Guter Klang zu einem günstigen Preis: Mit diesem Ziel hat Quadral seine Argentum-Reihe entwickelt und zu einer Erfolgsserie gemacht – und zwar als Allround-Familie, deren Mitglieder sowohl im Heimkino als auch an der Hi-Fi-Anlage glänzen. Nun stellen die Hannoveraner die fünfte Generation ihrer Silber-Serie vor. Kann auch diese Neu-Ausgabe im Stereo-Betrieb punkten? Die zweigrößte Schall-Säule der Reihe steht uns im Testraum Rede und Antwort.
Zuerst spricht natürlich die Optik: Die Argentum bleibt sich auch in ihrer neuesten Version treu, sie ist eine sehr klassisch gehaltene, schnörkellose Box, die einzige Verzierung ist eine auf der Font eingelassene Metallleiste, die mit dem Schriftzug und dem Logo von Quadral die Herkunft aus gutem Hause verrät. Diese Edelstahl-Applikation harmoniert mit den metallisch glänzenden Speakern, die ebenfalls das „Quadral-Siegel“ tragen, und den metallgefassten quadratischen Standfüßen. Soweit, so bewährt – doch nun kommt die Argentum in einem neuen Anzug: Der Korpus aus 16-Millimeter-MDF (mitteldichter Faserplatte) hatte zuvor eine Hülle im Holz-Look, die frische Folierung ist hingegen ein seidenmattes, haptisch leicht raues Struktur-Dekor. Die Front dieses Gehäuses ziert eine aufgesetzte, knapp zwei Zentimeter starke Schallwand in Hochglanz-Lackierung, sie verleiht der Argentum den edlen Touch. Quadral bietet die Box in Schwarz oder Weiß an, unser Testmodell strahlt in Weiß, wobei es eine leichte Abstufung des Farbtons vom Korpus über die Front hin zur Lautsprecherabdeckung gibt – die ist auch in Weiß gehalten, ein zusätzlicher Aufwand, der in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist und dankenswerterweise die Schwarz-Weiß-Scheckierung des Schallwandlers verhindert. Die Schutzgitter sitzen auf der Front in vier Aufnahmen, bei abgenommenen Gittern sind diese Halterungen das einzige Detail, das die Aufgeräumtheit der Front durchbricht. Hier wäre ein unauffälliges magnetisches System eine optisch wünschenswerte Lösung, sie würde die Box weiter veredeln, würde den Preis aber vermutlich auch ein Stückchen nach oben treiben.
Zur wertigen Ausstrahlung der Box trägt auch die akkurate Verarbeitung bei: Das Gehäuse ist sauber gefertigt, die Lautsprecher sind bündig eingesetzt, der gute Eindruck setzt sich auch dort fort, wo das Auge nicht hinfällt, auf der Rückseite, wo die Bassreflexöffnungen und das Anschlussterminal sitzen, dazu später mehr.
Nach dieser Nahbetrachtung schauen wir uns den Schallwandler mal aus der Ferne an: Die Argentum macht sich gut im Wohnraum, mit ihren ausgewogenen Proportionen bei einer Höhe von nicht mal einem Meter passt die 570 auch in mittelkleine Räumlichkeiten, und sie spielt sich weder durch ihre Dimensionen noch durch ihr Design in den Vordergrund. Durch die glänzende Front und die metallene Bestückung wirkt sie gerade mit modernen, gradlinigen Einrichtung stimmig.
Silber im Namen, Titan auf den Membranen
Bei aller Kompaktheit: Die 570 ist mit einer Nennbelastbarkeit von 110 Watt das zweitgrößte Familienmitglied der Argentum-Serie, und das sieht man auch an der Chassis-Wahl. In dieser Drei-Wege-Box arbeiten zwei 18-Zentimeter-Wandler mit einem Membran-Durchmesser von 13 Zentimetern – größere Speaker werden in der gesamten Argentum-Familie nicht verbaut. Die beiden Woofer sind baugleich, sie widmen sich in dieser Box aber ganz verschiedenen Aufgaben: Der eine wandelt die Mitten, der andere die Bässe. Quadral hat die Chassis für die neue Serien-Generation überarbeitet. Waren die Polypropylen-Membranen der Tief- und Mitteltöner vorher mit Aluminium bedampft, so besteht die Beschichtung nun aus Titan. Der Metallauftrag sorgt für eine große Resistenz des Konus gegen Verformung, das kommt der Dynamik des Wandlers zugute.
Über diesem Tief/Mitten-Team sitzt der Tweeter, dem Quadral eine Hochton-Wiedergabe bis 35.000 Hertz bescheinigt – also weit mehr, als das menschliche Ohr überhaupt wahrnehmen kann. Der Hochtöner ist als Kalotte ausgeführt, sie besteht aus feinster Seide, und damit dieser leichte, empfindliche Wandler seine Arbeit unangetastet verrichten kann, hat Quadral ihm einen sanft geschwungenen Extra-Schutz spendiert und ihn in eine neue Gehäuse-Geometrie eingelassen, dieser „Hochtonflansch“ soll das Abstrahlverhalten verbessern. Damit sich die drei Lautsprecher bei ihrer Arbeit akustisch nicht ins Gehege kommen, arbeiten sie in eigenen Arealen, der Tweeter in seiner kleinen Metallkapsel, die beiden anderen Woofer teilen sich den „Rest“ des Gehäuses – und damit sind wir schon bei der Rückseite der 570.
Argentum 570: Vorne hui, hinten auch
Wer hinter die Argentum tritt, wird sich wundern Zwei Öffnungen? Ja. Der Tieftöner und der Mitteltöner sitzen nicht nur in einem eigenen Volumen, ihre Kammern haben auch jeweils einen eigenen Zugang für den Luftaustausch. Quadral hat also eine zweifache tonale Abstimmung über das Bassreflex-Prinzip vorgenommen. Die Rohre sind beidseitig mit einer sich erweiternden Öffnung versehen, das begünstigt ein geräuscharmes Strömen der Luft, und hierzu tragen auch die ziemlich glatten Übergänge der einzelnen Rohrteile bei. Das haben wir selbst bei deutlich kostenintensiveren Boxen schon anders erlebt.
Auch das Anschlussfeld ist völlig in Ordnung. Die in das Kunststoff-Terminal eingelassenen Polklemmen haben eine hohe Qualität. Sie sind zwar relativ klein, aber trotzdem sehr gut gängig, alle Kontaktflächen sind vergoldet, die Spannmuttern haben eine freilaufende Andruckscheibe, die dafür sorgt, dass das Kabel beim Anziehen der Schraube nur angepresst wird, nicht aber verbogen und verzogen – das schont Ihre Litze. Maximal vier Millimeter stark kann der Kabeldraht sein, die Polklemmen nehmen aber auch Bananenstecker und Kabelschuhe auf. Die Argentum 570 bietet zwei Polklemmen für den konventionellen Betrieb mit einem Verstärker, Bi-Wiring oder Bi-Amping ist also nicht möglich.
Aufstellung und Audio-Tuning
Bevor es losgeht, hier noch ein paar Tipps der Redaktion. Beachtet man diese, lässt sich die ohnehin exzellente Performance der Quadrals nochmals steigern. Bei der Aufstellung der Argentum sollte man ein wenig ausprobieren, sie zaubert nicht sofort die perfekte Klangbühne in den Raum. In unserem Hörraum haben wir die beiden Boxen bis auf 1,90 Meter zusammengerückt, jetzt stehen die Musiker dort, wo sie hingehören, und damit sie als Band zusammenspielen, haben wir die Boxen einige Grad hin zum Hörplatz eingewinkelt. Dabei stehen sie in einer ordentlichen Entfernung von der Wand, die Distanz beträgt etwa einen halben Meter; ein Mehr an Bass durch eine wandnahe Platzierung braucht die Argentum wirklich nicht, denn diese Box liefert Bass satt. Sie spielt ja auch runter bis 30 Hz, und sie stellt die tiefen Töne mit viel Volumen in den Raum, der Bass wirkt bei uns im Hörraum vielleicht sogar ein wenig überbetont, auch seine Definiertheit ist noch steigerungsfähig. Wir haben die Box deshalb mal stärker vom Boden entkoppelt und damit die serienmäßigen Standfüße unterstützt, die mit ihrer weichen Gummischicht schon für eine moderate Absorption etwaiger Schwingungen sorgen. In diese Serien-Füße sind Gewindebohrungen eingelassen, hier können Spikes eingeschraubt werden. Wir gehen aber einen anderen Weg, wir nehmen Absorber, sie wandeln die Schwingungsenergie in Wärme – und das lohnt sich: Gerade der Bass gewinnt deutlich an Präzision, die gesamte Box an Abstimmung. Hier können Sie mit wenig Geld und Aufwand eine ordentliche Verbesserung erreichen!
Im Klang-Meer
So macht nun der Hörtest Spaß, denn jetzt hat auch die zarte Stimme von Matilde Davoli den gebührenden Raum im Klanggefüge. Die Sängerin erhebt sich über die erdige, raumgreifende Bassdrum und auch über den Klang- und Geräusch-Teppich ihrer Band Pillow, dies ist ein Seitenproject von Luca Di Mira, dem Keyboarder der italienischen Postrock-Giganten Giardini Di Mirò. „Song For Beginning“, der Opener des Albums Flowing Season, verführt dann auch direkt dazu, die Augen zu schließen und zu genießen, die Argentum versilbert den ätherischen Klang des Gesang und lässt uns in dem ruhigen Musikstrom von Gitarre, Keyboard und Co. mitfließen. Er mündet „In The Deep Sea“, einem von Soundflächen, Samples und Störgeräuschen durchzogenen Klang-Meer. Die düstere Atmosphäre arbeitet die Argentum sehr schön heraus: Wir ziehen mit ihr durch die verschieden großen Hallräume der Aufnahme, das ist durchaus irritierend, weil dem Ohr ständig neue Orte vorgegaukelt werden. Diese Illusion gelingt der 570 sehr gut, hier beweist der Hochtöner wieder seine Fähigkeit zu einer detailreichen Abbildung. Unter diesen „Räumen“ liegen nun als Kontrast die klinisch-kalten Sounds einer trockenen Beatbox – und die setzt die Argentum mit der gebührenden Kühle und Nüchternheit um. Das fällt im weiteren Hörtest auf: Die Argentum ist kein wärmender Klangherd, kein Weichzeichner. Sie ist eher zupackend, neben dem Bass glänzt sie mit einer schönen Brillanz bei der Wiedergabe. Dafür haben wir das ideale „Futter“: Der senegalesische Sänger und Gitarrist Magou macht mit Dakar Transit auf seinem Debütalbum „Africa Yewul“ Ethno-Pop mit feinstem Schlagwerk, und bei Stücken wie „Mbegel“ und „Ling Ling“ fackelt die 570 das perkussive Feuerwerk der Combo in unserem Hörraum ab! Der Rhythmus-Teppich des Ensembles ist faszinierend, und die agile Argentum liefert die natürliche Knackigkeit von Kalebasse und Tama. Auch die reibende, aber immer gefühlvolle Stimme von Magou ist in dieser dichten Wiedergabe gut eingebettet.
Dichte – das ist ein weiteres akustisches Kennzeichen der Argentum 570: Sie liefert ein kompaktes, konzentriertes Klangbild. Die legendäre „Just One Night“-Aufnahme von Eric Clapton zeigt uns dadurch eine nah beieinander agierende Band, der Bluesrock wirkt dadurch besonders intensiv. Die Konzentration bekommt auch manchem Klangkörper gut: Das Orchester der Wiener Staatsoper unter Riccardo Muti hat kürzlich eine überraschend flotte Ouvertüre zu Mozarts „Figaro“ eingespielt, die Aufnahme zeichnet sich weniger durch eine außerordentliche Räumlichkeit aus, sondern durch das kraftvolle Musizieren des fast schon monolithisch wirkenden Orchesters. Diese Kraft lässt uns die Argentum spüren, und gerade bei hoher Lautstärke kann man Dank der 570 attestieren: Muti hat auch mit über 70 Jahren noch die Muskeln, eine starke Ouvertüre forsch zu interpretieren! Wir machen mit forscher Musik weiter: Die britische Prog-Metaller von Tesseract servieren auf ihrem Zweitling „Altered State“ melodiöse und zugleich sehr komplexe Songs. Bei Titeln wie dem epischen „Exiled“ macht es mit der 570 richtig Freude, gerade am Ende den unglaublich verfrickelten Ideen zuzuhören, die Schlagzeug und Bass mit reichlich Druck abliefern. Über diesem Rhythmusgeflecht liegt ein himmlisch reines Saitenspiel, darüber schiebt sich aber bald eine schmutzige E-Gitarre, das musikalischen Geschehen wird also zunehmend komplizierter – aber die Argentum lässt uns immer noch die einzelnen Fäden des Geflechts erkennen, sie liefert einen stabilen Klang-Stoff ohne Ausfransungen. Und dieses Gewebe ist auch mit hohen Pegeln strapazierbar, die 570 erweist sich in der Klangkette nämlich als absolut belastbarer Spielpartner.
Fazit
Die Argentum 570 ist als Allrounder gedacht: für den Heimkino-Bereich, aber auch für den HiFi-Einsatz – und hier, als reine Musikbox im Stereo-Betrieb, macht sie eine richtig gute Figur. Die Argentum spielt brillant und bassstark, sie liefert ein konzentriertes, klares Klangbild und besitzt die Kraft, ihren Idealen auch bei großen Lautstärken treu zu bleiben. Mit Blick auf den Preis ist die Verarbeitung sehr gut und die Wiedergabequalität ausgezeichnet. Quadral bleibt damit dem Ziel der Serie auch in der fünften Generation treu: Die Argentum 570 liefert viel Klang zu einem fairen Preis.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut

Technische Daten
Modell: | Quadral Argentum 570 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 399,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre (bei Registrierung) |
Ausführungen: | - weiss - schwarz |
Vertrieb: | Quadral, Hannover Tel: 0511 / 7 90 40 www.quadral.com |
Abmessungen (HBT): | 960 x 185 x 290 mm |
Gewicht: | 15,2 Kg / Stück |
Hochtöner: | 25 Millimeter (Seidenkalotte) |
Mitteltöner: | 180 mm (Polypropylen, Titanbedampfung) |
Tieftöner: | 180 mm (Polypropylen, Titanbedampfung) |
Prinzip: | Drei-Wege, Bassreflex |
Lieferumfang: | - Argentum 570 - Gewebeabdeckungen - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis - Zwei Bassreflexöffnungen - weiße Abdeckung für die weiße Ausführung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | ausgezeichnet |
Der Beitrag Quadral Argentum 570 – Klingendes Silber mit titanischen Wandlern erschien zuerst auf lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN.