ hochgradiger Detailreichtum
+ überragende Plastizität
+ exzellente Räumlichkeit
+ tolle Tiefenstaffelung
+ lebendige Wiedergabe mit packender Dynamik
+ fantastische Präsenz und Intensität von Instrumenten und Stimmen
+ kohärente Wiedergabe mit homogener Abstrahlung
+ entschlackter, behänder Bass
+ mächtige Leichtigkeit im Tiefton
+ entspanntes, ermüdungsfreies Musikhören
+ Frontpaneel-Gestaltung nach Wunsch des Kunden möglich
+ Austausch-Widerstände zur Klang-Anpassung
+ außergewöhnliches Design
+ superbe Komponenten-Qualität

- Lautsprecher benötigt für optimale Basswiedergabe Platz und sorgfältige Aufstellung
Benotung:
Gesamtnote:100+
Klasse:Luxury-Klasse
Preis/Leistung:angemessen
Getestet mit:- CD-Spieler: Symphonic Line „Der CD-Player“ Reference MK 3, Oppo UDP-203
- Verstärker: Voxativ T-211, Hegel H360
- Signalkabel: Audioquest Black Beaty
- Lautsprecherkabel: Audioquest Rocket 88
- Netzkabel: Audioquest Monsoon

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